Schloss Elmau ist in jeglicher Hinsicht ein außergewöhnliches Fünf-Sterne-Hotel. Eigentümer Dietmar Müller-Elmau hat auch seine politische Vision umgesetzt.
Krün. Nur eine Fahrtstunde von München entfernt, bringt das Fünf-Sterne-Superior-Hotel Schloss Elmau Gegensätze mit spielerischer Leichtigkeit zusammen: Freiheit und Geborgenheit, Ruhe und Bewegung, Stille und Musik. Im Fokus steht dabei immer die Individualität der Gäste, die hier in vier Generationen gemeinsam Urlaub machen.
Schloss Elmau ist in jeglicher Hinsicht ein außergewöhnlicher, ein einzigartiger Ort. Eigentümer und Direktor Dietmar Müller-Elmau ist ein Visionär, der jedem Gast in seinem „Luxury Spa Retreat & Cultural Hideaway“ ein Maximum an Individualität und Komfort bieten möchte. Das Hotel und die Person lassen sich dabei kaum mehr voneinander trennen. Seine Philosophie spiegelt sich in jedem kleinen Detail.
Noch dazu ist er omnipräsent, steht oft mit an der Rezeption oder beim Frühstück und macht es sich zur Aufgabe, so viele Gäste wie möglich persönlich zu begrüßen. Dabei wirkt er derart tiefenentspannt, als würde er eigentlich gerade in seinem eigenen Hotel Urlaub machen.
Ein Rückzugsort mit Geschichte
Kultur. Es wurde von 1914 bis 1916 vom Philosophen Johannes Müller als kulturelle Begegnungsstätte erbaut. Damals ging es darum, Urlaub vom Ich zu machen. Sich abzuwenden von der Zivilisation und in einer Art mentalem Detox das Göttliche zu erfahren.
Das neue Konzept des Cultural Hideaway folgt einem konträren Ansatz: Urlaub fürs Ich. Durch die Vielfalt der Aktivitäten, der Räumlichkeiten und der Umgebung gelingt das auf allerhöchstem Niveau. Schloss Elmau ist ein Vier-Generationen-Hotel, in dem alle gleichzeitig, aber doch getrennt Urlaub machen können. Das Haus meistert so den Spagat zwischen ruhigem Wellness-Resort und Familienhotel im Luxussegment.
Das Wesen der Anlage zu beschreiben ist nicht einfach. Ich gehöre definitiv zu den Menschen, die gut in Strukturen denken können. Hier weiß ich dennoch nicht so genau, wo ich anfangen soll. Bei der herrlichen Naturkulisse des Wettersteingebirges, die das Hotel so malerisch einrahmt? Bei der exzellenten Ausstattung oder der zeitlos lässigen Eleganz der Zimmer und Suiten? Dem herzlichen Service? Andere Spitzenhäuser können auch mit grandiosen Panoramen aufwarten, haben auch exquisites Design, Spitzengastronomie und Premium-Spas anzubieten. Aber hier wird all das noch einmal auf ein neues Niveau gehoben.
Ruhe, Bewegung, inspirierende Ästhetik, maximale Privatsphäre und Kultur werden in Schloss Elmau auf die Spitze getrieben. Im besten Sinne. Das Resort ist nur über eine private Mautstraße zu erreichen, die am Hotel endet. Exklusiver und privater könnte ein Hideaway, also ein Rückzugsort, nicht sein. Das weiß die Klientel, die hier Urlaub macht, zu schätzen. Unter den Stammgästen befinden sich Topmanager, Politiker, Künstler und Prominente.
Der Hotelier, der keiner sein wollte
Ich hatte das große Glück, während meines Aufenthaltes auf Schloss Elmau mit Dietmar Müller-Elmau zu Abend zu essen. Zweifellos einer der spannesten Hoteliers (der keiner sein will), denen ich je begegnet bin. Der Mann ist für mich ein Phänomen. Er ist im Schloss geboren und aufgewachsen, wirklich angekommen ist er jedoch erst viel, viel später. Der Hotelbetrieb befand sich damals in der dritten Generation und lief mäßig erfolgreich vor sich hin. Für Müller-Elmau war schnell klar: alles, nur nicht Hotelier.
Wenn er das Schloss von früher beschreibt, klingt das düster, asketisch und trist. Ja, Musik gab es auch damals schon, doch sie war Ausdruck des Göttlichen. Wehe, man wagte es, nach der Vorstellung zu applaudieren. Also wollte er raus aus dem Schloss und vor allen raus aus der Stille und den Zwängen. So kam erst mal etwas völlig anderes. Weit weg vom bayrischen Idyll studierte er an der Cornell Universität in Ithaca, New York, Computer Sciences. In den 80er-Jahren absolutes Neuland.
