Hotel Panorama Royal, Bad Häring: Buddhas im Schnee

Wellness-Hotels mit Asien-Thema gibt es wie Sand auf Bali. Tiroler Alpenresorts auch. Dass beides zusammenkommt, ist eher die Ausnahme. Noch ungewöhnlicher, wenn die exotische Mischung tatsächlich funktioniert: Im Hotel Panorama Royal im Kufsteiner Land kommt das gestresste Seelchen inmitten der Gipfel zur Ruhe.  

#Wertung

Service-Faktor
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1
5
10
Design-Faktor
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1
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Herzlichkeits-Faktor
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Innovations-Faktor
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Kreativitäts-Faktor
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Nachhaltigkeits-Faktor
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Wohlfühl-Faktor
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Hardware-Faktor
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Gourmet-Faktor
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Usability-Faktor
Usability-Faktor
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Die Bewertung erfolgt nach subjektiven und zugleich professionellen Gesichtspunkten aus meiner Perspektive als langjähriger Branchen-Insider anhand des Net Promoter Score auf einer Skala von 1 (unwahrscheinlich, dass ich das Unternehmen einem Freund oder Kollegen empfehlen würde) bis 10 (äußerst wahrscheinlich).

Es gibt Hotels, die von ihrem legendären Stilbewusstsein leben. Es gibt auch Hotels, die bewussten Stilbruch betreiben. Beides ist als Konzept auf Dauer zu wenig. Stilikonen neigen dazu, das Gasterlebnis im Service zu vernachlässigen, denn als Legende wird man leicht arrogant. Der programmierte Stilbruch wiederum überlebt sich mit dem nächsten Trend. Außerdem reduziert er das Gasterlebnis oft auf eine Art Sightseeing 

Selten gibt es Hotels, die gezielten Stilbruch betreiben und damit wirklich etwas Neues erschaffen. Ein solches Hotel ist das Panorama Royal im österreichischen Bad Häring. Und der Grund, warum es funktioniert, ist wie so oft persönlich: Dieses ungewöhnliche Haus wird von einem Überzeugungstäter geführt, der auf die richtige Art verrückt ist 

Peter Mayer ist ein Quereinsteiger. Nach einer langen Karriere verkaufte er seine Unternehmen und machte eine zweieinhalbjährige Ausbildung zum Qigong- und Meditationstrainer – Aufenthalt in einem Shaolin-Kloster in China eingeschlossen. Zurück kam er mit dem Traum, auch anderen zu mehr Achtsamkeit und Glück zu verhelfen. In diesen Traum kann man seit 2003 einchecken. 

Hotel Panorama Royal, Bad Häring
Hotel Panorama Royal, Bad Häring
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Alpen, Asien, Achtsamkeit

Das großzügig dimensionierte Anwesen funkelnd verlockend im Schnee wie viele andere Alpenhotels, als ich die Anhöhe hinauffahre. Die Lobby, die Uniformen der Damen am Empfang, die urige Gaststube, das Alpenpanorama rundherum – ich bin eindeutig in Tirol. Oder?   

Man sollte ein Buch nie nach seinem Umschlag beurteilen. Den Ruf gemütlicher Tiroler Gastlichkeit nutzt das Panorama Royal auf ungewöhnliche Weise: Das Hotel ist Mitglied der „Healing Hotels of the World” und setzt mit seinem Wellness- und Service-Konzept asiatischer Prägung voll auf Achtsamkeit und Nachhaltigkeit.  

Als regelmäßiger Bali-Besucher und leidenschaftlicher Yogi bin ich dafür zwar völlig offen, als Hotelier aber auch erst einmal skeptisch: Was zum Henker haben die Buddhas im österreichischen Schnee zu suchen? War Jürgen Klinsmann hier und hat ein Motivationstraining veranstaltet?  

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Qualität mit kleinen Stilverwirrungen

Tatsächlich ist das Design der Aspekt des Hotels, in dem dieser Spagat am schwierigsten zu leisten ist. Tiroler HölzerSchick und asiatische Symbolik miteinander zu kombinieren ist ein Balanceakt auf dem schmalen Grat zwischen Extravaganz und Kitsch. Entwarnung: Das Panorama Royal meistert den Spagat im Großen und Ganzen erfolgreich. Auf die Sinnsprüche auf den Fluren könnte ich verzichten, und der arg gewollt platzierte Buddha auf der Barterrasse wirkt vor der verschneiten Alpenkulisse wie Kevin allein in Bangkok. Doch die kleinen Stilverwirrungen stören den Gesamteindruck kaum: Im Großen und Ganzen sind die asiatischen Anklänge konsequent inszeniert.  

Unabhängig vom Konzept fällt mir im gesamten Haus die wertige Anmutung auf: So hohe Qualität und so viel Liebe zum Detail würde ich mir in manchen Fünf-Sterne-Häusern wünschen. Das Holz ist hochwertig, die Farben und Muster geschmackvoll abgestimmt, alles ist solide und wirkt elegant. Es ist offenkundig, dass Peter Mayer regelmäßig in die Modernisierung und im Schnitt alle drei Jahre in eine Erweiterung des Hauses investiert: Jede Ecke wirkt wie aus dem Ei gepellt.  

