Wenn Familien-Tradition auf Luxus trifft – dann ist das eine mutige Gratwanderung. Der Tenne Lodges und dem Rosaalpina gelingt diese in den Dolomiten mit ganz unterschiedlichen Hotelkonzepten.
Stellen Sie sich eine malerische, frühe Morgendämmerung vor: Die Landstraßen schlängeln sich durch verschlafene Talorte am Fuße majestätischer Berge. Emsige Milchbauern sammeln die leeren Milchkannen ein, die an den Straßenrändern stehen und tauschen diese gegen neue aus. So eine heimatliche Idylle gibt es doch nur in Urlaubsprospekten, oder? Und in Südtirol. Dort habe ich ein derartiges bilderbuchhaftes Fleckchen Erde für Sie entdeckt.
Viele Orte Südtirols kenne ich bereits sehr gut. Es gibt Regionen, die ich immer wieder neu entdecke. Sicher sind es die atemberaubenden Berglandschaften, die grünen oder wahlweise verschneiten Täler und natürlich die Südtiroler Gaumenfreunden, die mich begeistern. Die authentische Gastfreundschaft und der Fokus auf naturnahe Erlebnisse und Angebote sind typisch für die meist sonnige Dolomitenregion. Eines haben viele dieser Häuser, die ich bislang in Südtirol besuchte, dabei gemeinsam: Eine gute behütete und lang gehegte Familientradition. Die beiden Hotels, in denen ich die letzten Wintertage verbringe, glänzen ebenso mit waschechter südtiroler Tradition. Gleichzeitig erlebe ich, wie man diese geschickt mit modernem Luxus verbinden kann. Aber lassen Sie mich von vorne beginnen…
Tenne Lodges – 5 Sterne Luxus in Ratschings
Wer in Südtirol übernachtet, der kann aus Süddeutschland kommend gleich mit dem Auto anreisen. Allein die Anfahrt ist Urlaub für die Sinne: Aktuell begrüßt mich ein idyllisch vom Schnee eingezuckertes Bergpanorama. Aus Hamburg oder Norddeutschland kommend nehmen Sie am besten einen Flug in den Süden Deutschlands oder direkt nach Bozen und fahren dann per Bahn oder Mietwagen weiter nach Ratschings. Diese Region ist eine der größten Urlaubsgemeinden Südtirols und mein heutiges Ziel.
“Alles tun können, nichts müssen”, das Motto des 5 Sterne Hotels Tenne Lodges klingt wie Musik in meinen Ohren. Genauso stelle ich mir ein paar erholsame Tage in den Bergen vor. Gleichzeitig weckt das Haus damit auch meine Erwartungen. Wird der Service genauso unkompliziert sein, wie ich ihn mir wünsche?
Der erste Eindruck ist jedenfalls vielversprechend. Der Doorman erwartet mich und kümmert sich um mich und mein Gepäck. An einen kulturellen Aspekt darf ich mich gleich gewöhnen: Er duzt mich, als würden wir uns schon lange kennen. Dabei lächelt er verschmitzt und freundlich, so dass ich es ihm nicht übel nehme. Ganz im Gegenteil. Ich fühle mich willkommen. Dabei muss ich mir in der Lobby noch einmal meinen Aufenthaltsort ins Gedächtnis rufen. Das Ambiente der Lobby erinnert mich an eine moderne Lodge in Kanada oder an Vail, USA. Doch ich bin wirklich in den Dolomiten und möchte vorerst auch nicht mehr weg. Bereits die Lobby ist unglaublich cosy. Die Holzverkleidung an den Wänden sorgt für eine behagliche Atmosphäre. Wie in einer Berghütte – nur sehr viel größer und vor allem großzügiger. Die Dame an der Rezeption sagt mir als erstes “Fühlen Sie sich bitte unbedingt wie zu Hause.” Das fällt mir in diesen urigen Räumen wahrlich nicht schwer. Das Tenne Lodges öffnete im Dezember 2016 und ist damit das jüngste Luxus-Hotel der Familie Rainer-Schölzhorn. Sie betreiben außerdem u.a. das 4 Sterne Hotel Berghotel Ratschings, ein zweites 4 Sterne Hotel – das Wellness Sporthotel sowie das 4 Sterne Berghotel Ratschings.
Wenn es eine Steigerung von Wellness in den Bergen gibt, dann trägt sie den Namen “Wellnesslodge” und liegt in der Tenne. Das Zimmer, wobei dieser Ausdruck ist hoffnungslos untertrieben, erstreckt sich über zwei Stockwerke. So richtig warm ums Herz wird mir in meiner privaten Infrarot-Kabine. Nach einem langen Skitag genau das Richtige zum Entspannen. Das Motto “Alles kann, nichts muss” wird hier wirklich real – wenn ich abends nach einem aktiven Sporttag in den Bergen Lust auf Privatsphäre habe, könnte ich in der Lodgeeigenen Küchenzeile mein Dinner selbst zubereiten. Und die Skitage sind tatsächlich auch jetzt noch lang. Die Ski-Pisten sind perfekt präpariert und bis nach Ende Ostern geöffnet. Ratschings zählt zu den schneesichersten Skigebieten in ganz Südtirol, ist also ein echter Tipp für Wintersportler. Egal für welches Apartment Sie sich entscheiden – es gibt 35 an der Zahl – alle haben einen perfekten, sonnigen Bergblick.
