Wo Understatement zum Konzept gehört: Hotel Riva Konstanz

Mit seiner leisen Eleganz verdient das Riva einen Platz unter den besten Häusern Deutschlands. Exklusivität ist hier das höchste Gut, das es zu bewahren gilt.

Was für ein Ausblick! Wenn ich meinen ersten Eindruck vom Hotel Riva in Konstanz in einem prägnanten Satz zusammenfassen sollte, wäre es wohl dieser. Egal ob von der Terrasse, aus den Panoramafenstern meiner Suite oder der herrlichen Dachterrasse: Das strahlende Leuchten des Bodensees und das Panorama der Schweizer Alpenlandschaft zu genießen ist allein schon purer Luxus.

Ein paar weiße Wolken ziehen über den Sommerhimmel, ein paar weiße Segel ziehen über den See. Wer vergessen hat, wie schön das Leben eigentlich sein kann, sollte sich unbedingt einen Besuch in diesem exzellenten Haus gönnen.

Das Fünf-Sterne-Superior-Hotel macht seinem Namen wirklich alle Ehre. Nicht nur durch die unmittelbare Nähe zum Wasser an einer der schönsten Stellen des Bodensees, sondern auch durch seine klare und selbstverständliche Eleganz. Denn die ist auch den legendären Motorschnellbooten aus Mahagoni eigen, die in den 50er- und 60er-Jahren von der Riva-Werft am Lago d’Iseo in Italien gebaut wurden. Bis heute gelten sie als Inbegriff eines stilvollen Jetset-Lebens. Doch zurück zum Hotel und seiner Liebe zum Wasser.

Die immer wiederkehrende Symbolik von Wasser und Wellen zeigt sich bereits im Logo des Hotels und zieht sich von hier unaufdringlich durch alle Bereiche. Die Materialien, die im Riva verbaut wurden, könnte man so auch auf einer modernen Luxus-Yacht finden: warmes Teakholz, umlaufende Sonnensegel, heller Giallo d’Istria Marmor, edle Stoffe in soften Creme- und Weißtönen.

Die Hecken, die das Hotel von der Seepromenade abschirmen, sind in Wellenform geschnitten. Eine in Teakholz gestaltete, freitragende Treppe entspringt in einem Wasserbassin und windet sich von der Tiefgarage bis zur obersten Etage hinauf. Die große Dachterrasse wird von wellenförmiger Bepflanzung begrünt. Und der imposante Pool scheint von hier direkt in den Bodensee überzugehen. Selbst die herrlichen, überdimensionalen Waschbecken in meiner Suite haben Muschelform.

Unbeschwertes Flair statt steifem Luxus

Nichts davon ist laut oder aufdringlich. Mit dem gleichen Understatement der namensgebenden Boote fügt sich im Hotel alles zu einem unangestrengten Gesamtbild zusammen. Es ist die seltene Art von Luxus, die man nicht anfassen kann. Harmonie, Ruhe, Raum, Gastfreundschaft und erstklassiger Service – das kann man nur spüren und genießen.

Die Eigentümerfamilie Kolb hat bewusst nicht auf die konventionellen Attribute eines Grandhotels gesetzt. Statt steifem Luxus erwarten mich an jeder Ecke des Hotels Leichtigkeit und echte Behaglichkeit. Den Kolbs war es wichtig, hier einen Ort entstehen zu lassen, an dem Gäste sich wie selbstverständlich zu Hause fühlen.

Die große Liebe zum Detail wird beim Betreten meiner Suite sofort deutlich. Es gibt frische Blumen, Obst mit perfektem Reifegrad, feinste Amenities im Bad und – zu meiner großen Freude – Tee von Ronnefeldt. Meine Ansichten in Bezug auf Premium-Produkte scheint man hier also zu teilen.

