90iger Jahre-Chic unter der Sonne Teneriffas: Das 5-Sterne Resort Bahia del Duque zeigt im Süden der Kanareninsel, wie spanischer Service ganz ohne Macho-Attitüde funktioniert.
Farbenfrohe Tage. Laue, sternenklare Nächte. Feuriges Gazpacho und extrovertierte Flamencoabende – diese positiven Attribute kommen mir bei den Gedanken an die kanarischen Inseln in den Sinn. Auf der größten und wohl auch beliebtesten kanarischen Insel – Teneriffa – habe ich einen Ort entdeckt, der genau dieses lebensfrohe Gefühl transportiert. Das Bahia del Duque ist ein Traum. Zumindest war dieses Fleckchen Erde samt heutiger Hotelanlage einst der Traum einer Gruppe von Unternehmern, die in den 90iger Jahren einen Maßstab in Sachen Luxushotellerie setzen wollten. Das ist ihnen auf dem 100.000 Quadratmeter großen Gelände im Süden der Insel gelungen.
Ich bin überrascht, als ich anstelle eines der hiesigen Hotelkomplexe ein Anwesen auffinde, dass eher einem lokalen Dorf als einer Hotelanlage gleicht. Der Architekt Andres Pineiro konzipierte das Resort mit 19 unabhängigen Häusern, die als luxuriöse wenn auch etwas in die Jahre gekommenen Unterkünfte dienen. Alles wirkt entspannt, irgendwie familiär und vor allem einladend. Das liegt sicher auch daran, dass Hotel Bahia del Duque Eigentum der Inversiones Hoteleras Playa del Duque ist. Diese gehört mehrheitlich der Grupo CIO und liegt bis heute im kanarischen Familienbesitz.
Noch bevor ich das Hotel betrete, tauche ich in den grünen Garten, was sage ich, die grüne Oase ein. Die Sonne brennt, es ist Mittags. Ich finde kühlenden Schatten inmitten der subtropischen Vegetation. Neben den inseltypischen Palmen und stacheligen Kakteen gedeihen hier Drachenbäume, indische Lorbeerbäume wie ich später lerne, aber auch prächtig rote Flammenbäume. Man sagt, die Vegetation, die sich über 63.000 Quadratmeter ausdehnt, würde hier ein eigenes Bioklima begünstigen. Das kann ich mir gut vorstellen. Ich jedenfalls entdecke jeden Tag neue großartigen Ecken, in denen ich mich zurückziehen und einfach abschalten kann.
Kein Schwarz-Weiß Denken, dafür feinster Sandstrand und herzlicher Service
Das Hotel liegt direkt am ausgedehnten Strand, der Playa del Duque. Ein perfekter Ort für meine morgendliche Laufrunde. Der Küstenabschnitt erstreckt sich über 950 Meter entlang von 5 Buchten. Der Sandstrand ist übrigens ganz untypisch mit weißem Sand überzogen. Strände auf Teneriffa sind eigentlich schwarzer Natur.
Zurück von meinem Morgensport genieße ich ein ausgedehntes Frühstück am reichhaltigen Frühstücksbuffet. Nach dem zweiten Tag kennen die Servicemitarbeiter bereits meinen Namen. Eine gute Leistung, immerhin scheint das Hotel zur Haupt-Urlaubssaison ausgebucht zu sein. Eine große Auswahl an frischen Früchten, verschiedene Joghurt-Sorten und Cerealien stärkt mich für den bevorstehenden Tag.
Ich habe mir fest vorgenommen an meiner Sommerkondition zu arbeiten, so dass ich einige Tennisstunden buche. Tipp: Trainieren Sie unbedingt mit Pepe. Er ist ein großartiger Tennislehrer, der wohl mit seinem südländischen Temperament bei den Damen sehr beliebt zu sein scheint. Mich bzw. meine Kondition fordert er aufs Äußerste heraus. Ich kann ihn daher auch Sportlern mit Ambitionen wärmsten empfehlen.
Bevor ich mich auf den Daybeds am Hotelpool erhole, ziehe ich mich in meine Suite zurück. Normalerweise buche ich immer ein Zimmer mit Meerblick. In diesem Fall ist der Gartenblick eine absolute Empfehlung. Von meiner Terrasse aus habe ich das Gefühl, direkt in einen grünen Dschungel einzutauchen.
Das Interior ist sehr gepflegt und den typisch spanischen Design mit terracottafarbenen Fliesen und zahlreichen Details aus Holz gehalten. Meine Minibar funktioniert nicht und auch das Bett scheint etwas in die Jahre gekommen zu sein. Doch die Herzlichkeit der Mitarbeiter und die Lage gleichen diese kleinen Mängel doppelt wieder aus. Zumindest stören sie mich nicht lange.
Feurig herb und vor allem korrekt – die Restaurants
Das kanarische Klima muss man mögen. In den Sommermonaten steigen die Temperaturen gern über 30 Grad an und verleiten dazu, die spanische Siesta – also eine ausgedehnte Mittagspause – bevorzugt im Schatten einzulegen. Als Abkühlung kann ich Ihnen die originale Gazpacho an der Bar empfehlen. Sättigend und vor allem lecker frisch befriedigt diese kalte Tomatensuppe doch mein erstes Hungergefühl. Die Kulinarik ist neben der Lage das Hotel das Beste. Zwischen den insgesamt 8 Restaurants und 13 Lounges fällt die kulinarische Wahl schwer.
