Der Name ist mutig, aber wohlverdient: Das in vierter Generation geführte Puradies punktet mit erfrischenden Naturmomenten und authentischer Gastfreundschaft.
Farbenfrohe, sattgrüne Almwiesen. Blau leuchtende Bergseen, schneebedeckte schroffe Gipfel. Solitude und Freiheit in Alleinlage des Leoganger Tals. Genau das erwartet mich, als ich ins Puradies anreise. Der Name ist mutig, jedoch wohlverdient. Puradies ist die Liebe zum Leben. Naturerfahrungen, die mich genau dorthin bringen, wo ich gerade sein möchte. Die Szenerie wirkt fast ein bisschen kitschig. Die Stein- und Grasberge schirmen das Leoganger Tal vom Rest des Alltags ab und erschaffen eine alpine Oase der Ruhe. Das Resort liegt wohl am energiereichsten Kraftplatz im Leoganger Tal. Was auch immer das bedeutet, der Wohlfühlfaktor stellt sich augenblicklich nach meiner Ankunft ein.
Die Region Leogang blickt auf eine erstaunliche Entwicklung zurück: Früher war sie als älteste Bergbaustätte des Salzburger Landes das hässliche Entlein. Heute ist sie das zu einem schönen Schwan gewachsene Vorzeige-Areal für Erholungssuchende. Die Hotellerie und Gastronomie Leogangs konzentriert sich konsequent auf Familien-Urlauber und Wellness. Ganz im Gegensatz zu Davos, das noch seinem unerreichbaren Ziel – everybodys darling zu sein – hinterherjagt.
Der Erfolg gibt Ihnen Recht. Neben dem Puradies weisen auch weitere 4-Sterne-Hotels wie das Hotel Krallerhof eine langjährige Familientradition vor.
Die Region um Leogang ist Ihnen vielleicht eher aus dem Wintersport und als eine der besten Wander- und Mountainbike-Paradiese bekannt. Saalbach-Hinterglemm-Leogang-Fieberbrunn zählt mit seinen mehr als 270 Pistenkilometern zu den größten, zusammenhängenden Skigebieten Österreichs. Doch ich sammle in meiner heutigen Kolumne keine Pistenkilometer, sondern tauche mit Ihnen in erfrischende Naturmomente und authentische Gastfreundschaft des Puradieses ein.
Naturerlebnis mit alpinem Chic und Familientradition
Außen das alpine Paradies. Innen das charmante Puradies. Alles ist sehr großzügig angelegt, das Resort umfasst insgesamt 300.000 Quadratmeter, ein eigenes Chalet-Dorf gehört dazu. Ein wunderschöner Naturteich läd zum Schwimmen ein. Meine Suite ist urig und gleichzeitig sehr chic und komfortabel. Ich kann es wahrlich spüren, wie der Architekt jeden Blick auf die Berge einfangen wollte. In meiner Unterkunft ist ihm das gelungen. Alles ist aus echtem Holz hergestellt, der Boden knarzt sanft beim Drübergehen. Knorrige Altholzbalken lassen ein bisschen Hüttenfeeling aufkommen. Die erdigen Naturfarben und die großen Fensterfronten bringen das unschuldige Flair eines Sonnenaufganges direkt in mein Zimmer. Das verarbeitete Holz aus dem regionalen Wald unterstreicht das alpinmoderne Naturambiente.
Die insgesamt 14 Premium – Chalets des Resorts sichern ihren Besuchern noch mehr Freiraum, sofern dies überhaupt noch möglich ist. Ich nächtige im Haupthaus und genieße eine weitere Art des Freiraums – genau so heißt nämlich die zweistöckige Lounge und Bar. 500 m² umfasst sie und ist aus 16.000 Eichenholzwürfel gebaut. Mit dem Design hat Architekt Christoph Piffer wirklich etwas Außergewöhnliches geschaffen und zieht seit jeher die Aufmerksamkeit internationaler Medien auf sich, mehrere Design Awards inklusive.
An diesem Ort treffe ich mich gern mit anderen Gästen und den Eigentümern. Selbst die Barkeeper haben sich hinter der Bar zu neuen, lukrativen Ideen inspirieren lassen – zu ihrer eigenen Bio-Gin Sorte, mit dem wohlklingendem Namen “Mattari”. Das ist japanisch und bedeutet soviel wie “be relaxed”. Diesen selbstgebrauten Tropfen nehme ich gern mit nach Hause, an diesem Abend trinke ich lieber ein Glas Wein und lasse mir die beeindruckende Entstehungsgeschichte des bilderbuchreifen Kleinods in sympathisch österreichischem Dialekt erklären: Alles begann mit einem Biobauernhof der Gastgeberfamilie Madreiter. Sissi und Sebastian Madreiter luden bereits in den 1950er Jahren Touristen in ihren Embachhof ein. 1970 war Sebastian Mitbegründer der Leoganger Bergbahnen und 10 Jahre Bürgermeister von Leogang. Der Name Madreiter und Leogang gehören also schon sehr lange fest zusammen. Nachhaltigkeit und Regionalität sind bis heute ein wichtiger Bestandteil der Philosophie. Hofeigene Biolebensmittel und regionale Produkte bringen natürlichen Geschmack auf die Teller der Gäste.
Nach einem sportlichen Tag oder auch einer etwas zu kurzen Nacht ist das Badhaus die Rettung für Erholungssuchende: Im SPA genieße ich einen 360 Grad Blick auf den blauen Himmel. Der Duft von Zirbenholz beruhigt sofort. Eine traditionelle Kräutersauna und eine Aromamassage tun ihr übriges. Die Spa-Anwendungen helfen übrigens auch, wenn Sie wie ich Probleme mit den Matratzen haben. Mein Rücken und ich sind es nicht gewohnt, komplett in die Matratze einzusinken, da die Befestigung an der Seite fehlt. Ich scheine allerdings der Einzige zu sein, den das stört. Die anderen Gäste haben allesamt einen sehr erholsamen Schlaf.
