Unterwegs zu den Luxushotels der „arabischen Schweiz“

Maskat, Canyons, Wüste: Luxustourismus und Naturspektakel im Oman – einem arabischen Land mit besonderer Ausrichtung.

Unter Palmen - Das Chedi Muscat ist Mitglied der „Leading Hotels of The World“. (Foto: The Chedi Muscat)

Authentischer Orient fernab des Massentourismus, endlose Wüstenlandschaften, grüne Oasen und einmalige Erlebnisse – wer unter diesen Parametern urlauben möchte, kommt am Oman nicht vorbei. Bisher war das Land weniger im Gespräch als andere arabische Destinationen. Doch umso mehr ist das Land ein Geheimtipp, den es zu entdecken lohnt.

Welche erstklassigen Hotels und Aktivitäten Sie nicht verpassen dürfen, erfahren Sie von mir ebenso wie die besondere Ausrichtung „der Schweiz“ der arabischen Welt.

Erstklassiger Service und Wohlfühlen vom ersten Moment an. Mit diesen Erwartungen startet wohl ein Großteil der Reisenden, für die es in die Tourismusgebiete des Nahen Ostens geht. Auch ich machte mich mit diesen Gedanken auf zum Flughafen, um mit Oman Air in meine Hotelreise zu starten. Und besonders wurde es schneller als gedacht – allerdings im etwas anderen Sinne. Denn mein Reisepass wurde beim Check-in als „too worn“, also zu abgenutzt, bezeichnet und sollte mir eine Einreise unmöglich machen.

Kaum zu glauben, denn in den Wochen vor dem Oman-Abflug bereiste ich mit genau diesem (wohlgemerkt natürlich gültigen) Pass Thailand, Indien und Australien – alles problemlos. Die Schilderungen meiner durchaus überdurchschnittlichen Reiseaktivitäten und deren Hintergrund beeindruckten das Bodenpersonal herzlich wenig. Zugegeben war ich darüber fassungslos.

Glücklicherweise lag mein neuer Reisepass, den ich wegen des baldigen Ablaufdatums meines bisherigen bereits vorausschauend beantragt hatte, in der Behörde zur Abholung. So konnte ich einen Tag später starten, blieb auf den 700 Euro Umbuchungskosten jedoch sitzen. Ein bitterer Beigeschmack zum Reisestart.

The Chedi Muscat – das Nummer-eins-Sanctuary der Hauptstadt

Unweit der von beeindruckenden Felswänden umgebenen Hauptstadt Maskat liegt mein erstes Ziel. „The Chedi Muscat“ ist Mitglied der „Leading Hotels of The World“ mit insgesamt 162 Zimmern und Suiten und bereits 20 Jahre alt. Doch die charmante und vor allem gepflegte Patina tut diesem Resort keinen Abbruch. Bereits die Ankunft verdient das Attribut „magic“.

Die Architektur der Anlage mit der Idee eines Klosters überzeugt mich auf ganzer Linie. Ein Gefühl der Ruhe entsteht bei mir vor allem durch die weitläufigen Gärten und eine Vielzahl von kleinen Oasen, die durch eine nur 15-prozentige Bebauungsquote des Grundstücks ausreichend Raum finden.

Das erfuhr ich von der Trainings- und Development-Managerin Khaula, die sich die Zeit nahm, mir dieses einmalige Sanctuary mit all seinen Facetten vorzustellen. Mit 27 Jahren, einem Bachelorabschluss und insgesamt vier fließend gesprochenen Sprachen verkörpert Khaula das Zusammenspiel von erstklassiger Bildung, Gastfreundschaft und hochkarätigem Service. Dazu steht sie für das Niveau von Female Leadership, welches im liberalen Oman offen fokussiert und gefördert wird.

Der Oman gilt zudem als „die Schweiz“ des arabischen Raums und vermittelt diplomatisch, zum Beispiel zwischen dem Iran und Saudi-Arabien, wenn es auch aufgrund verschiedener religiöser Ausrichtungen zu Diskussionen und Konflikten kommt. Dies ist maßgeblich der gesellschaftlichen und politischen Ausrichtung des Landes zu verdanken, die durch den nach 50-jähriger Regierungszeit im Jahr 2020 verstorbenen Sultan Qabus bin Said geprägt wurde.

