Wo Maharadschas, Könige und Angela Merkel abstiegen

Die zwei Häuser im aufstrebenden Indien sind Ikonen der Hotelbranche – und der CEO der Indian Hotels Company ist in Deutschland kein Unbekannter.

Traumhafter Ausblick - Das Hotel liegt strategisch günstig in Mumbais wichtigstem historischem und kommerziellem Zentrum. (Foto: Taj Hotels)

Es gibt Hotels auf dieser Welt, die wahre Legenden ihrer Zunft sind. Ich bin in Indien unterwegs und darf hier gleich zwei dieser Ikonen erleben, in denen einst Maharadschas und Könige abstiegen. Die renommierteste Hotelgruppe in Indien ist Taj Hotels, Resorts and Palaces. Die darüber stehende Indian Hotels Company betreibt derzeit 216 Hotels (rund 90 unter der Marke Taj). Auch das The Pierre in New York zum Beispiel ist ein Taj. Die gesamte Hotelgruppe gehört zur indischen Tata Group.

Ich steige im Taj Mahal Neu-Delhi ab, dem Gästehaus des Staates und einem der Wahrzeichen der Hauptstadt. Das Grandhotel liegt im Herzen des Government- und Business-Distrikts; der Präsidentenpalast, die Ministerien und Botschaften liegen in Sichtweite. Hier war und ist die Welt zu Gast: Indira Gandhi, der Dalai Lama, König Charles, als er noch Prinz war, Barack Obama, Angela Merkel (allein dreimal während ihrer Amtszeit) und viele mehr.

Puneet Chhatwal ist Managing Director und CEO der Indian Hotels Company. Er lebte 30 Jahre in Europa und war als erster Hotelier mit indischen Wurzeln CEO der deutschen Steigenberger Hotels, die er aus dem damaligen Dornröschenschlaf zurück zur Spitze führte. Ich habe ihn nicht zuletzt in seiner Rolle als Kuratoriumsmitglied bei den 101 besten Hotels schätzen gelernt.

Puneet Chhatwal gelang bei Steigenberger Unerwartetes

Als ich mit ihm unterwegs bin, bemerke ich, wie beliebt Puneet bei seinen Mitarbeitern ist. Jeder kennt ihn, der ständige unverkrampfte Austausch mit seinen Leuten ist ihm spürbar wichtig.

Schon bei Steigenberger gelang Puneet Chhatwal Unerwartetes, das setzt er nun bei Taj fort. Im Fokus: die Verbindung von Service Excellence, visionären Investitionen ins Produkt und ein erheblicher Return für die Shareholder.

Präsidentenpalast, Außen- und Verteidigungsministerium - Das Taj Mahal New Delhi liegt im Herzen des Government- und Business-Distrikts. (Foto: Carsten K. Rath)

Mein Zimmer ist perfekt ausgestattet: Bettwäsche von Frette, eine (leise) Klimaanlage und was ich sehr liebe: ein Master-Switch am Bett, der sofort alles perfekt abdunkelt. Ich schlafe zufrieden und augenblicklich ein – zu einem sehr fairen Preis: Das Zimmer kostet 250 Euro pro Nacht.

Am nächsten Morgen sitze ich draußen beim Frühstück. Die Vögel zwitschern und ich erfreue mich am indischen Wetter. Oktober bis März ist die beste Reisezeit, danach wird es sehr heiß und schwül. Als Europäer fehlt mir beim Frühstück nichts. Einzig: Deutsches Vollkornbrot vermisse ich. Ansonsten ist das Buffet mehr als opulent, großzügig und vielfältig. Ich finde Diverses aus China, Sushimi aus Japan und Wurst/Käse aus Europa. Vor allem die riesige Obstauswahl genieße ich sehr.

Abends esse ich im „House of Ming“, dem chinesischen Restaurant im Taj. Es ist seit mehr als vier Jahrzehnten fester kulinarischer Bestandteil der indischen Hauptstadt. Die Dim Sum sind exzellent. Die Aromen-Küchen von Sichuan, Kanton und Hunan fließen hier zusammen. Es ist eine Wonne. Zum Dinner-Ende gibt’s Tee vom berühmten Taj-Tea Brewing Cart. Ich finde: Der indische Tee ist der aromatischste und tatsächlich beste der Welt.

