Ein gelungener Hotelaufenthalt ist immer situationsabhängig. Das schönste Hotel ist also immer jenes, das in den jeweiligen Kontext passt.
Immer wieder fragen mich Leser, Freunde und Geschäftspartner nach meinem Lieblingshotel. Eine Frage, die ich, obwohl ich etwa 80 Prozent des Jahres im Hotel übernachte und berufsbedingt viele Jahre Vollzeit in vielen Hotels um den Globus gelebt habe, nicht ohne Weiteres beantworten kann.
Denn das eine Lieblingshotel gibt es nicht. Kann es auch gar nicht geben. Ein gelungener Aufenthalt ist schließlich immer situationsabhängig. Reise ich geschäftlich, reise ich allein oder mit Familie? Reise ich, um Sport zu treiben, mich zu erholen, oder um eine aufregende Stadt zu entdecken? Die beste Übernachtung und das schönste Hotel ist immer jenes, das perfekt in den Kontext passt.
Ich kann also weder in Deutschland noch sonst irgendwo auf dem Globus mein absolutes Lieblingshotel schlussendlich benennen. Was ich dagegen aber sehr wohl kann, und was für Sie als Leser auch wesentlich interessanter sein dürfte, sind meine Tophotels in zwölf unterschiedlichen Kategorien.
1. Architektur
Eines der aufwendigsten und vielleicht architektonisch anspruchsvollsten Hotels in Deutschland ist das Fontenay in Hamburg. Das Haus besitzt eine wirklich herausragende Lage direkt an der Außenalster, unweit der Innenstadt und hat das Glück, von einem der besten Hoteliers Europas geführt zu werden – Thies Sponholz. Das Design ist in jedem Detail beeindruckend. Die skulpturale Architektur von Jan Störmer aus drei ineinander verschmelzenden Kreisen nimmt den Schwung der Wasserlinie der Alster auf. Allein die konkaven Fenster müssen ein Vermögen gekostet haben.
Auch sonst ist die Qualität in der Hardware unübertroffen und auf einem Niveau, dass es so konsequent umgesetzt in Deutschland selten gibt. Hier beherrscht man die hohe Kunst, Luxus leise, aber immer erlebbar zu inszenieren. In allem was ich anfasse, spüre ich die Qualität der Materialien. Die einzigartige, organisch geformte Architektur ermöglicht es, dass alle Zimmer nach außen liegen. So erlebt der Gast durch die großen Glasfronten das Verschwimmen der Grenze zwischen Drinnen und Draußen, zwischen grüner Natur und urbanem Raum. Für mich eine Meisterleistung.
2. Gourmet
Spätestens seit den späten 80er Jahren hält sich der Trend, Sternegastronomie in die Hotels zu integrieren und sich auf diese Weise eine weiteren Zielgruppe – die der Gourmets, neudeutsch „Foodies“ – zu erschließen. Vorreiter war hier sicherlich die Traube Tonbach, die sich mit Küchenchef Harald Wohlfahrt und seiner Schwarzwaldstube als Destination in erster Linie über die Gastronomie bekannt gemacht haben. 25 Mal wurde Wohlfahrt mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnet.
Zur Perfektion wurde der Trend dann von Thomas Althoff gebracht, der deutschlandweit die meisten Sterne in seiner Hotelkette vereint. Mein Favorit im Bereich Gourmet ist das Hotel Überfahrt am Tegernsee. Was hier geboten wird ist Weltklasse. Mit einem 20-köpfigen Team verwandeln Küchen-Ausnahmetalent Christian Jürgens, Sommelière Marie-Christin Baunach und Restaurantleiter Peter Nasser die besten Produkte der Alpenregion zu überraschenden Menüfolgen. Die kreative Erlebnisküche brachte dem Restaurant drei Michelin-Sterne und 19,5 Gault & Millau-Punkte ein.
Was das Hotel Überfahrt für mich aber so interessant macht, ist die Breite und das große kulinarische Spektrum, dass das doch eher kleine Haus mit seinem Gesamtkonzept abdecken kann. Denn neben dem Restaurant Überfahrt gibt es exzellente italienische Küche im Il Barcaiolo, Alpenküche in der Egerner Bucht, lockere Hüttenatmosphäre in der Fährhütte14 und traditionelle Schmankerl in der Bayernstube. Als Gast kann ich hier in insgesamt 63,5 Gault & Millau-Punkten schwelgen.
