Vila Vita Rosenpark: Ein Tagungshotel, das mehr als nur Meetings kann

Für Urlaub in Deutschland müssen es nicht immer Meer oder Berge sein: Das beweist das Vila Vita Rosenpark in Marburg – auch mit außergewöhnlichen Genussmomenten.

Wie es so schön heißt: Es gibt keine zweite Chance, einen ersten Eindruck zu machen. Bei manchen Hotels werde ich direkt beim Betreten der Lobby in einen Bann gezogen, im Vila Vita in Marburg ist das anders. Zwar ist auf den ersten Blick alles hochwertig, mit großartigem, dunklem Eichenparkett und edlen Textilien ausgestattet, aber irgendwas ist für mich nicht stimmig.

Auf der einen Seite nüchtern und kühl, auf der anderen fast überdekoriert. Ganz offen gesprochen: Mir gefällt‘s nicht wirklich. Wo ich mich dagegen sehr wohl fühle: bei den Mitarbeitenden – für mich in diesem Haus quasi der Gegenentwurf zum Design. Es wird viel gelacht, jedes Teammitglied spricht mich mit Namen an, der Umgang ist humorvoll, unterhaltsam und persönlich. Genauso wünsche ich mir das. Kein plänkelnder Small Talk, sondern angenehme, relevante Gespräche schon beim Check-in.

Das Hotel liegt ruhig und dennoch zentral in Nähe der Marburger Altstadt, zudem noch direkt am Lahntal-Radweg. Einen besseren Ausgangspunkt für Tagestouren gibt es nicht. Die Businessgäste freuen sich außerdem über die Nähe zu Frankfurt und dem Frankfurter Flughafen, der etwa in einer Stunde mit dem Auto zu erreichen ist.

Ich beziehe die Spa-Suite im obersten Stock. Ausstattung und Konzept überzeugen mich. Viel Platz, hochwertige Materialien und sogar eine eigene Sauna. Dazu kommt eine Fülle von Kleinigkeiten, die mir überaus positiv auffallen. Frisches Obst, ausgewählte Snacks zur Begrüßung, ein spezielles Kissen-Menü, aus dem ich meine Präferenzen auswählen kann und ein gut durchdachtes Interieurkonzept. Zugegeben, nicht alles davon trifft meinen Geschmack, muss es ja aber auch nicht. Dass hier Qualität und Komfort verstanden wurden, ist dennoch offensichtlich.

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Die Menschen machen den Unterschied

Das größte Asset des Vila Vita sind die Mitarbeitenden. Hier arbeitet ein wirklich gut eingespieltes Team harmonisch zusammen. Ein Eindruck, der sich im Laufe meines Aufenthaltes noch des Öfteren bestätigen wird. Ebenfalls positiv fällt mir auf, dass die Mitarbeitenden auch auf der Webseite der Vila Vita Gruppe eine ganz zentrale Rolle einnehmen.

Nicht nur Hoteldirektion und Küchenchefs sind hier Thema, aus vielen Bereichen werden Teammitglieder in allen Positionen vorgestellt und kommen in Form kleiner Interviews oder Zitate zu Wort. Schöne Idee, die dem ganzen Konzept noch einmal eine viel persönlichere Note gibt.

Aus der Finanzwelt in die Spitzenhotellerie

Hinter den Vila Vita Hotels und der Vila Vita Marburg Gruppe steht die Familie Pohl. Professor Reinfried Pohl und seine Frau Anneliese legten in den 80er-Jahren den Grundstein für eine kleine Hotelgruppe, die inzwischen fünf Hotels in Deutschland, Österreich und Portugal betreibt. Nach dem Tod des Vaters leiten jetzt die Söhne Andreas und Reinfried das Geschäft.

Dabei kommt die Familie ursprünglich nicht aus der Hotellerie, sondern aus der Finanzwelt. Das erste Familienunternehmen der Pohls ist die Deutsche Vermögensberatung DVAG. Das 1975 von Reinfried Pohl gegründete Unternehmen ist Deutschlands größter eigenständiger Finanzvertrieb. An Klientel aus der Finanzwelt, die sich in den Hotels zu Tagungen und Seminaren trifft, mangelt es also nicht.

