Das Eden au Lac ist ein exzellentes Haus direkt am Ufer des Zürichsees. Noch ist es eher unbekannt, für unseren Tester aber schon jetzt ein echter Gewinner.
Luxus, Grandhotels, eindrucksvolle Natur und dieses ganz spezielle schweizerische Understatement – das verbinde ich mit Zürich. Natürlich ist dieses Bild geprägt von den berühmten Grandhotels Baur au Lac und Dolder Grand. Nun hat die Zürcher Hotellerie einen weiteren, hell leuchtenden Stern dazubekommen: das „La Réserve Eden au Lac“. Ein exzellentes Haus unweit der Oper, direkt am Ufer des Zürichsees.
So zentral es auch gelegen ist: Noch ist es eher unbekannt, aber in meinen Augen schon jetzt ein echter Gewinner. Ein Hidden Champion.
Segeln und Schweiz – eigentlich klingt das wie ein Gegensatz. Bergsteigen, Skifahren, Klettern, das sind typische schweizerische Sportarten, die hier jeder schon von Kindesbeinen an lernt. Die wenigsten sehen wohl die Schweiz als Segelnation. Und doch: Sie ist es. Bereits im 19. Jahrhundert fanden die ersten Rennen mit Transportschiffen auf dem Genfer See statt.
Bis heute segeln zahlreiche Eidgenossen sehr erfolgreich auf höchstem Niveau. Warum das so ist? Nun, die Schweiz hat viele Seen, auf denen man bestens segeln kann, sie hat die notwendige Technologie, das Geld – und sie hat einen luxuriösen Jachtklub: Das Hotel La Réserve Eden au Lac liegt direkt am Ufer des Zürichsees. Unter anderem dienen hier Bilder von Segelschiffen mit Ziffern auf den Segeln als Zimmernummern.
Das historische Gebäude wurde kürzlich umgebaut. Für die Innenausstattung engagierte der Besitzer Michel Reybier den Stardesigner Philippe Starck. Jachtklub und Starck – in meinem Kopf passt das nicht so ganz zusammen. Doch ich stelle fest: Philippe Starck kann auch das.
Im Eden au Lac dominieren nicht kalte Materialien und klare Linien, wie ich es erwartet hatte. Der Designer hat viele unterschiedliche Stoffe und Hölzer verwendet, es wirkt warm und gemütlich. So kannte ich Starck bisher nicht. Auch in den 40 Zimmern und Suiten hat er exzellente Materialien verwendet – Holz und Leder sind aufeinander abgestimmt und großzügig verwendet.
Der Eigentümer Michel Reybier ist übrigens nicht nur Hotelbesitzer. Mittlerweile gehören zehn exzellente Häuser in Frankreich, der Schweiz und Großbritannien zur „Reybier Collection“, darunter La Réserve Paris, La Réserve Ramatuelle, La Maison d’Estournel, das Hotel Monte Rosa in Zermatt oder das L’oscar London. Zu Hause in Frankreich sowie in Ungarn besitzt Reybier drei Weingüter, unter anderem das Château Cos d’Estournel, eines der berühmtesten Weingüter im Bordelais.
Ein Glücksfall für das Hotel, denn so ist der „Hauswein“ im Eden au Lac eben ein Cos d’Estournel. Ein weiterer Glücksfall für das Hotel ist die Verpflichtung von Thomas Maechler als General Manager, unter seiner Führung spürt man Stil und Eleganz.
Die zwei Restaurants im Hotel sind eine besondere Erwähnung wert. „Eden Kitchen“ im Erdgeschoß ist ein junges Restaurantkonzept mit offener Küche, großen, bunten Fensterfronten hinaus zum See, einem Mix aus edlen Materialien und unterschiedlichen Böden – und mit einem DJ-Pult für die Partystimmung zum Abendessen. Das funktioniert auch kulinarisch so gut, dass die Eden Kitchen bereits mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet ist.
