Explosiver Luxus zwischen schwarzen Lavafeldern und einer blauen Lagune

Reisen zwischen Eis und Feuer: Das Retreat Blue Lagoon auf Island führt seine Gäste in die heilsame Natur und näher an den Mittelpunkt der Erde.

Foto: Blue Lagoon Iceland

„Blue Lagoon“ – denken Sie bei diesem Namen auch wie ich zunächst an diesen einen Film aus den 80er-Jahren? Brooke Shields taucht aus den Fluten auf, um sich auf ihrer einsamen Insel im Pazifik von der Sonne wieder trocknen zu lassen. Die blaue Lagune, über die ich heute spreche, liegt deutlich nördlicher, auf Island – ist aber genauso spektakulär. Aktive Vulkane, heiße Geysire, schwarze Lavafelder und heilende Thermalquellen: Island ist unwirklich und zählt definitiv zu den faszinierendsten Landstrichen, die ich jemals bereisen durfte.

Nur 20 Minuten vom Flughafen der isländischen Hauptstadt Reykjavik entfernt liegt die berühmte „Blue Lagoon“. Auf der eigentlich sehr kurzen Fahrt passiere ich bereits drei sehr unterschiedliche Landschaftszonen: Erst ist es saftig grün, plötzlich dominieren Steine aus schwarzer Lava den Straßenrand, bis dann plötzlich das für Island berühmte Moos in meinem Sichtfeld auftaucht.

Es sieht aus wie auf dem Mond, zumindest stelle ich mir die Landschaft dort so vor. Jetzt verstehe ich, warum Island als Filmset für legendäre Kassenschlager wie “Star Wars”, “Game of Thrones” und „Die Reise zum Mittelpunkt der Erde“ diente.

Meine aktuelle Reise führt mich zu besagter Blue Lagoon. Aus der Ferne sehe ich das berühmteste Kraftwerk der Insel. Es zählt zur Blue Lagoon Island, die sich seit 1992 das Ziel setzt, aus den heißen Quellen genügend natürlichen Strom für die gesamten Haushalte der Insel zu produzieren. Das Herzstück des Unternehmens, die blaue Lagune, wurde 2012 vom National Geographic zu einem der 25 Weltwunder ernannt.

Das Retreat „Blue Lagoon“ wurde erst 2018 eröffnet. Das Time Magazine meint, es sei einer der 100 großartigsten Orte der Welt. Davon überzeuge ich mich gern selbst als Gast und checke ein.

Foto: Blue Lagoon Iceland

Die blaue Lagune ist eigentümlich blau, ein bisschen milchig und dampft wie ein sprudelnder Kochtopf. Die Mischung aus Kieselerde, Algen und Mineralien verursacht diese einmalige Färbung und gleichzeitig die heilende Wirkung des geothermischen Wassers. Die Regisseure legendärer Filme bräuchten hier also keinen künstlich erzeugten Dampf, das filmreife Setting ist ganz natürlich. Bei 38 Grad Wassertemperatur vergnügen sich die Gäste in den heilenden Fluten.

Das Retreat verfügt über eine private Lagune, die das Luxushotel sanft in der schwarzen Lavalandschaft umrahmt. Das schwarze Schiefergestein der Hotelfassade bettet sich ganz natürlich in die Umgebung ein und reißt auch mit den klaren architektonischen Linien keine Wunde ins Landschaftsbild. Mensch und Natur harmonieren perfekt. Beim Bau des Retreats wurde insbesondere auf nachhaltige Materialien geachtet. Abgetragene Lava-Stücke wurden zum Teil in die Fassade des Hauses wieder eingefügt.

Als ich ankomme, begrüßt mich ein großer Felsen an einem heißen Stein, aus dem das natürliche warme Wasser sprudelt. Ein gewundener Lavakorridor führt mich in den Hauptkomplex. Genauso warm wie das dampfende Wasser ist auch die Begrüßung im Hotel selbst. Maria steht in der Lobby, bietet mir mit den Worten „Jetzt lassen Sie einfach alles hinter sich“ ein Glas Champagner an. Das Gepäck wird wie von Geisterhand auf mein Zimmer gebracht.

Foto: Blue Lagoon Iceland

Was heißt Zimmer? Ich befinde mich in einer wunderschönen Suite. Die Wände sind im ganzen Anwesen mit Holz und Schiefer verkleidet. In meiner frei stehenden Badewanne und der ganz privaten Lagune vor meiner Suite tauche ich ein. In das heilende Wasser, in die Welt und die Ressourcen Islands. Wo ich meinen Blick auch schweifen lasse, Qualität wird im Retreat großgeschrieben. Selbst die Wäschesäcke sind aus feinstem Leinen.

Die Isländer sind sehr stolz auf ihr Land und die Naturschönheiten, sodass sie entsprechend versuchen, überall CO2-neutral zu bleiben und ihre Umwelt zu schonen. Auch der Bademantel, den ich abends anlege, um die Lagune unterm Sternenhimmel zu genießen, ist natürlich aus hundertprozentiger Islandwolle gewebt. Bodentiefe Fenster ermöglichen zu jeder Zeit den Blick aus jedem Zimmer auf die Lagune.