3. Golf
Der Öschberghof in Donaueschingen im Schwarzwald möchte in vielen Aspekten Everybody‘s Darling sein. In einer Kategorie ist er es aber meiner Meinung nach ohne jeden Zweifel: Auf den zweieinhalb Golfplätzen, die an das Resort angeschlossen sind, lassen sich insgesamt 45 Loch spielen. Mein Favorit ist der Old Course, der mich an die besten Golfplätze Irlands erinnert.
Der Öschberghof gehört der Familie Albrecht und wurde 2019 nach mehr als drei Jahren Bauzeit wiedereröffnet. Wer keine Lust auf Golf hat, kann sich in einem Spa auf Weltklasseniveau mit einer Gesamtfläche von 5000 Quadratmetern erholen. Das Fine Dining Restaurant des Resorts, Ösch Noir, wurde mit einem Michelin- Stern und 16 Gault-&-Millau-Punkten ausgezeichnet.
4. Tagungshotel
Die Reisebranche wurde wie kaum eine andere von der vollen Wucht der Corona-Pandemie getroffen. Überall auf der Welt haben Hoteliers und Touristikunternehmen die Folgen wochenlanger Lockdowns, geschlossener Grenzen und Reisewarnungen zu bewältigen. Eine Sparte wird – sollte sie die Krise überhaupt überstehen – noch sehr lange intensiv zu kämpfen haben. Denn ob, wann und wie große Konferenzen wieder stattfinden werden, weiß zur Stunde niemand.
Es war genau dieses Geschäft, dass in den vergangenen 20 Jahren boomte, maßgeblich auch im Luxussegment zur Demokratisierung der Hotels beigetragen hat. Nach Corona wird sich dieser Bereich komplett neu ausrichten müssen. Zu den Gewinnern dürfte hier das Hotel Vila Vita Park zählen.
Das Fünf-Sterne-Haus in Marburg gehört zur kleinen, aber feinen Hotelgruppe der Familie Pohl und überzeugt neben einem ausgezeichneten gastronomischen Ökosystem, das sich über die gesamte Stadt und Umgebung verteilt, und modernster Eventtechnik für mich in erster Linie mit der herausragenden Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Mitarbeitenden.
5. Urban
Ein bisschen fehl am Platz wirkt es schon, das Orania. Mitten in Kreuzberg gelegen, hatte das Luxushotel keinen leichten Start. Dass die „feine Gesellschaft“ hier nicht willkommen ist, ließ die linke Szene des rauen Berliner Stadtteils das Hotel deutlich spüren. Immer wieder wurden die Fassade beschmiert, die Scheiben eingeworfen.
Letztlich machte Betreiber Dietmar Müller-Elmau aus der Not eine Tugend. Die brüchigen Scheiben durften bleiben und wurden kurzerhand mit dem Hashtag #oraniaberlin versehen. Für mich machen genau diese Widersprüchlichkeiten den Reiz des Hotels aus. Das Orania ist für mich in der Kategorie urbane Luxushotels unschlagbar. Im Inneren fühle ich mich wie auf Schloss Elmau, denn auch hier ziert der inzwischen berühmte rote Elefant das Interior-Design als starkes Erkennungsmerkmal.
Von typischer Berliner Schnodderigkeit keine Spur, die Mitarbeitenden sind herzlich, authentisch und im Gegensatz der oft schon nervigen, arroganten Hauptstadt-Coolness eine wahre Wohltat. Außerdem gibt es hier die beste Ente außerhalb von Shanghai in vier Gängen. Küchenchef Philipp Vogel und Food & Beverages-Manager Johannes Linster sind als Gastgeber eine Offenbarung. Ich persönlich genieße jeden Aufenthalt hier aufs Neue.
6. Kette
Wenn Sie meine Kolumnen schon häufiger gelesen haben, dürfte die nächste Aussage nicht überraschend sein. Denn für die großen Player auf dem Hotelmarkt habe ich bekanntermaßen wenig übrig. Die Marriots, Accors und Konsorten haben ohne Zweifel ihre Berechtigung und erfüllen ihre Aufgabe.
Und ich will auch gar nicht unken, dass sie das schlecht machen. Nun bin ich aber Experte für die wirklich gute Hotellerie. Und mit Qualität und Luxus haben die großen, in der Mehrheit aus den USA stammenden Ketten ungefähr so viel zu tun wie Apfelschorle mit Champagner.
Denn Luxus ist immer individuell, nie institutionell. Wer mit Corporate-Attitüde an die Hotellerie herangeht, kann sicherlich solide Qualität schaffen, das möchte ich niemandem absprechen, ein einmaliges Gasterlebnis kann so aber nicht entstehen. Denn wenn ein gut durchdachtes Konzept mehrere hundert Mal kopiert wird, ist es am Ende eben doch immer eine Kopie.
