Berlin ist noch immer eine der günstigsten europäischen Hauptstädte. Das gilt auch für die Fünf-Sterne-Hotellerie – und besonders für das Dorint am Kurfürstendamm.
In vielen Großstädten habe ich das Gefühl, dass die Fünf-Sterne-Hotels kaum noch bezahlbar sind. In Berlin ist das anders. Die Hauptstadt ist nach wie vor Deutschlands günstigste Hotelstadt. Dabei stehen hier so namhafte Flaggschiffe wie etwa das Ritz Carlton, das Rocco Forte oder neuerdings das Telegrafenamt Hotel.
Alles exzellente Hotels, die verhältnismäßig günstig sind. Das wohl beste Preis-Leistungs-Verhältnis hat im Bereich der gehobenen Hotellerie in Berlin das Dorint am Kurfürstendamm. Gerade mal 151 Euro pro Nacht habe ich bezahlt. Und dafür einiges geboten bekommen.
Der eindrucksvolle Bau des Berliner Architekten Jan Kleihues steht mitten im Herzen Westberlins. Ja, ich sage extra Westberlin, denn in dieser riesigen Stadt sollte man sich bewusst entscheiden, wo man sein Lager aufschlägt. Die Stadt ist in vielen Bereichen noch immer zweigeteilt. Und wer hauptsächlich Termine in den östlicheren Stadtteilen hat, sollte vielleicht besser im Orania in Kreuzberg, der kleinen Schwester von Schloss Elmau, im Stadtteil Mitte im Rocco Forte oder im Telegrafenamt Hotel nächtigen.
Dorint Hotel am Kurfürstendamm: Herzlicher Empfang in Berlin
Wer aber in Charlottenburg unterwegs ist, vielleicht sogar zum Messegelände muss, ist hier am Ku’damm bestens aufgehoben. Direkt gegenüber des Dorint liegt das Café Kranzler, eine Café-Institution, das mittlerweile allerdings im Erdgeschoß ein Modegeschäft und im ersten Stock eine Berliner Kaffeerösterei beherbergt. Schräg gegenüber und von den oberen Etagen des Hotels aus zu sehen, steht die berühmte Gedächtniskirche. Das Luxuskaufhaus KaDeWe ist ebenfalls nur wenige Gehminuten entfernt.
Der wirklich zuvorkommende Service fällt mir sofort auf. Der Doorman begrüßt mich sehr herzlich vor der Tür, das Gepäck wird schnell und unkompliziert aufs Zimmer gebracht, die Mitarbeiter an der Rezeption strahlen ihre Gäste an. Es gibt keine großen Umstände, keine nervigen administrativen Papiere, alles ist vorbereitet. So sieht ein herzliches Willkommen aus.
Diese Serviceleistungen tragen die Handschrift von Jörg T. Böckeler, CEO der Dorint Hotelgruppe und der Marke Hommage Luxury Hotels Collection. Hier stimmt offensichtlich die Haltung, die in der Selektion und im Training der Mitarbeiter begründet ist. Denn ein ganz ähnlich gutes Erlebnis hatte ich vor 14 Tagen im Dorint in Köln. Zufällig bekomme ich wenig später in der Bibliothek ein Gespräch des Hoteldirektors Carsten D. Colmorgen mit einem Mitarbeiter mit, das in meinen Augen das positive Klima in diesem Hotel erklärt. Wenn alle so professionell und respektvoll mit ihren Mitarbeitern umgingen, dann wäre das Fach- und Führungskräftethema schnell beendet.
„Eine echte Empfehlung“ – Carsten K. Rath zu Gast im Dorint Hotel in Berlin
Die Zimmer sind alle durchrenoviert und in gutem Zustand. 2005 hatte das Haus als Concorde Hotel eröffnet, war aber nie wirklich erfolgreich. Dann wurde es zum Sofitel, jedoch auch da hat es nicht funktioniert. Nun, nach der Renovierung und mit Dorint als Hausherren, scheint das Haus angekommen sein.
Dorint Hotel: Ein kölscher Kiosk in der Lobby
Die Hotelmarke Dorint wurde in Köln gegründet und hat dort bis heute ihren Sitz. Diesen Teil der Dorint-DNA hat man auf anrührende Art mit nach Berlin genommen und in der Lobby „Et Kölsche Büdche“ aufgestellt, an dem es die üblichen Kioskwaren wie Schokoriegel, Chips und Getränke gibt. In der Lobby befindet sich auch das Restaurant Faubourg, in dem man gut und günstig essen kann.
