Zürich hat einen großen Vorteil gegenüber vielen anderen Weltmetropolen: Es ist sehr überschaubar. Die malerischen Gassen um die Limmat sind dennoch voller exquisiter Überraschungen – allerdings nur, wenn man weiß, wo man suchen muss. Zürich ist eine jener Städte, die sich nur dem Insider wirklich erschließen. Hier kommen meine Empfehlungen für einen schwelgerischen Tag in meiner langjährigen Wahlheimat.
Einchecken im Dolder Grand
Luxus im Überfluss gibt es im Dolder Grand Zürich hoch oben über der Stadt. Wer die verstopften Straßen nicht scheut und sich mit einer hohen Dichte von Neureichen arrangieren kann, ist hier bestens aufgehoben. Das Hauptgebäude von Jacques Gros im ikonischen Schweizer Holzbau-Stil wurde für die Neueröffnung 2008 aufwändig renoviert, unterirdisch aufgestockt und um zwei moderne Flügel ergänzt – von keinem geringeren als Sir Norman Foster. Gepaart mit der einmaligen Kunstsammlung des Eigentümers (wenn der Staatsanwalt sie nicht gerade mal wieder beschlagnahmt hat) ist allein das Haus den Weg auf den Berg meiner Meinung nach absolut wert. Die schönste Lage aller Züricher Grand Hotels hat jedoch die „Trutzburg“ des alten Geldes. Im Baur au Lac residiert, wer gern am Wasser ist und Stil im klassischen Sinne über alles schätzt. Von der Fußball-Legende Günther Netzer über die bekanntesten Unternehmer der Schweiz bis hin zur Führungsriege der Fifa habe ich hier schon zahlreiche Vertreter der oberen Zehntausend angetroffen. Ein echtes Grand Hotel der alten Schule, wie es im Buche steht! Schonender für den Geldbeutel ist das neue A-ja Resort des deutschen Reeders Horst Rahe. Hier arbeiten inzwischen viele meiner ehemaligen Mitarbeiter von Kameha Grand – ihr herzlicher Service und die hohe Begegnungsqualität konnten mich auch hier sofort begeistern.
Laufen entlang des Limmatkanals
Wer wie ich den Tag gern mit einem Lauf beginnt, ist in Zürich bestens aufgehoben. Die schönste Aussicht hat meine Lieblings-Laufrunde entlang des Limmat-Kanals mitten durch die Innenstadt. So geht das Sightseeing schon los, bevor Sie überhaupt den ersten Kaffee getrunken haben. Starten Sie einfach von jedem beliebigen Punkt aus entlang des Kanals, zum Beispiel von der berühmten Münsterbrücke im Herzen der Innenstadt bis zum Zürichsee und wieder zurück. Diese Runde ist auch abends sehr reizvoll, wenn die Lichter der Stadt sich im Wasser spiegeln und die unvergleichliche Atmosphäre von Zürich bei Nacht Sie umgibt.
Frühstück
In Babu’s Bakery & Coffeehouse geht es sowohl kulinarisch als auch demografisch bunt zu – interkontinentales Frühstück, sozusagen. Das Highlight und Aushängeschild sind die Brunch-Etagèren, die das Babu’s am Wochenende oder auf Wunsch auch unter der Woche serviert. Auf drei Etagen so appetitanregend angerichtet wie ein farbenfrohes Stilleben gibt es sie in verschiedenen Variationen. Am Wochenende gibt es neben den Brunch-Etageren ab 14 Uhr auch Kuchenetagèren. Gemessen an der Auswahl und der exzellenten Qualität ist ein Frühstück in Babu’s Bakery und Coffeehouse zudem auch noch absolut bezahlbar – besonders, wenn man es mit den sündhaft teuren Frühstücksbuffets einiger Grand Hotels in der Züricher Innenstadt vergleicht. Ein Basic-Frühstück mit mehreren Gebäcken, Marmelade, Honig, Butter, Käse oder Früchten und einem Heißgetränk ist für knapp 13 CHF zu haben, die üppigen Brunch-Etagèren am Wochenende kosten zwischen 35 und 48 CHF zu haben – mehr Brunch braucht kein Mensch. Das Babu’s ist noch ein Geheimtipp in Zürich – aber ich habe keinen Zweifel daran, dass es irgendwann zu den Frühstücks-Klassikern in der Hauptstadt gehören wird.
Zürich von oben
So gestärkt ist es Zeit, Zürich zu erkunden wie die Einheimischen: Mit dem liebsten Fortbewegungsmittel der Züricher, der Tram, fahren Sie Richtung Central. Von dort machen Sie sich mit der UBS-Polybahn auf zur Seilbahn Rigiblick und fahren hinaus auf den Zürichberg. Der Rundum-Blick auf die Dächer Zürichs und natürlich die Voralpen ist ein Muss für jeden Besucher. Nach einem halbstündigen Spaziergang durch den Wald erreichen Sie von der Spitze des Zürichbergs aus die gut ausgeschilderte Dolderbahn – eine historische Zahnradbahn, die sage und schreibe seit 1895 in Betrieb ist. Mit ihr geht es talwärts zum Römerhof, von wo aus Sie mit der Tram innerhalb weniger Minuten wieder im Zentrum sind.
