Aktiv Reisen ist aktuell unmöglich. Ein Grund mehr, jetzt zu träumen und Pläne für einen Besuch der schönsten Destinationen für die Zeit nach Corona zu schmieden.
Kulturliebhaber, Architekturbegeisterte und nicht zu vergessen Kaffee-Enthusiasten – sie alle fühlen sich in Wien heimisch. Die österreichische Metropole ist eine jener Städte, die genau um ihren Charme wissen, ihn aber nicht immer und für jeden gleich herausrücken. An einem Genießer-Tag verbinden Besucher das Beste aus luxuriösen Hotels, kulturellen Highlights und kulinarischem Vergnügen. Wer wenig Zeit mitbringt, ist mit einem ausgeklügeltem Tages- oder Wochenendplan gut beraten.
Einchecken im Hotel Kempinski Palais Hansen
Das in meinen Augen prachtvollste von vielen grandiosen Fünf-Sterne-Häusern in Wien ist das Kempinski Palais Hansen. Die klassizistische Prachtfassade gehört zum noblen Antlitz des Prachtboulevards Ringstraße. Ursprünglich 1873 für die Weltausstellung in Wien erbaut, hat das Haus in seinem Inneren heute modernes Design und Luxushotellerie auf dem neuesten Stand zu bieten – und mit dem Sternerestaurant Edvard auch eines der kulinarischen Highlights von Wien.
Eine tolle, wenn auch etwas weniger exklusive Alternative ist das Hotel Grand Ferdinand Vienna mit seinem aufregenden Dachpool – leider fühlen sich die Mitarbeiter hier manchmal ein bisschen zu sehr K&K. Günstiger und durch und durch kosmopolitisch bietet das 25hours im Museumsquartier Digital Natives eine standesgemäße Bleibe.
Und seit April 2019 kommen Kunstsinnige im Andaz Vienna Am Belvedere auf ihre Kosten: Außen hypermodern, innen mit lokaler Kunst, Design und kosmopolitischem Touch versehen, macht das Luxus-Lifestyle-Hotel vieles anders als die Konkurrenz. Traditionalisten bleibt jedoch die Wahl zwischen dem Inbegriff der Wiener Gastkultur, dem Hotel Sacher, dem aktuell vielleicht besten Hotels Europas, und dem Imperial mit der Eleganz des 19. Jahrhunderts – hier bringt der Butler die Zeitung noch handgebügelt ans Bett.
Laufen wie ein Kaiser
Da Wiens Straßen im Vergleich zu vielen anderen Metropolen vergleichsweise großzügig gebaut und wenig überlaufen sind, ist das Laufen in dieser Stadt fast überall leicht möglich und eine Wohltat für verkehrsgeplagte City-Jogger. Zudem ist die österreichische Hauptstadt relativ grün und bietet mit ihren vielen Parkanlagen unzählige Möglichkeiten für kürzere und längere Strecken. Wenn ich mich in der Innenstadt aufhalte und nur eine Morgenrunde drehen möchte, laufe ich am liebsten entlang des Donau-Kanals stadtauswärts, also immer flussabwärts vorbei an Graffiti und noch schlafenden Strandbars.
Kunst und Kultur auf Rädern
Wie in Paris ist mir auch in Wien das Fahrrad das liebste Fortbewegungsmittel, um die historische Altstadt entspannt und doch flexibel zu erkunden. Ein Muss ist natürlich der Stephansdom – das Wahrzeichen einer Stadt, die an Bauikonen reich ist. Zu Ostern 2020 erklang die restaurierte Orgel exakt 75 Jahre nach ihrer Zerstörung erneut.
Einen Besuch wert ist auch die Spanische Hofreitschule, die älteste Reitschule der Welt. Mehr noch als dem Touristenstrom zu folgen lohnt sich allerdings der Weg in den Park hinter der Schule. Denn dort haben die edlen Pferde freien Auslauf und können ganz aus der Nähe betrachtet werden.
Wer eine kleine Fahrradtour im Anschluss nicht scheut, dem empfehle ich einen Abstecher zum Palais Schwarzenberg im 3. Bezirk, einem der bedeutendsten Barock-Bauten in Wien. Die Gartenanlage, ein italienisch-französischer Terrassengarten aus dem späten 17. Jahrhundert, lädt nicht zuletzt mit seinen faszinierenden Skulpturen zu einem Spaziergang auf den Spuren der Vergangenheit ein.
Lunch im Patara
Meine Lunch-Empfehlung, das Patara Fine Thai Cuisine, liegt sehr prominent mitten in der Wiener Innenstadt nur drei Gehminuten vom Stephansdom entfernt am Petersplatz. So verlängert sich das Sightseeing noch weiter.
Und auf dem Teller: Das Patara hat als eines von wenigen thailändischen Restaurants in Europa eine 14-Punkte-Wertung von Gault Millau. Das ist besonders für die lange Zeit sträflich unterschätzte Thai-Küche eine echte Leistung. Die Einrichtung ist typisch Thai – nicht typisch Asia-Bude, sondern tatsächlich wie in Bangkok. Das grüne Curry und der Wolfsbarsch (leichte Fusion im japanischen Tempura-Teig) haben es mir besonders angetan. Auch der Service ist bestens informiert und sehr zuvorkommend.