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Zimmer mit Panoramablick

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Das Panorama Royal verfügt über 66 Zimmer. Ich kann nicht für jedes davon sprechen, doch meine Junior Suite macht dem Namen des Hotels alle Ehre: Der Blick von meinem überdimensionalen Balkon in die Tiroler Bergwelt ist sensationell. Die hohen Räume und das hochwertige Parkett sorgen zusätzlich für gediegenes Ambiente.  

Das Bad ist nicht gerade aufregend gestaltet, aber gut ausgestattet. Neben einer Badewanne verfügt es zusätzlich über eine Dusche. Besonders angenehm ist das separate WC. Lediglich die Amenities in Pröbchenform bzw. im Spender in der Dusche sowie die etwas spartanisch gehaltene Minibar trüben ein wenig den Gesamteindruck. 

Das Highlight der Ausstattung ist das riesige Bett mit seiner hochwertigen Matratze. Das ist ein wichtiges und oft unterschätztes Detail in einem Hotel mit Wellness-Fokus, denn ohne guten Schlaf sind alle Achtsamkeit und alle Bergluft nicht viel wert.  

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Lizenz zum Seelebaumeln

Der relativ frisch renovierte Spa-Bereich ist der Größe des Hauses angemessen. Es gibt drei Saunen, ein Dampfbad und auch ein Hallenschwimmbad, das das reale Bergpanorama auf der Fensterseite durch ein Strandpanorama in Gemälde-Form auf der anderen Seite kontrastiert. Der Fitnessraum ist klein, aber sehr gut ausgestattet, so wie vieles in diesem Haus petit und doch grand ist.

Neben den 14 Zimmern und 24 Suiten verfügt das Hotel in einem separaten Gebäude auch über mehrere „Residences“ – großzügige, luxuriöse „Serviced Apartments“, die man sowohl mieten als auch zum einem Preis von 1,3 bis 3,5 Millionen Euro erwerben kann.

Vielfältige Gastronomie

Die Gastronomie fügt sich gut ins ganzheitliche und nachhaltige Konzept ein. Damit ein Frühstücksbuffet mich überzeugt, erwarte ich nicht nur eine große Auswahl mit viel frischem Aufschnitt und Obst, sondern vor allem einen regionalen Bezug mit Spezialitäten aus der Region. Das Panorama Royal erfüllt all meine Hoffnungen: Vom Bio-Schinken über leckeren Tiroler Speck bis hin zum saisonalen Obst mit perfektem Reifegrad finde ich alles vor, was mir den Start in den Tag versüßt. Großartig!  

Jeden Abend gibt es ein Menü mit Salatbuffet, Suppe, Hauptgang und Dessert. Beim Hauptgang habe ich die Auswahl zwischen vier verschiedenen Optionen: Fisch, Fleisch, Vegan/Vegetarisch und Pasta. Zusätzlich gibt es regulären Service à la carte mit deutschen und mediterran angehauchten Klassikern, Tiroler Spezialitäten und auch einigen asiatisch angehauchten, stets schick angerichteten Hauptgängen. Die Preise für Vorspeisen von 5 bis 15 Euro bzw. 12 bis 31 Euro für die Hauptgerichte sind absolut angemessen. Mir haben es besonders die vegetarischen Kaspressknödel und das hervorragende Tiroler G‘röstl angetan – wenn schon, denn schon Tirol.  

Mir unverständlich: Roomservice ist vorhanden, kostet aber fünf Euro extra. Das passt nicht recht zur Großzügigkeit in Kleinigkeiten, die überall sonst im Haus gelebt wird 

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Fazit: Service und Wellness mit viel Herz

Asien in den Alpen – muss das sein? Diese Frage kann nur jeder für sich beantworten. Wenn das Konzept einer Herzensidee entspringt, konsequent umgesetzt ist und mir als Gast einen echten Mehrwert bietet, kann ich mich daran erfreuen. Schließlich machen auch Weltklasse-Luxushotels wie das Setai in Miami nichts anderes. Im Panorama Royal stimmt das Gesamtpaket, und das ganzheitliche Konzept fließt in ein überzeugendes Gasterlebnis ein. Zu dem tragen auch die wertige Einrichtung, der fantastische Spa-Bereich und das großzügige Gratis-Kursangebot ihren Teil bei – und das alles mit insgesamt fairem Preis-Leistungsverhältnis: Die Übernachtung kostet ab ca. 270 Euro. 

Von mir bekommt das leidenschaftliche geführte Wellness-Hotel mit dem atemberaubenden Bergpanorama einen Stern mehr, als es auf der Plakette trägt. Die Wertung auf der Travelgrand-Skala:  

  1. Ausdrückliche Reisewarnung
  2. Besser als unter der Brücke
  3. So la-la, nicht O-la-la
  4. Meckern auf hohem Niveau
  5. Wenn’s nur immer so wäre 
  6. Ganz großes Kino

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