Als er nach Deutschland zurückkehrt, ist zunächst Planlosigkeit angesagt. Beauftragt von der Hoteliers-Familie Finkebeiner entwickelt er Mitte der 80er-Jahre eine neue Software für das Hotelmanagement und gründet später die Firma „Fidelio“. Die Software ist für jedes Hotel anpassbar. „Fidelio“ wird Weltmarktführer. In den 90er-Jahren kauft das US-Unternehmen Micros Systems die Firma für 55 Millionen Mark. Inzwischen ist sie über fünf Milliarden Euro wert.
Letztendlich ist es dann ein Schicksalsschlag, der ihn zurück aufs Schloss bringt. Sein Onkel, der das Hotel seit dem Tod seines Großvaters leitet, ist schwer verunglückt. Müller-Elmau übernimmt 1997 das Hotel. Er investiert und beginnt mit Modernisierungen. Das Schloss soll sich verwandeln, damit es für ihn erträglicher wird. Er liebt Kunst und Musik, holt den jungen Klavier-Superstar Daniil Trifonow, den Philosophen Peter Sloterdijk oder den Jazzmusiker Chick Corea nach Elmau.
Literatur und politische Debatten bereichern ab jetzt das Programm. Aus dem gehassliebten Ort der Jugend soll jetzt sein Zuhause werden. Die große Chance dafür kommt in der Nacht des 7. August 2005. Ein Kurzschluss löst einen Großbrand aus, meterhoch schlagen die Flammen in den Himmel. Es braucht keinen Experten, um zu sehen: Da ist nichts mehr zu machen. Zwei Drittel des Hotels sind zerstört, der Schaden geht in die Millionen. Wie durch ein Wunder wird niemand ernsthaft verletzt.
Später antwortet Müller-Elmau in einer BBC-Dokumentation auf die Frage, was er gefühlt habe, als er sein Schloss in Flammen aufgehen sah: „I was very happy.“ Es ist der Moment, in dem er die Zukunft sieht. Endlich kann er alte Mauern einreißen und Platz für Neues, für seine Vision schaffen.
Aus einem Hotel werden zwei Resorts
Für Um- und Neubau holt Müller-Elmau den Architekten Christoph Sattler an Bord. Dessen Großvater, Carlo Sattler, hatte wiederum das ursprüngliche Schloss Elmau gebaut. Beide Familien sind weitläufig verwandt. Aus kleinen Zimmern werden große Suiten, eine neuer Gebäudekomplex – das Retreat – entsteht. Er baut ein neues Spa mit Wellnessbereichen für Familien und, getrennt davon, Spa-Bereiche für Gäste, die ihre Ruhe möchten. Es gibt sechs Restaurants, einen Buchladen, fünf Pools und – immer noch als Herzstück des Hotels – den Konzertsaal.
Im Zentrum steht die Individualität: Jeder einzelne Gast soll in Elmau genau das finden, was für ihn Erholung bedeutet. Zwei Hotelgebäude verschmelzen zu einem Resort. Alles darf nebeneinander existieren. Schloss Elmau wird zu einem Cultural Hideaway ausgebaut. Nicht nur das Spa oder das Sternerestaurant stehen im Vordergrund, sondern vor allem Musik – seine ganz große Liebe –, Literatur, Philosophie und Kunst.
2015 wurde die Bauphase abgeschlossen. Pünktlich, um ganz besondere Gäste in Empfang zu nehmen. Denn die Bundesregierung war auf der Suche nach einem Tagungsort für den G7-Gipfel. So schrieben Anfang Juni 2015 Fotos des Schlossgeländes mit allen damaligen Staatschefs Geschichte und für einen Moment blickte die ganze Welt auf Schloss Elmau.
Das Leben, ein bunter Hund
Seitdem wird das Hotel mit Auszeichnungen geradezu überschüttet. Verdientermaßen, denn das Erlebnis Elmau ist einzigartig und bis ins Detail individuell. Das erschließt sich mir während meines Aufenthaltes oft erst auf den zweiten Blick. So gibt es zum Beispiel keine einheitliche Farbe für die Bademäntel, stattdessen tummeln sich die Spa-Gäste an diesem schönen Sommertag in Blau, Grün, Rot oder Gelb auf dem Gelände.
Ich bin neugierig und spreche den Hausherrn darauf an. Sein schlichte Erklärung: Das Leben sei doch nun mal bunt und keine Uniformierung. Der Gast solle niemals ein Teil einer Corporate Identity oder des Hoteldesigns werden. Die Individualität steht über allem. Vielfalt, Diversität und Abwechslung scheinen die wichtigsten Werte zu sein, die hier das Tun bestimmen.
Schloss Elmau will also kein Luxushotel im klassischen Sinne sein. Kein protziges Anwesen, sondern eines, in dem Luxus nicht laut daherkommt. Ein Spitzenhotel, in dem nicht über Champagnerjahrgänge, sondern über Bücher diskutiert wird. Und dies in der vielleicht bestsortierten Buchhandlung Deutschlands.
