Taschenbergpalais in Dresden, Burg Staufeneck, Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe: Sie zeigen, wie moderner Luxus in alten Mauern funktioniert.
Finden Sie nicht auch, dass die Grand Hotels, allen voran die Hotels in historischen Gemäuern, die natürliche Fortsetzung der Burgen und Schlösser aus dem Mittelalter sind? Auch damals wollten sich die Menschen unbedingt innerhalb der prächtigen Mauern aufhalten, am liebsten als Gast des Hofes auf einem rauschenden Fest.
Jedes Mal, wenn ich in einer historischen Anlage nächtige, dann spüre ich ihn förmlich, den Glanz der damaligen Zeit und ihrer adeligen Bewohner. Alte Mauern sind Zeitzeugen der Ereignisse vergangener Tage. Sie haben alles miterlebt – die historisch bedeutsamen Gesprächsrunden in verstaubten Bibliotheken der Landesfürsten, rasante Pferderennen auf den großzügigen Ländereien des Hochadels, die pompösen Feste mit adretten Burgfräulein und die ein oder anderen Skandale, die sich hinter verschlossenen Massivholztüren abspielten.
Bis heute wirken die Geschehnisse nach. Abgeschlossen sind die Kapitel der alten Schlösser und Burgen zum Glück nicht. Mutige Unternehmer und Hoteliers haben den Reiz des alten Gemäuers für sich und ihre Hotelkonzepte entdeckt. Auf Luxus verzichtet der Gast dabei nicht, denn die aktuellen Besitzer inszenieren mit ihren Hotelkonzepten luxuriöse Moderne in den historischen Charme hinein.
Hotel Taschenbergpalais Kempinski Dresden
Leser meiner Kolumne wissen, dass im Hotel Taschenbergpalais Kempinski ein Stück meiner persönlichen Geschichte stattfand, an die ich noch heute gern zurückdenke. 1995 eröffnete ich das Haus Gastronomie-Leiter, damals war es das führende Haus in Deutschland, das erst zwei Jahre später vom Hotel Adlon Kempinski in Berlin als Top-Adresse abgelöst wurde. Seit vielen Jahren nun führt Marten Schwass dieses Haus exzellent mit seiner langjährigen, internationalen Erfahrung als Hotelier. Für mich fühlt sich ein Aufenthalt im Taschenbergpalais noch heute an, als würde ich nach Hause fahren.
Aprospos Heimat: Bis heute ist das Taschenbergpalais eine gern besuchte Unterkunft vieler Künstler wie Tenören, Opernstars und Dirigenten, die in der weltbekannten Semperoper ihr Talent darbieten. Unter den künstlerischen Gästen war 1994 Yehudi Menuhin. Für meine Gastfreundschaft bedankte er sich großzügig mit einer Einladung in die Semper Oper, ohne sich jedoch vorher das Programm anzuschauen. Entgegen seiner Erwartung trat am diesen Abend eine junge, asiatische Künstlerin auf, die für ihre Pop-Interpretationen der musikalischen Klassiker bekannt ist. In der Pause täuschte Menuhin Müdigkeit vor und verließ die Darbietung. Auf die Frage hin, ob es ihm denn nicht gefallen hätte, antwortete seine Gattin mit einem Lächeln: „She is not half as bad as I thought she would be.“ Kunst ist eben auch Geschmackssache.
Nicht nur mich begeistert das Luxushotel. International finden Martin Schwass und sein Team großen Anklang. Auch die ortsansässigen Dresdner nehmen die Location als wichtigen Anlaufpunkt war, am Abend lassen viele einheimische Gäste auf der Terrasse des Gastronoms Kastenmeier den Tag ausklingen. Genau so ein lebhaftes Treiben stelle ich mir zu Zeiten von August des Starken vor – man traf sich zu einem gemeinsamen Mahl bei Hofe. Für mich ist das Taschenbergpalais eines der führenden Hotels in historischen Gemäuern.
