Sternstunden in Madrid: Zu Gast im Four Seasons und im Mandarin Oriental Ritz

Zwei Platzhirsche, die beweisen, welch wahre Größe das Prädikat „außer Konkurrenz“ in sich trägt. Das Format dieser Hotels ist selbstredend – und jedes spricht für sich.

Copyright: Four Seasons Hotel Madrid

In der spanischen Hauptstadt ringen zwei traditionelle Größen um den Titel „erstes Haus am Platze“: Das Four Seasons und das Mandarin Oriental Ritz. Namen, die sich unweigerlich mit einem exzellenten Ruf und dem Versprechen von Luxus auf allerhöchstem Niveau verknüpfen.

Lassen Sie sich für den Einstieg die Bezeichnung Grand Hotel einmal buchstäblich auf der Zunge zergehen und spüren Sie den spontanen Assoziationen nach, die Ihnen dabei in den Sinn kommen. Dies sollte Sie bestenfalls in die perfekte Schwingung versetzen für das, was jetzt folgt. Denn heute nehme ich Sie mit in die Königsklasse der internationalen Hotellerie. Begleiten Sie mich an zwei Adressen, deren Philosophie und Anspruch ebenso nahe beieinander liegen wie eben diese beiden Häuser im Zentrum von Madrid. Die Lage ist folglich kein Kriterium für eine klare Präferenz, sie ist – selbstverständlich: privilegiert. Meine Vorfreude steigt – und mit ihr die Spannung, die Anfahrt ist begleitet von Klaviermusik, die sich tatsächlich nur in meinem Kopf abspielt. Irgendwie schön. Ich bin also: genau in der richtigen Stimmung.

Copyright: Four Seasons Hotel Madrid

Kurz nach Mittag treffe im Four Seasons ein – und werde beim Check-in freundlich gefragt, was ich für den Nachmittag plane. Ich sage eher nebenbei, dass ich in den Gym gehen und mir vielleicht eine Massage gönnen werde. Doch zunächst erst einmal ankommen. In meiner Suite erwartet mich eindrucksvolle Großzügigkeit, deutlich mehr Platz, als ich brauche, aber fraglos äußerst angenehm. Aufgesetzter Stuck, Leuchter aus Muranoglas, überall moderne Kunst, ein fantastisches Schlafzimmer und ein Bad mit freistehender Badewanne sowie Blick auf die Piazza. In jedem Detail zeigt sich, wie man hier Luxus versteht, und der zeugt von grandiosem Stil. Während ich noch fasziniert meine Bleibe erkunde, klingelt das Telefon: Ob ein Termin zur Massage reserviert werden dürfe, das Gym sei bereits für mich geblockt. Das nenne ich mal ein geglücktes Willkommen: Chapeau! Das Antizipieren von Gästewünschen und das Feingespür für den passenden Moment, das ist die ultimative Königsdisziplin im Service. Der erste Eindruck: Absolute Weltklasse!

Gelungene Transformation in die Moderne

Ganze zehn Jahre hat es in Anspruch genommen, dieses Bauvorhaben zu realisieren, und die ursprünglich sieben Gebäude annähernd nahtlos zu vereinen. Sie sind allesamt komplett entkernt – und in diesem Zuge auch sage und schreibe 2.900 Relikte aufgearbeitet und wieder eingebaut worden. Die bemerkenswerte Architektur ist das eine, das andere ist die fein kuratierte Kunst. Generalmanager Adrian Messerli erläutert mir beim gemeinsamen Rundgang, dass man sowohl mit jungen spanischen Künstlern als auch mit den örtlichen Museen zusammenarbeitet. Die Royal Academy of Fine Arts – in Besitz der zweitgrößten Goya-Sammlung weltweit – residiert in unmittelbarer Nachbarschaft. Das Thyssen Museum ist mit dreizehn Prints vertreten, die gegenüber den Originalen den Vorteil haben, dass man sie auch anfassen darf.

Copyright: Four Seasons Hotel Madrid

Spanische Lebensfreude und britische Tradition

Das Restaurant Dani erweist sich als eine dynamische Brasserie mit lässig-eleganter Atmosphäre. Hinter dem kulinarischen Konzept steht als Berater kein Geringerer als
Dani García, der mit seinen drei Michelin-Sternen wie mit seinen Betrieben Dani García Restaurante, Lobito de Mar und Bibo bereits hohe Wellen geschlagen hat. Seine Küche verbindet frischeste Produkte, authentische Aromen und einen fröhlichen Geist. Unverkennbar sind die andalusischen Einflüsse, die auf dem Teller zugleich für ein erfrischendes Farbspiel sorgen. Der Afternoon Tea wird nach schönster britischer Tradition gepflegt und im El Patio – in der Lobby – mit hausgemachten Köstlichkeiten gereicht. Auch hier fehlt es nach meinem Geschmack an nichts. Einzig bedauerlich ist, dass ich nicht eine ganze Woche bleibe.

Zu guter Letzt, setzen wir dem Besuch hier noch die Krone auf – mit einem Spa, das der Bedeutung von Wellbeing und Relaxing auf 1.400 Quadratmetern eine neue Dimension verleiht: Behandlungsräume, Sauna, Steamroom, Gym- und Fitness, hier ist an alles gedacht und wird noch getoppt mit einem Pool in der achten Etage, von dessen Freiterrasse sich der Blick über die Dächer Madrids erstreckt.

