Ich habe im Teutoburger Wald einen einzigartigen Rückzugsort mit historischem Flair entdeckt.
Nach gefühlt 50 Kilometern von Blitzern gesäumter Landstraße wird man für die beschwerliche Anreise belohnt: Tief in der ostwestfälischen Provinz betritt – oder besser gesagt – befährt man den riesigen, geradezu respekteinflößenden gräflichen Park.
Ein kleines Tor öffnet den Weg auf eine schnurgerade Lindenallee, die zum Hauptgebäude führt. Dann erstreckt sich zu beiden Seiten eine imposante Parklandschaft mit uraltem Baumbestand, gestutzten Hecken und beeindruckender Blütenpracht. Englische Gartenkunst vom Feinsten.
Mehr kleine Stadt als Hotel
Das historische Ensemble efeuberankter Gebäude, die überwältigende Natur – hier lässt sich die Entspannung mit Händen greifen.
Schon im Mittelalter entdeckte man in der Gegend von Bad Driburg Heilquellen. Dann gründete Caspar Heinrich von Sierstorpff 1782 den gräflichen Park als Trinkkuranlage. Fortan kamen die bessere Gesellschaft und auch Prominenz zum Kuren nach Bad Driburg. Auch der berühmte Dichter Friedrich Hölderlin gehörte zu den Gästen.
Noch heute befindet sich das traditionsreiche Hotel „Gräflicher Park“ samt Umgebung im gräflichen Besitz, es wird in siebter Generation von den Grafen von Oeynhausen-Sierstorpff geleitet. Und mitten im Naturpark Teutoburger Wald ist es ein majestätischer Rückzugsort.
Die Gäste kommen zum Entspannen oder Golfen, um Hochzeiten zu feiern oder Bankette zu geben. Auch Fahrer und Motorsport-Fans von der nahen Rennstrecke Bilster Berg machen hier ihren Boxenstopp. Der erste Eindruck ist eine Chance. Und hier wird sie genutzt.
Persönlicher Empfang
Kaum vorgefahren, werde ich vom Hoteldirektor persönlich und namentlich empfangen. Während das Gepäck schon auf dem Weg ins Zimmer ist, betritt man eine riesige Lobby. Und die lichtdurchflutete und elegant dekorierte Orangerie mit über sechs Metern Deckenhöhe sorgt für einen prachtvollen Empfang.
Wertigkeit und Qualität auf den zweiten Blick
Die Einrichtung des großen Zimmers wirkt auf den ersten Blick etwas nüchtern. Doch Wertigkeit und Qualität stecken hier in jedem Detail. Edler, dunkler Parkettboden, hochwertige Anemities vom Bademantel bis zum Duschgel. Und im geräumigen Bad findet man Dusche und Badewanne, zwei Waschbecken und eine weitere, separate Toilette.
Überall begegnet man gepflegter Qualität. Hier gilt: mehr Sein als Schein. Und ein Trumpf ist immer wieder der Ausblick ins Grüne, den praktisch jedes der 135 Zimmer und Suiten in den sechs Logier-Häusern bietet.
Park ist Trumpf
Über die Jahrhunderte wurde die Anlage immer wieder ergänzt und erweitert. Und heute ist der riesige Park zweifelsohne das Highlight des Resorts. Denn die 64 Hektar große Parklandschaft mit zahlreichen Themengärten wie Rosengarten, Lilienwiese, Teichen und Irrgarten ist akkurat gepflegt und wirkt trotzdem sehr natürlich. Und im Zentrum steht das 1824 als Trink- und Wandelhalle erbaute neoklassizistische Brunnenhaus direkt über der Hauptquelle.
Noch heute treffen sich hier die Gäste, um quellfrisches Heilwasser zu trinken und dem nachmittäglichen Kurkonzert zu lauschen. Das klingt altmodisch, hat aber Charme. Und das Hotel selbst besteht aus einem historischen Gebäudeensemble, das mit Fachwerkelementen und efeuberankten Fassaden aristokratisches Flair ausstrahlt und über die Jahre behutsam modernisiert wurde.
Das gräfliche Spa – ein Ort zum Wohlfühlen
Vor 200 Jahren nannte man Wellness noch Kuren. Und schon damals wurde das Thema Gesundheit im gräflichen Park großgeschrieben. Sanus per Aquam – Gesundheit durch Wasser – hieß es damals im vornehmen Latein.