Bei den kleinen Ketten, oder besser gesagt Hotels, die sich in individuellen Gruppen zusammenschließen, sieht es dagegen anders aus. Hier stehen drei Gruppen auf meiner Liste ganz oben. Neben Hyatt (auch US-amerikanisch, aber gastronomisch sehr weit vorn) und Althoff begeistert mich vor allem die Kempinski-Gruppe. Sie ist nicht nur die älteste Luxushotelmarke in Deutschland, sondern in meinen Augen auch die beste. Nicht jedes einzelne Haus würde ich als das Beste am jeweiligen Standort bezeichnen, in der Summe kann den Kempinski-Häusern in Deutschland aber keine andere Kette das Wasser reichen.
Geschlagen wird Kempinski international nur von Oetker Collection, die jedoch nur eines ihrer insgesamt neun handverlesenen Hotels in Deutschland betreiben.
7. Spa
Die Kategorie Spa wird in Zukunft noch an Bedeutung gewinnen. Kein Wunder also, dass auch in Deutschland die Hotels aufrüsten, um sich mit der internationalen Konkurrenz messen zu können. Das Severins auf Sylt oder Heiligendamm an der Ostsee liegen weit vorn.
Auch wenn es mir schwerfällt mich zu entscheiden, mein Favorit befindet sich in Baden-Baden. Wenn über das Brenners Park Hotel gesprochen wird, geht es in der Regel um das alt-ehrwürdige Hauptgebäude. Viel beachtenswerter ist in meinen Augen aber das Nebengebäude, die Villa Stéphanie, die aufwendig und millionenschwer renoviert wurde und mittlerweile für mich das führende Spa- und vor allem Health-Resort Europas ist.
Natürlich kann man die Villa Stéphanie nicht mit einem Konzepthotel wie dem Lanser Hof vergleichen, der als Medical Spa in Deutschland sicherlich einzigartig ist. Hier liegt der Fokus noch stärker auf Genuss und Erholung und wird in jedem Detail perfekt umgesetzt. Mit meiner Meinung stehe ich übrigens keineswegs alleine da. Gerade hat Familie Beckham hier den Urlaub verbracht – nicht zum ersten und wie ich höre nicht zum letzten Mal.
8. Boutique
Sinnvoll und effizient genutzt wurde die Corona-Zwangspause im Mandarin Oriental in München. Das Interieur des Hauses war über die Jahre etwas müde geworden. Seit der Wiedereröffnung im Oktober haben die 73 Zimmer und Suiten ihre alte Grandezza zurück. Neben der zu Recht gepriesenen asiatischen Gastfreundschaft, die hier auf höchstem Niveau zelebriert wird, wäre allein der spektakuläre Blick über München von der Dachterrasse eine Übernachtung wert.
Die hat mit Raten ab 600 Euro pro Nacht zwar durchaus ihren stolzen Preis. Meiner Meinung nach wird der aber durch das exklusive Luxusverständnis, das dem Gast hier geboten wird, absolut gerechtfertigt. Direktor Dominik G. Reiner ist ein Segen für die Top-Hotellerie. Keine arrogante Attitude, kein Ego-Problem. Er reiht sich mit den anderen Stars der „Selektion deutscher Luxus-Hotels“ in die Gruppe der Besten ein.
9. Familien-/Generations-Hotel
Das Konzept, ein Refugium zu bieten, an dem mehrere Generationen gemeinsam Urlaub machen, wurde auf Schloss Elmau erfunden und wird hier auch immer noch am besten umgesetzt. Der Platz und das Angebot sind hier so groß, dass sich vier Generationen mit individuellen Aktivitäten tagsüber die Zeit vertreiben können, sich abends dann aber wieder zum Dinner treffen. Dazu gehört auf Schloss Elmau natürlich Kunst und Kultur, aber auch das exzellente Spa-Angebot, Yoga oder Naturerlebnisse.
Für kleine Gäste gibt es Fußball-Camps und Edutainment, das von renommierten Künstlern oder Pädagogen geleitet wird. Für die Eltern gibt es Ruhepausen, Lesungen und Konzerte. Das Fünf-Sterne-Superior Hotel bringt Gegensätze mit spielerischer Leichtigkeit zusammen: Ruhe und Bewegung, Stille und Musik. Im Fokus steht dabei immer die Individualität der Gäste – ganz egal welches Alter diese haben. Für mich einer der zukunftsfähigsten Ansätze für die Luxus-Hotellerie. Dietmar Müller-Elmau ist ein echter Gastrosoph.