Copyright: Mandarin Oriental Ritz Madrid

Szenenwechsel: Mandarin Oriental Ritz – eine Hommage an Cäsar Ritz

Jetzt geht es ein Haus weiter, in einen ebenfalls geschichtsträchtigen Belle Époque Palast im Golden Triangle of Art. Der spanische König Alfonso XIII höchstpersönlich hat die Entstehung dieses ersten Luxushotels in Spanien erwirkt – und sich Cäsar Ritz an die Seite geholt, um dessen Glanz in Madrid zu etablieren. Mehr als 100 Jahre später hat man sich entschlossen, die „Standards of Excellence“ aus der Zeit des Jugendstils weiterzuschreiben und einer neuen Generation zugänglich zu machen.

Cäsar Ritz galt als „König der Hoteliers und Hotelier der Könige“; die Mandarin Oriental Gruppe hat sich zum Ziel gesetzt, seinen Geist in diesem Haus aufleben zu lassen. Erstmalig 1910 eröffnet, ist es nach umfangreicher Renovation in seiner alten Pracht wiederhergestellt worden, ohne dabei auch nur einen Hauch von Schwermut zu verströmen. Das ist bemerkenswert – und fürwahr exzellent gelungen. Schon beim Betreten der Eingangshalle erfasst mich das Gefühl von Ehrfurcht – und dies nicht allein dank der Aura, sondern im Bewusstsein, wer hier schon alles zu Gast war.

Copyright: Mandarin Oriental Ritz Madrid

Die Raumaufteilung, die Materialien, das Arrangement, selbst der Duft auf dem Zimmer: Lotus – hier ist wirklich jedes Detail bis zu Ende gedacht und alles trägt einen Gedanken. Der Innenarchitekt hat offenbar nicht einen einzigen Fehler gemacht. Ich bin geneigt zu sagen: Das ist eine Klasse für sich. In der Lobby beispielsweise hat er die Rezeption zur Privatsphäre erhoben, diskret an die Seite verlegt und dafür die Concierge in das Zentrum gerückt. Das zeugt von einer Haltung, die konsequent auf den Service und den Gast ausgerichtet ist. Auch darüber hinaus gibt eine ganze Reihe von Dingen, die selbst mich als erfahrenen Hotelprofi noch überraschen. In der Qualität wie in der feinstofflichen Gestaltung. Das Gefühl von Luxus begleitet mich mit jedem Schritt. Die Minibar auf dem Zimmer ist aufgefüllt mit den feinsten Sachen. Die Gläser – mundgeblasenes Kristall – befinden sich in einer mit Leder ausgeschlagenen Metallbox, das Teeservice ist aus blitzblank poliertem Sterling-Silber.

Einfach ikonisch – und brillant in jeder Hinsicht

Im Gespräch erfahre ich, dass mehr als 30.000 Silberteile aus dem Originalbestand noch erhalten sind. So unter anderem ein Servierwagen von Christofle, dessen Wert ich auf fünfstellig schätze. Die Variation von Nüssen, die mir zum Alvarinho serviert wird, passt insofern perfekt dazu: fünf Sterne. Mein Favorit sind die getrüffelten Cashews. Und um bei dieser Zahl und auf diesem Niveau zu bleiben: Die fünf Bars und Restaurants hat Chefkoch Quique Dacosta entworfen, der diese auch führt. Was das Spa betrifft, erlebe ich übrigens noch eine Überraschung: Die Atmosphäre setzt den Anspruch des Hauses stilsicher fort, ein Marmorpool, kleine, handgearbeitete Fliesen, Golddekor. Die Leitung ist jedoch extern vergeben, das scheint mir allerdings keineswegs ein Fehler: The Beauty Concept ist in Madrid eine Institution.

Dem alten Schwimmbad nachempfunden - der Innenpool im Mandarin Oriental Ritz Madrid. Copyright: Mandarin Oriental Ritz Madrid

Sieger nach Punkten: Beide!

Gemeinhin wird gesagt, die besten Hotels gibt es in Asien, die pompösesten in Amerika und die bodenständigsten in der Schweiz. Spanien hat in dieser Hinsicht niemand so wirklich auf der Rechnung, aber was ich hier erlebt habe, ist Weltklasse, wenn nicht sogar: die absolute internationale Spitze. Die Frage, welches dieser Häuser im direkten Vergleich vorn liegt, ist wahrlich nicht in Punkten zu messen. Die Servicehaltung ist ähnlich, der Charakter jeweils ein anderer. Das Ritz ist absolut klassisch, ein auf höchstem Niveau wiederbelebtes Grand Hotel, das in Architektur und Interiorgestaltung mit unglaublicher Liebe zum Detail begeistert. Nicht ohne Grund schreiben viele meiner Kollegen, es sei die derzeit luxuriöseste Adresse der Welt.
Das Four Seasons ist nach meinem Empfinden insgesamt etwas mehr Contemporary, eine Spur progressiver und persönlicher. Aber die Rede ist hier von Nuancen.
Ich mag diese Modernität, das ist jedoch keine Frage der Klasse, das ist rein subjektiv und ganz einfach Geschmackssache. Fakt dagegen ist: Wer sich ein Bild davon machen möchte, wie in jeder Hinsicht erstklassige Top-Hotellerie heute geht, kommt an Madrid nicht mehr vorbei.

Welches dieser Hotels es in die Empfehlungsliste der „101 besten Hotels Deutschlands“ schaffen wird, lesen Sie hier an gleicher Stelle im Handelsblatt Ende November.

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