Das zeigt sich auch beim Essen. Ich treffe Dietmar Müller-Elmau im mit zwei Michelin-Sternen ausgezeichneten Restaurant Luce d’Oro. Nicht nur die japanisch-französisch inspirierte Küche, die Christoph Rainer hier den Gästen serviert, ist bemerkenswert. Auch die Weinauswahl von Marie-Helen Krebs, eine der sympathischsten und fachkundigsten Chef-Sommelière, die mich je beraten hat, ist zunächst ungewöhnlich bis überraschend, dann aber einfach fantastisch unprätentiös.
Neben dem exquisiten Geschmackserlebnis begeistert mich vor allem die ungezwungene Atmosphäre, in der diniert wird. Sogar unser Wunsch, spontan noch einen veganen Tischgast zu verköstigen, verursacht beim Service keinen Stress. Das Menü wird individuell angepasst. Fern von steifer Etikette und Effekthascherei wird der Abend genau das, was er sein soll – ein purer Genuss.
So viel Platz will gemanagt werden
Eines der größten Alleinstellungsmerkmale des Hotels ist gleichzeitig eine seiner größten Herausforderungen. Wer, wie ich, seit vielen Jahre in der Luxus-Hotellerie tätig ist, kann nachempfinden, dass das schier unendliche Platzangebot von Schloss Elmau Segen und Fluch zugleich ist. Natürlich genießen die Gäste die großzügige Weite der Anlage. Physical Distancing gehörte hier, ganz platt gesagt, schon vor Corona zum Geschäftsmodell. Doch das Problem, das so viel Platz und so viel ausgelagerte Fläche mit sich bringt, ist die Kommunikation.
Normalerweise. Anders jedoch hier. Dietmar Müller-Elmau hat eine effiziente, moderne Lösung gefunden: Ein Großteil der Kommunikation zwischen Gästen und Hotel findet per SMS statt. Alles, was für den Gast relevant ist, wird per SMS übermittelt. Persönliche Dinge lassen sich so klären, ich kann Yogastunden buchen oder einen Tisch reservieren. Das Kultur- und Aktivitäten-Programm für den nächsten Tag wird mir am Vorabend zugeschickt.
Wie von einem promovierten Computerwissenschaftler nicht anders zu erwarten, hat Müller-Elmau auch hier das Programm selbst geschrieben, das alle SMS zentral sammelt und in einer Guest-Relation-Abteilung bündelt. Von hier wird das ganze Haus gemanagt. Das heißt für den Gast, dass es keine wechselnden Ansprechpartner mehr gibt, keine Suche nach einem Concierge oder nach dem Housekeeping. Wege werden verkürzt und Abläufe zum Wohl des Gasterlebnisses verbessert.
Für ein Hotel auf Spitzenniveau ist das natürlich auch ein perfektes System zur Pflege des Kundenkontaktes. Alle Präferenzen der Gäste sind zentral abgelegt und für die Mitarbeiter bei Bedarf verfügbar. Da auch alle Gäste über dieses System kommunizieren, wird das oft lästige Thema Datenschutz elegant umgangen.
Perfektion ist unsympathisch
Die Mitarbeiter haben auf Schloss Elmau enorm viel Freiraum, nichts wirkt gedrillt oder einstudiert. Wenn so viel Freiheit gewährt wird, geht dies im Hotelbetrieb mitunter zulasten der Prozesse. Das weiß der Schlossherr selbst und schaut dieser Tatsache entspannt ins Auge. Auch hier setzt sich seine eigene Philosophie durch. Der Anspruch des Hotels ist nicht Perfektion. Stattdessen geht es darum, immer nach Verbesserung zu streben, Etabliertes infrage zu stellen und immer wieder Neues zu suchen. Alles hier ist menschlich, nahbar und persönlich. Es gibt keine aalglatte Fassade, keine Schablone, in die alles passen muss und keine durchstrukturierten Prozesse.
Für mache Gäste mag dies gewöhnungsbedürftig sein. Mir gefällt es gut und erinnert mich an einen meiner eigenen Leitsätze: „Perfektion ist unsympathisch“. Es scheint, als würden hier mit nonchalanter Leichtigkeit die Spielregeln der Grand Hotellerie außer Kraft gesetzt. Der Schlossherr gewinnt dennoch, denn natürlich gibt auch der wirtschaftliche Erfolg dem Ansatz Recht: Schloss Elmau zählt zu den teuersten und am besten gebuchten Hotels Deutschlands.
Mein Fazit
Die Frage, ob sich dieses Hotel unter den 101 besten Hotels Deutschlands befindet, stellt sich wahrscheinlich nicht mehr. Schloss Elmau ist für mich ein weltweit einzigartiges Gesamtkonzept. Bei der Beschreibung bin auch ich nicht um Superlative herumgekommen. Und auch wenn ich viel im Premiumbereich der internationalen Hotellerie unterwegs bin: Ein Aufenthalt auf Schloss Elmau ist und bleibt ein unvergessliches Erlebnis.
Wenn Sie aber wissen möchten, auf welchen Platz es das Haus im diesjährigen Ranking des Handelsblatts geschafft hat, erfahren Sie dies am 21. November 2020 an dieser Stelle.