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Seit 2008 begrüßt das Riva seine Gäste am Bodensee, nur ein paar kurze Gehminuten vom historischen Zentrum von Konstanz entfernt. Birgit und Peter Kolb fanden in der exzellenten Lage den perfekten Ort, um ihre Vorstellung eines Fünf-Sterne-Seehotels wahr werden zu lassen. Sie entschieden sich für den Abriss eines bestehenden Hotelgebäudes aus den 80er Jahren, die Jugendstilvilla von 1909 einschließlich altem Baumbestand dagegen wurde erhalten und liebevoll restauriert.

Daneben schließt sich das neue Gebäude an – modern, aber völlig harmonisch. Die zeitgemäße Architektur ist ein Projekt des Ravensburger Architekten Philipp Grath. Die Konstruktion vermittelt Großzügigkeit und verbindet Wasser, Land und Licht auf einzigartige Weise.

45 Zimmer und Suiten sind hier untergebracht. Das Interieur mit einem Design in hellen Naturtönen und Teakholzboden ist exquisit. Als Luxury-Travel-Experte kann ich sehr genau einschätzen, wie empfindlich und anfällig für Abnutzungsspuren diese Premium-Materialien sind. Dass sie trotzdem völlig makellos sind und den Eindruck erwecken, ich würde quasi im Erstbezug in die Suite kommen, muss man als enorme Leistung des Maintenance-Teams würdigen. Auch nach über zehn Jahren am Markt glänzt das Riva wie neu eröffnet.

Protagonist der Inszenierung ist aber auch hier der einmalige Ausblick. Bodentiefe Fenster und Türen geben den Blick zur Terrasse und zum See frei. Jetzt verstehe ich, was mit „zu Hause fühlen“ gemeint ist. Bei aller Eleganz spüre ich hier in erster Linie ein unbeschwertes und vor allem unkompliziertes Flair.

Das Riva folgt einer klaren Linie von Exklusivität und Großzügigkeit. Überall ist Platz und Raum. Die Lobby und das Hotel-Bistro öffnen sich zum See hin auf eine sensationelle Terrasse. Zu dieser, genau wie zu Lounge und Bar haben nur Hotelgäste Zugang. Genauso verhält es sich mit dem Spa, der momentan renoviert wird, und dem Pool auf der Dachterrasse – für mich einer der schönsten Plätze im ganzen Hotel.

Hier kommt der wahre Fokus auf die eigenen Hausgäste zum Tragen. Lieber verzichtet man auf zusätzlichen Umsatz, der sich sowohl auf der Terrasse als auch mit Tagestickets zum Spa nur zu einfach generieren ließe, als dass ein Stück Exklusivität eingebüßt wird. Auch in das Zwei-Sterne Restaurant in der ersten Etage gelangen Außerhausgäste durch einen separaten Eingang.

Keine Mitarbeiter, sondern Gastgeber

Ich war bereits vor etwa drei Jahren im Riva zu Gast. Schon damals hat mich die spektakuläre Lage beeindruckt – der Service der Mitarbeiter dagegen nicht. Das gestaltet sich jetzt völlig anders. Der Sprung, den das Riva in Sachen Gastgeberqualität und Gastorientierung gemacht hat, ist bemerkenswert. Bei meinem jetzigen Besuch zählt der hervorragende Service definitiv zur Kernkompetenz, die meinen Aufenthalt zu etwas Besonderem macht. Unaufdringlich, aber immer präsent.

Dabei habe ich zu keinem Moment das Gefühl, dass Mitarbeiter hier zum Unnatürlichen gedrillt werden oder sich in irgendeiner Weise verbiegen müssten. Von gängigen Corporate-Floskeln, wie sie mir in anderen renommierten Häusern des Landes manchmal schon fast unangenehm auffallen, fehlt hier jede Spur. Das Gegenteil ist der Fall.

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Eine „meiner“ Kellnerinnen stammt aus Österreich. Mit ihrem individuellen Charme und Schmäh verzaubert sie nicht nur mich, sondern offenkundig auch andere Gäste. Die Mitarbeiterin an der Rezeption verrät sich durch ihren breiten Dialekt als waschechte Oberbayerin. Das alles wirkt erfrischend authentisch. Dass Luxus und Herzlichkeit mit solcher Leichtigkeit aufeinandertreffen, findet man in Deutschland nicht sehr oft.

