Auf der kroatischen Insel Losinj hat Luxus-Tourismus Tradition. Zwei exklusive Häuser haben dort ihre Nische zwischen Geschichte und Zukunft gefunden.
Was bedeutet Luxus für Sie? Ein edles Hotel mit historischer Grandezza? Hochkarätige Spa-Treatments oder doch die Exklusivität eines Privatstrandes?
Wer Losinj besucht, muss sich gar nicht entscheiden. Mediterrane Aromen, Delfine und eines der schönsten Blaus, das ich je gesehen habe, gibt es auf der Insel in der kroatischen Adria gleich noch dazu.
Wer Kroatien als Urlaubsdestination bisher nicht kennt, mag vielleicht überrascht sein. Mediterrane Leichtigkeit trifft hier auf den historischen Charme eines alten Königreichs und spektakuläre Natur. Zwar ist landesweit ein mittelpreisig orientierter Pauschaltourismus noch immer die Regel, doch auch exklusive Häuser haben ihre Nischen gefunden.
Auf der Insel Losinj gehen zwei Fünf-Sterne-Häuser mit bestem Beispiel voran. Das Boutique-Hotel Alhambra und das Hotel Bellevue gehören beide zur Jadranka Group, die mit den Lošinj Hotels & Villas auf der Insel ein neues, zukunftsfähiges Tourismuskonzept als eigene Marke etabliert hat. Mit dem Alhambra, dem Bellevue sowie der exklusiven Ferienvilla Hortensia wird das High-End-Segment bedient.
Kaiserzeit trifft Sommerfrische: Das Boutique-Hotel Alhambra
Ein Hauch von Habsburger Glanz umweht auch das Hotel Alhambra, meine erste Station auf Losinj. Das Fünf-Sterne-Hotel ist in einer historischen österreichisch-ungarischen Villa aus dem Jahr 1912 untergebracht, die vom damaligen Wiener Star-Architekten Alfred Keller entworfen wurde. In unmittelbarer Nähe befindet sich die Villa Augusta, ein prachtvolles Gebäude im klassizistischen Stil aus dem Jahr 1908, das ebenfalls zum Hotel gehört.
Bei der Ankunft empfängt mich klassische Eleganz. Schön, edel, aber auch nicht überraschend. Marmorböden von feinster Qualität, perfekt zu phantasievollen Mosaiken kombiniert, Spiegel, geschmackvolle Blumendekoration. Doch bei allem schwingt ein Hauch Leichtigkeit mit. Zum Glück, schließlich ist dies hier kein steifes Grand Hotel, das in der City Businessgäste beherbergt.
Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass der Spagat zwischen klassischem Luxusverständnis und legerer Urlaubsatmosphäre kein leichter ist. In der Spitzen-Hotellerie geht es um feine Nuancen, mit denen das Gasterlebnis steht oder fällt. Hier gelingt es aber. Auf den Zimmern dürfen sonnige, angenehme Töne und helles Holz Leichtigkeit vermitteln. Durch liebevoll restaurierte Einzelstücke blieb auch ein Teil der Geschichte des Hauses erhalten.
Wichtigste Zutat im stimmigen Konzept ist allerdings der Blick auf die grandiose Cikat-Bucht. Im durch Corona-Folgen noch nicht ganz ausgelasteten Hotel erscheint es mir plötzlich umso passender, dass „Cikat“ auf Kroatisch Warten bedeutet. Denn ab dem 15. Jahrhundert mussten Handelsschiffe, die über die Adria nach Hause zurückkehrten, in dieser Bucht zunächst die damals für die Seefahrt übliche Quarantäne von 40 Tagen abwarten, bevor es endlich an Land gehen konnte. Schon damals wollte man die Inselbewohner so vor Seuchenkrankheiten schützen.
Und ja, es ist ein Anblick, für den sich das Warten auch in meinem Fall gelohnt hat. Vom Balkon, genau wie von den großzügigen Terrassen, die in den Hotelgarten eingebettet sind, geht der Blick immer wieder auf dieses herrliche, dieses einmalige Blau, das je nach Tageszeit und Lichteinfall von Smaragdgrün bis hin zu magischem Mitternachtsblau leuchtet. Das Alhambra gehört zu den Small Luxury Hotels of the World und ist mit 51 Zimmern und Suiten klein, aber fein. Im Fokus stehen Privatsphäre, Exklusivität und ein tadelloser Service.
