85 Shuttleflüge pro Tag: Wer es sich leisten kann, träumt in Dubai vom WM-Titel. Das Emirat zählt zu den größten Profiteuren des Mega-Events. Unser Hoteltester war da.
Ich bin in Dubai. Mein Hotelziel diesmal: das Mandarin Oriental Jumeira. Ankunft im International Airport nachts um eins. Alles perfekt organisiert und blitzeblank sauber. Keine Menschenansammlungen, keine Warteschlangen, keine Hektik. Überall freundliche Gepäck-Guides. Eine andere Welt schon kurz nach der Landung.
Auch von Hotelseite ist alles exzellent vorbereitet. Mein Fahrer wartet mit Schild, Luxuslimousine und perfektem Englisch. Dazu: angenehme 26 Grad mitten in der Nacht. Der Fahrer reicht mir ein kaltes feuchtes Tuch, leicht in Zitrone getränkt. Angenehmer kann man kaum ankommen.
Dubai boomt wie nie zuvor. Und Dubai wird clever gemanagt. Zur Fußballweltmeisterschaft zum Beispiel hängt sich die Wüstenmetropole an den Boom in Katar an und bietet Lösungen für mögliche Hotel- und Flugengpässe im Land der Kataris.
Jeden Tag gibt es 85 zusätzliche Shuttleflüge (45 Minuten one way) zwischen Dubai und Doha. Indirekt vielleicht größter Profiteur der Weltmeisterschaft ist also Dubai – zwei Drittel der WM-Besucher sind hier untergebracht und pendeln.
Am Strand von Jumeirah: Das Mandarin Oriental Jumeira
Im wahrsten Sinne erstklassig präsentiert sich ein namhafter Neuzugang in Dubais Hotellandschaft: Seit 2019 liegt direkt am Strand von Jumeirah das Mandarin Oriental Jumeira. Das Luxushotel ist nicht weit entfernt von Downtown Dubai, dem City Walk und dem Dubai Creek, hat direkten Zugang zu Strand und Meer. Das Design der 178 Zimmer und 78 Suiten stammt von Jeff Wilkes, der für seine ausgefallenen Interieurs bekannt ist.
In meinem Sea-View-Zimmer genieße ich den großzügigen Balkon und den herrlichen Meerblick. Neben der Lage machen vor allem die riesige Poolanlage mit intimen Daybeds und die abwechslungsreichen Restaurants das Mandarin Oriental zu einem aktuellen Topspot in Dubais Hotelszene.
Ich lunche im Netsu, dem japanischen Restaurant. Der Manager kommt mir strahlend entgegen: Kevin Lipson kenne ich nicht, wohl aber sein Management. Er ist der Sohn einer großartigen, japanischen Kellnerin aus Miami Beach. Tonys Sushi ist der Insiderplace an Floridas Küste. Als ich dort lebte, war dies quasi meine Kantine. Das Netsu bietet perfektes japanisches Essen und einen Traumblick aufs Meer.
Dann mache ich mich auf in die Spa-Welt. Die Mutter aller luxuriösen Spas, das ist allgemein bekannt, ist das Mandarin Oriental in Bangkok. Was nicht heißt, dass alle Mandarin Orientals automatisch exzellente Spas betreiben. Hier in Dubai schon: Das Spa ist von der Großzügigkeit, den Materialien und der Ausstattung her einzigartig. Jede Spa-Suite bietet einen großartigen Meerblick. Dazu hohe Decken und überall Marmor.
Zwei Dinge fallen mir auf, die hier anders sind als anderswo: Nichts läuft gehetzt ab. Keiner sagt dir, wann, wo und bei wem du zu sein hast. Der Gast äußert, wann er gern kommen möchte. Die Antwort ist immer: sehr gern. Und: Niemand wird mir zugeteilt. Ich darf entscheiden, auch kurzfristig, von wem ich behandelt werden möchte. Bei „meiner“ balinesischen Masseurin fühle ich mich tatsächlich wie auf Bali.
Am nächsten Morgen steht ein Helikopterflug an. Ich habe den Zwölf-Minuten-Trip gebucht. Das reicht völlig, um einen Überblick zu bekommen und ist preislich in Ordnung. Ich fliege über die vor allem aus der Luft beeindruckende künstliche Inselwelt vor der Küste Dubais. Hier wohnt die Geldelite der Welt. Wahrer Luxus: der eigene private Strand.
