Fritz’s Frau Franzi im Hotel The Fritz ist ein junges, auf den ersten Blick sehr unprätentiöses Restaurant mit Schwerpunkt Fischküche – das es aber faustdick hinter den Ohren und den früh verliehenen Michelin-Stern mehr als verdient hat.
Das Konzept: Schwerpunkt Fisch
Im Restaurant Fritz’s Frau Franzi, das zum Hotel Fritz in Düsseldorf gehört, stehen laut Selbstaussage die Lebensfreude und die Kommunikation im Mittelpunkt. Bereits ein Jahr nach seiner Eröffnung 2016 wurde die Küche von Head Chef Benjamin Kriegel erstmals vom Guide Michelin mit einem Stern geadelt. Fritz’s Frau Franzi verbindet hanseatisch anmutende Küche mit kreativen, oft asiatisch angelehnten Akzenten in Aromen sowie Zubereitungstechniken.
Das Fritz’s Frau Franzi ist auf Fisch spezialisiert, aber keineswegs beschränkt. Auch die Fleischgänge sind exquisit, wenn auch vielleicht einen Hauch weniger spannend als die Fischgerichte. Auf letzteren liegt nach meinem Eindruck, konzeptionell nachvollziehbar, der kreative Schwerpunkt.
Die Location: Im Dunstkreis der Kö – wo sonst
Das Hotel The Fritz, in dessen Erdgeschoss das Fritz’s Frau Franzi einen großzügigen Gastraum belegt, liegt in der Adersstraße 8, zwischen der prominenten Düsseldorfer Königsallee und der Friedrichsstraße. Direkt um die Ecke ist die U-Bahnstation Graf-Adolf-Platz. Einheimische kennen in der Nähe den Kö Club und den Oscar Club, die Kammerspiele und die Rentenversicherung direkt gegenüber.
Lunch wird im Fritz’s Frau Franzi von 12-14 Uhr, Dinner von 18-22:30 Uhr serviert. Aber Achtung: Der Lunchbetrieb macht von Anfang Juni bis Ende August Sommerpause. Auch das Frühstück des Hotels Fritz wird in dieser Räumlichkeit serviert; es ist ein Hotelrestaurant im klassischen Sinne, steht aber natürlich auch Nicht-Gästen offen.
Das Hotel The Fritz, das drei niederländischen Investoren gehört, ist übrigens auch für Übernachtungen ein Geheimtipp in der Düsseldorfer Innenstadt, nur 200 Meter abseits der Kö: jung, innovativ, äußerst entspannt und mit nur 31 Zimmern eine angenehme Boutique-Erfahrung.
Die Macher: Eingespieltes Duo
Mit 28 Jahren ist Head Chef Benjamin Kriegel ein noch junger Sternekoch. Er hatte zuletzt bereits als Sous Chef des Victorian von sich Reden gemacht. Davor hatte er u. a. bei meinem kulinarischen Idol und liebenswerten Kollegen, 3-Sternekoch Christian Jürgens im Überfahrt am Tegernsee gearbeitet.
Diese Station verbindet Kriegel mit Gastgeberin Ramona Leinweber, die den Service hervorragend aufgestellt hat. Sie ist schon seit 2013 in Düsseldorf, u. a. als stellvertretende Restaurantleiterin des Victorian. Eva Herrmann, die Direktorin des Hotels The Fritz, hat die beiden gezielt als „gastronomisches Traumpaar“ besetzt.
Die Qualität: Dinner à la carte im Test
Schon beim amuse-bouche spüre ich die Qualität: rohgeriebene Karotten und marinierter Spitzkohl mit Sesam-Koriander-Mayonnaise und fermentiertem Karottensaft. Die mild-nussige Note des Sesams balanciert die Wucht des Korianders und die pikante Säure des Safts schön aus: Dieses Gefühl für Balance erhoffe ich mir auch von den Gängen.
Und ich werde nicht enttäuscht. Als Entrée gibt es angerösteten Münsterländer Spargel, leicht sauer eingelegt mit Morcheln, gebackenem Eigelb und Brunnenkresse-Buttermilch. Sehr bodenständige Ingredienzen, sehr kreativ verarbeitet.
Das gebeizte Filet vom Tiroler Kalb würde fast konventionell wirken, wäre in der Mitte des Tellers nicht der gebackene Kopf mit einer Senf-Vinaigrette, Kohlrabi und Kapern-Mayonnaise angerichtet. Auch hier sind die nicht unheiklen Bestandteile sauber in Balance gebracht. Das Kalb ist auf den Punkt gegart, also butterzart.