Der Ursprung des Hauses liest sich übrigens wie aus einer historischen, Romantik-Verfilmung: 1705 erbaute Kurfürst August der Starke das Palais für seine Geliebte Gräfin Cosel. Der Verbindungsweg zwischen dem Taschenbergpalais und dem Dresdner Residenzschloss lässt übrigens bis heute Raum für Spekulationen. War es ein einfacher Kommunikationsweg oder gar ein heimlicher Weg vom Palais der Mätresse hinüber zum Schloss? Dieses Geheimnis haben seine Erbauer mit ins Grab genommen. Einige Geheimnisse bleiben eben nur den Zeitzeugen, den alten Mauern, überlassen.
So genieße ich die Gegenwart mit dem Hauch von Historie, die mich auch bei jedem Blick aus dem Fenster erreicht. Die wunderbare Kulisse rund um das Taschenbergpalais vereint alle wichtigen Sehenswürdigkeiten der Stadt wie die Semperoper und die wiederaufgebaute Frauenkirche. Das Haus ist für mich der Inbegriff von historischer Moderne – ich erhalte den Service, den ich mir wünsche, mein Gaumen erfreut sich an kulinarischen Hochgenüssen und ich bin mitten im Zentrum von Dresden.
Einziger Kritikpunkt, den ich habe: Das Taschenbergpalais ist für meinen Geschmack etwas über möbliert. Überall stehen Vitrinen, Aufsteller, Hinweise. Hier würde ich mir etwas weniger wünschen, denn manchmal ist eben weniger einfach mehr.
Burg Staufeneck: Schwäbische Cuisine und Wellnesserlebnis mit Burgfeeling
Wenn ich in den Süden Deutschlands reise, dann halte ich, wenn möglich, an der Burganlage Staufeneck auf der Schwäbischen Alp. Noch bevor ich an der Hotellobby einchecke, begrüßt mich der 27 Meter hohe Burgfried und erinnert mich daran, dass ich nun historisch belebtes Terrain betrete und in die hiesige Geschichte eintauche. Die Burg wurde 1080 von Ludwig von Staufen erbaut und war über 250 Jahre lang ein Familienwohnsitz. Heute wird das Anwesen von den Gastgeberfamilien Klaus Schurr und Rolf Straubinger mit Bodenständigkeit, Kreativität und Leidenschaft geführt. Insbesondere für ihre auszeichnete Küche ist die Burg bekannt. Gäste aus Deutschland und auch aus dem regionalen Umfeld schätzen die Küche von Rolf Straubinger. Als „bester Fischkoch der Welt“ (Bocuse d’Or) begeistert der prämierte Rolf Straubinger tausende Gäste über die Grenzen seines Burganwesens hinweg. Zudem liefern die fleißigen Schwaben ihre kulinarischen Genüsse auch landesweit aus: So versorgten sie unter anderem jahrelang das Weissenhof ATP Tennis Turnier in Stuttgart sowie Veranstaltungen rund um den beliebten Bambi-Award in Berlin, Hamburg und Stuttgart.
Es versteht sich also von selbst, dass ich mir bei meinem kurzen Aufenthalt – für Geschäftsreisende hatte das Burghotel auch während der Pandemie durchgängig geöffnet – die außergewöhnlich gute schwäbische Küche nicht entgehen lasse.
Dem unternehmerischen Geschick und der Leidenschaft von Klaus Schurr ist es jedoch zu verdanken, dass man sich nie auf dem kulinarischen Erfolg ausruhte. Durch mutige und große Investitionen wächst das Burganwesen stetig.
So findet man hier mittlerweile ein umfangreiches Wellnesskonzept. Ich bin mir ganz sicher: Das heutige Wellnessangebot der Burg würde selbst Ludwig von Staufen überzeugen. Sicher würde er sich wünschen, einen beheizten Panorama-Pool auf seiner Terrasse sein Eigen zu nennen. Ich jedenfalls genieße die Aussicht auf die alten Burgmauern hinter dem Pool und über die weitläufige Ebene auf der anderen Seite des Pools. Dieses Vergnügen ist übrigens auch bei Dunkelheit sehr empfehlenswert. Saunaliebhaber kommen in der Blockhaussauna richtig ins Schwitzen und erfrischen sich danach im Eisbrunnen.
Mein Tipp für Ihre Übernachtung: Buchen Sie eine der großräumigen Suiten. Hier erleben Sie die Harmonie zwischen 5-Sterne-Superior und glanzvoller Vergangenheit am besten.