Club Suite - Die Zimmer sind zu überraschend fairen Preisen zu haben. (Foto: Taj Hotels)

Während Covid war das Taj auch hier in der Hauptstadt geschlossen. Aber die Tata-Gruppe hat keinen einzigen Mitarbeiter entlassen, viel Geld ausgegeben und die Zeit genutzt, um zu renovieren. Und das trägt Früchte. Das Interieur ist makellos. Tradition trifft auf zeitgemäßes Flair. Mir gefällt das neu gestaltete Dekor im Haus sehr: elegant und schick, das Ambiente spielt auf die berühmte Ming-Dynastie an.

Hier fällt es mir sehr schwer, auch nur irgendetwas Negatives festzustellen. Ein exzellentes Haus mit tadellosem Service.

House of Ming - Das Restaurant ist seit mehr als vier Jahrzehnten fester kulinarischer Bestandteil der indischen Hauptstadt. (Foto: Taj Hotels)

Ich fliege nach Mumbai, um das Schwesterhotel Taj Mahal Palace zu erkunden. Es liegt strategisch günstig in Mumbais wichtigstem historischem und kommerziellem Zentrum. Es ist das beste Hotel in Indien, wenn nicht in ganz Asien. 1903 erbaut, ist es ein Symbol für die Geschichte und Architektur der Stadt.

Das Hotel befindet sich am Gateway of India, der Blick aufs Meer und die Skyline von Mumbai sind atemberaubend. Das Taj ist nicht nur traditionsreich, sondern hat auch große Geschichten zu erzählen – allerdings auch traurige. Alles begann damit, dass der Gründer von Tata, zu dem heute unter anderem Unternehmen wie Air India, Jaguar, Range Rover und riesige Stahl-Konglomerate gehören, um 1900 herum Tee im damals führenden Hotel, dem „Watson“, trinken wollte.

Das Taj in Mumbai gewinnt einen Preis nach dem anderen

Beim Eintritt stieß Jamshedji Tata auf ein großes Schild: „No dogs, no Indians!“ Er wurde abgewiesen und beschloss daraufhin, in unmittelbarer Nachbarschaft ein Hotel zu bauen, das nicht nur das beste Mumbais, sondern ganz Indiens werden sollte. So nahm das Schicksal seinen Lauf. Heute ist das „Watson“-Hotel eine Ruine und darbt vor sich hin, während Nachbar Taj einen Preis nach dem anderen gewinnt.

Ravi-Shankar-Suite - Hier brachte der Musik-Maestro dem Beatle George Harrison das Spielen auf der Sitar bei. (Foto: Taj Hotels)

Das Taj Mumbai hat große historische Bedeutung: So haben hier 1947, im Princessroom, die legendären Maharadschas abgedankt. Die Unabhängigkeit Indiens und die Einführung der Republik folgten. Ein weiteres schicksalhaftes Datum: Bei Terroranschlägen in Mumbai im November 2008 wurde auch das Taj Mahal Palace ein Ziel der Terroristen. Im Hotel wurden mehrere Dutzend Geiseln von pakistanischen Islamisten festgehalten. 36 wurden von ihnen ermordet, 28 Personen wurden verletzt. Auch der Generalmanager, der zufällig außerhalb des Hotels unterwegs war, verlor seine Familie.

Doch das Taj, die „Seele Mumbais“, so versprach es Ratan Tata, Großneffe des Gründers, am Tag nach den Anschlägen, solle wiederauferstehen. Genauso geschah es. Im August 2010 wurde das Taj Mahal Mumbai wiedereröffnet. Eine große Gedenktafel erinnert an den Anschlag. Die Sicherheitsvorkehrungen im Hotel, das ist auffallend, sind seitdem erheblich verstärkt worden.