Mein Tipp: Dinieren Sie unbedingt im Nub. Dieses Sternerestaurant ist wie eine Reise zwischen Latein-Amerika und Europa. Die Köche Andrea Bernardi und Fernanda Fuentes-Cardenas zaubern feinste Aromen, feurige Schärfe und die frische der lokalen Zutaten wie Fisch auf den Teller. Einziger Wermutstropfen: Eine Shorts ist auch bei Temperaturen von über 30 Grad nicht erlaubt. Selbst dann nicht, wenn sie ordentlich gebügelt und farblich passend zu Hemd ausgewählt ist. Soviel Etiquette muss eben bei Tisch sein. Doch ich bin froh, dass ich mich nach nochmaligen Dress-Wechsel für dieses Restaurant entschieden habe.
Etwas lockerer ist der Dresscode in der Hacienda. Doch lange Hosen sind bei allen Restaurants zum Dinner Pflicht. Dieses Restaurant liegt direkt an der Strandpromenade und vermittelt die mexikanische Lebensfreude mit mexikanischen Gerichten und lauter, fröhlicher Musik.
Wellness wie in einer Oase
Mein anfänglicher Eindruck, ich wäre in einer Oase gestrandet, setzt sich im Wellness-Bereich fort. Meine Massage findet im Freien statt, unter der wärmenden Sonne Teneriffas. Von der Außensauna habe ich einen Blick auf den fantastischen Garten, ebenso von dem eiskalten Brunnen, in dem ich mich abkühle. Der ganze Spa-Bereich bettet sich in die Landschaft ein, als wäre er schon immer hier gewesen und nur um ein paar Liegen und den Outdoor Vitality Pool ergänzt worden.
Wer etwas länger im Bahia del Duque verweilt, kann sich noch eingehender um seine Gesundheit kümmern und beispielsweise eine Ernährungsberatung in Anspruch nehmen. Ich belasse es bei den wohltuenden Massagen und teste lieber ausgiebig die Restaurants am Abend ohne mir über Kalorien Gedanken machen zu müssen.
Ausflugstipp: Teide Nationalpark
Wenn Sie Teneriffa erkunden möchten, dass fahren Sie unbedingt zum Teide. Obwohl ich diesen Berg schon einige Male erlebt habe, so ist es doch immer wieder einen Ausflug wert. Mit 3715 Metern ist er die größte Erhebung Teneriffas und gleichzeitig auch des spanischen Festlandes. Der umliegende Teide Nationalpark ist von rotem und schwarzen Lavagestein überzogen und erinnert an eine karge aber faszinierende Mondlandschaft. Zumindest stelle ich sie mir so vor. Der Teide ist somit das absolute Kontrastprogramm zur grünen Oase an der Küste. Wenn Sie gute Wanderschuhe dabei haben, dann ist der Aufstieg zu Fuß ein absolutes Muss. Doch auch die Fahrt mit der Seilbahn lohnt sich, vor allem die grandiose Aussicht auf die Insel und den Atlantischen Ozean.
Fazit: Charakterstark und herzlich
Grand old Ladies haben Charakter. Sie vermitteln eine Menge Weisheit, haben aber durch ihre Erfahrungen auch auch ein paar Falten. Wer mit diesen Falten leben kann, der ist im Bahia del Duque genau richtig. Wer nach einem dynamischen und durchgestylten Unterkunft sucht, der sollte tatsächlich woanders Urlaub machen. Ich jedenfalls bin mit meinem Teneriffa-Aufenthalt mehr als zufrieden. Meine deutschen Tischnachbarn übrigens auch. Sie residieren bereits zum 11. Mal in diesem Hotel und haben es auch weiterhin vor.
Wer sich mehr Partylaune und hippe Locations auf seiner Reise wünscht, der sollte eher nach Ibiza fahren und sich das gediegene Teneriffa für später aufsparen.
Rath`s Reise-Rating:
- Ausdrückliche Reisewarnung
- Besser als unter der Brücke
- So la-la, nicht O-la-la
- Meckern auf hohem Niveau
- WENN’S NUR IMMER SO WÄRE
- Ganz großes Kino
Reise Check-Liste:
Website des Hotels: https://thetaishotels.com/bahia-del-duque/de/
Entfernung vom Flughafen: ca 20 Minuten Autofahrt vom Flughafen Teneriffa Süd
Lieblingsrestaurants: Nub: In diesem hoteleigenen Sternerestaurant schicken Sie Ihren Gaumen auf eine Reise nach Latein-Amerika und Europa und wieder zurück.
Kensei: Wer die aromatischen Genüsse Japans schätzt, dem lege ich das nahe gelegene Kensei ans Herz.
Ausflugstipp: Teide Nationalpark mit seinen zahlreichen Wandermöglichkeiten. Das Highlight ist bei schönem Wetter der Gipfel des Teide: http://www.teide-nationalpark.de/