Die Aufgaben waren klar verteilt, Reinfried Pohl war für das Geschäftliche verantwortlich, Anneliese Pohl kümmerte sich um die Einrichtung der Hotels. Wie eingangs schon erwähnt, ist davon nicht alles unbedingt mein Stil. Dass auch das Marburger Haus eine ganz persönliche Handschrift trägt und mit Liebe zum Detail eingerichtet wurde, ist überall spürbar. Obwohl es in erster Linie ein Tagungshotel ist, bleibt die Atmosphäre familiär. Wirklich kurios ist in dieser Hinsicht etwa die Sammlung von etwa 2000 Miniaturflaschen, die Reinfried Pohl junior auf seinen Reisen um die Welt gesammelt hat, und die – nicht ohne Stolz – im Zugang zur Hotel-Lounge ausgestellt sind.

In Marburg wächst ein kleines Ökosystem

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Die Gruppe ist in den letzten Jahren enorm gewachsen und hat über das gesamte Marburger Gebiet hinweg eine echte Genusswelt aufgebaut. Vielfalt ist das Schlüsselwort. Um das Ganze kurz in Zahlen zu beziffern: zehn Event-Locations, elf Restaurants, drei Hotels und Tagungs-Locations, vier Cafés und Bistros, eine Eisdiele, ein Feinkostladen, ein Hofladen, ein Weingut und eine Strandbar. Viele Zutaten, die im Hotel oder in den Restaurants auf die Teller kommen, stammen aus eigenem Anbau. Denn zur Gruppe gehören eigene Felder für Erdbeeren, Himbeeren, Spargel, Getreide oder Streuobst. Reservieren lassen sich alle kulinarischen Erlebnisse an der Hotelrezeption. Ich bin neugierig, ob das Angebot halten kann, was es verspricht.

Erste Begegnung mit der Küche: enttäuschend

Meine erste Anlaufstelle ist das Hauptrestaurant Oliva direkt im Haus. Es bietet eine ambitionierte Karte und wirklich exzellenten Service. Das gesamte Team ist mit Speisen und Weinen bestens vertraut, bei keiner Rückfrage entsteht auch nur leises Zögern. Menschen, die ihr Produkt wirklich kennen, begeistern mich immer. So treffe ich hier auf Kellnerin Khilola Yunuskhodjaeva aus Usbekistan, die nicht nur mit ihrem Wissen, sondern auch ihrer charmanten, leichten Art überzeugen kann.

Auch der Küchenchef ist ähnlich sympathisch und omnipräsent. Hier muss ich jedoch sagen: leider. Ohne es böse zu meinen, ich würde mir wünschen, er wäre weniger draußen am Gast, aber dafür mehr am Herd. Denn das, was er aus der Küche schickt, entspricht nicht meinen Erwartungen. Die Auswahl der Speisen ist tadellos; was dann letztlich auf dem Teller landet aber nicht. Hier ist noch viel Platz für eine positive Weiterentwicklung.

Und anscheinend stehe ich mit meiner Meinung nicht allein da. Sehen Sie es mir nach, wenn ich an dieser Stelle sage, es gibt zum Oliva auch eine gute, sogar eine sehr gute Nachricht: nämlich, dass in naher Zukunft Michael Kreiling die Leitung der Küche übernehmen wird. Er hat bereits mit einem Michelin-Stern im Graugans im Kölner Hyatt gekocht und auch schon für mich bei Kameha gearbeitet. Zum Schluss war er Küchendirektor im Kempinski Hotel in Peking. Also ein international erfahrener Mann, der für das Vila Vita ein Goldgriff ist. Um die weitere Zukunft des Oliva mache ich mir nun also keine Sorgen mehr.

Zweite Begegnung mit der Küche: phänomenal

Die Gruppe betreibt sogar eine eigene Eismanufaktur, die vom „Feinschmecker“-Magazin zu einer der 15 besten Eisdielen Deutschlands gekürt wurde. Wenn ich danach gehe, was ich hier probieren durfte, völlig zu Recht. Qualität und Geschmack sind hervorragend. Fast bin ich geneigt, mich der Herausforderung zu stellen und tatsächlich alle 85 Sorten, die hier täglich frisch zubereitet werden, zu testen. Die Marburger sind von Eiskreationen wie Yuzu-Ingwer oder gesalzenem Butter-Karamell übrigens genauso angetan wie ich. An Sommerwochenenden gehen hier 1500 Liter Eis über die Ladentheke.

benfalls zum gastronomischen Kosmos des Vila Vita gehört der Feinkostladen Vita Essentials. Nun, ein bisschen mehr als nur die essenziellen Dinge gibt es hier schon, nämliche wirklich handverlesene Weine und Spezialitäten – sollten Sie sich an feinen Delikatessen und gehobener Tischkultur so erfreuen können wie ich, möchte ich Ihnen einen Besuch wärmstens empfehlen.