Ich wohne in der Ravi-Shankar-Suite, in der der Musik-Maestro dem Beatle George Harrison das Spielen auf der Sitar beibrachte. Das Instrument ist in der Suite ausgestellt. Ich höre einige Beatles-Songs. So hängt Indien also irgendwie mit der Entwicklung der europäischen Musik zusammen.

Relaxen im Garten - Das Taj Mahal Palace war das erste Hotel des Landes, das Frauen anstellte, das erste Hotel mit Strom und das erste indische Hotel mit einem Nachtklub. (Foto: Taj Hotels)

Ich erlebe eine Zeitreise, einen Sprung in die Vergangenheit, jedes noch so kleine Detail hier im Haus ist außergewöhnlich gut verarbeitet. Die Farben passen, das Design überzeugt mich, der Service ist erstklassig. Es ist irgendwie genauso, wie ich es mir in einem luxuriösen Palast in Indien vorstelle.

Das Taj Mahal Palace war übrigens das erste Hotel des Landes, das Frauen anstellte, das erste Hotel mit Strom und das erste indische Hotel mit einem Nachtklub. Und es war das erste Hotel in Mumbai, das bereits 1933 über eine lizenzierte Bar verfügte. Heute gibt es hier neun Restaurants. Ich kann vor allem die authentische indische Küche im Masala Kraft und die raffinierten japanischen Gerichte im Wasabi by Morimoto empfehlen.

Für eines der legendärsten Hotels der Welt ist das Taj Mahal Palace mit moderaten Zimmerpreisen schon ab etwa 200 Euro wohl eines der erschwinglichsten Kulthotels weltweit.

Ich habe in diesen Tagen in Indien das Wachtsums- und Qualitätspotenzial, die Kraft, die hinter Taj steckt, gespürt. Die Hotelgruppe war viele Jahre eine gute Gesellschaft, aber sie stand im Schatten der Oberoi-Hotels. Heute ist sie weltweit unter den Top Ten der besten Hotelgesellschaften, seit Puneet Chhatwal CEO ist. Es ist nur eine Frage der Zeit, bis es ein Taj-Hotel in Deutschland geben wird. Vielleicht eine Chance für Frankfurt, endlich wieder ein exzellentes Grandhotel zu bekommen.

Raths Reiserating für beide Hotels (aktuelle Wertung gefettet)

1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes – märchenhaftes – Kino

Insidertipps

Sehenswürdigkeit: Der Akshardham-Tempel in Delhi ist der größte Hindutempel der Welt und eine Once-in-a-lifetime-Erfahrung. An der Fertigstellung haben über fünf Jahre rund 3000 Freiwillige und 7000 Kunsthandwerker in 300 Millionen Arbeitsstunden (!) gearbeitet. Ein Marmortempel wie aus dem Märchen, mit den schönsten Figuren, die ich je gesehen habe. Fotografieren ist im Tempel untersagt, Besucher sollen das Besondere dieses Ortes mit eigenen Augen wahrnehmen. Für mich ist der Akshardham-Tempel das beeindruckendste religiöse Gebäude, das ich jemals gesehen habe.

Mahnmal: Das markante India Gate in Neu-Delhi ist das bekannteste Wahrzeichen der Stadt. Das 42 Meter hohe Tor, auch „All India War Memorial“ genannt, wurde zu Ehren der im Ersten Weltkrieg gefallenen indischen Soldaten errichtet.

Denkmal: Das historische Gateway of India, Spitzname: „Mumbais Taj Mahal“. Imposante Architektur mit indischen, arabischen und westlichen Einflüssen. Der Basaltbogen des Tors diente vor der Unabhängigkeit als Ein- und Ausgang nach Indien.

Stadtrundfahrt: Die sogenannte Fünf-Sinne-Tour in Mumbai ist eine besondere Stadtrundfahrt. Verschiedene Erlebnisse, die eine unvergleichliche Perspektive vermitteln. Ein historischer Spaziergang durch das Kolonialviertel von Mumbai, den berühmten Spice Market und spontane Tänze zu Bollywood-Musik in einem Tanzstudio.

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