Schwimmen an der alten Donau an warmen Tagen
Im Sommer offenbart sich ein weiterer, oft übersehen Vorteil von Wien: In wenigen Hauptstädten Europas liegt das Badevergnügen so nah an der Innenstadt wie hier. Sowohl an der Alten wie auch an der Neuen Donau gibt es zahlreiche offizielle Strandbäder und Badestege mit ganz unterschiedlichem Charakter.
Allerdings sind sehr viele Badestellen, vor allem an der „Neuen Donau“, stark mit Wasserpflanzen bewachsen und deshalb nichts sehr gut zum Schwimmen geeignet. Die Badestellen ohne viel Bewuchs sind daher Gold wert. Mein persönlicher Favorit ist der Steg am Kagraner Uferplatz, der auch über eine Liegewiese und Wiesenterrassen verfügt. Zum einen gehört er zu den weniger bekannten und deshalb weniger überlaufenen Badeplätzen der Stadt. Zum anderen ist er ideal für Radfahrer und Sportbegeisterte wie mich, denn er ist direkt an das umfangreiche Radwegnetz, eine Zielanlage und eine Tribüne für Ruderer angebunden.
Süße Versuchungen an kalten (und natürlich auch an warmen) Tagen
Ist es ein Klischee, ein Stück Sachertorte im Hotel Sacher zu essen? Natürlich. Aber schließlich beschwert sich auch niemand, wenn Sie in New York bei Tiffany frühstücken. Die Sachertorte gehört zum Wien-Besuch nun mal dazu. Das Hotel Sacher ist – wie übrigens auch das Hotel Sacher in Salzburg – immer einen Besuch wert. Das Café Sacher im Erdgeschoss zeigt auch fast anderthalb Jahrhunderte nach seiner Eröffnung noch immer Kaffeehäusern überall auf der Welt, wie es richtig geht: Mit klassischem Original-Interieur, Hauszeitung am Stock und einer Gastkultur, die genauso schnöselig ist wie liebenswert. Und die einzige hundertprozentig echte Sachertorte gibt es nun einmal nur hier …
Noch mehr süße, aber auch herzliche Versuchungen gibt es von Montag bis Samstag auf dem ebenfalls weltberühmten Naschmarkt, dessen Geschichte bis ins 18. Jahrhundert zurückreicht. Aufgrund seines Namens wird der weitläufige Delikatessenmarkt noch immer oft unterschätzt, denn hier gibt es weitaus mehr als Naschereien: Händler mit ungarischen, russischen, indischen und vietnamesischen Produkten machen ihn zu einem Mekka auch für Hobby-Köche und Streetfood-Lover. Toll für eine Brotzeit mit Einheimischen: eine „Jausenplatte“ mit österreichischen Qualitätsweinen bei Urbanek am Stand 46.
Dinner Indoor und Outdoor
Einer der größten Vorteile Wiens sind die kurzen Wege. Mit dem Taxi (empfehlenswert, denn gleich fließt Alkohol) dauert es höchstens eine halbe Stunde bis zu den Heurigen am Nussberg am Rande Wiens. Der Name „Heuriger“ kommt übrigens vom Wort „heuer“, was so viel bedeutet wie „dieses Jahr“. In den Heurigen wird nämlich der diesjährige Wein ausgeschenkt – aber längst nicht mehr nur der. Mein Favorit ist „Die Buschenschank“ des Weinguts Wieninger mit ihrer großzügigen „Meeresterrasse“ mitten im Weinfeld und ihrem sensationellen Ausblick auf die Stadt: Eindrucksvoll versinkt die Sonne hinter der Silhouette Wiens, das sich in seiner ganzen Schönheit zu Ihren Füßen erstreckt.
Zu seinen eigenen, ausgezeichneten Weinen serviert Fritz Wieninger kalte Speisen auf hohem Niveau – ein perfektes, herzhaftes und doch nicht zu schweres Dinner zum Wein mit hohem Genussfaktor an der frischen Luft. Besonders bei warmem Wetter ist ein Heurigen-Besuch eine märchenhafte Erfahrung, die man so nur in Wien machen kann. Doch die gemütlichen Weinstuben sind mit ihrer urigen Kuschelatmosphäre auch im Winter ein Erlebnis; bei Wieninger etwa sitzt man dann in einem nagelneuen, auffälligen Lärchenholz-Kubus inmitten der Reben – allerdings nur am Wochenende. Reservierung, wie bei Heurigen, dringend empfohlen, denn hier lassen es sich auch die Einheimischen gut gehen!
Und wer den vielleicht besten Koch Österreichs erleben will, der reserviert bei Juan Amador. Sich diese Kulinarik entgehen zu lassen, kommt einer Sünde gleich.
Absacker auf dem Dach
Elegante Bars gibt es viele in Wien – doch nirgendwo klingt der Abend stilvoller aus als im Kleinod. Wenn aus dem Absacker eine Partynacht wird, ist auch das kein Problem: Die Nächte hier in der Singerstraße im Herzen von Wien sind lang. Bei warmem Wetter bietet das Sonnendeck mit eigener Bar auf dem Dach einen grandiosen Blick über Wien bei Nacht – die perfekte Abrundung auch für einen romantischen City-Trip zu zweit.