18 Loch sind nicht genug: Diese Destinationen wissen, was Golfsportler lieben

Die Golfsporttradition hadert in Deutschland noch immer mit ihrem elitären Image. Die Ausnahme-Golfplätze Schloss Miel, Hotel Budersand Golf & Spa und Der Öschberghof schaffen ein exquisites, frisches Golf-Urlaubs-Erlebnis.

Haben Sie noch Sex oder spielen Sie schon Golf? Diese Frage habe ich noch nie verstanden. Warum sollte ich wählen, wenn ich beides genießen kann? Jeder Golfspieler kennt sie, diese und weitere Vorurteile gegenüber ihrer mit höchster Präzision ausgeführten Sportart. Ganz aus der Luft gegriffen sind die Weisheiten der Rasengegner jedoch nicht. So kämpft der Golfsport in Deutschland nach wie vor mit einem verstaubten Image. Dabei ist die momentane Nachfrage groß. Sportler interessieren sich wie nie zuvor für Golf, weiß Alexander Thelen aus dem Schloss Miel zu berichten. Das Konzept, dass Thelen seit langen Jahren umsetzt, lässt mein Golferherz auf jeden Fall höher schlagen. Doch auch weitere Destinationen haben das Potenzial der Golfsportler erkannt und stellen sich mit entsprechenden Angeboten auf ihre Gäste ein. Fragt man den besten deutschen Golfspieler unter den Hoteliers, Thies Bruhn aus Heiligendamm, Handicap 0, nach dem besten Golfplatz in Deutschland, so ist seine Antwort stets dieselbe: Budersand. Der Platz ist zwar schwer, aber das Design und die Idee des Golfplatzes sind ungeschlagen.

Der Öschberghof im Schwarzwald zählt außerdem zu meinen persönlichen Favoriten, wenn es um das angenehme Rund-um-Paket für meinen sportlichen Aufenthalt geht. Aber lassen Sie uns einen näheren Blick auf die Top-Golf-Spots in Deutschland werfen.

Schloss Miel: Fürstlich Golf spielen nach amerikanischem Vorbild

Alexander Thelen ist Eigentümer von Schloss Miel und hat sich vor einigen Jahren dazu entschieden, eine ganz neue Service-Qualität im deutschen Golfumfeld zu etablieren. Seine jahrelangen Erfahrungen in den USA, Australien und Asien inspirierten ihn dazu, ein außergewöhnliches Golfclub Management anzubieten. Die Idee spricht mir aus dem Herzen: Sein Fokus liegt auf Service, Service und nochmals Service. Dafür, dass Golf als teure Sportart verschrien und zugegebenermaßen auch nicht für den Low-Budget-Touristen geeignet ist, bieten viele Golfclubs herzlich wenig Annehmlichkeiten für Ihre Mitglieder. Ein Paradoxon. Schloss Miel ist zum Glück anders, für mich ist es der herzlichste aller Golf-Clubs in Deutschland.

Wenn ich durch die wunderbar gepflegte Parkanlage zum Schloss gehe, sehe ich sie direkt vor mir: Die adelige Gesellschaft, die einst in den alten Gemäuern, die 1768 errichtet wurden, residierte. Der fürstliche, erste Eindruck wird auch nach betreten des Schlosses nicht geschmälert. Im Gegenteil. Hier werde ich als Gast so behandelt, wie in einem der 101 besten Hotels Deutschlands. Das habe ich noch nie auf einem Golfplatz erlebt. “Herzlich willkommen auf Schloss Miel. Was darf ich für sie tun?” Noch bevor ich mein Anliegen äußern kann, werde ich freundlich und erwartungsvoll begrüßt. ich möchte an diesem Tag Golf spielen und später noch etwas essen. Jeder kann den Golfplatz vom Schloss Miel nutzen und als Green Fee Spieler das gepflegte Grün genießen. Das ist in dieser Klasse eher selten. In einem exklusiven Golf-Club sollte man eine Mitgliedschaft vorweisen. Wieder eine erfrischende Neuerung, aus Sicht des Gastes gedacht.

Auf dem Golfplatz geht es weiter mit dem Service. Überraschenderweise begegnen mir die Mitarbeiter alle mit einer einheitlichen Dienstkleidung. Das ist in 5-Sterne Häuser die Regel, auf einem Golfplatz ist es erwähnenswert. Alle tragen rote Hosen, weiße Hemden und ein Namensschild. Das gefällt mir, ich kann mich direkt und persönlich an jemanden wenden, wenn ich einen Wunsch habe. Ich entdecke erstaunlich viele Bänke, nicht nur an jedem Abschlag. Ebenso wie die zahlreichen Facility-Angebote. So viele hochwertige Sanitäreinrichtungen habe ich noch auf keinem Golfplatz in Deutschland gefunden. Auch der Getränkeshuttle, der die Besucher mit kühlen Getränken versorgt, ist regelmäßig zur Stelle. Das eigentliche Grün ist in perfektem Zustand und bietet die idealen Voraussetzungen, mein mittelmäßiges Handicap zu verbessern. Das klappt an diesem Tag nicht, nur leider kann ich der Anlage nicht die Schuld zuschieben. Immerhin werden hier die namhaften Golf-Turniere des Rheinlandes von Porsche, Audi, BMW, Lamborghini ausgetragen, um nur einige Größen zu nennen.

