Im Tschuggen Grand Hotel werden althergebrachte Werte zelebriert

Unser Tester besucht das Valsana und das Tschuggen Grand in Arosa – und erlebt, wie kompromisslos nachhaltiges Wirtschaften das Gästeerlebnis steigert.

Auf der Valsana-Terrasse: Der Tschuggen ist nicht nur Namensgeber der Hotelgruppe, sondern auch ein Berg im Schweizer Kanton Graubünden.

Arosa. Die beiden Hotels der Tschuggen Collection im Schweizer Kanton Graubünden stehen inmitten einer atemberaubenden Naturkulisse. Das Valsana in Arosa ist sicher das nachhaltigste Hotel der Schweiz, das Tschuggen Grand überrascht mit privater Bergbahn für seine Gäste.

Zur Tschuggen Collection gehören neben dem Tschuggen Grand Hotel und dem Valsana Arosa, die ich dieses Mal besucht habe, auch das Eden Roc in Ascona und eines der besten Hotels in St. Moritz: das All-Suite Carlton. Alle vier Luxushotels haben gemeinsam ihre einzigartige Lage in den Schweizer Alpen beziehungsweise in Ascona am Ufer des Lago Maggiore sowie ihre Zugehörigkeit zum Besitz der Familie Kipp-Bechtolsheimer.

Das Familienvermögen mehrte Karl-Heinz Kipp langsam, aber stetig. In der Nachkriegszeit begann der Begründer der Dynastie damit, 500 Flaschen seltenen Weins zu verkaufen. Er investierte das Geld in die Kaufhauskette Massa, nach deren Verkauf er lukrative Mietverträge seiner Immobilien mit der Einzelhandelsgruppe Metro abschloss und reich wurde. Einen Teil seines Besitzes vermachte er seiner Tochter Ursula Bechtolsheimer-Kipp, die seit 2016 die Geschicke der Tschuggen Collection leitet.

Die Gruppe macht zwei Dinge besser als andere: Sie ist die einzige Luxushotelgesellschaft in der Schweiz, die zu 100 Prozent CO2-neutral arbeitet und nach dem Green Globe Standard zertifiziert ist, der die Nachhaltigkeitsleistungen von Reise- und Tourismusunternehmen bewertet. Sie legt höchsten Wert auf die Verwendung nachhaltiger Materialien und auf Produkte aus der Schweiz.

Schlafbereich der Loft-Junior-Suite: 40 schicke Zimmer und Suiten warten im Valsana auf ihre Gäste.

Der Schweizer Interior Designer Carlo Rampazzi, dessen unverkennbare Handschrift Leichtigkeit und ein gutes Gesamtkonzept kreiert, ist aber auch speziell. Im Valsana Arosa verwendete er viele helle wie grelle Farben und verschiedene Materialien sehr stimmig. Auf mich wirkt das Design dennoch etwas in die Jahre gekommen, die Qualität aber ist phänomenal. Im Tschuggen Grand sind beispielswiese die Säulen der Empfangshalle mit Leder verkleidet, dessen Doppelnähte von Hermès genäht wurden.

Insgesamt ist die Tschuggen Collection ein spannendes Projekt: Alle vier Hotels werden von unterschiedlichen Geschäftsführern verantwortet. Der CEO Leo Maissen, der zuvor Direktor war, führt die Gruppe nun bereits seit mehreren Jahren sehr erfolgreich.

Das Valsana Hotel Arosa ist seit 1982 in Besitz der Familie Kipp-Bechtolsheimer, wurde aber 2017 nach dem Abbruch komplett neu aufgebaut. Ursprünglich aus dem Jahr 1901, ist das Valsana das älteste Mitglied der Tschuggen Collection. Nach der Neueröffnung ist es das neueste Mitglied.

Strikte Ausrichtung auf Klimaneutralität: Das Haus hat seit 2019 eine sogenannte „Eisbatterie“, die den gesamten Gebäudekomplex ohne Verwendung fossiler Brennstoffe beheizt.

40 schicke Zimmer und Suiten warten auf Gäste, die aus Panoramafenstern sowie auf der großzügigen Sonnenterasse vor dem Restaurant freie Sicht auf die Berge haben. Im Zuge der Renovierung und der strikten Ausrichtung auf Klimaneutralität verfügt das Haus seit 2019 über eine sogenannte „Eisbatterie“, die den gesamten Gebäudekomplex ohne Verwendung fossiler Brennstoffe beheizt.

Dazu wurden 900.000 Liter Wasser in das Kühlsystem eingebracht, um mittels Geothermie und Wärmerückgewinnung komplett nachhaltig arbeiten zu können. Bei dieser Investition von neun Millionen Euro in emissionsfreie Energiesysteme ist der Enkel der Besitzerin, Götz Bechtolsheimer, federführend gewesen.

Das Valsana ist das Aushängeschild der Tschuggen Collection in Sachen Nachhaltigkeit. Vom Kräutergarten, der die komplette Gastronomie versorgt, über regionale Spitzenprodukte, die in der Küche zubereitet werden, bis zu den vollständig abbaubaren Wattestäbchen ist hier alles auf das Wohl der Natur getrimmt.