10. City-Resort
Die Klassifizierung City-Resort mag auf den ersten Blick leicht verwirrend klingen, ist für mich aber eine Kategorie, die nach der Corona-Pandemie definitiv an Bedeutung in der Travel-Branche gewinnen wird. Wenn klassische Stadthotels mit ihrem Zweck als Veranstaltungsort für Tagungen und Konferenzen ausgedient haben, müssen neue Konzepte her. Wer hier früh angefangen hat, auch andere Zielgruppen zu erschließen, wird es leichter haben.
Ich denke hier sofort an den Breidenbacher Hof in Düsseldorf. Das Haus aus der Capella-Gruppe blickt auf 200 Jahre Geschichte zurück und wird aber vom Hoteldirektor Cyrus Heydarian – ein eleganter Vollprofi, der die Grand-Hotellerie wirklich bis ins kleinste Detail kennt – immer wieder weiterentwickelt. Neue Ideen bekommen durch ihn Platz zum Wachsen. So wurden zum Beispiel feste Check-in oder Check-out Zeiten abgeschafft. Der Gast entscheidet, wann er an- bzw. abreisen möchte.
Der Spa ist hervorragend und wird durch das große Medical-Angebot in direkter Nähe des Hotels ergänzt. Dies und natürlich auch die Fülle an Luxusboutiquen auf der bekannten Düsseldorfer Königsallee locken gekrönte Häupter aus dem arabischen genauso wie Oligarchen aus dem östlichen Raum an.
Auch wenn ich Kölner bin, muss ich gestehen: Ich genieße das Hotel als City-Resort sehr. Und wenn es mich zum Lunch in die „verbotene Stadt“ verschlägt, dann immer in das hoteleigene Restaurant The Duchy, in dem Philipp Ferber seine raffinierte Küche serviert.
11. Kids
Manchmal muss man Luxus aus einer anderen Perspektive betrachten. Zum Beispiel aus einer Augenhöhe, die ungefähr auf 1,20 Metern liegt. Immer mehr Hotels bauen Kinderunterhaltung und Edutainment in ihr Konzept ein. Der Europa Park Rust dagegen hat die Hotels ins Entertainment eingebaut und sich so die Pole-Position gesichert.
Das neu eröffnete Vier-Sterne-Superior Hotel Krønasår mit seinem angeschlossenen Wasserparadies bringt für mich die optimale Symbiose aus Unterhaltung und Familienurlaub auf den Punkt. Die Organisation, die Freundlichkeit und die Ruhe, mit der hier gearbeitet wird, ist beeindruckend. Die Prozesse stimmen bis ins Detail. Das ist nicht unbedingt Luxus, wie ich ihn sonst definiere, aber eben Luxus für Kinder. Die stehen hier völlig im Mittelpunkt und kommen aus dem Lachen nicht mehr heraus.
Der Europa-Park bietet auf einer Gesamtfläche von rund 950.000 Quadratmetern 18 Themenbereiche mit über 100 Fahrgeschäften, diversen Shows und sogar Sterne-Gastronomie. Wer Unterhaltung auf höchstem Niveau für die ganze Familie sucht, kann sich die Reise nach Paris zu Disney sparen. In Rust ist man besser aufgehoben. Die Familie Mack weiß, wie es geht – gut geht!
12. Zum Schluss dann doch: Mein persönliches Lieblingshotel
Das Hotel Vier Jahreszeiten ist für mich eines der besten Hotels in Europa, vielleicht sogar der Welt. Ich kann es mir also nicht nehmen lassen, an dieser Stelle meine Begeisterung für dieses einzigartige Hamburger Haus kundzutun. Was das Vier Jahreszeiten für mich zum besten Hotel macht? Nun, viele Komponenten spielen hier eine Rolle, vor allem aber auch, dass diese hier so perfekt aufeinander abgestimmt sind. Lage, Qualität der Hardware, die Dekoration und natürlich die Mitarbeitenden – hier passt einfach alles.
Würde ich auf einer Skala von eins bis 100 bewerten, läge das Vier Jahreszeiten mit Sicherheit im sehr, sehr hohen 90er-Bereich. Verständlich, dass sich viele Hotels und Hotelgruppen um Direktor Ingo Peters reißen. Er ist treu und loyal, wie auch sein Team – und deshalb Seriensieger in der Hotel-Champions-League. Klar, dass es das außergewöhnliche Haus auch in das Ranking „Die 101 besten Hotels Deutschlands“ geschafft.