Mutiges und proaktives Handeln sind während der Coronakrise auch in der Hotellerie gefragt. Dabei sind Hotelketten innovativer als ihr Ruf.
Im anhaltenden Lockdown führen zahlreiche Hotels ein einsames Einsiedlerleben fast ohne Gäste. Die zugesagten staatlichen Unterstützungen lassen noch auf sich warten. Zeitgleich schmälern die Fixkosten ganz still und leise die Liquidität der einst hoch frequentierten Hotels. Neue Konzepte sorgen hoffentlich zeitnah für neuen Cashflow. Mutige Vordenker und proaktives Handeln sind jetzt in der Hotellerie gefragt.
Hotelketten als Sprachrohr der gesamten Hospitality
Ein nicht enden wollender Shutdown und strenge Ausgangsbeschränkungen trüben unser einst lukratives Hotellerie-Geschäft. Gleichzeitig bin ich davon überzeugt, dass wirtschaftlich schwierige Zeiten ganz neue Potenziale ans Tageslicht fördern können. In der letzten Krise entstanden so Unternehmen wie Uber und Airbnb. Auch die Herausforderung in der Hotellerie wartet nun darauf, neu gedacht zu werden.
Hotelketten genießen heute nicht mehr den Ruf, innovative Vorreiter zu sein. Das war in der Vergangenheit ganz anders. So bot das Hotel Ritz Paris als erstes Hotel Elektrizität in allen Zimmern an. Das Hotel Adlon Kempinski versorgte seine Gäste als erstes Hotel mit fließendem Wasser, warm und kalt. Der Überlieferung nach nahm der Kaiser hier sein erstes Vollbad. Im Hotel The Savoy in London ersetzte der erste Aufzug den Paternoster. Allesamt Innovationen, die für die Hotellerie erfunden wurden und Vorreiter für viele andere Industrien waren.
Immer mehr vom Gleichen war das Motto der letzten Jahre. Von außen betrachtet findet der Gast nunmehr dieselbe Haltung, dieselben Prozesse und dasselbe Konzept an den verschiedenen Standorten.
Wie gut, dass die Hotelkette Dorint das längst überholte Schubladendenken mit gelebter Service Excellence und einer öffentlichkeitswirksamen Meinung beendet. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dirk Iserlohe tritt als stimmgewaltiges Sprachrohr an die Spitze der Hospitality. Auf dem 101 Executive Summit, der Podiumsdiskussion im Rahmen der 101 besten Hotels Deutschlands, äußert sich Iserlohe deutlich: „Wir stehen am Scheideweg des Mittelstandes in der Hotelindustrie. Wir befinden uns alle in einer unverschuldeten Krise. Wir haben eine Zeit, in der die Politik sich entschieden hat, uns als Sonderopfer zu nehmen. Nun sind wir es. Ich nehme das auch an. Aber nur dann, wenn auch eine Entschädigung erfolgt.“
Iserlohe untermauert seine Forderung mit einem klaren Statement – einer Bundesverfassungsklage. Ich wünschte mir, dass sich jeder in der Grand Hotellerie mit diesem beherzten Kampfgeist für die Ziele der gesamten Branche einsetzt.
Das tatkräftige Engagement wird auch in den einzelnen Häusern von Dorint für den Gast spürbar umgesetzt: Führungskräfte wie COO Jörg Böckeler begeistern mit flexiblen Prozessen. Ihre Mitarbeiter mit exzellenter Service-Attitude. Davon überzeugte ich mich Anfang des Jahres selbst.
Dorint Hotel Köln am Heumarkt: Gastfreundschaft unter Coronabedingungen
Ziel meiner geschäftlichen Reise ist das Dorint Hotel in meinem Heimatort Köln am Heumarkt. Meine Mission: Ein produktives Strategie-Meeting mit meinem Team und zukünftigen Kollegen. Zugegeben, ich bin sehr neugierig darauf, wie das Dorint-Team uns ein herzliches Willkommen unter Corona bereiten wird. Sicher wäre ein Projekttreffen auch digital via MicrosoftTeams, Zoom oder Google Meets umsetzbar gewesen. Meine Kollegen live und in Farbe zu erleben bleibt für mich aber weiterhin erste Wahl.
Ich komme früh in unseren gebuchten Meeting-Raum. Allerdings nicht früh genug. Der COO Jörg Böckeler war vor mir da und hat es sich nicht nehmen lassen, eine persönliche Botschaft auf ein Flipchart zu schreiben. „Viel Erfolg“ – der freundliche Gruß begleitet uns als gutes Omen durch den gesamten Tag. Die Technik ist längst eingerichtet. Die einzelnen Tische erwarten die insgesamt acht Teilnehmer eingedeckt mit Getränken und energiereichem Finger-Food. Bevor jeder den Raum betritt, reinigt er sich mit bereit gestellter Desinfektionslotion die Hände. Das Hotel-Team hat wirklich an alles gedacht. Im großzügigen Raum haben wir den Abstand, den wir benötigen und gleichzeitig den räumlichen Freiraum, um strategische Entscheidungen zu evaluieren. Flexibel bleibt das Dorint-Team auch beim Lunch. Eine Stunde später als ursprünglich angekündigt erscheinen wir im Restaurant. Schnell werden uns die liebevoll angerichteten Speisen serviert, inklusive Sonderbestellungen wie vegetarisch oder low carb. Zurück im Meeting-Raum erwartet uns ein neues Gedeck mit frischen Früchten und süßen Köstlichkeiten. Würden uns unsere Masken nicht daran erinnern, so hätten wir Corona fast für einen Moment vergessen. Für mich ein klares Zeichen für Service Exzellenz und authentischer Herzlichkeit.
