Wer es sich leisten kann, erlebt hier die stilvolle Lässigkeit von Saint Tropez

Die Villa Belrose in Saint Tropez gehört zur Althoff Collection und wird seit 24 Jahren von Direktor Robert van Straaten geleitet. (Foto: Andreas Stenger)

Es ist die Sommerdestination der Reichen und Schönen: In Saint Tropez an der Côte d’Azur ist der Luxus zu Hause. So auch im Hotel Althoff Villa Belrose. Dennoch herrscht hier eher ein lässig-sommerlicher Lifestyle. Jackett trägt hier niemand. Auch unser Autor nicht.

Kaum ein Prominenter, kaum ein gekröntes Haupt, das hier noch nicht ein Glas Champagner trank und übers Meer blickte. In Saint Tropez an der Côte d’Azur ist der Luxus zu Hause. Im Hafen liegen nur die teuersten, elegantesten und größten Yachten, an den Handgelenken ihrer Eigentümer prangen wertvolle Uhren.

Ich kann es nicht anders sagen, ich liebe Saint Tropez. Das einstige Fischerdorf ist eine natürlich gewachsene Stadt, so ganz anders als Cannes, das zur Messestadt avancierte, oder Nizza, das heute einer Industriestadt gleicht. Hier ist das alte Geld Frankreichs zu Hause. Die Neureichen tummeln sich eher in Monte-Carlo. Entdeckt haben die Côte d’Azur am Ende des 19. Jahrhunderts die Künstler. Maler wie Matisse, Signac oder Bonnard liebten – zu Recht – das Licht und die Atmosphäre. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg avancierte Saint Tropez zum Urlaubsort für die Oberschicht und wurde geprägt von Jetset-Ikonen wie Gunter Sachs und Brigitte Bardot.

Eine gute Stunde dauert die Fahrt vom Flughafen Nizza zu meinem Hotel in Saint Tropez. Der Geschäftsführende Gesellschafter der Althoff Gruppe, Frank Marrenbach, hat mich motiviert, diese Reise anzutreten. Frank kann man wirklich nichts ausschlagen. Er ist Vollblut-Hotelier mit Weitsicht.

In Saint Tropez leben die Reichen und Schönen - hinter hohen Zäunen oder in der Villa Belrose. (Foto: Andreas Stenger)

Vor lauter Grün sieht man die Häuser kaum

Die Strecke zur Althoff Villa Belrose ist traumhaft, sie führt lange an der Küste entlang und ich kann das legendäre Licht genießen. Die Villa Belrose liegt allerdings nicht unten am Meer, sondern weiter oben am Berg, mit dem besten Blick. Die Straße hinauf führt durch ein teures Wohngebiet. Vor lauter Grün sieht man die Häuser kaum, aber ich weiß, dass hinter all den hohen Zäunen und Hecken viele Promis und Superreiche wohnen. Zumindest im Sommer, denn in den Wintermonaten, von November bis April, regnet es viel an der Côte. Dann fahren die meisten Restaurants, Bars und Hotels den Betrieb runter oder schließen ganz. Dann ist St. Tropez wieder ein verlassenes Dorf. Die Hoteliers müssen ihr Geschäft also in der warmen Jahreszeit machen.

Aber das schaffen sie ganz gut – mit Durchschnittsraten von über 1000 Euro. Dieser Winterregen ist es aber auch, der Saint Tropez im Sommer so unglaublich grün macht. Ich finde das herrlich.

Die Villa Belrose gehört zur bekannten Althoff Collection. Direktor ist der Niederländer Robert van Straaten. Seit 30 Jahren arbeitet er bei Althoff und seit ganzen 24 ist er verantwortlich für die Villa Belrose. Solch eine Kontinuität in der Chefetage erlebe ich selten. Van Straaten ist Hotelier aus vollem Herzen. Er hat Spaß an und bei der Arbeit, lacht den ganzen Tag und lässt es sich nicht nehmen, seine Gäste auch mal selbst hinunter an den Strand zu fahren – auch wenn sein Concierge das nicht ganz so gern sieht. Immer ist er am Ball, will sich und das Hotel verbessern. So viel Kraft und Energie gepaart mit Lebensfreude und Liebenswürdigkeit – das beeindruckt mich sehr.

Natürlich lebt die Villa Belrose vor allem von ihm, es gibt viele Stammgäste. Vor allem die Vision von Thomas Althoff spielte eine erhebliche Rolle beim Aufstieg des Hotels. Es ist sehr beeindruckend, was Althoff hier alles erreicht hat. Zuerst hat die Althoff Gruppe das Belrose nur geleitet, dann gekauft und schließlich wurde mit sehr viel Mut schlau investiert. Heute ist das Haus eine der feinsten Adressen an der Côte d’Azur, in dem sich auch die Stars und Sternchen wohlfühlen.