Service mit Charme und Herzlichkeit
Jeden Morgen überrascht Gisela, die Frühstücks-Chefin, mit einer persönlichen Anekdote, einer Empfehlung und etwas Besonderem. An jenem Morgen erklärt sie ihren Gästen, dass es Ziegenmilch am Buffet gibt. “Wissen Sie eigentlich, dass die Ziege das einzige Lebewesen ist, das kein Krebs entwickeln kann. Die Ziege ist auch gut für Sie und übrigens den Milchreis, den habe ich selbst gemacht.” Das lasse ich mir nicht zweimal sagen und koste die interessant schmeckende Ziegenmilch-Speise. Gisela hat jeden Tag einen anderen Vorschlag. Sie weiß, wann der beste Tag ist, um Salzburg zu besuchen oder in die Berge zu gehen. Das finde ich sehr erfrischend und vor allem hilfreich. Man merkt, ihr bereitet es einfach Freude, wenn ihre Gäste eine schöne Zeit erleben.
Eine ähnliche Service-Erfahrung erlebe ich am Abend. Wenn der Service zu eng wird, da ihnen Personal fehlt, legt der Seniorchef selbst Hand an. Sebastian ist eigentlich im Ruhestand, doch serviert um Punkt 19 Uhr das Fondue im Chalet. Um 20 Uhr bringt er mir persönlich meine Drucksachen vorbei. Hands on und Herzlichkeit deluxe.
Dieses Haus hat mit seiner Architektur und dem Angebot viele USPs. Der wohl wichtigste ist die Klarheit und Herzlichkeit, die mir hier begegnen. Der besondere familiäre Umgang miteinander fällt mir sofort auf. Diese wird hier gelebt, ohne die Professionalität zu vernachlässigen. Eine Gratwanderung, die sehr gut gelingt. Die Menschen hier sind wirklich echt. Sie sind mit der Natur und ihrer Umgebung verbunden und stolz auf das, was sie erreicht haben. Familie ist Programm, auch im Team. Die zwei Brüder könnten unterschiedlicher nicht sein und ergänzen sich daher so perfekt. Michael, ehemaliger Senior Consultant in einer der besten Unternehmensberatungen, ist nach zehnjähriger Karriere wieder nach Hause gekommen. Philipp ist ehemaliger Leistungssportler. Der talentierteste Skispringer konnte seiner Leidenschaft durch einen Unfall nicht mehr im gewohnten Maße nachgehen und kümmert sich nun um die operativen Belange.
Doch nicht jeder im Tal hat die Relevanz von Kundenorientierung so verinnerlicht wie diese Familie. Wie wichtig auch die Zusammenarbeit zwischen den Bergstation, den touristischen Einheiten und den Hotels ist, erlebe ich als ich die Bergbahn aufwärts nehmen möchte. Ein wirklich ungehobelter, unhöflicher Mitarbeiter weißt mich darauf hin, dass ich ohne FFP2 Maske nicht mitfahren darf. Inhaltlich ist das nachvollziehbar, aber wie immer kommt es auf die Haltung an. So hat dieser Mann es geschafft, nach einem wunderbaren Aufenthalt einen letzten Eindruck zu hinterlassen, der eine Katastrophe ist. Auch die Bergbahn-Mitarbeiter sollten sich wohlwollend um ihre Gäste kümmern, damit die Region davon profitieren kann.
Nachhaltiges Fine Dining
Das kulinarische Angebot unterstreicht die Philosophie des Hauses abermals. Alles ist auch in diesem Bereich ganz entspannt, ganz natürlich, dabei aber auf gewohnt hohem Niveau. Im Erlebnisrestaurant Essenz schaue ich den Köchen beim Ablöschen, Abflämmen und Abschmecken der Speisen zu. Die Zutaten stammen selbstverständlich aus dem eigenen Biobauernhof und werden hier zu Haute Cuisine verarbeitet. Das Restaurant befindet sich im Chalet Embachalm in unmittelbarer Nähe zum Hotel. Stefan Krieghofer, einer der besten 50 Köche Österreichs präsentiert Freitags bis Samstags Fine Dining Menüs. Mittwochs und Donnerstags genieße ich hier mein Bio-Steak. Zwei Hauben verlieh Gault Millau für diese Kulinarik am Fuße der Alpen.
Das Menü für Zwischendurch serviert Familie Madreiter in der Freiraum Bar. An den Kaiserschmarrn am Nachmittag könnte ich mich gewöhnen. Das Hotelrestaurant befördert mich mit seiner dritten Geschmackslinie über die Alpen in mediterrane Gefilde.
Fazit: Alpine Ruhe-Oase
Pur. Natürlich. Echt. Der Familie Madreiter ist es mit dem Puradies Hotel & Chalets eindrucksvoll gelungen, im wunderschönen Leoganger Tal Naturerleben, Design und Lifestyle zu kombinieren. Tradition trifft auf lebendig ruhige Gegenwart und erfrischende Herzlichkeit inmitten der kontrastreichen Leoganger Landschaftsidylle. Ich kann einen Aufenthalt für die Frühjahr- Sommersaison wärmstens empfehlen. Die 101 besten Hotels Deutschlands (www.die-101-besten.com) haben das Puradies als Top-Empfehlung in der Rubrik luxuriöse Nachbarn aufgenommen. Ich werde sicherlich im Winter wiederkommen, um die Ski-in, Ski-Out Annehmlichkeiten ausgiebig zu testen.