Der nach dem Neubau frisch wiedereröffnete Robinson–Club Jandia Playa auf Fuerteventura hat Legendenstatus. Carsten K. Rath hat eingecheckt um herauszufinden, ob die notorische gute Laune von Mitarbeitern und Urlaubern gerechtfertigt ist.
#Wertung
Die Bewertung erfolgt nach subjektiven und zugleich professionellen Gesichtspunkten aus meiner Perspektive als langjähriger Branchen-Insider anhand des Net Promoter Score auf einer Skala von 1 (unwahrscheinlich, dass ich das Unternehmen einem Freund oder Kollegen empfehlen würde) bis 10 (äußerst wahrscheinlich).
Ich will gar keinen Hehl daraus machen: Ich bin ein Fan der Robinson-Familie. Und damit meine ich nicht die Clubs oder die Marke an sich, sondern die Gastgeber. Wenn ich von „den Robins“ spreche, dann meine ich zuerst die Mitarbeiter. Auch ich war mal ein Robin und durfte das Unternehmen einige Jahre leiten. Daher weiß ich aus Erfahrung: Diese Gastgeber gehören zu einem besonderen Menschenschlag: wunderbar Verrückte, Abenteurer, Ausnahmetalente, Lebenskünstler und Menschenfreunde.
Natürlich gibt es Ausnahmen, wie es in jeder Gruppe schwarze Schafe gibt. Doch die meisten Robinsons haben eine besondere Gabe: Sie können einen ganz normalen Urlaub in einem ganz normalen Resort an einem ganz normalen Strand zu einem ganz besonderen Erlebnis machen. Das ist etwas, das selbst den Mitarbeitern in vielen Fünf-Sterne-Hotels nicht gelingt.
Neueröffnung in Rekordzeit
Doch gute Laune ist selbst in einem Robinson Club nicht alles. Wie ist es um die Qualität bestellt? Um das herauszufinden, habe ich einen der beliebtesten Clubs besucht, der gerade erst frisch renoviert wieder eröffnet wurde: den Robinson Club Jandia Playa. Bei der Eröffnungsparty waren zahlreiche Promis dabei. Der Name zieht – seit Generationen.
Jandia Playa war vor 50 Jahren der erste Robinson Club überhaupt. Die alte Anlage hatte mehr Stammgäste als irgendein anderes Hotel, vor allem während des deutschen Winters: bis zu 80 Prozent über Weihnachten und Neujahr. Wird der neue Club das auch schaffen?
Das nagelneue Resort wurde am Nikolaustag 2018 eröffnet, und ich bin wenige Wochen später vor Ort. Eigentlich rechne ich nicht damit, dass hier schon alles rund läuft: Eine Eröffnung so kurz vor der Vorsaison ist eine mutige Entscheidung des Managements. Warum die Eile? Regionaldirektor Holger Reinshagen wollte den ehrgeizigen Plan, den sein kongenialer Vorgänger Monti Galvez dem Team gesetzt hatte, unbedingt einhalten: Eine Bauzeit von zehn Monaten von Abriss bis Fertigstellung des Neubaus hatten viele für unmöglich gehalten, ganz besonders hier in Spanien und auf einer Insel wie Fuerteventura, wo alles importiert werden muss. Doch es hat geklappt – bis auf ein paar kleinere Restarbeiten verbringe ich meinen Aufenthalt von Baulärm oder Störungen unbehelligt.
Ist das noch ein Club?
140 neue Zimmer warten in Jandia Playa auf die Gäste, darunter 114 Doppelzimmer und 26 Suiten. Schon so kurz nach der Eröffnung ist das Haus sichtlich gut gefüllt. Beim Gang durchs Haus bin ich verblüfft: Dass dieses Gebäude gerade erst fertiggestellt wurde, ist kaum zu merken.
Doch noch etwas fällt mir auf: An die „wilden Jugendjahre“ des Clublebens in den ersten Jahrzehnten seines Bestehens erinnert das Jandia Playa nur noch bedingt. In vielen Aspekten fühle ich mich eher an ein Hotel im eigentlichen Sinne erinnert: Mehr Komfort bei gleichzeitig weniger Abenteuer, Außenanlagen, Freizeitangebot, Outdoor-Charakter. Ist das die neue Richtung von Robinson: mehr Hotel, weniger Spaß?
Sammelbecken der Menschenfreunde
Tatsächlich rufen immer weniger Gäste nach den großen Tischen, den Gruppenaktivitäten und dem Community-Charakter, der früher einmal das Alleinstellungsmerkmal der Clubs gebildet hat. Das Management, versichert mir der Regionaldirektor, will diese Ausrichtung für die eingefleischten Fans dennoch keineswegs aufgeben, respektiert aber auch den Ruf der Gäste nach mehr Komfort und Privatsphäre.