Auf ihn folgte im Jahr 2020 sein Cousin Haitham ibn Tari, der als Mann des Ausgleichs gilt, sich für eine aktive Tourismusentwicklung ausspricht, aber zugleich einen übertriebenen Gigantismus scheut.

Zurück zu meinen Impressionen aus dem „The Chedi Muscat“. Meine Bahnen ziehe ich im mit 103 Metern längsten Pool des Nahen Ostens, der stilvoll eingebettet in einer Palmenallee liegt. Für mich definitiv einer der schönsten Orte dieser Anlage, wenngleich noch zwei weitere Pools für Abwechslung sorgen. Auch hier, wie am Rande aller Wege und Oasen, finden sich zahlreiche Palmen – insgesamt 330 Stück sind es insgesamt, erfahre ich auf Nachfrage. Da wird auch mein Abstecher zum privaten Strandabschnitt zum beeindruckenden Palmenspaziergang.

Apropos beeindruckend: Das ist bei meinem Aufenthalt auch die kulinarische Auswahl, bei der ich mich zwischen fünf verschiedenen Restaurants entscheiden konnte – allesamt besetzt mit besten Küchenchefs.

Ein Tennismatch mit Trainer Easy aus Nigeria

Mein Essen verdient demnach ebenso ein High-Class-Prädikat wie mein gesamter Tag bisher. Diesen habe ich zu Teilen auch im Spa verbracht. Er liegt oberhalb des Hauptpools und umfasst angrenzend 50 Quadratmeter große Spa-Suiten. In einer lief für mich bereits die Dusche zum Ankommen, und das vorgewärmte Nackenkissen wartete. Alles in allem absolut hochprofessionell, zugleich mit persönlicher Note und liebenswert in allen Einzelheiten.

Übrigens: Neben Erholung suchte ich auch sportliche Aktivität und fand diese auf den hoteleigenen Tennisplätzen. Besonders gefallen hat mir mein Match mit Trainer „Easy“ aus Nigeria. Er versteht sein Handwerk und punktet zugleich mit seiner humorvollen Art.

Mein persönliches Fazit für das „The Chedi Muscat“ zum Gesamtpaket von Architektur über Gastronomie bis hin zu Erholung und Aktivitäten, ob für den Businesstrip oder zur privaten Entspannung: sechs Sterne – nothing more to say.

Raths Reiserating (aktuelle Wertung gefettet)

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

Das Anantara Al Jabal Al Akhdar: Unter deutscher Direktion

Für mich geht es weiter mit meinem Fahrer Mashal (unbedingt merken!) von Zahara Tours, der als Local der perfekte Ansprechpartner für all meine Fragen rund um den Oman, seine Menschen und die (für ein arabisches Land) außergewöhnlich offene und liberale Kultur ist. Er bringt mich ganz nach meinen Wünschen zu den besonderen Hotspots des Landes.

An dieser Stelle sei betont: Genau diese Art des Reisens empfehle ich ausdrücklich! Denn durch die individuelle Tour, welche im Oman zu fairen Preisen erhältlich ist, profitiere ich von deutlich einzigartigeren Eindrücken als mit einem Gruppenarrangement. Eine sechs- bis siebentägige Rundreise ist mein persönlicher Tipp.

Eingebettet in Omans Gebirgsmassiv - Die 33 Villen und 82 Zimmer wirken auf der weitläufigen Anlage unaufdringlich arrangiert. (Foto: Anantara A Jabal Al Akhdar Resort)

Nach einer gut zweistündigen Fahrt erreichen wir meine nächste Destination, das „Anantara Al Jabal Al Akhdar“. Dieses Fünfsterne-Resort ist eines der höchstgelegenen Luxushotels der Welt und befindet sich auf knapp 2000 Metern in den Bergen des Oman. Doch ist ein Aufenthalt hier genau so spektakulär wie die Lage? Atemberaubend ist in jedem Fall der Ausblick, der mich mit seiner Silhouette, geprägt durch Stein, Fels und karges Gebirgsgrün, an Arizona erinnert.

Zugleich schafft das Anantara es jedoch, das felsige Ambiente durch neu angelegte Gärten mit orientalischem Charme zu paaren. Vor allem in der Rosenblüte-Zeit, zu der ich das Hotel besuchte, ist dieser Kontrast zwischen Bergwelt sowie grünen und blumigen Oasen eindrucksvoll.