Hoteleigene Bergbahn „Tschuggen Express“ für die Gäste

Im Tschuggen Grand Hotel war mir indes am Tag zuvor aufgefallen, dass die Hausschuhe in Plastik eingeschweißt sind. Aus meiner Sicht überflüssig. Highlight des Tschuggen Grand Hotels, das Ingo Schlösser als General Manager sehr vielversprechend verantwortet, ist die hoteleigene Bergbahn „Tschuggen Express“, die die Gäste direkt ins Ski- und Wandergebiet Arosa Lenzerheide bringt. Die Bahn steht – wie alle Restaurants, Bars, Spas und Lounges – allen Gästen der Schwesterhotels zur Verfügung.

Als Tipp sei hier das zur Wintersaison 2023/24 wieder geöffnete Restaurant La Brezza im Tschuggen Grand erwähnt. Der mit 18 Gault-Millau-Punkten und zwei Michelin-Sternen dekorierte Küchenchef Marco Campanella wird seine Gäste mit neuen Kreationen begeistern.

Im Tschuggen Grand werden althergebrachte Werte zelebriert. Auch von der Anmutung her ist es konservativer als das Valsana. Abends wird im Hauptrestaurant weiterhin auf das Tragen eines Dinner Jacket geachtet. Zur alljährlichen Silvesterveranstaltung ist ein Smoking für jedermann verpflichtend.

Moving Mountains Spa: Auch beim Schwitzen in der Biosauna genießen Gäste den Blick in die Natur.

Zurück im Valsana besuche ich das Restaurant. Das Motto des Valsana ist: „Ein zeitgenössischer Rückzugsort mit alpinem Twist“. Ganz konsequent heißt auch das Restaurant hier Twist, in dem Executive Chef Steven Tittel seine Gäste mit raffinierten Bündner Klassikern sowie pflanzenbasierten Gerichten bekocht.

Besonderes Augenmerk liegt auch hier – neben Qualität und Frische – auf absoluter Regionalität. Seine Signature Dishes serviert der Küchenmeister im alten Kupfertopf direkt in der Mitte des Tischs. Es gibt Rothorn-Risotto, Aroser Hirschwurst oder Schaffrüger Pot mit Siedefleisch. Hier bekommt man Kreationen aufgetischt, die rar geworden sind und die nicht jeder kennt.

Im Moving Mountains Spa gefällt mir besonders der Panoramablick auf Berge und Wälder. Von einer der beiden Saunen schaue ich direkt in den angrenzenden Wald.

Claudio Laager: Der Hoteldirektor zelebriert die Verbundenheit mit seinen Gästen.

Obwohl dieses Haus Luxus auf höchstem Niveau verkörpert, versprüht es einen offenen, freundlichen, ja umgänglichen Charme. Das liegt nicht zuletzt am Direktor des Hotels, Claudio Laager, selbst. Claudio zelebriert die Verbundenheit mit seinen Gästen. Das ist nichts Aufgesetztes, kein Marketing-Gag, sondern das Bedürfnis, seinen Gästen den Aufenthalt so unvergesslich wie möglich zu machen.

Als passionierter Jäger kennt er die Region genau und gibt sein Wissen gerne an seine Gäste weiter, die er mitnimmt zum Beobachten des Wilds oder zum Pilze sammeln. Die Pilze wandern abends in die Küche und werden anschließend als Pilzrisotto oder Pasta-Variation kredenzt.

Eine weitere Leidenschaft des Hoteldirektors ist das Kochen; diese Passion gibt er in Form von Kochkursen an die Tschuggen-Besucher weiter. Gerade Graubündner Spezialitäten wie Capuns, Pizokel oder Plain in Pigna stehen hoch im Kurs.

Ganzheitliches Programm auf fünf Säulen

Um den Aufenthalt der Besucher abzurunden, bietet das Valsana Arosa mit „Moving Mountains“ ein ganzheitliches Programm an, das auf fünf Säulen basiert. Unter einer der Kategorien „Move“, also der Förderung von Bewegung und Vitalität in den Bergen, werden maßgeschneiderte Einzel- oder Kleingruppenkurse von Experten angeboten.

Die Säule „Play“ ist stellvertretend für geführte E-Bike-Touren, Eisbach kneippen oder Schneeschuhwandern. „Nourish“ steht für eine ganzheitliche Ernährung, abgestimmt von den Sterneköchen des Hauses und einer Ernährungswissenschaftlerin. „Rest“ verkörpert die heilsame Wirkung des Schlafs. Aus diesem Grund wird mit der Hofklinik Luzern zusammengearbeitet und bei Bedarf steht ein „Dream Butler“ zur Verfügung.

Abtauchen: Das ganzheitliche Gesamtkonzept und das Wohlfühlambiente im Valsana sowie in den Bergen hat unseren Hoteltester überzeugt.

Die fünfte Säule wird hier „Give“ genannt und symbolisiert, dass The Tschuggen Collection entsprechend dem ganzheitlichen Ansatz auch etwas zurückgeben will. Daher arbeiten die Tschuggen Hotels seit 2019 klimaneutral und engagieren sich in weiteren Klimaschutzprojekten. Zusätzlich werden lokale Kunstschaffende unterstützt.

Bei der Abreise fühle ich mich entspannt und beschwingt zugleich. Das ganzheitliche Gesamtkonzept und das Wohlfühlambiente im Valsana sowie in den Bergen haben mich überzeugen können. Ein Aufenthalt, den ich nicht vergessen werde, ist viel zu schnell zu Ende.

Raths Reiserating (aktuelle Wertung gefettet)

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

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