Wer auf Losinj lieber unter sich sein möchte, kann das in der Villa Hortensia tun. Eine traumhaft restaurierte Belle-Epoque-Villa, die sich neben dem Alhambra-Komplex befindet. Übernachtet habe ich hier nicht. In einer Villa mit zehn Schlafzimmern, privatem Fitnessstudio, Pool, persönlichem Concierge und Koch hätte ich mich wohl etwas verloren gefühlt.
Ich hatte aber Glück und durfte meine berufliche Neugier mit einem Blick ins Innere der – selbstverständlich gerade nicht belegten – Villa befriedigen. Wer sich wie Kaiserin Sissi an der Adria fühlen möchte, ist hier richtig: Traditionelle Elemente treffen auf einen wunderbar luftigen, modernen Stil. Das nötige Kleingeld müssen Sie allerdings mitbringen. Preise für die Villa starten ab 11.000 Euro – pro Nacht wohlgemerkt.
Die Leichtigkeit des Seins im Hotel Bellevue
Wenn mich die Leichtigkeit im Alhambra schon positiv gestimmt hat, im neuen Fünf-Sterne-Hotel Bellevue wird unangestrengte, mediterrane Gastfreundschaft noch mal auf dem nächsten Level zelebriert. Von der Bucht aus gesehen, scheint das 2015 eröffnete Haus wie eine weiße Wolke über dem Meer zu schweben.
Wenn ich das Bellevue in drei Worten beschreiben müsste, würde ich sagen: Licht, Meer und Charme. Während im Alhambra klassischer Luxus den Ton angibt, versucht man hier, mit entspanntem Club-Feeling ein jüngeres, designorientiertes Publikum abzuholen.
Der Service gefällt mir hier sogar noch besser als im Alhambra. Das Wort „Nein“ scheint im aktiven Wortschatz der Mitarbeitenden einfach nicht zu existieren. Jeder Wunsch wird unkompliziert gelöst, ohne dass der Service dabei verkrampft wirkt. Ein Beispiel: Beim Frühstück frage ich nach Hafermilch. Zugegeben, pflanzliche Milch gehört noch nicht zur Standardausstattung, aber fragen kann man ja. Die freundliche Auskunft: „Tut mir sehr leid, haben wir leider nicht“, überrascht mich also erstmal nicht weiter.
Was dann kommt, aber schon. „Ich gebe aber ich der Küche Bescheid, für morgen kaufen wir welche für Sie ein.“ Beide Sätze gehen nahtlos ineinander über. Kein umständliches Nachfragen in der Küche, keine lange Rechtfertigung, warum etwas nicht geht. Stattdessen klare, charmante Selbstverständlichkeit, die sich auf Lösungen im Sinne des Gastes fokussiert. Am nächsten Morgen ist die Hafermilch da. Und ich starte den Tag mit einem Lächeln und bin beeindruckt. Keine Frage, diese Anekdote nehme ich in meine Best-Practice-Sammlung für zukünftige Vorträge zum Thema „Service Excellence“ auf.
Eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit ist hier Hoteldirektorin, die seit vielen Jahren in den Häusern auf der Insel tätig ist und hier alle Stufen bis zur Spitze durchlaufen hat. Es ist genau diese Art von authentischer Gastgeberqualität, die für mich den ganz großen Unterschied macht. Nicht ein Gast geht an ihr vorbei, ohne gegrüßt zu werden.
Wenn ich ein neues Hotel kennen lerne, interessiert mich aber nicht nur, wie man mir als Gast begegnet. Sondern ich versuche auch immer zu beobachten, wie das Gefüge hinter den Kulissen harmoniert. Die Tatsache, dass die Hotelleitung mit so großer Freundlichkeit gegenüber ihrem Team agiert, jeden beim Namen kennt, verrät mir deutlich mehr über die Philosophie, die in diesem Haus gelebt wird, als wenn Höflichkeit und Entgegenkommen allein auf den Gast gerichtet wären.
Neue Spa-Erlebnisse
Beide Hotels, Alhambra und Bellevue, bieten eigene, hervorragende Spas. Während man sich im Alhambra auf die klassischen Pflege- und Beautyanwendungen konzentriert, gibt es für mich im Bellevue noch Neues zu entdecken.
