Inmitten der Berge von Oman, auf knapp 2000 Metern Höhe: Die Lage des Anantara Al Jabal Al Akhdar ist spektakulär. Können Unterkunft und Service da mithalten?
Oman Der Moment des Aufwachens am ersten Morgen nach meiner Anreise im Anantara Al Jabal Al Akhdar Resort beschreibt die unwirklichen Qualitäten dieses Ortes vielleicht am besten. Als ich aufstehe und aus der vollverglasten Front meiner Villa blicke, glaube ich mich ob der Berglandschaft vor meinen Augen zunächst in Phoenix, Arizona. Oder doch eher in einer Episode von Star Trek?
Doch dann nehme ich all das auf, was den spektakulären Blick in die Gebirgsschlucht rahmt. Das Deck, das nach drei Schritten in meinen persönlichen Infinity Pool mündet. Der luxuriöse Holzfußboden. Die handgeschnitzten Intarsien des Mobiliars. Der orientalische Leuchter aus schwerem Eisen an der Decke im gleichzeitig modernen, hell-luftigen Ambiente. Der großzügig gedeckte Tisch mit exotischem Obst und anderen Köstlichkeiten aus 1001 Nacht. Luxus pur.
Tatsächlich bin ich denkbar weit von Arizona entfernt. Jedenfalls, was den Breitengrad betrifft. Die Höhe stimmt ungefähr. Seit dem vorigen Abend residiere ich auf knapp 2000 Metern Höhe in einem Resort, dessen Location magische Qualitäten hat.
Doch gilt dasselbe für das Hotel selbst? Die Erfahrung warnt: Manches Haus ruht sich auf so einem Standortvorteil aus. Hinzu kommt, dass der Oman verglichen mit seinen oft besser erschlossenen Nachbarländern touristisch noch einiges nachzuholen hat. Schnuppert die hiesige Hospitality-Szene tatsächlich Höhenluft, oder trägt man hier in den Bergen die Nase zu hoch?
In puncto Marketing macht man hier keine halben Sachen. Das Anantara Al Jabal Al Akhdar Resort, in den Bergen im Inland Omans etwa zwei Stunden von der Küsten-Hauptstadt Muscat entfernt, bezeichnet sich als eines der luxuriösesten Resorts der Welt
Konzept
Zweifellos ist es eines der abgelegensten. Vom prunkvollen Hauptstadtflughafen wurde ich mit einem großen SUV abgeholt. Teile der Bergstraße, die zur Unterkunft führen, sind nur mit Allradfahrzeugen befahrbar. Unterwegs gab Fahrer Mashid mir in perfektem Englisch einen Crashkurs in der Geschichte Omans und zeigte mir die Sehenswürdigkeiten.
Und dann lag das Resort irgendwann erhaben vor mir. Eine Oase in der typisch sandfarbenen, geometrisch-markanten, glaslastigen Hightech-Architektur des Mittleren Ostens. „Grüner Berg“ heißt Anantara übersetzt, und genau davon bin ich hier umgeben.
Schon Lady Diana und Prinz Charles wurden 1986 an diesen Ort gebracht, um sich von der Schönheit des Oman zu überzeugen – lange bevor es das Hotel gab. An genau der Stelle, wo sie standen, befindet sich heute eine der Terrassen mit Aussichtsplattform.
Ich brauche nicht lange, um mich davon zu überzeugen, dass die Marketing-Versprechen auch über die Location hinaus keineswegs aus der Luft gegriffen sind. Die Hardware ist über jeden Zweifel erhaben und verdammt nahe an der Perfektion. Die 32 Villen und 82 Zimmer verfügen ausnahmslos über einen unverstellten Blick in die Berge.
Die Ausstattung zeigt große Liebe zum Detail. Besonders die üppigen Bäder mit ihren Regenduschen, die freistehenden Badewannen und die mühevoll perfektionierte Dekoration sind erwähnenswert. Charmante Kleinigkeiten wie ein hochwertiger Bluetooth-Lautsprecher und ein Fernglas, um die sensationelle Aussicht zu genießen, runden das Bild ab.
Auch Gym und Spa sind genauso vollständig und hochwertig ausgestattet, wie man es vom selbsterklärten Weltniveau erwarten würde. Was mich dagegen enttäuscht ist, dass kein Trinkwasser aus der Leitung kommt und ich mir die Zähne mit Wasser aus der Flasche putzen muss. Auch das Wifi hat nervige Lücken. Kleinigkeiten, die inmitten all der Perfektion besonders auffallen.
