CO2-Abgabe auf die Übernachtungspreise, UV-Filter im Pool, Regionalität in allen Bereichen: Das neue Six Senses in Crans-Montana überzeugt mit seinem nachhaltigen Ansatz.
Crans-Montana. Fast 25 Jahre nach der Gründung, im Jahr 2019, wurde die Six Senses-Gruppe Teil der Markenfamilie der Intercontinental Hotels Group (IHG), einem der weltweit führenden Hotelunternehmen. Ich finde, die Hotels haben bis heute ihren ursprünglichen Charme behalten. Die Vision der Gründer und die ursprünglichen Markenwerte kommen hier immer noch zum Ausdruck, werden sogar fortlaufend weiterentwickelt. Das Six Senses, in dem ich heute übernachte, ist erst Anfang dieses Jahres eröffnet worden und liegt oberhalb der Hauptgondel in Hanglage des beliebten schweizerischen Skigebiets Crans-Montana.
Six Senses steht wie keine andere Luxushotelmarke dieser Welt für Nachhaltigkeit. Das ist vor allem dem Ursprung der Hotels zu verdanken. 1995 wurden die Six Senses Resorts & Spa sowie Soneva von den Visionären und Philanthropen Sonu Shivdasani und seiner Frau Eva gegründet. Mit der Soneva Foundation zielen sie darauf ab, die negativen Auswirkungen der Hospitality-Branche auf die Umwelt zu reduzieren und schaffen es dabei, die luxuriöse Positionierung der Hotels stets aufrechtzuerhalten.
2008 wurde damit begonnen, in den Resorts kein Markenwasser mehr abzufüllen. Die Einsparungen, die durch das Filtern, Mineralisieren und Abfüllen des eigenen Wassers erzielt wurden, flossen in weltweite Förderprojekte für sauberes Trinkwasser.
Alle Übernachtungspreise enthalten bis heute eine CO2-Abgabe, mit der bisher eine halbe Million Bäume gepflanzt und eine Windkraftanlage gebaut werden konnten, die mehrere Hunderttausend Menschen in Indien mit Strom versorgt. Und das sind nur zwei Beispiele für die zahlreichen vorausschauenden Maßnahmen der Shivdasanis.
Natürlich mussten für den Bau des Six Senses Crans-Montana Bäume gefällt werden. Dafür wurde aber auf dem Gelände die dreifache Menge neu gepflanzt. Viele der verwendeten Bauelemente sind recycelt. Die Bauweise der Decken, die verbauten Belüftungs- oder Wärmesysteme, Fenster und Leuchtmittel sorgen für eine höhere Energieeffizienz des gesamten Gebäudes.
Warme Materialien wie altes und neues Holz oder Leder werden hier in der Inneneinrichtung geschickt mit kalten Materialien, zum Beispiel Beton oder Naturstein, kombiniert. Die Räume haben dadurch etwas Hochmodernes und behalten dabei ihr einladendes und gemütliches Flair.
Balkongarantie in allen Zimmern
Ich finde, das Haus könnte auch in British Columbia, Kanada oder in Aspen in den USA stehen und würde sich perfekt in die Umgebung einfügen. Selbst die kleinsten Suiten sind mit 70 Quadratmetern großzügig ausgelegt. Was ich auf meinen Reisen äußerst selten beobachte und hier erstklassig umgesetzt ist: Jedes einzelne der 78 Zimmer hat einen großen Balkon. Der größte private Außenbereich misst stolze 153 Quadratmeter.
Eine Gastfreundschaft, wie ich sie hier erlebe, kenne ich sonst nur aus asiatischen Ländern. Der Service ist zuvorkommend. Das gesamte Team strahlt Warmherzigkeit aus und an jedes kleinste Detail wird gedacht. Den Austausch mit dem Personal sowie dem General Manager Christian Gurtner begleitet eine angenehme Leichtigkeit. Und das, obwohl das Haus noch in seinen Kinderschuhen steckt. Christian Gurtner ist wirklich eine tolle Persönlichkeit – so viel Nähe und Aufrichtigkeit wünsche ich jedem General Manager.
Limitierung in der hauseigenen Küche
Die Restaurants, Wild Cabin und Byakko, bieten vor allem Gerichte mit regionalem Fisch oder Fleisch sowie saisonalem Obst und Gemüse an. Birne und Apfel anstatt Mango, Avocado oder Papaya zum Frühstück. Ich finde das verantwortungsbewusst und im Rahmen der nachhaltigen Philosophie des Hauses nachvollziehbar.
Schwer tue ich mich jedoch mit Entscheidungen, die die Gäste unnötigerweise limitieren. Zum Beispiel wird hier aus Prinzip kein Süßstoff angeboten. Verstehen Sie mich bitte nicht falsch: Das ist Meckern auf ganz hohem Niveau. Aber in einem Luxusresort wie diesem sollten Gäste auf solche Kleinigkeiten nicht verzichten müssen. Belehrung steht nicht für Luxus.
Was mir sonst noch auffiel: Der Architekt sollte immer die Hoteliers mit einbeziehen. So wären die Bereiche Ankunft, Concierge und Rezeption nicht auf drei Ebenen verteilt – dies ist operativ teuer und umständlich für den Gast.
Erst Ski, dann Sauna
Auf einer Höhe von bis zu 3000 Metern bietet das Skigebiet rund um das Six Senses eine atemberaubende Aussicht auf die schneebedeckten Alpen und das Rhônetal. Die Schneeverhältnisse sind hier in der Regel ausgezeichnet. Die Saison dauert von Dezember bis April. Der hauseigene Ski-Concierge betreut die Gäste rund um den Wintersport, von der Auswahl des Equipments bis zu Reservierungen für Après-Ski-Aktivitäten.
Wer es nach dem Skifahren etwas ruhiger mag, der kann sich hinterher im 2000 Quadratmeter großen Spa des Hauses entspannen. Die neun Behandlungsräume sind zu einem großen Teil holzvertäfelt und kontrastieren damit den öffentlichen Wellnessbereich, der durch die geschwungenen Linien und glatten Oberflächen futuristisch wirkt.
Raths Reiserating (aktuelle Wertung gefettet)
1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino
Insidertipps
Schneeschuhwandern bei Sonnenuntergang: Mieten Sie sich Schneeschuhe und buchen Sie einen Guide, um bei Sonnenuntergang eine Wanderung auf den verschneiten Wegen zu machen. Die Aussicht auf die Alpen im Abendlicht ist atemberaubend.
Festivals besuchen: Crans-Montana hat das ganze Jahr über eine lebendige Veranstaltungsszene. Vom Winter Golf Trophy im Februar über das Catrice Elektro Musikfestival im April bis hin zum Zirkusfestival Cirque au Sommet im August.
Schlittenfahrt mit Huskys: Lassen Sie sich von einer Gruppe Huskys durch die winterliche Landschaft der Schweiz ziehen. Da diese Aktivität in Crans-Montana sehr beliebt ist, ist es ratsam, die Schlittenfahrt frühzeitig zu buchen, idealerweise vor Ihrer Ankunft.
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