In der Spa Clinic fühle ich mich wie in einer Höhle aus dunklem Stein. Ich kann zwar nicht behaupten, dass ich mich auf Losinj in irgendeiner Form vom Alltagsstress abschirmen müsste, möglich wäre es hier aber schon. Der Spa bietet erstklassige Treatments und hat sich mit neuesten High-Tech-Geräten zusätzlich auf das Medical-Beauty Spektrum spezialisiert.
Da ich gern Neues ausprobiere, lasse ich mir eine Behandlung in der Cryosauna empfehlen. Wer sich – wie ich vor Beginn des Treatments – unter dem Begriff nichts vorstellen kann, wird von der Bezeichnung „Sauna“ wortwörtlich aufs Glatteis geführt. Mich erwartet keine wohlige Wärme, sondern bis zu -140 Grad Celsius kalte Luft, die den Körper im Kampf gegen Schlaflosigkeit, Entgiftung, Muskelschmerzen, Arthritis und vielen andere Beschwerden unterstützt. Angeblich verbrennt der Körper auch bis zu 800 Kalorien in nur wenigen Minuten. Ob das stimmt, weiß ich nicht, ich fühle mich danach jedenfalls frisch und voller Energie.
Für alle, die Kalorien lieber auf herkömmliche Art verbrennen, gibt es – neben einem Fitnesscenter – auch zwei herrliche Joggingstrecken durch die weitläufigen Inselwälder. Der Geruch von warmem Holz und das Zirpen der Zikaden versetzt mich direkt zurück in die Urlaube meiner Kindheit, die ich damals noch deutlich weniger luxuriös im damaligen Jugoslawien verbrachte.
Für alle, die sich im Urlaub nur schwer zum Joggen motivieren können oder lieber in Gesellschaft laufen, organisiert das Hotel einen Laufbuddy. Man merkt auch hier, dass konsequent mitgedacht wird, wie man für den Gast ein rundum gelungenes Gesamtpaket schnüren kann – angefangen von kleinen, täglich wechselnden Aufmerksamkeiten auf dem Zimmer bis hin zu maßgeschneiderten Aktivitäten.
Pures Glück auf dem Wasser
Neben dem Freizeitangebot an Land lockt natürlich das Wasser der Cikat-Bucht, für das jedes Hotel umfangreiche Aktivitäten anbietet. Darunter auch ein Boat-Trip, der für mich das absolute Highlight des ganzen Aufenthalts ist. Mit Skipper und Segelboot geht es raus in die Bucht. Von hier entfaltet sich das Panorama in seiner ganzen Pracht. Zum Essen halten wir auf einer kleinen Insel. Frischester Fisch, ein simpler Salat – mehr braucht es hier wirklich nicht zum großen Sommerglück.
Kroatien wirbt gern mit seinem kristallklaren Wasser, und an einer einsamen Sandbank habe ich es dann endlich in Reinform gefunden. Vom Boot ins glasklare Wasser zu springen und in einem echten Postkartenmotiv zu schwimmen – das sind die Reiseerlebnisse, die mir noch lange nachhängen. Mehr kann man von einer Bootstour nicht verlangen. Obwohl – die Delfine hätte ich schon gerne gesehen. Schließlich ist Küste vor der Insel Heimat der letzten großen Delfinschulen in der nördlichen Adria.
Und selbst auf „hoher See“ kann mich der Service noch überraschen. Auf einem kleinen Beiboot kommt Lucio angefahren. Der 60-Jährige ist so etwas wie eine lokale Instanz und verkauft vom Boot aus Wein und Oliven, aber auch frisch gebackenen Kuchen. Für Touristen, die auf den Segelbooten übernachten, bietet Lucio sogar einen Frühstücksservice an. Gefällt mir gut.