Das Retreat, allen voran natürlich die Lagune und das Spa, sind Besuchermagnete und beherbergen hauptsächlich Gäste aus Amerika. Bei meinem Aufenthalt treffe ich nur wenige Europäer, diese stammen meisten aus Skandinavien. Der Luxus im Lavafeld hat seinen Preis: Die Übernachtungen im Retreat Spa kosten bis zu 2000 Euro. Wer seinen Geldbeutel etwas schonen möchte, der checkt im Silica Hotel ein. Hier sind die Übernachtungen bereits ab 600 Euro möglich. Dafür erleben Sie das direkte Herzstück Islands, der Aufenthalt ist jeden Cent wert.

Foto: Blue Lagoon Iceland

Auf die philosophische Frage, was zuerst da war, das Spa oder das Hotel, gibt es im Blue Lagoon eine klare Antwort: die Idee der gesundheitlichen Wirkung natürlicher Ressourcen. Oder, mit anderen Worten, die Idee eines medizinischen Spas. Grímur Sæmundsen, CEO und Gründer des Unternehmens Blue Lagoon, ist Doktor der Medizin und bis heute fasziniert von der heilenden Wirkung des isländischen Wassers. Mit seinem Konzept verbindet er Reisen, Gesundheit und Luxus auf eine großartige Art und Weise.

Die Spa-Erlebniswelt ist Weltklasse. Sie können sie als Tagesgast buchen oder wie ich ausgiebig als Hotelgast nutzen. Die private „Lava-Cove“ besitzt eine eigene, mineralreiche Lagune. Nach einem ausgiebigen Bad entspanne ich vor prasselndem Kaminfeuer und genieße die Aussicht auf die Lava-Felder. Der Anblick im Winter bei Schnee und Nordlichtern ist sicher atemberaubend. Die Lava-Cove ist im Souterrain, sodass ich das Gefühl habe, dem warmen Erdkern immer näher zu kommen. Noch näher als hier in Island werde ich das wohl nie.

Richtig fallen lassen können Sie sich beim vitalisierenden Floating auf geothermischem Meerwasser, das sogenannte In-Lagoon Massage Treatment. Das Wasser ist so salzhaltig, dass ich wie im roten Meer darauf liege, ohne unterzugehen. Ich werde zusätzlich auf eine Yoga-Matte gebettet und mit einem feuchten Tuch zugedeckt. Ich schwebe auf der Lagune, während ich eine unglaubliche Massage erhalte. Es ist, als würde ich diese Welt für eine Stunde verlassen. Im außerordentlich positiven Sinne.

Eine Wassermassage bekommt zwischen Lavafeldern gleich eine ganz andere Qualität. Wer noch mehr Island spüren möchte, der nimmt sich Zeit für das Blue Lagoon Ritual. In drei Schritten wird mein Körper mit den Naturwundern der Lagune – Kieselerde, Algen und Mineralien – verwöhnt.

Das Gefühl während der Behandlung ist gewöhnungsbedürftig, meine Haut ist Schlammpackungen nicht gewohnt. Danach fühle ich mich jedoch, als wäre ich wie Phönix aus der Asche, pardon, Kieselerde gestiegen. Unbeschreiblich gut. Porentiefe Reinigung für meinen Körper und auch meinen Geist.

Foto: Blue Lagoon Iceland

Die bioaktiven Kräfte des Wassers wurden übrigens auch zu einer eigenen Hautpflegeserie konserviert. Ursprünglich für die medizinische Behandlung entwickelt, gibt es die Serie jetzt auch als Spa für zu Hause. Schade, dass man die brodelnde Lebendigkeit des Wassers nicht originalgetreu verpacken kann.

Restaurant Moos: Lava-Landschaften zum Anbeißen

Das Restaurant heißt passenderweise „Moos“ und interpretiert isländische Speisen. Selten habe ich so spannend gegessen wie hier. Noch bevor ich die Delikatessen koste, vermitteln mir auch diese ein naturnahes Erlebnis: Island wird anhand der regionalen Produkte auf meinem Teller dargeboten. Dabei wirkt die Inszenierung nie verspielt oder übertrieben. Genauso fließend wie die Lava-Soßen auf meinem Teller erlebe ich den Service. Mein Kellner ist da, wenn ich ihn brauche. Oder lässt mir meine Privatsphäre und Ruhe, um mein Essen zu genießen.

Foto: Blue Lagoon Iceland

Probieren Sie unbedingt das vegane Menü. Der in Island geborene Küchenchef Agnar Sverrisson hat mich überzeugt, zumindest für einen Abend: Ich esse auch ohne Fleisch und Ersatzprodukte ganz exzellent. Nur Paul Ivic hat mich mit seinen veganen Speisen in München und Wien bislang ähnlich faszinieren können. Auch wenn ich selbst niemals zum Veganer werde, so empfehle ich nun guten Gewissens dieses weitere Restaurant mit veganem Menü.

Fazit: Dampfender, natürlicher Luxus, der Sie verzaubern wird

Die Blue Lagoon ist ein einzigartiges Schauspiel: Die geothermischen Quellen werden perfekt dafür genutzt, nahezu CO2-neutral einen Luxus zu bieten, der seinesgleichen sucht. Das Service-Erlebnis passt sich an meine Bedürfnisse an, es ist immer jemand da, wenn ich ihn brauche. Alle Prozesse funktionieren pointiert und betten sich – wie das Gesamtkonzept der Blue Lagoon – in seine natürliche Umgebung ein. Ja, das Times Magazine hatte mit seiner Platzierung recht. Für mich liegt das Retreat deutlich auf den oberen Rängen der 100 sehenswertesten Orte der Welt.


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