Ich bin unterwegs im Saanenland in der westlichsten Ecke des Kantons Bern und fahre mit dem Auto nach Gstaad. Obwohl ich in der Schweiz lebe und mich auskenne: in Gstaad war ich tatsächlich noch nie. Umso gespannter bin ich und voller Vorfreude. Ich kurve durch die wunderschöne tiefgrüne Landschaft und erreiche auf 1050 Metern das weitgehend autofreie Dorf, das auf einer breiten sanften Talsohle umgeben von prächtigen Bergen liegt. Der Durchgangsverkehr wird durch einen Tunnel am Ort vorbei geleitet.
Gstaad gilt bei vielen als der Inbegriff des Mondänen und des Jetsets. Mein erster Eindruck: Gstaad ist ein bezaubernder charmanter Ort mit einer hervorragenden Infrastruktur, der kleiner wirkt als sein Ruf. An der Dorf-Promenade reihen sich zahlreiche edle Designergeschäfte, Restaurants und Hotels aneinander.
Auch mein Hotel für die nächsten Tage, das Le Grand Bellevue mit seiner klassischen butterblumengelben Fassade liegt hier direkt im Ortskern. Mir gefällt der gepflegte weitläufige Park, der das Hotel umgibt.
Gstaad – das Chaletdorf im Berner Oberland
Den Generalmanager, Fabian Nusser, kenne und schätze ich seit vielen Jahren. Ich frage ihn worin er den großen Erfolg des Kult-Dorfes Gstaad begründet sieht. Die Häuser, so erklärt er mir, sind hier seit vielen Jahrzehnten nahezu alle im Chalet-Stil gebaut und bilden eine harmonische Einheit – ein echtes Alpendorf eben. Und dann beruht der Mythos Gstaad auch auf der Diskretion und Ruhe, die hier oben herrscht. Promis, Stars und selbstverständlich auch normale Menschen kommen seit jeher hierher und wissen, sie werden in Frieden gelassen und finden hier echte Ruhe. Der Aufstieg zum Jetset-Alpenort begann um 1920, als hier das renommierte Internat Le Rosey gegründet wurde und die Reichen ihrer Kinder von da an bildungsmäßig nach Gstaad schickten. Die außergewöhnliche Berglandschaft, die frische Hochgebirgsluft, die sonnige Lage, die wunderschönen Seen und Wälder und die Wanderwege und Skipisten unter dem fast 3000 Meter hohen Spitzhorn machten Gstaad dann zum Nobelurlaubsort, der er bis heute ist.
Das 1912 erbaute Bellevue – das ursprüngliche Kurhaus – gehört zum alten Ortskern und repräsentiert in Gstaad eine eigene Art der Luxushotellerie: ein cooles aber nicht unterkühltes Design im Rahmen eines Grandhotels. Frühes 20. Jahrhundert trifft auf Lifestyle: hochwertigste Textilien, wertvolle Möbel und elegante Innenräume. Warme Farben dominieren, bedruckte Tapeten und Materialien wie Samt und Holz sorgen für heimelige Gefühle.
Jedes der lichtdurchfluteten 48 Zimmer und 9 Suiten im elegant-gemütlichen Alpen-Chalet-Chic – plus einem Hauch britischen Charmes – hat durch die raumhohen Fenster einen grandiosen Blick auf Berge und Gärten, der nicht nur Bergliebhaber begeistern wird.
Ich schlendere durch den Ort und denke: ob man nun auf der Champs-Élysées oder hier auf der Gstaad-Promenade entlang geht macht eigentlich keinen Unterschied: alle großen Marken, die man sich vorstellen kann, sind hier – wunderbar untergebracht in kleinen Holz-Chalets. Die Häuser hier haben ohnehin fast allesamt einen total schönen und nostalgischen Charme. Es macht Freude sich einfach in eines der Cafés zu setzen, zu verweilen und die Atmosphäre zu geniessen.