Heute beherbergt das Medical Health Spa im Hotel „Gräflicher Park“ auf 1800 Quadratmetern einen modernen Wellnessbereich. Und das Angebot mit Saunen und Dampfbädern, Jacuzzi, Heißbecken, einem sehr gut ausgestatteten Fitnessraum und verschiedenen Ruhezonen ist exzellent. Auch der 25 Meter lange Außenpool enthält Quellwasser und grenzt direkt an den Park.
Dass man sich hier wohlfühlt, liegt auch an den großzügigen Räumlichkeiten und den schönen Blicken ins Grüne, die sich überall bieten. Und bei der hervorragenden Auswahl der Gesundheits- und Wellnessanwendungen spielt die natürliche Heilkraft des Wassers noch immer eine wichtige Rolle.
Das Behandlungsangebot reicht von traditionellen Heilmethoden und Naturheilkunde bis zu moderner Hightech-Medizin. Wer nicht nur relaxen und sich verwöhnen lassen kann, findet hier Therapien zur Vorbeugung oder Heilung typischer Zivilisationsbeschwerden.
Bürgerliche Küche im „Pferdestall“
Das Resort verfügt über zwei Restaurants. Der „Pferdestall“ bietet im historischen Ambiente eines alten Kreuzgewölbes gute, eher bürgerliche Küche. Leider kann weder der etwas spröde Service noch die Präsentation der Speisen wirklich überzeugen. Dann im Gespräch sagt mir der Kellner, dass das Restaurant bald schließen werde – nicht etwa, weil die Gäste fehlten, sondern weil sich kein qualifiziertes Personal finde. So weit ist es also schon.
Trotzdem: Ein gastronomisches Konzept ist hier genauso wenig zu erkennen wie im „Caspar’s“, dem zweiten Restaurant im „Gräflichen Park“. Vom Thai-Menü bis zum gräflichen Burger ist die Auswahl eher wahllos. Auch hier entschädigt das sensationelle Ambiente des exklusiv ausgestatteten Speisesaals.
Punkten kann aber das Frühstück. Denn Auswahl, Qualität und vor allem der persönliche und zuvorkommende Service erfüllen internationale Standards. Und die Pointe: Die exzellente Bedienung, die sich hochprofessionell und mit sehr viel Charme um mich kümmert, entpuppt sich als Abiturientin ohne gastronomische Ausbildung. Denn es gibt eben auch Naturtalente.
Sport vom Feinsten
Man muss sich nicht für Wimbledon qualifizieren, um sein Tennis auf einem gepflegten Rasenplatz zu spielen. Doch die aufwändige Pflege macht diesen Belag in Deutschland zu einer aussterbenden Gattung, im gräflichen Park gibt es aber noch zwei davon. Und hier haben schon Tennislegenden wie der Tennisbaron Gottfried von Cramm und Nicolas Kiefer trainiert. Wer Asche bevorzugt, findet vier weitere Plätze, und wenn das Wetter nicht mitspielt, vier Hallenplätze.
Will man seinen Ball nicht übers Netz, sondern Richtung Putting-Green schlagen, kann man dies auf dem gräflichen Golfplatz tun. Auch hier wird nicht gekleckert: Die 70 Hektar große Meisterschaftsanlage ist mit ihren uralten Eichen, dunklen Fichtenwaldstücken, Teichen und Bachläufen ein prachtvoller und anspruchsvoller Platz.
Fazit: Luxus ist hier das Ambiente
Der „Gräfliche Park“ verfügt mit dem riesigen und wundervoll angelegten Park, dem außergewöhnlichen Gebäudeensemble, dem hervorragenden Spa sowie den exzellenten Golf- und Tennisanlagen über einzigartige Hardware – und das alles bekommt man zu einem sehr guten Preis-Leistungsverhältnis.
Das Traditionshaus macht die richtigen Schritte in die Zukunft: Die gepflegte Qualität der Ausstattung und der in vielen Bereichen gute Service zeigen, dass das Haus sehr gut geführt ist. Doch eine Herausforderung wird auch in Zukunft die Rekrutierung von Personal sein, dass fachlich qualifiziert ist und auch über Fremdsprachenkenntnisse verfügt.
Klarer Minuspunkt ist noch die Gastronomie, hier besteht Luft nach oben. Doch die Entwicklung macht Hoffnung und der fünfte Stern scheint in Sichtweite – wenn er denn überhaupt gewollt ist.
Die Wertung auf der Travelgrand-Skala:
1. Ausdrückliche Reisewarnung
2. Besser als unter der Brücke
3. So lala, nicht oh, là, là
4. Meckern auf hohem Niveau
5. Wenn’s nur immer so wär
6. Ganz großes Kino