Als Fischgang wähle ich den Heilbutt, in zwei Gängen serviert: einmal roh mariniert mit Salat von grünem Spargel, Erbsencrème und einem sehr spannenden Fonds, der auf einer vietnamesischen Suppe auf Basis von Tamarinden und Tomaten beruht. Der zweite Gang, ein Filet vom Heilbutt, wurde im Pergament gegart. Dazu gibt es Erbsen, einen Erbsenschaum und Erdnüsse. Die gesamte Heilbutt-Variation arbeitet mit asiatischen Anklängen auf der Grundlage sehr vertrauter Aromen.
Auf den Heilbutt folgt ein Rochen mit Zwiebel-Confit, Rettich, Sülze und einer grünen Soße aus Frankfurter Kräutern. Außerdem probiere ich den 36 Stunden gegarten Duroc Schweinebauch – in manchen asiatischen Ländern das beliebteste Stück vom Schwein – auf Kartoffelpüree mit gebratenen Waldpilzen und roh marinierten Enoki-Pilzen, einer gepoppten Schweineschwarte und abgerundet vom Pilzsud.
Die Weinbegleitung ist nicht spektakulär, aber souverän. Gleich der erste Tropfen gefällt mir am besten: Zum Start gibt es einen 2016er Grauburgunder von Friedrich Becker. Er ist etwas rosé im Glas, weil er länger auf der Schale lag; ein frischer, spritziger Auftakt.
Das Preis-Leistungs-Verhältnis: Besonders das Menü ist ein guter Deal
Die Preise sind sowohl gemessen an der Qualität als auch am Düsseldorfer Umfeld auf diesem Niveau als absolut vernünftig zu bezeichnen. Hauptgänge – ob vegetarisch, Fisch oder Fleisch – liegen zwischen 16 und 21 Euro. Süßspeisen und Käse zum Abschluss liegen einheitlich bei 13 Euro.
Das 5-Gang-Menü Chef’s Choice (nur tischweise bestellbar) darf angesichts der Kreativität und dem recht hohen Beschaffungsaufwand sogar als günstig gelten und lohnt sich definitiv.
Der Service: Herzlich professionell
Beim Service profitieren ich und das Restaurant von einem angenehmen Zufall, der aber eine große Qualität anzeigt: Kellnerin Svenja erkennt mich tatsächlich wieder, denn ich war vor einiger Zeit an ihrem vorherigen Arbeitsplatz schon einmal ihr Gast. Diese Steilvorlage setzt sie professionell um: „Hallo Herr Rath, schön, dass wir uns hier wiedersehen!“ Svenjas Service während des Essens ist tadellos und äußerst herzlich. Auch die Wartezeiten sind überschaubar, die Aufmerksamkeit und Flexibilität bei allen Mitarbeitern sehr hoch – hier gibt es nur Gutes zu berichten.
Besonders gefällt mir, dass der Service das Essen nicht nur perfekt beschreiben und mich kulinarisch exzellent abholen kann, sondern auch präzise erkennt, wann er gefragt ist und wann nicht. Deshalb nervt er nicht, und meine Gasterfahrung als Teil des extrem internationalen, kreativ durchmischten Publikums an diesem Abend ist sehr entspannt. Das ist in einigen Restaurants dieser Klasse anders, weil der Service übertreibt.
Das Fazit: Die Kalorien wert?
Der extrem unprätentiöse Auftritt von Fritz’s Frau Franzi im Hotel The Fritz ist einerseits Programm, täuscht andererseits aber ein wenig über die Qualitäten der Küche hinweg. Auf den ersten Blick war mir gar nicht klar, wie hochklassig diese Zufalls-Entdeckung ist. Den Stern merkt man erst beim Essen wirklich, dann aber mit Wucht. Deutscher Fisch in fantasiereichen, exotisch angehauchten und dennoch bodenständigen Variationen ist die Spezialität des Hauses. Ich bin von Küche und Service gleichermaßen begeistert.
#Wertung
Die Bewertung erfolgt nach subjektiven und zugleich professionellen Gesichtspunkten aus meiner Perspektive als langjähriger Branchen-Insider anhand des Net Promoter Score auf einer Skala von 1 (unwahrscheinlich, dass ich das Unternehmen einem Freund oder Kollegen empfehlen würde) bis 10 (äußerst wahrscheinlich).