Dass sich auf Losinj ein derartiges Ökosystem der Luxus-Hotellerie entwickeln konnte, ist auch der großartigen Arbeit von Peter Schoch zu verdanken. Schoch hat über viele Jahrzehnte weltweit die kulinarischen Geschicke der Ritz-Carlton Gruppe gelenkt und war für die operative Leitung der Capella-Hotels verantwortlich. Ich durfte viele Hotels mit ihm gemeinsam eröffnen – die Ritz Carltons Jamaica, Naples Florida, um nur einige zu nennen
Mit den beiden Fünf-Sterne-Hotels hat er gemeinsam mit seiner Frau Irene in Kroatien ein echtes Ausrufezeichen gesetzt. Vision und Mission stimmen, die Kommunikation im Unternehmen ist ausgezeichnet, und jeder Mitarbeiter folgt seinem Verständnis von Großzügigkeit und Gastgeberkultur.
Schwelgen in Mittelmeeraromen
Mit Einflüssen aus Österreich und Ungarn, aber auch aus der Türkei und Griechenland ist die kroatische Küche vielfältig und gefällig, aber nicht unbedingt für ihre Raffinesse bekannt. Hier eine kreative, junge Sterne-Gastronomie mit regionaler Handschrift zu etablieren wäre sicherlich ein wichtiger Ansatz, der bisher fehlt. Gerade die Küche im Gourmet-Restaurant Keller ist für mich enttäuschend und wenig authentisch.
Der Gast kann aus insgesamt elf Restaurants, Bars und Lounges auf dem Ressort-Areal auswählen und im Rahmen eines Dine-around-Arrangements oder auch a la carte unterschiedliche regionale Köstlichkeiten kennenlernen. Die klassischen, frischen Mittelmeerzutaten dafür stammen entweder direkt von der Insel oder werden von Herstellern aus ganz Kroatien bezogen.
Ein Highlight der lokalen Küche erlebe ich aber auch abseits des Hotels. Denn am Ortsrand des Städtchens Mali Losinj befindet sich ein olfaktorisch besonders wohltuender Geheimtipp: ein fantastischer Kräutergarten. Besitzerin Sandra, eine ehemalige Touristenführerin, die sich hier mit viel Herzblut ihren Lebenstraum erfüllt hat, gehört wahrscheinlich der am besten riechende und schönste Garten der Insel. Inklusive Esel und Schafen, die genüsslich an mehr als 250 wilden, aromatischen Pflanzen und Heilkräutern knabbern dürfen.
Mir steigt der Duft von Lavendel in die Nase und zur Begrüßung gibt es erst mal einen hausgemachten Likör. Da die Pflanzen hier durch die idealen klimatischen Bedingungen nachweislich besonders reich an wertvollen Inhaltsstoffen sind, gibt es auf Lošinj eine jahrhundertealte Tradition der Destillation und Verarbeitung ätherischer Öle. Am Abend ist inmitten des Kräutergartens ein kleines, rustikales Restaurant geöffnet. Mir wird ein hervorragendes Lammgericht serviert – ursprünglich, authentisch, köstlich.
Fazit: Für Perfektion noch etwas an den Stellschrauben drehen
Unter der Sonne des Mittelmeers entspannen und die Energiereserven aufladen – das fasst einen Aufenthalt auf Losinj im Grunde zusammen. Aber eben auf sehr hohem Niveau und vor ungelogen traumhafter Kulisse. In den eingangs erwähnten Nuancen ist aber durchaus noch Raum für Verbesserung. Die Küche versucht sich an gehobener Cuisine.
13 Punkte im Gault Millau sind nun auch wirklich kein Grund, sich zu verstecken, hier sehe ich aber Luft nach oben. Mit einem Sternekoch zusammenzuarbeiten wird sicherlich einer der nächsten Schachzüge von Peter Schoch sein. Auf das Ergebnis bin ich gespannt.
Auch in den Kleinigkeiten ist man auf einem guten Weg, hier und da fehlt aber noch ein Quäntchen an Aufmerksamkeit. Es sind wie gesagt die kleinen Dinge, die den großen Unterschied machen. Glas- statt Plastikflaschen, ein eisgekühltes Handtuch oder ein erfrischender Fruchtspieß am Pool. Gerade auf diese Details legt eine anspruchsvolle Klientel Wert.
Auch die Kleidung der Mitarbeiter wirkt auf mich zu steif, fast schon wie militärische Uniformen. Hier gibt es auch in der Spitzen-Hotellerie inzwischen deutlich innovativere Möglichkeiten, die die herrliche Luftigkeit des Gesamtkonzeptes besser unterstreichen würden. Denn Leichtigkeit an sich beherrscht man hier schon perfekt. Ich komme wieder.