In Montenegro gibt es neben dem angenehmen Klima und formidablen Hotels spannende Historie, tolle Ausflugsmöglichkeiten und weniger Touristen als an den Küsten von Kroatien oder Italien.
An der südöstlichen dalmatinisch-montenegrinischen Adriaküste liegt die rund 30 Kilometer lange Bucht von Kotor. Bergflanken ragen steil in die Höhe und verleihen der Bucht ein fjordartiges Aussehen – allerdings mit dem angenehm warmen Klima der Adria.
Ich habe mir für meinen Besuch hier zwei recht unterschiedliche Häuser ausgesucht: das nur zehn Minuten vom Flughafen am Hafen des quirligen Tivat gelegene Montenegro Regent und am Ufer gegenüber das völlig abgeschieden gelegene One & Only Portonovi.
Das Regent ist ein richtiges Resort-Hotel. Es liegt direkt am Jachthafen von Tivat und bietet einen Blick über die Bucht und auch auf ein paar sehr große Superjachten in der Marina. Das Haus ist exzellent geführt, das spüre ich an jedem Detail.
Beim Frühstück ist vor allem die großartige Obstauswahl hervorzuheben. Der Service ist durchgehend zuvorkommend und aufmerksam.
Und dann gibt es da noch den Pool. Eigentlich sind es sogar vier Pools, die sich über zwei Ebenen erstrecken – ein Hauptpool, ein Rundpool und zwei Kinderpools.
Eines fehlt mir hier jedoch: Ich würde mir wünschen, dass ab und zu jemand am Pool vorbeikommt, um Getränke anzubieten. Da könnte man sicher mehr machen. Aus anderen Resort-Hotels kenne ich es, dass das Servicepersonal regelmäßig mit einem Frozen Yogurt oder einem Obstspieß durchläuft.
Die Zimmerausstattung gefällt mir außerordentlich gut. Die Möbel sind aus Vollholz, ebenso wie der Parkettboden. Die Betten sind bequem, die Bäder bieten viel Platz. Sämtliche Zimmer haben einen Balkon oder eine Terrasse, die zur Marina hinausgeht. Überhaupt kann man hier aus jedem Raum, egal ob im Spa, im Meeting-Raum oder im Restaurant, immer hinaus aufs Meer blicken. Architektonisch ist das sehr clever gelöst.
Auffällig ist der Stolz der Menschen, der ohne einen Funken Arroganz auskommt. Ich empfinde diese Atmosphäre als extrem angenehm. Man spürt, dass die Mitarbeiter gut ausgebildet sind und merkt, dass sie zum Teil mehrere Sprachen beherrschen, einige sogar Deutsch.
Sie alle möchten, dass sich Montenegro weiterentwickelt, vor allem im Tourismus. Aber anders als in den Nachbarländern wollen die Menschen hier eher hin zu einem hohen Qualitätsstandard.
Übrigens: In Montenegro zahlt man bereits mit Euro, obwohl das Land noch gar nicht in der EU ist.
Mein Fazit: Das Regent ist ein wunderschönes, sehr gut ausgestattetes Fünf-Sterne-Hotel. Es lebt von seinem herzlichen Personal, von der großartigen Gastronomie und dem Hafen mit seinen riesigen Jachten. Hier ist Leben in der Bude. Man kann flanieren, ist schnell in der Altstadt und nebenan gibt es eine sehenswerte Ausstellung alter U-Boote. All dies ist zu einem sehr guten Preis-Leistungs-Verhältnis zu haben.
Raths Reiserating:
- Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino
Ganz anders ist die Atmosphäre im zweiten Hotel, das ich besuche, im One & Only Portonovi. 132 außergewöhnlich luxuriöse Zimmer, 21 Pools, 500 Mitarbeiter und ein aufgeschütteter Sandstrand – ganz schön beeindruckend. Das Hotel liegt an der Einfahrt zur Bucht von Kotor, dem Regent quasi schräg gegenüber. Es gilt als ein Kleinod an der „neuen“ Riviera Europas. Hier erholen sich die Reichen und Schönen, wie etwa die deutsche Schlagersängerin Helene Fischer, die tatsächlich neben mir am Strand liegt.
So viel Exklusivität macht sich auch bei den Mitarbeitern bemerkbar. Sie sind zurückhaltend, vornehm und servil. Das meine ich aber nicht negativ, sondern im professionellsten aller Sinne. Dies passt perfekt zum ultraluxuriösen Ambiente. So perfekt der Service im One & Only aber auch ist, mir persönlich fehlt dann doch ein wenig die Bindung zum Gast, also das, was man in der Quality Assurance „emotionale Vernetzung mit dem Gast“ nennt.
Beeindruckt bin ich von der Zahl der Restaurants: Es gibt drei – ungewöhnlich bei der Anzahl der Zimmer. Am besten gefällt mir das japanisch-peruanische Restaurant Tapasake Club. Es ist in den hoteleigenen Jachthafen hineingebaut, liegt also direkt am Wasser. Nachmittags dient es eher als Partylocation mit guter Musik und erinnert an Bars auf Ibiza, abends wird hier japanisches Essen vom Feinsten serviert.
Was mich aber richtig stört, sind die Katzen, die hier überall herumlaufen. Wenn sie beim Abendessen sogar auf die Bank springen und ständig um einen herum sind, nervt das ungemein. Wie unangenehm muss das erst für Menschen mit einer Katzenallergie sein. Für ein solches Hotel ist das in meinen Augen schlicht unangemessen.
Im Spa finde ich das medizinische Konzept von Chenot herausragend. Hier werden maßgeschneiderte Programme und innovative Behandlungen angeboten – alles basierend auf neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen. Eine moderne Form der Detox-Kur.
Mein Fazit: Das One & Only ist wie aus „1001 Nacht“. Luxus pur. Die Marmorplatten sind dick, die Sessel mit schwerem Leder bezogen, die Möbel aus Holz, das Licht indirekt. Alles ist groß, elegant und jedes Detail wirkt durchdacht. Wirklich: ein Hotel vom Allerfeinsten.
Raths Reiserating:
- Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wäre
6. Ganz großes Kino
Insidertipps:
Restaurant: Mieten Sie ein Boot zum Restaurant Fisherman’s Village. Ein perfektes Setting und fantastischer Fisch. Ich habe mich für das große Menü mit sieben Gängen entschieden – es hatte Zwei-Sterne-Qualität. Und ich empfehle, ganz gegen meine Überzeugung, den serbischen Rosé. Dieses Restaurant ist absolut vergleichbar mit den besten Lokalen in Saint-Tropez, Miami Beach oder Porto Cervo.
Ausflug: Mit dem Boot geht es in rund 40 Minuten bis zum Ende des Fjords. Hier liegt das Städtchen Kotor, dessen mittelalterliche Altstadt von einer eindrucksvollen Stadtmauer umschlossen ist. Seit 1979 gehört Kotor zum Unesco-Weltkulturerbe.
Geschichte: In Zeiten des Warschauer Pakts, als Montenegro noch ein Teil Jugoslawiens war, wurden an der Adriaküste zahlreiche U-Boot-Bunker gebaut. Heute werden sie nicht mehr genutzt und einige von ihnen sind mittlerweile für Touristen zugänglich – in der Bucht von Kotor kann man sogar hineintauchen. Vor der Naval Heritage Collection am Hafen in Tivat sind zwei der dort hergestellten U-Boote ausgestellt. Faszinierende Geschichte zum Anfassen.
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