Der spürbare Unterschied ist nicht zuletzt der guten Führung von Kathrin Burger und ihrem Mann Thomas Bechthold geschuldet, die hier großartige Arbeit leisten. Beide sind für mich alte Bekannte, denn von 2005 bis 2007 haben sie mit mir im St. Regis Mardavall auf Mallorca gearbeitet und sind mir dort schon als große Talente aufgefallen. Danach waren beide mitverantwortlich für das Grand Resort Bad Ragaz und haben nun im Riva zum ersten Mal die Hoteldirektion übernommen.

Sie haben die Renovierung begleitet und das Riva zu einem echten Highlight der Luxus-Hotellerie gemacht. Dabei gibt es eine klare Arbeitsteilung: Ihr obliegt Marketing, Sales und Administration, er widmet sich dem Operativen und der Gastronomie.

Gastronomie der Spitzenklasse

Apropos Gastronomie: Allein um diese kennenzulernen, lohnt sich ein Abstecher an den Bodensee. Das Hotel verfügt über ein Bistro – auch hier ist der Name pures Understatement, denn die Speisen, die ich hier genießen durfte, waren exzellente, kreative Interpretationen der regionalen Küche. Auf der Karte finden sich beispielsweise Bodenseefelchen, badische Flädlesuppe oder Wild aus der eigenen Jagd.

Dazu kommt mit dem Ophelia in der ersten Etage der Jugendstilvilla ein Fine Dining Restaurant mit zwei Michelin-Sternen und 18 Gault-Millau Punkten. Damit gehört das Ophelia zu den besten Restaurants landesweit. Seit 2010 kreiert Dirk Hoberg hier einzigartige, junge Haute Cuisine nach seiner ebenso einfachen wie vielseitigen Küchenphilosophie: „Das Bessere schlägt immer das Gute“.

Hoberg hat vor dem Ophelia bereits im mit drei Michelin-Sternen ausgezeichnetem La Vie in Osnabrück unter Thomas Bühner sowie in Gerhard Schwaigers Tristan auf Mallorca gekocht.

Fazit: Unterschätzt und understated

Das Riva ist eines der unterschätztesten Häuser Deutschlands. Es gehört für mich zweifelsohne in die Liste der 25 besten Hotels des Landes. Wenn im kommenden Jahr die Renovierung des Spa-Bereichs abgeschlossen ist, wird sich das Riva auf Augenhöhe mit Schloss Elmau oder dem Weissenhaus in Schleswig-Holstein befinden. Schon jetzt zählt es zur exklusiven Gruppe der „Small Luxury Hotels of the World“.

Dass trotzdem verhältnismäßig wenig über dieses Haus gesprochen wird, liegt daran, dass auch das Marketingkonzept im Riva nicht laut und ostentativ ist, sondern man sich auch in diesem Punkt ganz dem Understatement und der Exklusivität verpflichtet fühlt. „Was gut ist, setzt sich durch“, bringt Thomas Bechthold die Riva-Philosophie auf den Punkt.

Andere Häuser der gleichen Kategorie mögen lauter agieren, im Riva verlässt man sich lieber auf Mundpropaganda. Das Riva ist zwar kein Geheimtipp, aber dennoch ein gut gehüteter Schatz, den nicht nur Gäste aus Deutschland, sondern auch viele aus der Schweiz zu schätzen wissen. Und die kennen sich bekanntermaßen mit Qualität in der Hotellerie bestens aus.

Beim Auschecken kommt mir der Gedanke, dass es vielleicht genau das ist, was man sich für ein echtes Luxushotel wünschen sollte. Nicht ganz selbstlos, zugegeben. Denn eigentlich möchte ich derartige Kleinode am liebsten noch lange ungestört genießen können.


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