Die Pandemie verändert die Hotelszene in Großstädten. Design- und Boutique-Hotels treten aus dem Schatten der traditionellen Platzhirsche und werfen ein neues Licht auf die Stadthotellerie. Das Designhotel Louis in München ist eines von ihnen.
Mein absolutes Lieblingshotel in der Weltstadt mit Herz ist das Mandarin Oriental Munich. Dieses Haus brilliert in jeder Facette: Zentral in der Münchner Innenstadt gelegen, bieten die Zimmer und Suiten ausgesprochen komfortable Liebe zum Detail. Der Service ist stets herzlich, die Speisen köstlich, die Kultur eine Hommage an die Tradition der internationalen Hotelkette Mandarin. Ganz ohne dabei die lokalen Gegebenheiten zu vernachlässigen. Es ist einfach alles auf höchstem Niveau – so wie bei seinen Schwestern und Brüdern der Selektion der Deutschen Luxushotels.
Doch in Zeiten der Pandemie spüre ich ganz deutlich: Die Hospitality-Branche bewegt sich. Die Hotellandschaft Münchens sortiert sich neu. Frische Hotelplayer treten in den Markt ein, die alten Platzhirsche müssen sich nunmehr gegen junge, lebendige Konzepte behaupten oder gar leise kapitulieren. Die Hotellerie in München ist seit längerem in diesem Wandlungsprozess – so wechselte das Traditionshotel Königshof am Stachus die Besitzer. In dieser Form wird das Haus nicht mehr existieren. 2023 steht hier eine neuartige Immobilie – vielleicht ein neuer Meilenstein in Sachen Hotellerie? Der Bayerische Hof und das Hotel Vier Jahreszeiten Kempinski werden versuchen weiterhin ihre Position zu behaupten, wenngleich das neu geschaffene Rosewood Hotel in der einmaligen Innenstadt-Lage in ein bis zwei Jahren von Anfang an auf Augenhöhe sein wird – mindestens! Die Hotelmarke ist bekannt als eine der besten Hotelmarken der Welt und bewegt sich daher dann wohl eher auf dem Niveau des Mandarin Orientals.
Da haben es Hotels wie das Sofitel in München zukünftig noch schwerer. Accor betreibt mittlerweile selbst Weltklasse-Hotels unter exzellenten Marken, halten Sie Ausschau nach Raffles oder Fairmont. Wenn Sie Design interessiert nach Mamas Shelter, Delano oder Mondrian. Münchens Sofitel gehört nicht in diese Kategorie. Am Ende geht es im Luxus eben immer um alles.
Es gibt spannende Hotels, die bis dato im Schatten der Großen Player verborgen lagen und nun den grauen Schleier des Mittelmaßes endlich ablegen. Das Designhotel Louis am Viktualienmarkt betritt mit seiner Ausrichtung definitiv einen neuen Pfad. Vielleicht sogar an den großen Playern vorbei? Die Lage mit Blick auf den wohl bekanntesten Feinkostmarkt, den Viktualienmarkt, Deutschlands ist exzellent, die Ausstattung im Inneren besonders. Bislang wurde das Haus vom Szene-Gastronom Rudi Kull betrieben, der die Münchner Gastronomie entscheidend mitgestaltet. Nach einigen Jahren entschied er sich zum Verkauf des Hotels an die Firma Atlantic aus Bremen. Die Geschicke des Hauses liegen nun in luxuserprobten, professionellen Händen. Unter anderem besitzt das Unternehmen das Severins Resort & Spa auf Sylt, baut eine weitere Dependance mit gleichem Namen am Tegernsee und schließt nun mit dem Louis Hotel eine interessante Nische in München.
Design-Perle in Münchens Innenstadt: Das Louis Hotel
Die Frauenkirche mit ihren zwei Türmen, der weitläufige Englische Garten, das Oktoberfest (vielleicht erinnern Sie sich noch) und natürlich die Delikatessen vom Viktualienmarkt sind die Wahrzeichen der süddeutschen Stadt im Voralpenland. Wer ein Hotel und/oder Restaurant in der Nähe eines dieser Wahrzeichen sein Eigen nennt, rückt ganz automatisch in den Fokus von Reisenden und Besuchern, oder? Ich gebe zu, das Louis Hotel fristete in meiner City-Agenda bislang sein Dasein im Schatten des Mandarins. Umso glücklicher bin ich, dieses Juwel am Viktualienmarkt nun auch selbst erlebt zu haben.