Ob anspruchsvolles Spiel oder Golfsport-Anfänger hier findet wirklich jeder das passende Angebot in traumhafter Kulisse der Voreifel. Die Mitarbeiter suchen förmlich nach Chancen, mich als Gast glücklich zu machen. Mit Erfolg. Deswegen gehört der Golfplatz für mich zu den besten Deutschlands und macht den internationalen Kollegen in Irland, Schottland und Amerika Konkurrenz.

Zudem ist das Schloss Miel ein hervorragender Ort für Events aller Art: In den barocken Zimmern können sowohl Tagungen als auch Feiern stattfinden. Zimmer für bis zu 14 Personen stehen zur Verfügung, wenn die Feier mal wieder länger dauert. Buchbar auf Anfrage. Im Restaurant Graf Belderbusch genieße ich ein Gericht der Tageskarte, Spargel. Übrigens: Der Golfclub Schloss Schmiel verkauft am meisten Champagner in Europa. Kein Wunder, so finde ich hier die größte Champagner Auswahl in der Region Köln Bonn (Taittinger, Veuve Clicquot, Moët, Dom Perignon) zu sensationellen Preisen.

Das kulinarische Angebot ist sowohl mediterran als auch saisonal aufgestellt und genau das Richtige nach einem langen Tag auf den Bahnen. Der Bereich der Außengastronomie ist sehr beliebt. Täglich kommen zwischen 200 und 500 Tagesbesucher, um einfach nur den Blick ins Grüne und das großartige Ambiente zu genießen. Nicht alle spielen Golf. Aber wer weiß, vielleicht werden sie an diesem Ort dazu animiert. Genau das ist das Anliegen von Alexander Thelen und seinem Team: Den Golfmarkt fördern, indem er ihn aus der verstaubten Ecke befördert. Mission gelungen.

Budersand Golf & Spa: Unaufgeregter Luxus auf Sylt

Anderer Landstrich, ähnlicher Gästefokus: Auf meiner deutschen Lieblings-Insel Sylt liegt ein weiteres Juwel für Golf-Spieler und die, die es noch werden wollen, direkt am Meer. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob auch Golfplätze mit ihrer Geschichte wachsen. Doch dieser Ort ist Schauspiel von einer sehr bewegten Vergangenheit, die sicher das Flair des heutigen Golfplatzes auf die ein oder andere Weise mitgeprägte.

Mein Fahrer berichtete mir, dass hier einst die Buden der Piraten standen. Zwischen diesen Buden entzündeten sie große Leuchtfeuer, um Segler anzulocken. Als diese dann das Land betraten, da sie eine größere Stadt vermuteten, wurden sie überfallen und gelyncht. Seemansgarn oder düstere Vergangenheit? Nun, noch bevor das heutige 5-Sterne Luxusresort Budersand Golf & Spa, eines der besten 101 Hotels Deutschlands, den Ort zu dem macht, was er heute ist, standen hier die Pidder-Lüng-Kasernen, die zum Seefliegerhorst des zweiten Weltkrieges gehörten. Seit Anfang der Neunziger verwaisten die Gebäude, das Areal lag brach und formte sich zunehmend zu einer Geisterstadt. Mit oder ohne Seemansgarn, was früher nur wenig einladend war, ist heute genau das Gegenteil: exklusiv und luxuriös. Von der Dachterrasse blicke ich direkt auf den Golfplatz und aufs Meer. Doch ich möchte natürlich mehr und betrete den grünen Rasen selbst.

Seit Sommer 2008 ist die Golfanlage in Betrieb. Das Golf-Areal ist zu recht mehrfach als bester deutscher Golfplatz prämiert. Auch ich trainiere meinen Abschlag auf dem anspruchsvollen 18-Loch-Platz im Links-Course-Design. Das raue Klima und der ständige Sturm sind wirklich herausfordernd. Zum Glück habe ich ausreichend Gelegenheit, mich nach dem Sport zu erholen. Denn seit 2009 können Gäste ihren Aufenthalt in einem der 55 Zimmer und 22 Suiten im Budersand-Hotel verlängern.

Die Eigentümerin Claudia Ebert setzt gekonnt ihre Philosophie “Weniger ist mehr” für ihre Gäste um. Sportliche Eleganz begegnet mir auf jeder Etage. Natürliche Materialien wie die holzvertäfelte Terrasse reduzieren die künstlichen Eindrücke und formieren sich zu einem sehr unaufgeregten, angenehmen Luxus-Erlebnis. Auf der Terrasse finden sogar Freiluft Pilateskurse statt. Zumindest bei bei wenig Wind. Ich entscheide mich für eine Runde im Zwölf-Meter-Pool, der mich im Souterrain erwartet. Ein anschließender Saunagang und mein Körper ist so erholt, wie nach einem zweiwöchigem Urlaub. Vielleicht liegt es auch an der frischen Brise hier.