Dennoch wird mir mulmig: Werde ich auf den besonderen Charme der Menschenfreunde, die unschlagbare Gastfreundschaft Robinson’scher Prägung, dieses Mal verzichten müssen? Ich kann Entwarnung geben: Robinson ist immer noch ein Sammelbecken für Menschenfreunde mit notorisch guter Laune, vielen Ideen und dem Herzen auf dem rechten Fleck. Noch beim Abschied winken die Mitarbeiter den wehmütigen Gästen in den Reisebussen aufmunternd mit Flaggen zu.
Auch bei den Unterhaltungsangeboten, den sportlichen Aktivitäten und natürlich den legendären Robinson-Partys geht es genauso bunt, gut gelaunt und auf professionelle Weise wild zu wie eh und je: Die Mitarbeiter hier wissen genau, wie man Urlauber in Stimmung bringt. Keine Sorge also: Der Service hier ist immer noch herzlich, persönlich und motiviert bis in die Zehenspitzen: Robinson ist immer noch Robinson. Aber das neue Robinson sieht ein bisschen anders aus als zuvor.
Ausstattung bietet mehr Komfort als Sterne
Mein Zimmer liegt im Haupthaus auf der Leuchtturmseite. Für alle, die wie ich abends gern etwas mehr Ruhe haben, ist das die „Schokoladenseite“ des neuen Hotelturms, denn sie liegt abgewandt von der Hauptbar. An der geht es – auch hier können Nostalgiker aufatmen – abends nach wie vor heiter zu, und daher durchaus auch lautstark.
Zu meiner Überraschung stelle ich fest, dass die Bilder nicht getäuscht haben: Sowohl Aussehen als auch Ausstattung wirken hochwertig, modern und einladend. Vor allem ist vom größten Ausstattungs-Luxus, den ein Hotel zu bieten hat, jede Menge vorhanden: Platz. Die Duschen und auch die übrigen Installationen sind hochwertig und schön anzusehen, die Suiten regelrecht durchdesignt.
Auch außerhalb der Zimmer ist die Ausstattung komplett: Der Spa-Bereich „Wellfit“ ist modern und ausreichend ausgestattet, das Angebot von Massage bis Sauna überzeugend. Mein Highlight ist die große Dachterrasse mit Blick auf den Atlantik und der Infinity-Pool mit Chillout-Bereich, mit dem sich auch Luxushotels gern schmücken.
Robinson-typisch solide Gastronomie
Auch das Restaurant ist komplett neu. In einem anderen Hotel würde ich bei einem so neuen Haus ein originelles kulinarisches Konzept erwarten, das den aktuellen Food-Trends Rechnung trägt. Das wäre in einem Robinson Club allerdings eher fehl am Platze: Die vielen Stammgäste mögen ihr Buffett so, wie es immer war, und machen nur ein begrenztes Maß an Innovation pro Generation mit. Entsprechend esse ich an allen Tagen bei Robinson verlässlich gut, leidlich gesund und qualitativ tadellos – wenn auch nicht besonders aufregend. Regionaltypische Meeresfrüchte-Gerichte und deutsche Klassiker bilden den Kern des Angebots.
Das (im Preis mit Vollpension enthaltene) Buffett im Hauptrestaurant wird durch drei weitere Restaurants (teils gegen Aufpreis für Speisen und/oder Getränke) ergänzt: Ein Tapas-Restaurant, ein Spezialitätenrestaurant mit ebenfalls regionaler Küche und ein Rooftop-Restaurant mit tollem Blick.
Robinson lebt
Am Ende meines Besuchs im ältesten und zugleich neuesten Robinson–Club bin ich als alter Fan vor allem erleichtert: Robinson ist immer noch Robinson. Zwar sind die Abstriche beim Club-Charakter durchaus spürbar; es ist nicht zu übersehen, dass auch bei Robinson der Hotel-Gedanke nach und nach in den Vordergrund rückt.
Qualitativ ist am Gasterlebnis bei Robinson dadurch jedoch eher noch weniger auszusetzen als früher: Schon immer hat man in diesem legendären Club viel geboten bekommen. Nach der Renovierung ist die Anlage auch technisch auf der Höhe und bietet neben modernem Wohnkomfort auch Highlights wie einen Infinity-Pool fürs Urlaubs-Selfie.
Vor allem aber ist das wichtigste Alleinstellungsmerkmal erhalten geblieben: Die Mitarbeiter sind noch immer herzliche, fröhliche Menschenfreunde, denen ihre Gäste am Herzen liegen. Ich hoffe, dass daran auch in Zukunft kein Management- und Hoteltrend etwas ändern wird.
Die Wertung auf der Travelgrand-Skala:
- Ausdrückliche Reisewarnung
- Besser als unter der Brücke
- So la-la, nicht O-la-la
- Meckern auf hohem Niveau
- Wenn’s nur immer so wäre
- Ganz großes Kino