In Zeiten von Klimawandel und gekündigten Umweltschutz-Abkommen legen immer mehr Reisende Wert darauf, dass ihr Urlaub den Planeten möglichst wenig belastet. Sowohl regionale Anbieter als auch große Hotelketten, stellen sich zunehmend auf dieses Bedürfnis ein – und geben damit einen Ausblick in eine bessere Zukunft der Hotellerie. In den nachhaltigsten Hotels der Welt sind Luxus und ein gutes ökologisches Gewissen schon heute kein Widerspruch mehr.
Karijini Eco Retreat, Australien
Wenn man sich anschaut, was manche Hollywood-Stars so unter Glamping verstehen, geht dabei der ökologische Grundgedanke des „glamourösen Campings“ eher unter: Naturnah, aber doch komfortabel reisen – ohne den katastrophalen ökologischen Fingerabdruck einer Ressourcenschleuder, wie viele traditionelle Luxushotels es leider noch immer sind.
Das Karijini Eco Retreat im spektakulären, rauen äußeren Westen Australiens landet deshalb ganz oben auf meiner Liste, weil es hohen Komfort und einen winzigen ökologischen Fußabdruck zu kombinieren weiß. Tatsächlich fragt sich, ob das noch Glamping ist oder eigentlich schon eine Art Hotel: Die Deluxe-Eco-Tents haben mit Zelten eigentlich nur noch von außen etwas gemeinsam. Innen gibt es ein komfortables Doppelbett und sogar ein vollständiges En-Suite-Bad! Die Innenräume sind darüber hinaus schicker designt als in manchem „echten“ Hotel.
Mein Highlight sind die Decks zu beiden Seiten des Zelts: Hier mitten im Herzen der Natur im zweitgrößten Nationalpark Australiens zu sitzen und die Natur in sich aufzusaugen ist der ideale Reminder, warum ökologisch bewusstes Reisen eine sinnvolle Entwicklung ist: Dieses Fleckchen Erde ist so schön, dass es man es um jeden Preis bewahren möchte.
Was mich am Kariniji Eco Retreat besonders beeindruckt hat ist, dass ich gar nicht so viel vom winzigen ökologischen Fußabdruck merke. Die Textilien sind aus 100 Prozent Baumwolle – und extrem angenehm in der Wärme. Die Klimatisierung ist natürlich – auch hier spüre ich als Gast aber keinen großen Unterschied. Und der Boden des Zelts besteht aus natürlichen Hölzern, um das Ökosystem so wenig zu stören wie irgend möglich. Nur bei der Stromversorgung habe ich zu spüren bekommen, dass ich mich in einem hochgradig umweltfreundlichen „Hotel“ befinde: Der Strom reicht gerade mal, um das Handy und die Akku-Laternen aufzuladen, die das Zelt nachts beleuchten, denn der Strom wird rein aus der Solaranlage des Zelts gespeist. Ein geringerer ökologischer Fingerabdruck bei trotzdem hohem Komfort als in diesem Retreat ist kaum möglich. Für mich zugegebenermaßen sehr gewöhnungsbedürftig – irgendwie aber auch sehr lehrreich. Denn es erinnert mich daran, wie sehr ich inzwischen von der Technologie abhängig bin.
Das Beste: Das Retreat gehört zu 100 Prozent einer Organisation, die sich für die Rechte der Aborigines einsetzt. Die Preise beginnen bei ca. 200 Euro pro Nacht.
Gili Lankanfushi, Malediven
Gili Lankanfushi liegt in den östlichen Malediven. Es ist eines der luxuriösesten Resorts der Inselgruppe südlich von Sri Lanka, gleichzeitig aber auch eines der nachhaltigsten.
Das Resort besteht aus den für die Malediven typischen Spitzdach-Villen, die auf Stelzen direkt über dem türkisblauen Wasser gebaut sind. Schon die Baumaterialien sind vollständig natürlich und haben deshalb keinerlei schädliche Auswirkungen auf das Ökosystem. Hinzu kommt, dass das Holz weitestgehend aus nachhaltiger Forstwirtschaft bezogen wurde.
Das gesamte Management des Resorts ist auf Nachhaltigkeit ausgerichtet. So wird jeglicher Biomüll – und davon fällt in einem Resort eine Menge an – vollständig kompostiert und in den Resort-eigenen Gärten verwendet, wo auch Teile der in den Restaurants verwendeten Nahrung angebaut werden. Durch die Verwendung von Glasflaschen und Baumwolle wird weitestgehend auf Plastik verzichtet. Auch die Energieeffizienz folgt strengen Standards, die wie der gesamte ökologische Fingerabdruck des Resorts von der unabhängigen Organisation EarthCheck regelmäßig überprüft werden.
Am besten gefällt mir jedoch, dass das Resort sich auch um die Verbreitung nachhaltigen Denkens und Handelns bemüht: Regelmäßig werden Kinder aus den örtlichen Schulen eingeladen und bekommen die Öko-Praktiken des Resorts erklärt, um früh ein Gefühl für die Bedeutung von Nachhaltigkeit zu entwickeln.
Auch als Gast von Gili Lankanfushi kann man sich in dieser Hinsicht weiterbilden: Auf der Insel gibt es eine meeresbiologische Forschungseinrichtung, die eine spektakuläre, sehr gastfreundliche Naturerfahrung mit Aufklärung über Umweltthemen kombiniert.
Doch auch durch den Aufenthalt im Resort selbst habe ich viel gelernt: Die Angestellten sind gut geschult und geben ihr Wissen auf Nachfrage gern weiter. Im Gespräch spürt man, dass ihnen die Mission des Resorts am Herzen liegt – was sich ganz nebenbei natürlich auch positiv auf meine Gasterfahrung auswirkt. Ich habe mich deshalb gleich doppelt wohl gefühlt: guter Service und gutes Gewissen.
Mandarin Oriental, Las Vegas
Ja, richtig gelesen: Auch den luxuriösesten Hotelketten der Welt ist das Schlagwort Ökologie längst nicht mehr fremd.
Mit der Naturnähe und dem minimalen Fingerabdruck eines Zelts im Nationalpark kann eines der größten und komfortabelsten Hotels in der Hauptstadt der Verschwendung natürlich nicht mithalten. Doch das Mandarin Oriental gibt sich alle Mühe, vor allem bei den täglich am stärksten strapazierten Ressourcen so viel zu sparen wie möglich. Hier ist es eine Vielzahl kleiner Veränderungen im Alltag, die in Summe wirklich einen großen Unterschied machen. In diesem Sinne ist das Mandarin Oriental nicht nur für andere Hotels ein Vorbild, sondern letztlich für jeden von uns.
Zu den ressourcenschonenden Maßnahmen gehören etwa energiesparende Beleuchtung im gesamten Haus, umweltfreundliche Reinigungsprodukte für das gesamte Cleaning (die übrigens auch meiner Nase geschmeichelt haben), eine reine Bio-Küche, die sich ganz und gar nicht nach Verzicht anfühlt, und viele weitere Details von den verwendeten Materialien bis hin zu ökologisch ausgerichteten Prozessen.
Für ein Hotel mit fast 400 Zimmern und 23 Stockwerken eine bemerkenswerte Leistung – und ein Signal an andere Hotels, dass öko-bewusster Tourismus machbar ist. Es muss nicht gleich der radikale Ansatz sein, um einen Unterschied zu machen. Den größten Einfluss haben letztlich die Hotels mit den meisten Gästen weltweit. Erst wenn sie etwas verändern, wird das Reisen umweltfreundlicher.
https://www.mandarinoriental.de/las-vegas/the-strip/luxury-hotel/presentation