Jagdfieber und Heimatliebe: Relais & Châteaux Gut Steinbach Hotel und Chalet im Chiemgau

Copyright: Relais & Châteaux Gut Steinbach Hotel und Chalets

Vielfalt und heimatverbundene Tradition gehen nicht immer Hand in Hand. Das Relais & Châteaux Gut Steinbach Hotel und Chalets im Chiemgau präsentiert beides in perfektem Einklang.

Heimat. Kann dieses Wort im gleichen Atemzug mit einem Hotelaufenthalt genannt werden? Oder ist Heimat gar ein Ziel in einem Hotelkonzept? Seitdem ich Zeit im bayerischen Relais & Châteaux Gut Steinbach Hotel und Chalets verbracht habe, beantworte ich beide Fragen mit einem beherzten “ja”. Das Heimatkonzept ist in der Hotellerie keineswegs neu: Der Hotelvisionär und langjährige CEO der Kempinski Hotelgruppe Reto Wittwer proklamierte schon Anfang der 90iger Jahre das Motto “Home away from Home” für sein Hotelkonzept. Damit stellte er die erfolgsversprechenden Weichen für Kempinski – damals.

Nun erlebe ich ein heimatliches Gefühl erneut in den bayerischen Alpen. Das Gut Steinbach liegt etwas versteckt auf einem sonnigen Hochplateau in den Chiemgauer Alpen und ist doch gut erreichbar. Von München fahre ich eine gute Stunde und befinde mich im grünen Paradies. Nur fünf Minuten sind es bis zur österreichischen Grenze. Doch wer erst einmal auf dem Gut bei Reit im Winkel ist, der möchte nicht mehr weg.

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Mein erster Eindruck ist – sehr bayerisch, sehr traditionell. Es scheint, als wäre die Zeit hier stehengeblieben. Als wäre das Gut von einer an die nächste Generation weitergegeben worden, ohne das sich etwas verändert. Nun, familiär wird dieses Anwesen geführt – von der Familie Graf Moltke. Doch anders, sogar viel besser als erwartet. Gräfin Moltke stammt ursprünglich aus Wiesbaden und war in der schillernden Marketingbranche tätig. Auch Graf Moltke ist kein geborener Hotelier, zumindest nicht im biologischen Sinne. Ursprünglich stammt er aus Südhessen und arbeitete Strategien für Unternehmen in einer erfolgreichen Unternehmensberatung aus. Zum Glück haben beide den Weg in das wunderschöne Bayern gefunden. Jahrelange führten sie die Egerner Höfe am Tegernsee auf die richtige Spur. 2010 entschied sich die Familie dazu, die Geschicke des Gut Steinbachs zu lenken. Mit der bayerischen Tracht, die sie fast täglich tragen, zeigen die Hoteleigentümer ihre Ortsverbundenheit und passen so perfekt in den Stil des Hauses. Farbenfroh sind sie – wenn Etro, die Modemarke aus Italien, eine bayerische Dependance hätte, hier würde sie hingehören.  Selbst die bunten Teppiche und Accessoires erinnern mich an Etro, alles ist sehr stilvoll. Mein überraschendes, persönliches Wiedersehen mit dem Vize-Direktor Nicholas Frehse und das gastronomische Highlight verstärken meinen ersten sehr positiven Eindruck…

Tradition und Aktualität – Service auf hohem Niveau

Das Gut Steinbach ist vielfältig, in jeglicher Facon. Mit seiner aktuellen Service-Idee überholt das Team so manchen Wettbewerber. Im wahrsten Sinne des Wortes: Alle Gäste, die im April ein Zimmer buchen, erhalten pro Tag einen 10 Euro Tankgutschein. Die Spritpreise steigen aktuell ins Unermessliche – da kommen Tankspenden für jeden Urlauber genau richtig. Das nenne ich eine schlaue Reaktion auf aktuelle Ereignisse.

Die Liebe zum Gast und zur Umgebung spüre ich in jedem Raum. Und doch bleibt sie dezent, spielt sich nicht in den Vordergrund. Jedes Mal, wenn ich die Gänge entlang laufe, dann schalten die Zimmermädchen ihre Staubsauger aus und grüßen freundlich. Jeder Mitarbeiter ist mir und den anderen Gästen sehr zugewandt und herzlich. Besonders erfreut bin ich über ein überraschendes, persönliches Wiedersehen. Nicholas K. Frehse, der Vize-Direktor des Hauses, begrüßt mich freudestrahlend. Wir kennen uns. Allerdings war er bei unserem letzten Treffen noch ein kleiner Junge und wohnte in Südafrika. Horst Frehse, sein Vater, war einer meiner ersten und auch prägendsten Hotelchefs. Ich arbeitete mit ihm als sein Stellvertreter im Grand Roche Hotel in Paarl, Südafrika. Damals, als es noch die erste Adresse in Afrika war, hatte ich hier eine großartige und vor allem lehrreiche Zeit. Hier im Chiemgau schließt sich nun der Kreis – die nächste Generation junger Hoteliers führt auch ländliche Häuser wie das Gut Steinbach auf die nächsthöhere Ebene.