Ich reise morgen um halb fünf in München mit meinem Wagen an. Die Straßen sind verschneit, es ist kalt. Ich bin müde von der langen Autofahrt und möchte die mir verbleibende Zeit vor meinen Meetings so ruhig wie möglich verbringen. Hoffentlich dauert der Check-in Prozess nicht so lange. Diese Gedanken sind zum Glück völlig unnötig. Adarm, der aus der Türkei stammende Night-Manager, erwartet mich bereits mit einem herzlichen und aufgewecktem Lächeln. “Herzlich willkommen, ich habe Sie bereits erwartet. Lassen Sie Ihr Auto einfach stehen, ich kümmere mich um Ihren Wagen und bringe Ihr Gepäck direkt auf Ihr Zimmer.” Diese Begrüßung klingt wie wohltuende Musik in meinen Ohren. Genau diesen Service habe ich mir erhofft. Es ist alles vorbereitet, ich brauche keine 10 Sekunden zum Check-in. Ich zeige meinen Impfausweis vor und schon werde ich wie von Zauberhand in mein Zimmer geführt. Als könne Adarm meine Gedanken lesen, verschieben wir die Angabe der persönlichen Daten und die Kreditkartenscan auf später, wenn ich ausgeruht bin. Ich musste nicht einmal darum bitten.
Später erfahre ich, dass dieses außergewöhnliche Service-Erlebnis kein One-Hit-Wonder war, sondern über alle Ebenen hinweg im Hotel Louis gelebt wird. Fast schon, als hätte sich die Führung mit asiatischen Traditionen bekannt gemacht. Mein erster Eindruck wird dann überraschend bestätigt: Der General Manager Mike Fuchs arbeitete viele Jahre für das Mandarin Oriental. Das Hotel wurde gewechselt, die asiatische Liebe zum Detail ist geblieben und wird nun an alle Mitarbeiter weitergegeben. Das unterscheidet eine herausragende Führungskraft vom Mittelmaß, ich erlebe jedenfalls große Hingabe am Viktualienmarkt. Ausgeprägte Handwerkskunst zeigt sich auch in der liebevollen Ausgestaltung der einzelnen Zimmer. Sehr viel Holz und warme Farbe vermitteln ein sehr behagliches Gefühl, fast so, als würde ich nach Hause kommen.
Das Restaurant The Louis Grillroom offeriert gemütliche Plätze, um den Tag ausklingen zu lassen. Im Sommer genießen Sie von der Terrasse aus den Blick auf den Viktualienmarkt, aber auch Indoor geben die Fenster hervorragende Blicke auf das städtische Treiben preis. Gegrilltes steht im Fokus oder besser gesagt in Flammen. Gemüse jeglicher Couleur, vegane Speisen, Fisch und natürlich auch Fleisch erhalten hier ihre köstlichen Grillaromen. Ich entscheide mich an meinem ersten Abend für eine Komposition aus diversen Gemüsesorten und bin erstaunt über die zarte Würze und die Intensität des Geschmackes. Gleichwohl ist meine persönliche Dinner-Empfehlung etwas fleischlastiger: Blumenkohl mit Speck. Gediegene Hausmannskost auf hohem Niveau.
Fazit: München ist vielfältig
Das Hotel Louis verleiht dem Motto “klein aber oho” einen luxuriösen Anstrich und kann sicher als eine neue Benchmark für Design- und Boutique-Hotels in der Münchner Innenstadt herhalten. Ein weiteres Juwel, das den Charme einer privaten Residenz, einer privaten Luxuswohnung in Innenstadtlage versprüht, ist das Geisel Hotel, von Nikolai Bloyd als CEO der Gruppe geführt. Auch dieses Hotel bewegt sich in einer spannenden Hotelnische, wenngleich sie zum Teil aufgrund der Größe nicht alle Services anbieten. Ich werde weiterhin Ausschau nach besonderen Hotels für Sie in der bayerischen Stadt mit Charme halten. Denn eines steht fest: München bewegt.
Das Louis Hotel ist aktuell noch nicht im Ranking der “Die 101 besten Hotels Deutschlands” (www.die-101-besten.com) vertreten. Ob es 2022 im Kreis der Spitzen-Adressen der deutschen Hotellerie dabei sein wird? Mein Eindruck: Ja. Ende November erfahren Sie hier im Handelsblatt, ob mein Eindruck Realität geworden ist.