Bike- oder Climbing-Tour in den Canyons

Für mich fühlt sich der Weg durch das Anantara wie ein erholsamer Spaziergang an, denn die insgesamt 33 Villen und 82 Zimmer wirken auf der weitläufigen Anlage unaufdringlich arrangiert. Es erscheint mir, als wurde hier besonderes und gesteigertes Augenmerk auf die gekonnte Kombination und Verbindung aller Einrichtungen gelegt, von Restaurants über Pools bis hin zum voll ausgestatteten Gym mit Tennisplatz und dem grandiosen Spa. Letzteres überzeugt mich bei meinem Besuch mit energiespendenden Behandlungen, eindrucksvoller Größe und authentischer landestypischer Architektur.

Noch ein Blick über die Anantara-Grenzen hinaus: Wer die Berge des Omans bereist, sollte die Gelegenheit für eine Bike- oder Climbing-Tour in den Canyons nutzen. Hierfür wurden mir während meines Aufenthalts Guides angeboten, welche als Locals bestens mit den Gegebenheiten vor Ort vertraut sind und auf jeden Gast individuell eingehen.

Picknick der besonderen Art - Eine Terrasse mit Aussichtsplattform, auf der schon Lady Diana und Prinz Charles aßen. (Foto: Carsten K Rath)

Ob nach einer dieser Touren, zwischendurch oder zu den klassischen Mahlzeiten: Stärken konnte ich mich während meines Besuchs jederzeit, ohne dass einer meiner Wünsche offenblieb. Die großartige Kulinarik mit „handmade buffets” von Vorspeisen bis Desserts glänzt durch Perfektion. Für mich wird dies definitiv den Ansprüchen an ein Fünfsternehaus gerecht und rundet den Gesamtauftritt des Anantara ab, das unter der ambitionierten Leitung der deutschen Direktorin Maren Kühl steht.

Dieses hochklassige Paket darf zwischenzeitlich auch durchaus als königlich bezeichnet werden, denn bereits im Jahr 1986 wurden Lady Diana und der damalige Prince Charles zu diesem erstklassigen Hideaway gebracht, um den Oman von seiner eindrucksvollsten Seite kennenzulernen. Der Ort, an welchem das Paar damals in die Ferne blickte, dient heute als Terrasse mit Aussichtsplattform und lädt zu einem unvergesslichen Picknick.

Bei all dem Luxus und Komfort bleiben letztlich zwei Kritikpunkte: Viele – in meinen Augen zu viele – Katzen sind auf dem Gelände zu Hause. Laut Management freuen sich die Gäste hierüber, ich habe dies jedoch auch anders wahrgenommen. Und auch in puncto Sprachbarriere kann nachgebessert werden, es kommt durch fehlendes sprachliches Know-how des Personals immer mal wieder zu kleinen Missverständnissen.

Raths Reiserating (aktuelle Wertung gefettet)

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

Noch ein Highlight einer Oman-Reise: Eine Nacht in der Wüste darf nicht fehlen. Meine Empfehlung ist das Arabian Nights Resort in der Wahiba-Sands-Wüste (auch Rimal Al Wahiba). Hier wurde aus einem Nomadentreffpunkt eine Wüstenoase geschaffen, die mir begleitend auch Aktivitäten wie Quad-Safari und Kamelritt bot. Einzelne Bungalows säumen im Resort die Wege, die in einem sehenswerten Spa münden. Als Gast empfinde ich das alles als clever konzipiert und zugleich gekonnt umgesetzt.

Stopp beim Naturschauspiel der Wadis

Nach diesen Eindrücken inmitten der Wüste lohnt sich ein weiterer Stopp bei den Wadis. Meine Hotel-Empfehlung an dieser Stelle ist die authentische Sama Ras al Jinz Ecolodge (drei Sterne). Hier treffen sich Berge, Steppe sowie Wüste und lassen die Landschaften ineinander „verschwimmen“. Zudem nutzte ich die Chance für ein Treffen mit Wasserschildkröten, welche im Resort zu Hause sind und sich wie an nur wenigen Stellen weltweit beobachten lassen.

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