Das Sushi-Restaurant Confraria in Cascais liegt zwar nicht in Japan, serviert aber trotzdem verdammt gutes Sushi. Vor allem bekommt man hier, mit fangfrischem Fisch direkt aus dem Atlantik, ungewöhnliche Variationen geboten, die man selbst in Japan vergeblich sucht. Für Puristen der japanischen Küche ist das vielleicht nichts, für experimentierfreudige Fischfans wie mich aber ein leckeres Vergnügen.
Das Konzept: Sushi eben
In Cascais gibt es gefühlte 100 Sushi-Läden. Ob im Hotel oder im Fitness-Studio – im Erholungsort Cascais bei Lissabon könnte man glatt meinen, man sei in Japan gelandet. Insofern ist auch gutes Sushi in Cascais keineswegs ein Alleinstellungsmerkmal.
Auch das gastronomische Konzept und das Interieur des Confraria sind nicht gerade aufregend. Es ist eben eine Sushi-Bar, und zwar eine des europäischen Typs: Hier sitzt man wie gewohnt an klassischen Tischen, und nicht etwa an einem automatisierten Laufband um die Sushi-Meister herum – ein Erlebnis, das ich im Heimatland des Sushi, in unscheinbaren Sushi-Restaurants in noch unscheinbareren Tokyoter Untergeschossen, lieben gelernt habe. Die Achtsamkeit und Präzision der Meister imponiert mir jedes Mal aufs Neue! Von dieser Faszination ist das Confraria mit seinem inkonsequenten Interieur weit entfernt – nicht richtig japanisch, aber auch nicht portugiesisch. Eher ein moderner, jugendlich-verspielter Stilmix, der auch nach Berlin oder Köln passen würde.
Was also macht das Confraria für mich zum Geheimtipp unter all den Sushi-Läden des Ortes?
Die Location: Abseits vom Trubel
Da wäre zum Beispiel die Tatsache, dass ich im Gegensatz zu vielen anderen Sushi-Restaurants im Confraria nicht von Touristen umringt bin. Es gibt zwar auch einige Reisende unter den Gästen an diesem Abend unter der Woche, doch größtenteils wird um mich herum Portugiesisch gesprochen. Es geht quirlig und familiär zu – das mag nicht jeder, aber mir macht die fröhliche, entspannte Stimmung hier Spaß.
Die ist nämlich nicht nur angenehm, sie lässt auch einen Schluss zu: Hier gehen die Einheimischen Sushi essen. Und wo die Einheimischen essen gehen, ist das Essen meistens am besten – und im Fall von Sushi wohl auch die besonders wichtige Frische gewährleistet.
An einen Geheimtipp von ebenjenen Einheimischen halte ich mich übrigens strikt: In Cascais gehe ich sonntags und montags nicht Sushi essen. Samstags haben die Fischer in diesem Fischerdörfchen nämlich frei – und man kann davon ausgehen, dass der noch der am Freitag gefangene Fisch verarbeitet wird.
Das kleine Restaurant liegt angenehm abseits des größten Trubels: An einem kleinen Rondell am Rande des historischen Zentrums und unweit des Meeresmuseums in der Rua Luis Xavier 14. An einem der Tische auf der Terrasse lassen sich am besten die letzten Sonnenstrahlen des Tages genießen, daher unbedingt draußen reservieren!
Wann auch immer man kommt und wo auch immer man sitzen möchte, buchen sollte man im Confraria immer. Spontan ist hier fast nie ein Tisch zu haben, eben weil der Laden so beliebt unter Einheimischen ist. Es sei denn natürlich, man verhält sich auch im Urlaub wie ein Bilderbuch-Deutscher und geht um Punkt 18 Uhr essen … Das allerdings würden die Einheimischen nie tun.
Die Qualität: Sushi à la carte im Test
Das Sushi im Confraria ist ziemlich außergewöhnlich. Das ist neben der angenehm ruhigen Lage und dem soliden Service auch der wichtigste Grund, warum das Confraria für mich das beste unter den vielen Sushi-Läden in Cascais ist. Der Fisch hat, so nahe am Hafen, natürlich eine hervorragende Qualität, und alle Platten werden liebevoll angerichtet und fröhlich bunt dekoriert.