Mit dem weiträumigen Tagungsbereich etwa werden auch Business-Reisende oder Teams aus Münchner Unternehmen angesprochen. In dieser Idylle kommen garantiert neue Ideen und auch Teamworkshops kann ich mir hier sehr gut vorstellen. Gleichzeitig wird der Fokus auf die Kernzielgruppe Familien mit Kindern beibehalten. Neben den schönen Zimmern und großen Suiten bieten vor allem die Chalets viel Raum für Privatsphäre und Qualitytime. Diese Unterkünfte sind überraschend günstig: 3 Schlafzimmer, 180 Quadratmeter plus Terrasse und privatem Garten sind bereits ab 600 Euro erhältlich. Alle Chalets sind mit einem Kamin und einer Küche voll ausgestattet. Wer abends Kochen möchte, der hat genügend Raum und das passende Equipment. Mein persönlicher Favorit sind die Saunen- jedes Chalet hat seine eigene, die groß genug für bis zu 6 Personen ist.  Ein extra Ruheraum mit Blick ins Grüne macht das Saunaerlebnis perfekt.

Über allem schwebt die Liebe zur Natur. Wer kein eingefleischter Naturliebhaber ist, wird es spätestens hier in der bayerischen Voralpenidylle auf einem Radausflug, einer bisweilen anstrengenden Bergtour. Oder im Winter beim Langlauf auf den über 200 Kilometer langem Loipennetz. Sogar die Skischanzen sind noch in Betrieb. Die beiden kleinen werden regelmäßig vom Ski-Club Reit im Winkel genutzt.

Ich nutze die erste zarte Frühlingswärme im April und sehe mich auf dem liebevoll eingerichteten Trimm-Dich-Pfad im Wald um. Natürlich teste ich dabei auf den 10 eingerichteten Stationen ausgiebig meine Fitness und genieße vor allem eines: Die Ruhe und die gute Luft des Chiemgauer Bergwaldes.

Copyright: Carsten K. Rath

Selbst erlegt – lokale Kulinarik macht das Erlebnis außergewöhnlich

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Auf der Jagd nach meinem eigenen Essen war ich bislang noch nicht. Höchstens am Buffet. Was ich ihm Gut Steinbach koste, ist ein einzigartiges Wildmenü. Graf Moltke ist passionierter Jäger und kümmert sich in der Jagdsaison höchstpersönlich um das beste Wild für seine Gäste. Chefkoch Achim Hack veredelt das Wild mit köstlichen Zugaben aus der Region und präsentiert alles äußerst schmackhaft auf den Tellern seiner Gäste. 80:80 lautet das Motto der Küche. Hierfür werden 80 Prozent der Zutaten aus der nahen Umgebung in einem Umkreis von 80 Kilometern verarbeitet.

Die Weinkarte ist umfangreich. Die edlen Tropfen stammen ebenso von Winzern oder Händlern, die eng und langjährig mit dem Haus verbunden sind. Natürlich entscheide ich mich liebend gern für ein köstliches Fleischgericht. Doch auch vegetarische Menüs stehen fest auf der Karte. Ich kann Ihnen den Kopfsalat, der nach französischer Art gebraten wird, wärmstens empfehlen.

Übrigens: In diesem Jahr wurde die Küche mit dem Grünen Stern des Guide Michelin für die besonders nachhaltige Zubereitung der Speisen ausgezeichnet. Dieses Novum zeigt, dass Nachhaltigkeit auch in den Gourmet-Küchen angekommen ist.

Fazit: Auf der Zielgeraden in die Top-Hotel-Liga

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Um in die Liga der Top-Häuser Schloss Elmau oder Spa & Resort Bachmair Weissach aufzusteigen fehlen nur noch wenige Nuancen. Zum Beispiel ein Turndown Service am Abend, eine organic Seifenkosmetik und Handtücher mit der entsprechenden Grammzahl. Doch dies sind alles nur Feinheiten, die das Erlebnis im Relais & Châteaux Gut Steinbach Hotel und Chalets noch angenehmer machen würden, als es ohnehin schon ist. Ein absolut empfehlenswertes Refugium für Naturliebhaber und die, die es werden möchten. Ob es dieses Jahr wohl unten den Die 101 besten Hotels aufgeführt wird? Das erfahren Sie im November hier im Handelsblatt.

Rath`s Reise-Rating: 

  1. Ausdrückliche Reisewarnung
  2. Besser als unter der Brücke
  3. So la-la, nicht O-la-la
  4. Meckern auf hohem Niveau
  5. WENN’S NUR IMMER SO WÄRE
  6. Ganz großes Kino

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