Fürstlich genießen, luxuriös entspannen: Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe
Hideway, Wellnessoase, Luxusresort, Golfresort – Wo fängt es an, wo hört es auf? Das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe passt gleich in mehrere Hotel-Kategorien mit seinem facettenreichen Angebot.
Die historische Außenfassade erinnert noch heute an frühere Zeiten: 1612 legte der Graf Kraft VI. zu Hohenlohe einen Tierpark samt Jagd- und Hegehaus an. Diese erste Anlage fällt jedoch dem 30jährigen Krieg zum Opfer. 1712 beginnt Graf Friedrich II, der spätere Fürst zu Hohenlohe, mit dem Bau des Jagdschlosses. 25 Jahre später wird die Schlossanlage zu einem Lustgarten umfunktioniert. Heute begeistert die 44.000 Quadratmeter große Parkanlage Gäste, die Ruhe und Erholung in der Natur suchen. Gleichzeitig zieht das Areal Golfspieler aus aller Welt auf die insgesamt 27 Bahnen mit den Bezeichnungen „Schlosspark“, „Limes“ und „Friedrichsruhe“.
Die Romantik des Jagdschlosses erleben die Gäste in den herrschaftlich eingerichteten Zimmern. Ich entscheide mich für das 1712 erbaute Jagdschloss. Hier fühle ich mich fast selbst wie ein Fürst aus alten Zeiten. Die Zimmer und Suiten sind herrschaftlich einegrichtet und gleichzeitig modern, frischen Farben ausgestattet. Die Gratwanderung zwischen neuzeitlichem Luxus und gediegener Adelsmentalität ist mehr als gelungen.
Raum zum Entspannen, Genießen und in den Einklang mit sich selbst und der Natur finde ich im 4.400 Quadratmeter großen, mehrfach preisgekrönten Wellnessareal. Die Spa-Philosophie des Hauses bezieht die Natur in ihrer Vielfalt mit ein. So finden sich ausdrucksstarke Hölzer, feine Stoffe, markante Steine und Keramik in Naturfarben im gesamten Wellnesskonzept. Wer seine Spa-Auszeit privater erleben möchte, der kann sich die Präsidenten-Suite im Spa-Tower buchen und die von der römischen Badekultur inspirierte Annehmlichkeiten wie eine runde Doppelsprudelwanne, eine Lounge mit offenem Kamin und eine Saunaaufenthalt genießen. Das nenne ich wahrlich fürstliches Entspannen.
Für einen Aufenthalt sollten Sie mindestens vier Tage einplanen. Oder Sie gehen mehrmals am Tag in eines der vier Restaurants und schmecken die feinen Noten der kulinarischen Finessen von Sternekoch Boris Rommel und seinem Team. Allen voran steht das Gourmet-Restaurant Le Cerf mit dem Chef’s Table Room exquisiter Haute Cuisine. Doch Sie bekommen auch bodenständige Küche, die Sie vermutlich eher mit einem Jagdschloss verbinden. Ich zumindest kann Omas Sonntagsbraten in der rustikalen Waldschänke nicht widerstehen. Das Gericht steht namentlich tatsächlich so auf der Karte. Ein klassisches Wiener Schnitzer genieße ich in der Jagdschänke.
Fazit: Moderner Luxus steht den historischen Gemäuern exzellent
Den Spagat zwischen der Geschwindigkeit, zeitgemäßem Luxus und den alten Gemäuern gerecht zu werden setzen die Burg Staufeneck, das Wald- und Schlosshotel Friedrichsruhe und das Taschenbergpalais Kempinski Dresden gekonnt auf ihre eigene Weise um. Wie weit Sie sich in die Historie des Ortes begeben oder ob Sie sich mehr vom modernen Luxus inspirieren lassen, entscheiden Sie selbst. Ich erlebe die Kombination aus beiden Aspekten als sehr bereichernd und bin gespannt, mit welchen neuen Ideen uns die Eigentümer der historischen Residenzen in Zukunft noch überraschen werden. Übrigens: Alle der vorgestellten Luxus-Hotels sind auch unter den 101 besten Hotels Deutschlands 2020/21 (www.die-101-besten.com).