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Mein kulinarischer Höhepunkt des Tages findet dann jedoch im Restaurant Esszimmer statt. Küchenchef Bernd Siener hat viele Jahre im Sternebereich gekocht, sich dann aber bewusst für einen anderen Weg entschieden. Siener ist unprätentiös, eloquent und Gastgeber durch und durch. Dass er nach eigenen Aussagen selbst ein Fan von guter Hausmannskost ist, merkt man auch an diesem Abend. Es gibt Schweinebauch. Muss man mögen, muss man aber vor allen Dingen auch können. Und er kann es gut. Auch der Steinbutt, für den ich mich entschieden habe, ist perfekt. Serviert mit grünem Spargel, kurz gebratenen Pfifferlingen und Risotto sowie einer erstklassigen Soße. Über so viel Genuss beim Essen ist die Enttäuschung vom Vorabend schnell vergessen und ich muss meine Meinung zur Gastronomie ein Stück weit revidieren. Hier erlebe ich einen wirklich großartigen Abend.

Ein Geheimtipp im Umland

Auch wenn das Vila Vita ein Tagungshotel ist, also in erster Linie darauf ausgerichtet, dass die Gäste einen Großteil ihres Aufenthaltes tatsächlich im Hotel verbringen, bietet die Umgebung ideale Möglichkeiten zur Freizeitgestaltung. Marburg lohnt sich nämlich durchaus als Ziel für einen Kurz- oder Wochenendurlaub. Zunächst ist da das historische Zentrum, hier treffen altehrwürdige Monumente wie das Landgrafenschloss oder die Elisabethkirche aus dem Mittelalter auf quirliges, modernes Studentenleben.

Daneben lockt die Natur in der Umgebung: tolle Fahrradtouren entlang der Lahn und auch schöne Golfmöglichkeiten. Ich spiele eine Runde auf dem Platz des Oberhessischen Golf-Clubs Marburg und genieße als Hotelgast hier eine bevorzugte Behandlung. Sogar der Präsident des Klubs schaut vorbei und begrüßt mich.

Eingebettet in die herrliche Natur vor den Toren Marburgs findet sich dann auch ein weiterer Ableger der Vila Vita Gruppe. Das Hofgut Dagobertshausen ist eine beeindruckende Anlage, die Eventlocation und ein rustikal-romantisches Gästehaus mit landwirtschaftlicher Produktion und einem Hofladen zusammenbringt. Sogar eine exklusive Reitsportanlage, auf der auch internationale Profis trainieren, ist Teil des Guts.

Herausragend ist für mich jedoch das angeschlossene Restaurant. Mein dritter Berührungspunkt mit einer Vila-Vita-Küche versöhnt mich jetzt vollends mit der gastronomischen Leistung. Das Waldschlösschen ist ein Geheimtipp und wirklich fantastisch. Ich habe selten ein Restaurant ohne Sterne-Ambitionen erlebt, das so exzellente Rohprodukte verwendet und diese so wunderbar kombiniert.

Küchenchef Roland Reuss und Restaurantleiter Stefan Cabras sind hier mit ihrem Team seit fünf Jahren tätig und haben Beachtliches geleistet. Ich bekomme feinste Mosambik-Garnelen serviert und ein Curry, das ich in dieser geschmacklichen Qualität so noch nicht mal in Indien gegessen habe. Für mich ein außergewöhnliches Gastronomie-Erlebnis, welches ich, das gebe ich gern zu, an dieser Stelle überhaupt nicht vermutet hatte.

Mein Fazit

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Was das Vila Vita in meinen Augen beim Design einbüßt, wird allemal durch das vielfältige kulinarische Angebot wettgemacht. Auch an Service und Herzlichkeit der Mitarbeiter gibt es nichts auszusetzen. Diese leisten ausgezeichnete Arbeit. Oder anders gesagt: Was würden Sie stärker bewerten: herzlichen, punktgenauen Service oder die Tatsache, dass Ihnen die Kissenfarbe nicht zusagt? Genau.

Ich bin der Meinung, das Vila Vita kann mehr als nur MICE, also Meetings, Incentives, Conventions und Events. Auch Urlauber kommen hier durch die exklusive Lage, den Spa, die Umgebung und vor allem die Gastronomie auf ihre Kosten. Das Hotel ist also mit seinem breit aufgestellten Gesamtkonzept auf einem guten Weg. Ob dieser Weg allerdings schon dieses Jahr ins Ranking der 101 besten Hotels Deutschlands geführt hat? Das erfahren Sie im Handelsblatt am 21. November 2020.


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