Einzig die Wlan-Verfügbarkeit ist nichts für Online-Enthusiasten. Nur 6 Stunden surfe ich kostenfrei, dann muss ich mir einen kostenpflichtigen Datenpass besorgen. Für Businessreisende ist das schlicht zu wenig, wenngleich ich mich lieber an den Bergen sattsehe als in mein Tablet zu schauen. Dennoch. An diesem Punkt wünsche ich mir die gleiche Großzügigkeit wie im Rest des Hauses und im Service.
Das generelle Preis-Leistungsverhältnis ist sensationell: Für 240 Euro bekomme ich meine Unterkunft sowie ein großzügiges Frühstück und Abendessen. Die kulinarischen Genüsse sind auch in der Tenne ein ganz besonderes i-Tüpfelchen. Allein um das Frühstück auszukosten hätte ich eine Woche bleiben müssen: 8 verschiedene, hausgemachte Marmeladen, 10 Käsesorten, 3 verschiedene Schinken, 12 verschiedene Obstsorten und eine umfassende Müsliauswahl erschweren mir die Qual der Wahl. Alle Zutaten sind handverlesen, vieles ist selbstgemacht und wird liebevoll präsentiert. Probieren Sie unbedingt die Ziegenmilch und die Ziegenbutter. So einen authentischen Geschmack gibt es nicht für zu Hause. Oder vielleicht doch? Tatsächlich kann ich mir ein Stückchen Südtirol einpacken lassen. Der Bestellzettel liegt kurz vor meiner Abreise auf meinem Zimmer. Wenn mein Südtirol “to go” aufgebraucht ist, dann komme ich einfach wieder her.
Die erwähnte Küchenzeile nutze ich übrigens gar nicht. Dazu ist das täglich wechselnde a la carte Menü viel zu besonders. Richtig gelesen, das Menü wechselt täglich. Ich diniere jeden Abend im Restaurant und genieße ein exquisites 4-Gang-Menu. Läuft Ihnen beim Gedanken an Zucchini-Feta-Kroketten in Erbsenguacamole und Kalbsfilet an Fenchel und Spitzmorcheln auch das Wasser im Munde zusammen? Als süssen Abgang lasse ich mir Weizeneis mit Palabirne & Bitterschokolade schmecken. Viel Geschmack und wenig Show – genauso mag ich meine Tellerkompositionen.
Rosaalpina & St.Hubertus – Kulinarik auf 2.000 Metern Höhe
Ein weiteres Südtiroler Juwel ist das Rosalpina. Dieses Haus ist eines der Flaggschiffe der Südtiroler Hospitality, zählt bald zur Aman Hotelgruppe und liegt mitten im Herzen der Dolomiten, in Sankt Kassian. Bereits 1850 wurde der erste Grundstein des Hauses und somit der langen Erfolgsgeschichte des Hotels gelegt. Seit langem trägt das Rosaalpina maßgeblich den exzellenten Ruf der Südtiroler Gastfreundschaft und dies weit über die Landesgrenzen hinaus.
Neben dem liebevollen Service, den ich während meines Aufenthalts auch im Rosaalpina erlebe, möchte ich eine Persönlichkeit besonders hervorheben: Norbert Niederkofler. Seit 1994 kreiert er kulinarische Weltklasse für die Gäste des Rosaalpina, kurz nach seinem Beginn eröffnet das Restaurant St. Hubertus. Mittlerweile ist die Küche mit 3 Michelin-Sternen ausgezeichnet. Für mich ist das Restaurant der absolute Superstar neben dem Restaurant von Carminada in den Alpen.
Damit nicht genug – Wer die Speisen von Norbert Niederkofler in luftigen Höhen – Bergpanorama inklusive – kosten möchte, der kehrt in das Restaurant Alpinn ein. Hinter bodentief verglasten Panoramafenstern, den den Blick auf das majestätische Bergpanorama freilegen, lerne ich Norbert Niederkofler als einen der besten Köche auf Erden kennen. Mich inspiriert er zu einem waghalsigen Gaumen-Experiment: Ich esse von ihm zubereitete rote Beete. Normalerweise findet dieses Gemüse seinen Weg nicht auf meinen Teller. Doch auf 2.000 Metern Höhe, von diesem Koch zubereitet, schmeckt sie mir ganz hervorragend.
Neben seinem Restaurantbetrieb berät Niederkofler die Aman Hotel-Gruppe. Zum Glück: Aus meiner Erfahrung kann Aman alles, außer exzellente Gastronomie. Ein perfect match hat sich hier gefunden. Nach meinem außergewöhnlichen Berg-Lunch freue ich mich umsomehr auf das Rosaalpina und das dazugehörige Restaurant St. Hubertus. Dieses wurde 1996 eröffnet und trägt den Namen des Schutzpatrones der Jäger. Wie im Alpinn landen ausnahmslos Zutaten aus der Region auf meinem Teller. Das Leitmotiv “Cook the Mountain” trifft Niederkofler mit seinem Team hoch oben auf dem Berg und auch weiter unten im Rosaalpina.
Fazit: Südtiroler Tradition mit hohem Innovationspotenzial
Die Tenne Lodges und das Rosaalpina verbinden südtiroler Charme mit exzellentem Service und ausgezeichneter und vor allem lokaler Kulinarik. Beide Häuser sind eine Hommage an die Südtiroler (Geschmacks-)Kultur und offerieren zeitgleich einen natürlichen Luxus, wie er nur in dieser Umgebung authentisch wirkt kann. Ich bin mir sicher, es wird nicht mein letzter Besuch gewesen sein. Im Sommer zum Beispiel. Aktuell ist noch das Forestis mein Sommer-Favorit mit Blick auf die Dolomiten. Mehr über dieses Haus erfahren Sie auf https://www.die-101-besten.com/101bestehotels/f-o-r-e-s-t-i-s/.