Neben der bisherigen Palm, einer künstlichen Insel in Form einer Palme: die neue Dubai-Palm in Aufschüttung. Noch größer, noch beeindruckender. Und glaubt man den Gerüchten: Bereits alles ist verkauft – zu Mondpreisen. Wir umfliegen das Hotel im Bau, das derzeit in aller Munde ist: The Royal Atlantis Resort auf Palm Jumeirah.
Das berühmte Hotel Atlantis The Palm Dubai bekommt damit eine Schwester. Die Eröffnung ist für Anfang 2023 geplant. Ich bin gespannt: Das architektonisch sehr ungewöhnliche Royal Atlantis verspricht ein Resort der Superlative zu werden. Ob der Hype gerechtfertigt ist, werde ich beizeiten in Augenschein nehmen.
Dubai setzt auf Qualitätstourismus
Toleranz und Liberalität werden allgemein angemahnt, aber ich muss fairerweise sagen: Hier wird hospitalitymäßig eine Menge richtig gemacht. Die Pandemie: massiv eingedämmt, die Impfquote: sehr hoch, die Planungsintervalle: wesentlich kürzer als in Deutschland. All das hat dem Tourismus gutgetan.
Für die ersten Monate dieses Jahres kamen mehr als sieben Millionen Übernachtungsgäste, ein Plus von 180 Prozent gegenüber 2021. Bei der Auslastungsquote der etwa 800 Hotels in Dubai werden deutsche Hoteliers neidisch: sagenhafte 74 Prozent, und das so kurz nach der Coronakrise.
Abends freue ich mich auf das Dinner im Tasca (portugiesisch für Taverne), das jüngst mit einem Michelin-Stern (seit 2022 gibt es eine eigene Dubai-Ausgabe) ausgezeichnete Hotel-Restaurant des Portugiesen José Avillez. Ich merke schnell: Die Speisekarte des Tasca bietet ausschließlich portugiesische Aromen mit einem modernen Twist und strotzt bei aller Schlichtheit in der Anrichte vor Charakter und Geschmack.
Avillez, der in Portugal lebt, erzählt mir leidenschaftlich von seinem Hauptziel: die portugiesische Gastronomie zu fördern und beizutragen, Portugal zu einem gastronomischen Topziel zu machen.
Kurz vor der Abreise mit der Hotellimousine Richtung Flughafen lese ich: In Dubai, der Metropole, in der es eigentlich nichts gibt, was es nicht gibt, findet sich tatsächlich ein eigenes Ministerium für Glück und Wohlergehen – mit einer sogenannten Glücksagenda.
Ich denke an die Stille, die Weite und das Licht vor allem während meiner Tour durch die Wüste, auch eine unbedingte Empfehlung, und bin dankbar: Meine persönliche Glücksagenda ist erst einmal randvoll aufgefüllt von diesen Dubai-Tagen im 1001-Nacht-Modus und den magischen Stunden voller Schönheit mitten in der Wüste.
Raths Reiserating:
1.Ausdrückliche Reisewarnung
2.Besser als unter der Brücke
3.SO LALA, NICHT OH, LÀ, LÀ
4.Meckern auf hohem Niveau
5.Wenn’s nur immer so wäre
6.Ganz großes Kino
Insidertipps Bangkok
Joggingstrecke: Tolle Aussichten plus grandiose Sonnenuntergänge bietet die elf Kilometer lange Laufstrecke auf der künstlichen Insel Palm Jumeirah, inklusive Umrundung der Spitze der Palmeninsel. Alternativ: eine Vierkilometerstrecke entlang des Palmenstamms.
Museum of the Future: die neueste spektakuläre Attraktion in einem grandiosen futuristischen Gebäude
Crossroad of Civilizations Museum: interkulturelles Museum mit der ersten Dauer-Holocaust-Ausstellung („We remember“) auf der arabischen Halbinsel
Burj Khalifa: Weltweit höchstes Gebäude (828 Meter) und Restaurant der Welt. Spektakulär: die höchste Aussichtsplattform der Welt im 148. Stock. Tipp gegen langes Warten: Tickets vorab online reservieren. Kurios: Wer mal dringend einen Goldbarren benötigt, hier steht tatsächlich ein Gold-to go-Automat.
Dubai Fountains: Die größten Wasserfontänen der Welt. Eine Wasser- und Light-Show in der Größe von zwei Fußballfeldern, jeden Abend ab 18 Uhr, alle 30 Minuten, mit über 1000 Fontänen, mehr als 6600 Lichtquellen und arabischer Musik.
Wüstensafari: Wer einmal eine Nacht in der Wüste verbracht hat, vergisst deren Schönheit nie mehr.
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