Ich rate Ihnen: Seien Sie experimentierfreudig und lassen Sie sich auch von den teils erst einmal merkwürdig anmutenden Kreationen nicht abschrecken. Es lohnt sich. Die jungen Sushi-Meister wissen sehr kreativ mit dem Fang umzugehen, der es (fast) täglich frisch aus dem Atlantik unter ihre Messer schafft. So gibt es neben den Klassikern wie den Standard-Nigiris, Makis und den beliebten Inside-Out-Rollen ein paar sehr interessante Specials – oder haben Sie schon mal uramaki panko, ebi shake oder hossomaki stick gegessen? Eben.
Auch die Getränkeauswahl ist für ein Sushi-Restaurant sehr gut: Weine sind sogar in verschiedenen Preisklassen zu haben. Von Stammgästen werde ich außerdem auf die hervorragenden Cocktails aufmerksam gemacht – auch nicht gerade das, was ich von einem Sushi-Restaurant erwarte. Wer lieber beim üblichen Grüntee zum Sushi bleibt, wird ebenfalls nicht enttäuscht: Die Qualität ist ausgenommen gut, was mir als notorischem Teetrinker durchaus das Mahl versüßen kann.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis: Vertraut und angemessen
Das Preisniveau ist mit günstigeren Sushi-Restaurants in Deutschland oder Österreich vergleichbar – bei tendenziell besserer, weil fangfrischer Qualität. Nigiris kosten zwischen 2 und 4 Euro, Inside-Out-Rollen um 7 Euro, Specials pro Rolle zwischen 9 und 13 Euro. Die größeren Menüs liegen zwischen 28 und 48 Euro. Die teuersten darunter sind allerdings auch für zwei Personen gedacht, und die werden locker satt.
Da es zu diesem Preis nicht nur fangfrischen Fisch direkt aus dem Hafen, sondern auch ungewöhnliche Sushi-Variationen gibt, die ich so nirgendwo sonst essen kann, habe ich am Preis-Leistungsverhältnis absolut nichts auszusetzen.
Der Service: Routine und Aufmerksamkeit müssen keine Widersprüche sein
Der Service im Confraria ist wunderbar – zügig, aufmerksam und umsichtig. Die Mitarbeiter bemühen sich auch bei Verständigungsschwierigkeiten rührend um ihre Gäste und sind sehr darauf bedacht, das Richtige für jeden Gast zu finden.
Dass nicht nur die Gäste, sondern auch die Mitarbeiter sich unter der Führung wohlfühlen, merkt man auch daran, dass sie für Gastronomie-Verhältnisse vergleichsweise lange bleiben: Ich erkenne manche Mitarbeiter noch von meinem ersten Besuch vor zehn Jahren wieder. Entsprechend routiniert legen sie ihre Wege zurück und haben die Gäste im Auge – als langjähriger F&B-Direktor spüre ich sofort, dass sie ihr Revier kennen.
Das Fazit: Die Kalorien wert?
Das Confraria ist sicher kein Gourmet-Tempel für gehobene Ansprüche, und Puristen und Japan-Fans mögen über manche der Sushi-Experimente die Nase rümpfen. Dennoch fällt mir die Empfehlung leicht: Hier stimmt das Verhältnis von Qualität, Kreativität, Service und Gastorientierung, wie ich es an einem entspannten Sommerabend im Urlaub schätze. Das Confraria bietet mir unkomplizierten Genuss mit Gute-Laune-Faktor. Und im Gegensatz zu manch anderem Sushi-Restaurant werde ich hier zu vernünftigen Preisen auch satt.
#Wertung
Die Bewertung erfolgt nach subjektiven und zugleich professionellen Gesichtspunkten aus meiner Perspektive als langjähriger Branchen-Insider anhand des Net Promoter Score auf einer Skala von 1 (unwahrscheinlich, dass ich das Unternehmen einem Freund oder Kollegen empfehlen würde) bis 10 (äußerst wahrscheinlich).