Der Service ebbt auch nach dem Meeting nicht ab. In der Früh habe ich die Wahl zwischen einem Buffet mit allem, was mein Herz begehrt. Alternativ bestelle ich mein Frühstück einfach per Room-Service und genieße jede weitere Minute die Aussicht auf den Kölner Dom aus meinem Zimmer. Dieser Service ist in Corona-Zeiten kostenlos. Die phantastische urbane Aussicht übrigens auch.
Steigenberger City-Hotels überraschen mit neuem Bonus-Programm
Als weitere Hotelkette mit jahrzehntlanger Tradition sind mir die Steigenberger Hotels in sehr fortschrittlicher Erinnerung. Auch die Häuser dieser City-Hotels bleiben aktuell für Geschäftsreisende geöffnet. Mehr noch. Das Team der Hotelkette läd Neu- und Bestandskunden auf kreative Art und Weise mit attraktiven Angeboten ein. „You love travel. Now it loves you back” klingt wie eine Offenbarung für mich und spricht mir mitten aus meiner Reiseseele. Gemeinsam mit den 5 Hotelmarken der Deutschen Hospitality – Intercity-Hotels, Jaz in the City, MAXX by Steigenberger und Zleep Hotels – partizipiert die Luxus-Hotelgruppe Steigenberger Hotels nun beim neuen Bonusprogramm mit dem Namen „H Rewards“. Das Welcome Special beinhaltet eine Übernachtung mit 20 Prozent Nachlass auf den tagesaktuellen Bestpreis bei der ersten Buchung. Dieses Angebot lockt sicherlich neue Gäste in eines der Hotels. Aber auch ich als langjähriger Bestandskunde fühle mich umsorgt. Dieses Konzept zeigt abermals, wie wichtig es gerade jetzt ist, nachhaltig in Kundenbindung zu investieren.
Hinter den Hotel-Kulissen arbeitet das Steigenberger Traditionsunternehmen aktiv an weiteren Food & Beverage Konzepten. So kooperieren sie seit Ende letzten Jahres mit dem Weingut von Othegraven. Ein schmackhafter Schachzug, den Weinkenner und die, die es noch werden wollen, unter „new normal“ Bedingungen bald genießen.
Die Steigenberger Hotels sind mit den Dependancen Frankfurter Hof, Graf Zeppelin, Grandhotel Handelshof, Der Sonnenhof, Hotel Hamburg und Parkhotel Düsseldorf unter den 101 besten Hotels Deutschlands (Link: https://www.die-101-besten-hotels-deutschlands.de/) vertreten.
Althoff Hotels richten sich mit neuer Hotelmarke an den kreativen Local und Business-Reisenden
Auf den edlen Tropfen ist auch die inhabergeführte Luxus-Hotelgruppe von Thomas Althoff gestoßen. Althoff pachtete mit seinem Partner und CEO Frank Marrenbach das 45 Hektar große Weingut Schloss Ortenberg und erzeugt so proaktiv Synergien zwischen Hotellerie, Gastronomie und Weinbranche. Die Qualitätsgastronomie versetzt meinen Gaumen bei jedem Besuch in Ekstase und ist verdient das Aushängeschild der Althoff Hotels.
Neben dem Fokus auf kulinarische Tradition geht Marrenbach mit der Neueröffnung der neuen Marke „Urban Loft“ in Köln einen nächsten Schritt. Ja, Sie haben richtig gelesen. Wenngleich Neueröffnungen in Zeiten von Corona zu den wohl wagemutigsten Schritten zählen, so finden sie statt. Smarte Businesstraveler, kreative und junge Familien werden gleich mit einer ganzen Hotelmarke von Althoff angesprochen. Das neue Loungekonzept integriert Business, Kunst in einer Pop-up Galerie und natürlich das Althoff bewährte Kulinarik-Konzept.
Die Althoff Hotels sind ebenfalls mit den Häusern Grandhotel Schloss Bensberg, Hotel am Schlossgarten, Seehotel Überfahrt und dem Hotel Fürstenhof in den 101 besten Hotels Deutschlands gelistet. Ich fühle mich übrigens zu den traditionell-luxuriösen Gemäuern des Schloss Bensberg besonders hingezogen.
Fazit: Hotelketten sind innovativer als ihr Ruf
Eines ist sicher: Eine starke, kunden- und serviceorientierte Haltung des Hotelteams spürt der Gast. Namhafte Hotelketten wie Dorint, Steigenberger Hotels & Resorts und die Althoff Gruppe gehen in dieser aktuellen Zeit ganz eigene Wege und beweisen, wie sie mit ihrer flexiblen Haltung und neuen Ansätzen Gäste langfristig binden. Ich bin mir sicher: Einige meiner Meeting-Teilnehmer werden auch beim nächsten Köln-Besuch an das Dorint am Heumarkt denken. Flexibilität gepaart mit Herzlichkeit sorgt für den spürbaren Unterschied. Gerade in Corona-Zeiten. Ich wünsche mir für die gesamte Branche, dass auch weitere Grand Hotels eine stärkere Initiative im Rahmen ihrer Möglichkeiten ergreifen.
Die besten 101 Hotels finden Sie unter: https://www.die-101-besten-hotels-deutschlands.de/