Zwei Urban-Loft-Häuser als neuer Maßstab für Budget-Designhotels

In den beiden Häusern der Althoff-Gruppe wird die heute so oft versprochene hippe Urbanität und Digitalisierung geprägt. Und das in lokal geprägtem Design.

Bunt und kunstvoll - Die Lobby des Urban Loft Berlin. (Foto: Steve Herud)

Zu Beginn nehme ich Sie mit auf eine kleine Zeitreise: Vor über 150 Jahren begann die Ära der Grand Hotellerie – Fünfsternehäuser beherrschten bis in die späten 50er-Jahre den Markt. In den 70er-Jahren setzten sich dann die bekannten Best-Western- und Westin-Hotels durch, es galt als Businesshotel eher mit Funktionalität zu punkten.

Und Ende der 90er-Jahre dann die Revolution: Es zählte, was anders war. Gar verrückt. Eine neue Urbanität zog in die Hotellerie ein, völlig neuartige Designkonzepte eroberten den Markt: 25hours, Kameha und Roomers, um nur einige zu nennen. Doch was ist davon noch übrig, knapp 20 Jahre später? Wenn Sie mich nach meinen Aufenthalten in den Urban Lofts in Berlin und Köln fragen: so einiges!

Denn hier wird das gelebt, wofür der Grundstein vor mehr als zwei Jahrzehnten gelegt wurde. Und das in einer Weiterentwicklung par excellence. Natürlich ist dieser Weg der frischen und mutigen Konzepte kein neuer mehr, schaut man sich in den Budget-Design-Locations Hoxtons oder NYXs Hotels dieser Welt um.

Und doch ist es hier, auch wenn es zunächst noch so platt klingen mag, anders. Denn was hier aufeinandertrifft, ist das, was in anderen Häusern fehlt: Die gewünscht hippe Urbanität und Digitalisierung erstrahlt in lokal geprägtem Design, garniert mit einer Aufmerksamkeit und Freundlichkeit des Personals, wie man sie sonst oft nur von Fünfsternehäusern kennt.

Dies liegt sicher nicht zuletzt am Namen im Hintergrund, denn die Urban-Loft-Reihe stammt aus dem Verbund der Althoff Hotels. Gründer Thomas H. Althoff hinterlässt seit fast 40 Jahren seine markanten Spuren in der deutschen Hotellerie-Branche.
Frische Interieur-Akzente - Die Interieur-Konzepte der Urban-Loft-Standorte punkten vor allem durch den Lokalkolorit. (Foto: Steve Herud)

Wie erfolgreich diese Gruppe im Luxussegment ist, zeigt sich auch dadurch, dass sie sich gegen nationale und internationale Mitbewerber durchgesetzt hat und jetzt das ehemalige Rocco Forte Hotel, nämlich die „Villa Kennedy“ in Frankfurt, im Management übernimmt und nach der Renovierung das dann in Frankfurt sicherlich führende Hotel etabliert. Die Hotels der Althoff Collection zählen zudem zu den besten Gourmethotels im Land und warten zusammengerechnet mit den meisten Michelinsternen im Metier auf.

Doch auch neue Zielgruppen sollten erschlossen werden, und das, ohne den eigenen Anspruch an Qualität und Design zu verlieren. Schlussfolgernd kamen zu den Häusern der Althoff Collection und der zweiten Brand Ameron Collection auch die Urban Lofts hinzu, unter der Leitung von Frank Marrenbach. Und dieser Name steht für sich, denn er ist ein Grand Hotelier mit Erfahrung in den namhaftesten Hotels schlechthin, wie zum Beispiel dem Le Bristol in Paris. Er ist zudem bekannt als Erfinder der Weltklasse-Marke Oetker Collection.

Mit Mitte 50 scheute er sich nicht, das Konzept für eine neue urbane Marke zu kreieren – jung, klar und mit hohem Wiedererkennungswert. Schon allein wegen des Kopfs hinter diesem Konzept traue ich der Marke viel zu. Doch der Reihe nach.

Bereits bei den ersten Schritten im Urban Loft Berlin in Moabit, das ich einige Wochen vor meinem zweiten Aufenthalt in einem Urban Loft am Standort Köln in ebenfalls bester urbaner Lage besuchte, staune ich über die bunte und trotzdem kunstvoll gestaltete Lobby mit Werken von Anna Mirkin und Olaf Hajek, zwei bekannte Größen der Kunstszene. Über dem Aufzug prangt in Neonbuchstaben: Berlin, ick liebe dir.
Note eins - Das Bett ist für unseren Hoteltester an Bequemlichkeit kaum zu überbieten. (Foto: Steve Herud)

Und ja: Ein bisschen Liebe für den besonderen Charme dieser Metropole und für die Kunstszene der City kommt da auch in mir auf. Was in anderen Städten vielleicht kitschig wirkt, hat hier den richtigen Rahmen. Denn die Interieurkonzepte der Urban-Loft-Standorte punkten vor allem durch deren Lokalkolorit. Sie greifen die Eigenarten der spezifischen Gegend gekonnt auf. Hut ab. Ein Niveau, wie man es für einen sehr fairen Übernachtungspreis von rund 110 Euro nicht in dieser Gänze erwartet. Und dafür gibt’s eben je nach City auch echte Regionalität dazu, von Berliner-Schnauze-Sprüchen in der Hauptstadt bis zum „Home is where the dome is“-Schriftzug in Köln.

