Parkhotel Adler in Hinterzarten: Seit sieben Jahrhunderten in Familienbesitz

Trotz außergewöhnlicher Lage und Freundlichkeit des Personals: Unser Tester verlässt das Parkhotel Adler in Hinterzarten mit gemischten Gefühlen.

Außenansicht des Parkhotels Adler - Hier wurden auch Teile der Fernsehserie Schwarzwaldklinik gedreht. (Foto: Parkhotel Adler)

Das Parkhotel Adler im idyllischen Südschwarzwald wird seit sage und schreibe 1446 von derselben Familie geführt. Das Haus hat in sieben Jahrhunderten so einiges erlebt: Vom Gutshof mit Zimmervermietung wurde es zur Poststation, brannte im Dreißigjährigen Krieg teilweise ab, wurde danach zum Grandhotel und schließlich nach dem erneuten Umbau und einer Renovierung im Jahr 2019 zum Boutique-Resort-Hotel.

Heute führt es Katja Newman (geborene Trescher) in 16. Generation. Marie Louise von Österreich, die Gattin Napoleon Bonapartes, übernachtete hier genauso wie Tina Turner oder Udo Lindenberg.

Wenn Sie sich möglicherweise denken, dass Ihnen einige Gebäude auf den Bildern bekannt vorkommen – wie beispielsweise das unter Denkmalschutz stehende Schwarzwaldhaus oder das Nebenhaus aus der Belle Epoque –, dann liegt es vielleicht daran, dass hier auch Teile der Fernsehserie Schwarzwaldklinik gedreht wurden.

So pittoresk das Hotelareal auch am malerischen Adlersee in Hinterzarten gelegen ist: Als ich mein Zimmer betrete, ereilt mich ein erster kleiner Schock. Ein sehr freundlicher Mitarbeiter des Parkhotels begleitete mich bis zu meinem Zimmer, das nach dem berühmten Zirkusclown von Weltrang, Oleg Popov, benannt ist.

Wahrscheinlich war Popov so klein, dass er sehr gut in dieses Zimmer und vor allem das Bett passte, womit ich bereits bei meinen ersten Kritikpunkten wäre: Das Zimmer ist in einem durchmischten Stilmix eingerichtet, und es ist eben auch klein. Zudem ist das Bett allerhöchstens 1,20 Meter breit und geradezu butterweich.
Kleines Bett - Die Größe entspricht kaum dem Standard eines Luxushotels. (Foto: Carsten K. Rath)

Um noch ein Detail anzusprechen: Das Betthupferl liegt bereits am frühen Nachmittag offen auf dem Kopfkissen. Ich gehe daher nicht davon aus, dass hier am Abend noch mal jemand kommt, um nach dem Rechten zu sehen.

Ich mache mich auf den Weg ins Fitnessstudio des Hauses und werde auch hier ein wenig enttäuscht. Die Geräte sind in die Jahre gekommen und entsprechen nicht mehr ganz dem Standard. Das ist die eine Sache. Die andere ist aber, dass die Geräte nicht sauber sind, dass sie Schweißflecken aufweisen. Das passt nicht zu einem Fitnessstudio eines Luxushotels.

Ich möchte aber nochmals die Freundlichkeit der Mitarbeiter herausstellen. Hier gilt es, wirklich zu loben. Allerdings merkt man, dass die Mitarbeiter nicht konsequent auf Service ausgerichtet wurden. Am Frühstücksbüffet finden sich beispielsweise zwei Kaffeemaschinen, die man als Gast selbst bedienen muss.

Natürlich ist das kein Drama. Aber in einem Hotel, das sich selbst als Luxushotel bezeichnet, würde ich mir wünschen, morgens den Kaffee oder Tee angereicht zu bekommen. Auch die Essensauswahl wirkt ein wenig eingeschränkt. Bei der lokalen Köstlichkeit, dem bekannten geräucherten Schwarzwälder Schinken, hätte ich mich gefreut, wäre dieser frisch und appetitlich heruntergeschnitten gewesen.

Restaurant Adler Stuben - Sehr schön eingedeckte Tische, gute Vier-Gänge-Menüs. (Foto: Parkhotel Adler)

Die Anzahl der Mitarbeiter ist nämlich durchaus ausreichend, ich hatte beim Frühstück vier gezählt. Es wäre also auf jeden Fall genug Zeit, um Kaffee zu servieren und dabei die Gäste in ein kurzes Gespräch, in einen Small Talk einzubinden, ob man denn gut geschlafen habe, was die Pläne sind oder dergleichen. Ich fühle mich jedenfalls als Gast nicht wirklich wertgeschätzt.