Lunch im Storchen
Höhenluft macht hungrig – nach dem vormittäglichen Ausflug über der Stadt wird die Vorfreude auf den Lunch besonders groß sein. Deshalb machen wir keine halben Sachen und wählen einen Lieblingsort der Einheimischen: Das La Rotisserie im Storchen ist ein echtes Zürcher Traditionshaus. Der Storchen mit seiner klassischen Fassade liegt mitten im Herzen der Altstadt direkt an der Limmat. Einen typischeren Blick als hier durch die großen Bogenfenster hat man in keinem der Restaurants in der Altstadt auf die Limmat und die malerischen alten Häuser entlang des Ufers. Und auch das Essen könnte nicht typischer sein für Zürichs Mix aus Tradition und kosmopolitischem Einfluss: Küchenchef Cyrille Anizan ist ein Meister der raffinierten Neuinterpretation von Klassikern – vom Züri Geschnetzelten bis hin zur Hummerbisque. Viele der Gerichte werden sogar direkt am Tisch zubereitet oder tranchiert. Das One Hour Lunch ist zudem eine kreative Idee mit Smalltalk-Faktor: Wenn das täglich wechselnde Menü aus Vorspeise und Hauptgang (55 CHF) nicht innerhalb einer Stunde serviert ist, geht es aufs Haus. Alternativ kommt der Shopping Lunch mit einem Hauptgericht und einem Glas Champagner für 48 CHF auf den Tisch.
Kunst und Kultur am Nachmittag
Ohne das reiche kulturelle Erbe in Augenschein zu nehmen ist ein Besuch in Zürich nicht komplett. Im Prinzip hält fast jedes Haus in der Altstadt genug Historie für ein ganzes Seminar bereit. Vier Kirchen allein zählt die Altstadt. Die bekannteste und eines der Wahrzeichen der Stadt ist zweifellos das Fraumünster. In dem ehemaligen Benediktinerinnen-Stift bekommen Sie sozusagen zwei Highlights in einem: Die alte Klosterkirche ist ein architektonisches Meisterwerk. Am berühmtesten aber sind ihre Fenster von Marc Chagall, die allein schon den Besuch wert sind. Vom Fraumünster können Sie gemütlich Richtung Hauptbahnhof bis zum Landesmuseum spazieren – dem meistbesuchten kulturhistorischen Museum der Schweiz. Dort findet sich nicht nur die größte Sammlung von Zeugnissen der eidgenössischen Geschichte, sondern auch spannende wechselnde Ausstellungen.
Shopping in der Bahnhofstrasse
Nach so viel Kultur ist es Zeit für Konsum. Direkt um die Ecke liegt die berühmte Bahnhofstrasse, in die Touristen und Geschäftsleute aus aller Welt zum Shopping pilgern. Die Bahnhofstrasse ist die bekannteste und teuerste Einkaufsmeile in ganz Europa. Neben allen großen Weltmarken sind hier auch einige typische Schweizer Marken vertreten, die man eben nicht in jedem Shopping-Tempel im Rest der Welt findet. So gibt es keinen besseren Ort auf der Welt, um eine echte Schweizer Uhr zu shoppen: Die Boutiquen der weltberühmten Schweizer Manufakturen von IWC über Omega bis Hublot sind entlang der Bahnhofstraße aufgereiht wie Perlen an einer Schnur. Doch ganz egal, was das Herz begehrt: Die Bahnhofstrasse kommt einfach nie aus der Mode und gehört zum absoluten Pflichtprogramm für einen Zürich-Besuch.
Dinner im Josef
Zum Dinner trauen Sie sich ruhig einmal etwas: Das Restaurant Josef in der Gasometerstraße hebt die Grenzen zwischen Schweizer Klassik und Alternativkultur genauso auf wie die zwischen den üblichen Gängen einer Mahlzeit. Auf der Abendkarte gibt es keine Hauptgerichte im üblichen Sinne, sondern eine Auswahl kleiner Teller, die sich in jeder Reihenfolge kombinieren lassen – ähnlich dem Konzept der Tapas in Spanien und im asiatischen Raum. Um satt zu werden reichen im Normalfall 4 Teller pro Person; macht 64 CHF. Wer nicht selbst experimentieren möchte, kann sich das Josef Menu für 71 CHF kommen lassen, das der Küchenchef selbst zusammenstellt. Meine Favoriten sind das Onsen-Ei, das bei 64 Grad gegart wird, die Rindsbäckchen, die einfach auf der Zunge zerfallen, und der Sepia samt Tinte. Die Käseplatte und die Desserts sind hingegen verzichtbar. Der Service im Josef ist genauso spannend wie die Speisekarte: Die tätowierten und gepiercten Kellner sehen aus wie Freaks und vom livrierten, distanzierten Habitus mancher Zürcher Institutionen weit entfernt. Doch die jungen Wilden sind gut ausgebildete Fachkräfte und wissen genau, was sie tun. Die Weinempfehlungen bei meinen Besuchen waren stets auf den Punkt. Nach dem Essen gibt es gleich um die Ecke in der Tiki-Bar Mata Hari einige der besten Cocktails der Stadt als Absacker.
Ich finde, die UBS Polybahn ist ein toller Tipp. Ich war erst ein Mal in Zürich, habe das aber nicht gemacht. Nun ziehe ich in 6 Wochen nach Zürich und werde das erste Wochenende auch wie ein Touris in einem Hotel verbringen. Ich freue mich, meine neue Stadt zu erkunden. https://www.multitransport.ch/