Zurück vom Ortsspaziergang besuche ich die Spa im Hause und bin richtig beeindruckt: die Le Grand Spa im Untergrund ist das herausragende Highlight des Fünfsterne-Superior-Hotels: eine 3000 m² große, luxuriöse alpine Wellnesslandschaft mit großartigen Saunen und Hammams, Yoga- und Pilatesstudios und Innen- und Außenpool vor der allgegenwärtigen Bergkulisse des Berner Oberlandes. Die Bellevue-Spa ist eine Oase und sucht – ohne zu übertreiben – in einem Berghotel in den Alpen, seinesgleichen.
Ich lerne im Spa Blandine kennen, eine junge Französin aus Montpellier. Bei der Mani- und Pediküre, die ich bei ihr genieße, verbindet sie Ästhetik mit Massage zu einem Beautyergebnis – das hier ist fast eine Kunstform dieser Schönheitsanwendung. Ohne Witz: meine Hände und Füße sehen aus wie neu.
Der Service im Hause ist übrigens stets von lautloser Perfektion. Und wichtig für mich: das hochmotivierte Team verbindet Professionalität immer mit Herzlichkeit.
Zum Lunch im Le Petit Chalet erlebe ich später dann traditionelles Schweizer Essen in einer gemütlichen Holzhütte, die für maximal 18 Personen Platz bietet. Manchmal sind die einfachen Sachen so toll: ich bekomme eine leckere Poulet mit grünem Salat und krossen Pommes serviert. Wer bodenständiges Essen mag, der sollte sich diese Location merken.
Was für mich auch für Gstaad spricht ist der interessante und vielseitige Veranstaltungskalender mit zahlreichen sportlichen und kulturellen Topevents über das Jahr hinweg. Highlights sind im Sommer das ATP-Herren-Tennisturnier, das seit 1915 alljährlich im Juli – nach dem Wimbledon-Turnier – im Freien auf Sand ausgetragen wird und die klassischen Konzerte, die zwischen Juli und September im Rahmen des Menuhin-Festivals stattfinden.
Ich bin nach diesen Tagen voller Ruhe und frischer Luft hier im idyllischen Hochgebirgsparadies im Saanental erholt und möchte nicht zurück in die Zivilisation. Gstaad ist für mich ein attraktiver Zufluchtsort in den Schweizer Bergen abseits des Massentourismus, in dem ich Exklusivität gefunden habe, aber vor allem auch alpine Ursprünglichkeit – und man kann hier in Ruhe zu sich kommen. Ich sitze im Park, höre die rauschenden Bäume. In einer Hotel-Broschüre lese ich ein Zitat von William Shakespeare: „Die Erde hat Musik für diejenigen, die zuhören.“
Insidertipps:
Mountainbike: Die schönste Route führt von Gstaad über den Arnensee und zurück. Weitere Bikerouten: https://www.gstaad.ch/sommer/bike/e-mountainbike-routen/detail/gstaad-arnensee-gstaad.html
Ausflug: Fahrt nach Saanen, ein schmuckes Dorf mit historischen jahrhundertealten Chalets und der sehenswerten spätgotischen Mauritiuskirche. https://www.saanen.ch
Wandererlebnis: den nostalgischen Fonduerucksack (ab 2 Personen) bestellen und das Fondue mit Produkten lokaler Molkereien mitten in der Bergnatur geniessen. https://www.molkerei-gstaad.ch
Event: auf die Alp Turnels wandern, dort die Käseproduktion nach traditioneller Art hautnah miterleben (die Milch kommt von den dort grasenden Simmentaler Kühen) und anschliessend in einem Holz-Zuber ein warmes und gesundes Bad aus Molke geniessen, die bei der Käseherstellung vor Ort entsteht.
Weitere Hotel-Tipps:
The Alpina: www.thealpinagstaad.ch
Park Gstaad: www.parkgstaad.ch
Huus-Hotel: www.huusgstaad.com
Raths Reiserating:
1.Ausdrückliche Reisewarnung
2.Besser als unter der Brücke
3.SO LALA, NICHT OH, LÀ, LÀ
4.Meckern auf hohem Niveau
5.Wenn’s nur immer so wäre
6.Ganz großes Kino