Der kulinarische Genuss gilt im Parkhotel Adler seit jeher als Kernelement. Als Gast kann man zwischen Genusspension und dem Restaurant Adler Stuben wählen. Die Stube hat eine rustikale abgehängte Decke, sodass ich mich leicht bücken muss, um einzutreten. Die Tische sind sehr schön eingedeckt und es werden gute Vier-Gänge-Menüs gereicht. Es gibt drei Menüs zur Wahl, eines davon ist vegetarisch. Der Kellner ist freundlich und hat alles im Griff. Die Weinkarte ist außerdem gut dotiert.

Die Auszeichnungen diverser Gourmetführer sind jedoch bereits aus zurückliegenden Jahren. Es geht etwas in dieselbe Richtung wie bei den ausgestellten Bildern prominenter Gäste. Es wirkt, als wäre alles schon etwas her.

Die Vorspeise des Abendessens ist gut gemacht, allerdings ist die Rinder-Consommé nicht abgeschmeckt. Und das Highlight, eine Kalbsleber, ist für mich etwas altmodisch präsentiert. Sie wirkt, als stamme sie direkt aus den 80er-Jahren, garniert mit Brokkoli-Röschen, die leider kalt waren.

Das Parkhotel Adler wirbt mit der Bezeichnung „großzügig angelegtes Luxushotel in Baden-Württemberg“. Ein Luxushotel nach meinem Geschmack präsentiert jedoch einen Service, den es hier nicht gibt.

Tellergericht - Die Kalbsleber ist ein wenig altmodisch angerichtet. (Foto: Carsten K. Rath)

Als ich nach meiner Nacht im butterweichen Bett am Morgen die Rezeption anrufen will, um mitzuteilen, dass aus der Dusche kein heißes Wasser kommt, stelle ich fest, dass das Zimmer kein Telefon besitzt. Ungewöhnlich! Ich rufe schließlich vom Handy aus dort an und frage, warum es kein Telefon auf den Zimmern gibt. Das sei Teil des Konzeptes, wird mir mitgeteilt. „Okay“, frage ich nach, „was ist denn das Konzept? Kein Telefon?“ – „Ja, leider“, sagt die Dame an der Rezeption. „Das ist unser Konzept.“

Auf meine weitere Nachfrage, ob denn wenigstens im Spa das Wasser heiß sei, konnte mir keine Auskunft gegeben werden. Auf die Idee, wenigstens dort nachzufragen und mir als Gast Bescheid zu geben, kommt man nicht. Immerhin habe ich gute zehn Minuten später endlich heißes Wasser im Hotelzimmer. Allerdings finde ich ein Luxushotel ohne durchgehend heißes Wasser und ein Telefon schwierig.

Es bleibt der Eindruck, dass etwas fehlt

Auch beim Check-out erlebe ich ein Manko, das ich zuletzt auch in anderen Häusern das ein oder andere Mal beobachten konnte. Mein Wagen wird vorgefahren, ohne dass ein Wasser eingestellt oder die Serviette des vergangenen Tages entfernt wurde. Auch die Rückenlehne des Fahrersitzes wurde nicht zurück in meine ursprüngliche Position gestellt. Mit über 1,90 Meter Körpergröße in sein Auto einzusteigen, das zuvor von einer deutlich kleineren Person gefahren wurde, ist wirklich etwas nervig.

So fahre ich mit gemischten Gefühlen davon. Trotz der außergewöhnlichen Lage des Areals mit seinen fünf Gebäuden aus unterschiedlichen Epochen bleibt der Eindruck, dass etwas fehlt. Der Servicegedanke sowie einige Details könnten in so einem geschichtsträchtigen Haus mit dem Anspruch, ein Luxushotel zu repräsentieren, für meinen Geschmack definitiv mehr gelebt werden.

Plus: Gute Menüauswahl, gut dotierte Weinkarte, freundliches Personal.

Minus: Kleines Zimmer, noch kleineres und extrem weiches Bett, kein Telefon auf den Zimmern, Servicegedanke für ein Luxushotel unterrepräsentiert, Fitnessbereich unsauber.

Raths Reiserating (aktuelle Wertung gefettet)

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

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