Ein ganz anderes Konzept findet sich hingegen unterm Dach: Mit dem verglasten Fahrstuhl geht es hinauf in den sechsten Stock. Hier betritt man das peruanisch-japanische Restaurant „La Muña“. Die offene Dachkonstruktion aus Holz erinnert mich auf den ersten Blick an eine Schweizer Skihütte. Bei näherer Betrachtung fallen mir allerdings die unzähligen Bilder von Segelbooten auf – vom Zürichsee und aus der ganzen Welt. Das Restaurant ist also eher eine Schiffskommandantur als eine Skihütte. Die bunten Fenster in der Decke wurden übrigens – wie auch jene in der Eden Kitchen – von Starcks Tochter entworfen, der Malerin Ara Starck.
La Réserve Eden au Lac Zürich: Carsten K. Rath zeigt die Besonderheiten des Restaurants „La Muña“
Der Name des Restaurants leitet sich von der peruanischen Heilpflanze Muña ab, die vor allem gegen die Höhenkrankheit eingesetzt wird. Sehr passend für ein Lokal im sechsten Stock mit einer riesigen Dachterrasse, von der aus man weit über den See, die Stadt und bis in die nahen Berge blicken kann. Für diese Terrasse gibt es ein weiteres kongeniales Konzept: „Bubbles & Dogs“. Hier werden ausschließlich Hot Dogs und Champagner serviert. Interessante Mischung.
„Tatsächlich ist es so beliebt, dass die Tische bereits Monate im Voraus ausgebucht sind“, sagt Thomas Maechler. Im Winter bekommt die Terrasse sogar noch zusätzliche Bubbles: Dann werden nämlich durchsichtige, runde Zelte über die Tische gestülpt, in denen man es gemütlich warm hat und dabei trotzdem den Ausblick genießen kann.
Das Hotel überrascht mich ständig und überall mit ganz liebevollen Kleinigkeiten, die mir ein Lächeln ins Gesicht zaubern. Öffne ich die Minibar, finde ich dort verschiedene Eiscremesorten. Beim Frühstück freue ich mich über die Auswahl und Präsentation – es wirkt, als wäre hier ein Sternekoch am Werk.
Am besten erklärt aber wohl folgendes Erlebnis den Unterschied zwischen einem der vielen Fünf-Sterne-Häuser und einem sehr guten Luxushotel: Wenn ich beispielsweise im Steigenberger Stuttgart mein Auto zum Parken abgebe, finde ich es am nächsten Morgen noch exakt so vor, wie ich es abgegeben habe: Die angebrochene Wasserflasche liegt auf dem Beifahrersitz und der leere Kaffeebecher steckt in der Mittelkonsole.
Im Eden au Lac steige ich am nächsten Morgen ins Auto und stelle fest: Das Auto ist gewaschen und wurde sogar im Innenraum gereinigt. Jeglicher Müll ist entsorgt, vorn und hinten gibt es je zwei kleine, frische Wasserflaschen – eine still, eine sprudelig – und die Sitzheizung wurde beim Vorfahren bereits eingeschaltet. Das sind die Kleinigkeiten, die den Unterschied machen. Das ist wahrer Luxus.
Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):
1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino
Insidertipps:
Kultur: Das Opernhaus Zürich ist nur fünf Gehminuten vom Hotel entfernt und bietet neben Opern auch klassische Konzerte und Ballettabende. Übrigens: Zur Saison 2025/26 wird der derzeitige Intendant der Berliner Staatsoper Unter den Linden, Matthias Schulz, ans Opernhaus Zürich wechseln.
Joggingstrecke: Für passionierte Läufer könnte die Lage nicht besser sein. Einfach raus aus dem Haus und am See entlang joggen. Halten Sie sich rechts, also Richtung Norden, sind Sie in kurzer Zeit am Bürkliplatz und können weiter am Westufer des Zürichsees entlanglaufen – das ist besonders schön in der Morgensonne. Wenn Sie in Richtung Süden starten, kommen Sie am Pavillon von Le Corbusier vorbei und können durch den Park Zürichhorn joggen.
Badi: Wenn es das Wetter zulässt, bietet sich zum Ende der Laufrunde ein erfrischendes Bad im Zürichsee an. Am besten gehen Sie in eine der vielen Badeanstalten, Badi genannt. Die Badi Utoquai liegt fast direkt vor der Tür des Hotels.
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