Klassische Rezeption oder digitalisierter Prozess

Weiter zum Check-in: Hier habe ich die Wahl zwischen der klassischen Rezeption und einem komplett digitalisierten Prozess an einem Self-Terminal. Hier kommt sofort engagiertes Personal auf mich zu, um mich durch das Verfahren zu lotsen und eventuell noch offenen Fragen zu beantworten. Den Meldebogen habe ich im Vorfeld per Link übrigens schon aufs Smartphone erhalten und kann demnach den Check-in noch verkürzen. Hilfe benötigt man hier eigentlich nicht weiter, das Terminal ist intuitiv, die Schritte sind einfach erklärt.

Meine Zimmerkarte erhalte ich ebenfalls automatisiert und kann diese über eine kleine Station mit meinen Daten codieren. Easy, spannend und zugleich nachhaltig. Denn: Der Doorkey ist aus Holz. Es gefällt mir, wie hier bereits mit kleinen Details eine anscheinend spannende, durchdachte Reise beginnt.

Diese setzt sich dann auch in den Gängen fort, denn Urban Loft steht hier nicht nur drauf, sondern ist auch drin. Sichtbeton-Wände, grafische Muster, Industriemetall – all das weckt die Neugier auf mein Zimmer. Und das ist genau so, wie man es sich wünscht: 3,50 Meter Deckenhöhe, ein top ausgestattetes Bad, schönes Parkett, ein riesiges TV, interessante Details, zum Beispiel mit einem von der Decke hängenden Zwerg. Ich bleibe dabei: kein Kitsch, sondern moderne Kunst.
Bunt und kunstvoll - Die Lobby des Urban Loft Berlin. (Foto: Steve Herud)

Auch hier immer wieder ein deutliches „gefällt mir“ in meinen Gedanken, die sich nun um eines der wichtigsten Themen in jedem Hotelzimmer drehen: dem Bett. Und hier gebe ich ganz klar die Note eins, denn es ist an Bequemlichkeit kaum zu überbieten. Dazu zwölf Zentimeter dicke Fenster, auf Wunsch mit doppelter Verdunkelung durch Jalousie und Vorhang. Absolut ungestörtes Schlafen ist also garantiert.

Dennoch ein kleiner Minuspunkt, denn zwei für mich wichtige Dinge fehlen: ein Schreibtisch und eine Kaffeemaschine. Dafür kann man sich die Zeit am topmodernen Smart-TV vertreiben, das sogar die komplette Smartphone-Spiegelung zulässt. Und last, but not least gibt’s auch im Zimmer wieder Nachhaltigkeit, denn die Seife wird unter dem Second-Use-Prinzip aus dem Abrieb von Zitrusfrüchten hergestellt.

Open Seating - Beim Frühstück vermischen sich Hotelgäste und externe Besucher. (Foto: Steve Herud)

Einige Wochen später werde ich mich diesen ersten Eindrücken auch in Köln anschließen können. Denn auch im dortigen Urban Loft erfüllt das Zimmer meine Erwartungen und lässt mich ausgeruht in den nächsten Tag starten.

Ebenfalls Standard an allen Standorten: kein Bargeld. Für mich etwas befremdlich, hier käme ein zweigleisiges System bei einigen Gästen noch besser an. Ein weiteres Urban-Loft-Prinzip ist das „No Foodwaste“-Konzept beim Frühstück mit vorbestellbaren To-go-Boxen in vegan, vegetarisch, klassisch und süß (16 Euro inklusive Heißgetränke-Flat bis 11.30 Uhr).

Gäste im besten Alter mögen das vielleicht als etwas zu unkonventionell empfinden. So lehnten in der Lobby beim Check-in zwei Damen die Frühstücksbuchung zunächst dankend ab. Letztlich traf ich sie dann am nächsten Morgen doch mit zufriedenen Blicken im „Open-Seating“-Bereich, in dem sich Hotelgäste und externe Besucher vermischen, vor ihrem Frühstück.

Der Vibe des Morgens spiegelt im Übrigen genau das wieder, was das Urban Loft möchte. Denn laut eigener Interpretation sollen die Urban Lofts unter anderem in folgenden Punkten überzeugen:
• Lounge-Konzept mit Urban Food & Snacks
• Open Seating für Frühstück, Kaffee, Snacks und Co-Working
• Open Space als Ort für lokale Künstler und Designer, als Pop-up-Galerie oder Pop-up-Shop

Berliner Schnauze - Neon-Schriftzug im Berliner Haus. (Foto: Steve Herud)

Hier werden Visionen nicht nur fürs Papier definiert, sondern tatsächlich gelebt. Das Hotel hat etwas von Laboratory: Für Fragen und Veränderungen ist man hier offen, neue Ansätze und Anregungen von Gästen werden sofort aufgenommen und diskutiert. Kurzum: Genau so funktioniert der Fokus auf Kundenzufriedenheit.

Und genauso verlasse ich bei beiden meiner Aufenthalte das Urban Loft: rundum zufrieden. Hier ist man, statt cool, lässig und arrogant zu sein, einfach nur eines: aufmerksam! Genau das macht den Unterschied und ist damit Wegbereiter für eine vielversprechende Zukunft.

Plus: Enorm aufmerksames und freundliches Personal, unaufdringliches und trotzdem schlüssiges und einprägsames Designkonzept, gelebte Nachhaltigkeit, gute Lagen der Häuser, sehr faire Preise, Qualität bei der Ausstattung.
Minus: fehlender Schreibtisch und keine Kaffeemaschine im Zimmer.

Raths Reiserating (aktuelle Wertung gefettet)

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino

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