In Saint Tropez leben die Reichen und Schönen - hinter hohen Zäunen oder in der Villa Belrose. (Foto: Andreas Stenger)

Residenzvillen locken mit Privatsphäre und Sicherheit

Interessant vor allem für diese Prominenten ist das angeschlossene Althoff Bellevue Villa Rental: 16 private Residenzvillen, die neben dem traumhaften Ausblick aufs Meer eben auch ganz viel Privatsphäre und Sicherheit bieten. Dazu kommen ein eigener Pool in jeder Villa, geschmackvolles Interiordesign und wertvolle Kunst an den Wänden. 800 bis 1000 Euro kostet hier eine Nacht pro Schlafzimmer. Das klingt teuer, für Saint Tropez ist das aber wirklich nicht besonders viel, schon gar nicht für eine Privatvilla.

Die 40 Zimmer und Suiten der Villa Belrose sind top renoviert, farbenfroh eingerichtet, sie haben luxuriöse Bäder, großzügige Terrassen und ebenfalls diesen herrlichen Blick ins üppige Grün, in den Garten und hinaus auf das in der Sonne glitzernde Meer. Natürlich spielt die Kulinarik eine wichtige Rolle im Belrose, schließlich sind wir in Frankreich. Vor zwei Jahren beauftragte Van Straaten daher einen bekannten Koch: Duc Ngo aus Berlin. Eine ungewöhnliche Wahl, von der ich nicht gedacht hätte, dass sie funktioniert. Doch ich werde eines Besseren belehrt. Der gebürtige Vietnamese erfüllt seinen Beratervertrag als externer Küchenchef bis heute zur vollen Zufriedenheit aller Beteiligten. Er ist ein Meister der Vorspeisen, ein wahrer Gott der vietnamesischen Frühlingsrollen (Nems) und er macht Ceviche, wie ich es bisher nur in Peru genießen konnte.

Die Hauptgänge überlässt er seinem lokalen Kollegen, und das ist gut so. Ngo ist in der Lage, Geschmäcker zu erkennen, zu analysieren und genauestens umzusetzen. Seine Kreationen sind die perfekte Ergänzung zur französischen Küche von Jimmy Coutel, der die Küche vor Ort leitet. Kurz: Das Essen ist hervorragend. Und dieser köstliche Schuss Internationalität tut eben auch der französischen Küche mal ganz gut.

Die schön renovierten Zimmer in der Villa Belrose haben luxuriöse Bäder und eine Aussicht in den Garten und aufs Meer. (Foto: Andreas Stenger)

“… und ewig lockt das Weib”

Am Nachmittag fahre ich an den Strand. Ich will den berühmtesten Beachclub der Welt kennenlernen, den Club 55. 1954 kaufte das Ehepaar de Colmont, Ethnologen und Dokumentarfilmer, ein Häuschen am Strandabschnitt Pampelonne. Im Jahr darauf, 1955, drehten Brigitte Bardot und Curd Jürgens den Film “… und ewig lockt das Weib” quasi vor der Haustür der de Colmonts. Und da man ja sozusagen Kollegen war, lud Madame die Filmcrew regelmäßig zum Mittagessen zu sich ein. Der legendäre Club 55 war geboren.

Heute führt der Sohn, Patrice de Colmont, den Strandclub. Geöffnet ist er allerdings nur noch bis 18 Uhr. Dafür sind die Gäste immer noch recht illuster. Otto Normalurlauber ist herzlich willkommen. Aber: Wer sich einmal danebenbenommen hat, dem wird der Eintritt künftig verwehrt – und das kann auch mal die eine oder andere prominente Person treffen.

Am Pool der Villa Belrose lässt es sich ebenso gut entspannen wie am Strand, wo allerdings die legendäre Beachbar Club 55 auf ihre Gäste wartet. (Foto: Andreas Stenger)

Dass in Saint Tropez nicht alles perfekt ist, erlebe ich am folgenden Tag: Im designten Hotel de Paris, unweit des Hafens, möchte ich einen Kaffee trinken. Da der Akku meines Handys fast leer ist, bitte ich den Concierge, mir ein Ladekabel zu leihen. Mit hochgezogener Braue blickt er mich an und teilt mir mit, dass ich mein Telefon höchstens bei ihm lassen könne zum Aufladen. Ausleihen gehe nicht, da viele Gäste das Kabel mitgehen lassen. Für mich ist das keine Option, denn ich muss noch ein paar Mails beantworten. Der Concierge, übrigens Mitglied von Les Clefs d’Or, vermittelt mir das Gefühl, ein potenzieller Dieb zu sein. Äußerst unangenehm. Hier dient mal wieder der Gast dem Prozess und nicht der Prozess dem Gast, wie es eigentlich sein sollte. Ich verabschiede mich und trinke meinen Kaffee lieber mit Direktor Van Straaten auf der Terrasse der Villa Belrose.

Althoff Villa Belrose

Resort Name: Althoff Villa Belrose, Saint Tropez
Land: Frankreich
Region: Côte d‘Azur
Beste Reisezeit: Mai bis Oktober
Zielflughafen: Nizza (NCE) Transfermittel: Mietwagen
Transferzeit: 1,5 Stunden vom Flughafen
Zimmerpreis pro Nacht: Ab 1100 Euro
Besondere Empfehlung: Gönnen Sie sich ein Mittagessen oder einen Drink am Nachmittag in der legendären Beachbar Club 55.

 

Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):

1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung

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