Das Frühstück – für einen ambitionierten Sportler eine wichtige Mahlzeit – möchte ich an dieser Stelle unbedingt erwähnen. Allein die Käseauswahl begeistert meinen Gaumen. Ich finde am Frühstücksbuffet fast jeden Reifegrad. Handverlesene Beeren samt dazugehöriger Joghurts und die wohl größte Brotvariation, die ich je auf einem Buffet am Morgen sehen durfte, machen die Wahl am frühen Morgen sehr schwer. Vom Service bis zu den kulinarischen Genüssen – das Budersand hat Stil. Nichts scheint gewollt, doch alles selbstverständlich. Das Hotel ist durchdacht, der Blick, die Achsen, die richtigen Materialien. Eine absolute Empfehlung für Meer- und Golfliebhaber.

Der Öschberghof: Golfen in meiner alten Heimat

Als Leser meiner Kolumne wissen Sie, dass ich mit dem Resort in Donaueschingen im Schwarzwald eine ganz persönliche Beziehung pflege. Denn ganz in der Nähe von hier habe ich meine Hotelfach-Ausbildung absolviert und die Berufsschule besucht. Nun ist der Öschberghof nicht unbedingt als klassisches Golfhotel bekannt, denn er bietet von allem etwas. Zum Beispiel ein Spa mit einer Gesamtfläche von 5.000 Quadratmetern, mit einem Indoor- und Outdoor Pool und einer großen Fitnessanlage. Der Öschberghof ist vielmehr ein Ferienresort, Golfhotel, Spahotel, Tagungshotel und auch Gourmet-Destination. Dennoch führe ich ihn in meiner Kolumne über meine drei favorisierten Golfhotels auf. Zum einen, weil ich hier hervorragend auf den angeschlossenen Golfplätzen spielen kann. Zweimal 18 Loch und einmal 9 Loch. Zum anderen begeistert mich die Service-Qualität insbesondere für Golf-Sportler, so dass das Hotel seinen Platz in meiner Kolumne wahrhaftig verdient hat.

Fast alle Angestellten kommen aus dem nahen Umfeld. Dem Schwarzwald. Nur für diejenigen, die mit der Mentalität noch nicht vertraut sind: Baden-Württemberg ist aus meiner Erfahrung eines der Bundesländer mit der wohl höchsten und herzlichsten Gastfokussierung. Genau das finde ich bei meinen Aufenthalten vor. Auf dem Golfplatz selbst entdecke ich großartige Mitarbeiter. Emphatisch und wortgewandt gehen sie auf die Wünsche des Gastes ein. Ich erhalte ohne lange Erklärungen und Bitten ein anderes Golfschlägermodell und obendrein einen würdigen Spielkonkurrenten. Der Leiter der Golfabteilung nimmt sich die Zeit, und führt mich auf dem Gelände herum, dabei weiß ich, dass er ein großes Team managen muss. Doch wer soviel Leidenschaft für seine Tätigkeit hat, nimmt auch gern die Extra-Meile über den grünen Rasen mit.

Generell erlebe ich große Harmonie im Team. Sollte es Unstimmigkeiten oder Stresssituationen geben, bekomme ich Sie als Gast zumindest nicht zu spüren. Der General Manager Alexander Aisenbrey sorgt mit viel Liebe und Hingabe dafür, dass die Prozesse funktionieren und ich mich als Gast jederzeit willkommen fühle. Das Interiordesign lässt mich auch nach dem Spiel vom Golfen träumen. Von meinem großzügigen Balkon habe ich direkten Blick auf den Golfplatz und kann die Techniken der Konkurrenz ausspähen. Mein Zimmer ist mit hellen Beige- und Grautönen eingerichtet, so dass ich die Verbindung zur Natur zu jeder Zeit spüre. Denn diese prägt für mich neben anderen Faktoren die Faszination Golf. Natürlich geht es um den Wettkampf, gleichzeitig aber auch um Präzision, Geduld und Harmonie. Alle Attribute finde ich sowohl im Service- als auch in der Ausstattung des Öschberghofes wieder.

Fazit: Golf-Tradition neu gedacht und aufgefrischt

Golf ist die einzige generationsübergeifende Sportart, bei der alle Teammitglieder auf ihre Kosten kommen. In welcher Sportart kann man sonst von 4 bis 104 Jahren gemeinsam Zeit verbringen? Die Betreiber vom Schloss Miel, dem Budersand auf Sylt und des Öschberghofs verbinden die bis heute noch elitär konnotierte Golftradition mit modernem, frischen Luxus der 5-Sterne-Hotellerie. Endlich bekommt der Golfsport den Glanz, den er verdient. Damit haben es die Hotels unter die 101 besten Hotels Deutschlands (www.die-101-besten.com) geschafft. Ich bin gespannt, wie zukünftig auch weitere Häuser Golf für sich und ihre Gäste neu inszenieren.


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