Service
Für die Servicequalität des Anantara zeichnet die ständig präsente, deutschstämmige Direktorin Dagmar Symes verantwortlich. Und das ist wahrscheinlich das beste von vielen guten Argumenten für dieses Resort.
Wie stark und vor allem wie nahtlos die Gastorientierung von der bunt gemischten, internationalen Mannschaft verinnerlicht wurde, zeigt sich an den kleinen, aber feinen Details. Hier werden mir Wünsche von den Augen abgelesen, deren Erfüllung ich auch in manchem Prachtbau in den Nachbarländern wohl hinterherlaufen müsste.
Nachdem ich mit einer Erkältung angereist bin, sind in meiner Suite wie von Zauberhand überall Boxen mit Taschentüchern zur Hand. Der Couchtisch ist so üppig mit frischem Obst, feinem Gebäck und Snacks gedeckt, dass ich das Zimmer praktisch nicht mehr verlassen müsste.
Passend zur einzigartigen Lage des Resorts gibt es ein umfangreiches Angebot an Gebirgsaktivitäten, das in diesem Jahr noch weiter ausgebaut werden soll. Von Bergwanderungen über Klettertouren mit unterschiedlichen Schwierigkeitsgraden bis Mountainbiking ist alles möglich – geführt von Profis. Die Kleinsten können derweil im Kinderparadies auf Schatzsuche gehen.
Mein Service-Highlight erlebe ich genau da, wo ich es mir in einem luxuriösen Retreat auch erhoffe. Im sensationellen Spa mit Saunen, Dampfbad, Dressing Room, Erlebnisduschen, großem Whirlpool und Hammam. Meine Behandlung in einem großen, hellen Raum auf dem neuesten Stand der Wellness-Technik findet bei Dorinda aus Südafrika statt und sucht ihresgleichen.
Sie macht nicht nur alles richtig, indem sie bei Fußbad, Massage und Scrub extrem sensibel vorgeht. Sie geht auch die Extrameile. Erklärt die Aromen, erkundet meine Präferenzen für die Raumatmosphäre und bettet mich buchstäblich auf Rosen. Auf einer Skala von 1 bis 10 bekäme dieser Spa von mir eine glatte 10. Wenn man eine so individuelle Erfahrung mit Noten messen könnte.
Gastronomie
Die Gastronomie ist in einem elitären Hotel immer eine Herausforderung. Die Tatsache, dass das Anantara in der Mitte von Nirgendwo liegt, erhöht den Schwierigkeitsgrad durch die Lieferkette natürlich noch weiter.
Umso mehr überrascht mich schon der Umfang des gastronomischen Angebots. Gleich drei Restaurants und zwei Bar-Cafés sowie maßgeschneidertes Dining mit Ausblick auf der Diana-Terrasse stehen zur Verfügung. Die Palette reicht von internationalen, besonders europäischen und asiatischen Speisen bis zur exotisch-arabischen Landesküche.
Mich überzeugt vor allem die Qualität des italienischen Restaurants „Bella Vista“ von Chefkoch Gaspare Greco. Auf der Poolterrasse lasse ich mir das zarte Enten-Carpaccio und die herrlichen Linguine mit omanischem Hummerschwanz schmecken, während ich den Blick über den Canyon schweifen lasse.
Auf der zugegebenermaßen noch überschaubaren, aber zusehends wachsenden kulinarischen Landkarte des Oman gebührt der Gastronomie des Anantara Al Jabal Al Akhdar Resorts in meinen Augen derzeit der erste Rang. Nur das Frühstück könnte durchaus opulenter sein. Das macht etwa The Chedi in Muscat besser.
Fazit
Stimmt alles in allem betrachtet der Claim, dass es sich bei dieser Bergoase im Oman um eines der besten Resorts der Welt handelt? Meine Antwort ist ein überraschend klares Ja – ganz besonders, wenn ich die überschaubaren Preise von ca. 250 bis 300 Euro für ein Zimmer und ab ca. 400 Euro für eine der Villen in Betracht ziehe. Mehr bekommt man weltweit tatsächlich schwer fürs Geld.
Ist das zu Recht vielfach preisgekrönte Anantara Resort also das perfekte Hotel? Das vielleicht nicht, denn kleine Schwächen wie ein wackliges WLAN und die nicht überzeugende Wasserqualität gibt es auch hier. Die Hardware aber ist perfekt, und der Service von höchster Qualität. Das zentrale Versprechen eines spektakulären, auf höchstem Niveau luxuriösen Retreats mit einzigartiger Lage löst das Anantara Resort mit Bravour ein.