Das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen kann sich sehen lassen. Sechs verschiedene, hausgemachte Salate, acht Käsesorten, zwölf Wurstsorten – eine riesige Auswahl, die schön präsentiert wird. Und auch hier merkt man, dass die Mitarbeiter Lust auf ihren Job haben, sie sind freundlich und aufmerksam.
Ein junger Kellner bemerkt sofort, dass ich etwas spät dran bin und fragt mich, ob er mir ein kleines Frühstück zum Mitnehmen einpacken kann. Während ich also in Ruhe meinen Kaffee trinken kann, stellt er mir am Buffet flugs ein paar Dinge zusammen und bringt mir gleich noch eine Tüte mit. Das habe ich so in Deutschland noch nie erlebt.
Gut ausgestattet für ein Stadthotel ist der Fitnessbereich im Dorint am Kurfürstendamm. Es gibt vier Kardiogeräte, Multifunktionsgeräte, Yogamatten, Gewichte, Gymnastikbälle – alles, was man so braucht für ein effizientes Training.
Ganz offensichtlich ist das Dorint auch ein Tagungshotel. Ganze zwei Etagen sind dafür reserviert, es gibt 16 Räume mit Parkett, Tageslicht und zum Teil sogar Blick auf den Ku’damm. Obwohl dem Konferenzgeschäft hier so viel Platz eingeräumt wird, gerät man als normaler Gast jedoch nie in große Gruppen. Dank der eigenen Etagen bleiben die Tagungsteilnehmer meist unter sich.
Was man hier noch besser machen kann? Das ist nicht so einfach zu benennen, ich erkenne kaum ein Manko. Drei Dinge sind mir aber doch aufgefallen: Ich würde mir einen Schneider für die Uniformen wünschen. Der Doorman steckt beispielsweise in einem viel zu großen Kleidersack, der eigentlich eine ganz witzige Berliner Uniform sein sollte. Da fehlt mir die Liebe zum Detail.
Ein bisschen enttäuscht bin ich, weil die überall angepriesene Club Lounge im elften Stock nicht geöffnet hat. Beim Frühstück fände ich es passender und persönlicher, statt nach der Zimmernummer nach dem Namen zu fragen. Einzig erschließt sich mir nicht, warum dieses Hotel nicht in die Hommage Collection integriert wird.
Natürlich komme ich mit einer geringeren Erwartungshaltung in ein Dorint als in ein Four Seasons oder ein Mandarin Oriental. Der Überraschungseffekt ist daher umso größer. Das Haus ist mit 311 Zimmern wirklich groß und doch fühlt es sich wie ein Boutiquehotel an. General Manager Carsten D. Colmorgen ist morgens um sieben schon beim Frühstück und begrüßt seine Gäste. Bei den Mitarbeitern spürt man den Willen zur Exzellenz, die Freundlichkeit.
Als ich am Abreisetag in den bestellten Wagen zum Flughafen steige, hat der Fahrer die Sitzheizung bereits eingeschaltet und begrüßt mich mit Namen. All dies kenne ich so eigentlich nur aus Asien. Natürlich sind meine 24 Stunden in Dorint nur eine Momentaufnahme, und ich werde mir das Haus sicherlich noch einmal anschauen, weil ich es selbst kaum glauben kann. Fazit: Was den Bereich der Konferenz- und Businesshotels angeht, ist dieses Hotel für mich jetzt die neue Benchmarke in Deutschland.
1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino
Insidertipps
Restaurant: Die Nußbaumerin in der Leibnitzstraße zählt zu meinen Lieblingsrestaurants in Berlin. Die Österreicherin serviert mit ihrer authentisch-herzlichen Art das beste Schnitzel der Stadt, hervorragendes Gulasch und einen köstlichen Kaiserschmarrn. Kein Wunder, dass hier auch die (Polit-)Prominenz gerne einkehrt. Nur 20 Minuten zu Fuß vom Hotel.
Kultur: Die Bar jeder Vernunft ist ein altes Spiegelzelt auf einem Parkdeck. Hier stehen täglich Kleinkünstler auf der Bühne – von Liedermachern über Chansonniers bis Kabarettisten. Vom Hotel läuft man eine knappe Viertelstunde.
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