#Wertung
Die Bewertung erfolgt nach subjektiven und zugleich professionellen Gesichtspunkten aus meiner Perspektive als langjähriger Branchen-Insider anhand des Net Promoter Score auf einer Skala von 1 (unwahrscheinlich, dass ich das Unternehmen einem Freund oder Kollegen empfehlen würde) bis 10 (äußerst wahrscheinlich).
Location
Die Frage, ob man als leidenschaftlicher Ski-Fahrer in dem wunderschönen 5-Sterne-Chalet gut aufgehoben ist, beantwortet sich bei der Ankunft auf den ersten Blick: Direkt am Fuße der Hexenboden-Bahn gelegen, fährt man praktisch von der Piste ins Hotel hinein. Zahlreiche weitere Abfahrtspisten wie die Trittkopfbahn und Zürsersee sind nur einen Katzensprung entfernt. Auch Langläufer können direkt von hier starten und haben es auch nicht weit bis ins Paradies: Der 65 Kilometer lange „Run of Fame“ (18.000 Höhenmeter) in Lech etwa ist leicht zu erreichen. Dass es sich beim Arlberg generell um eines der schneesichersten Gebiete Europas handelt, muss man Kennern nicht erklären.
Die ideale Lage erklärt sich aus der Geschichte des Hauses. Als der Textilunternehmer Thurnher das Haus 1964 erbaute, wollte sich der Wintersport-Enthusiast aus Dornbirn damit ursprünglich sein eigenes, exklusives Feriendomizil für die Wintersaison schaffen. Das erschien seinem Steuerberater jedoch zu verschwenderisch – und so entstand die Idee, das Haus als Hotel anzulegen.
Seit acht Jahren wird es von seiner Tochter Dr. Beatrice Zarges geführt, die dabei bis heute von ihrer Vorgängerin unterstützt wird – ihrer Mutter.
So verwachsen das Hotel mit der Region ist, so international ist heute seine Klientel: Im Salon trifft man auf Amerikaner genauso wie auf Europäer jedweder Herkunft. Spätestens an diesem Punkt löst sich der Verdacht von Piefigkeit in Luft auf: Der Alpenhof ist explizit auf Vielfalt ausgerichtet. Das Luxushotel wird seinem Slogan „Ihr Zuhause in den Bergen“ auf überraschend weltläufige Weise gerecht: Hier fühlt sich zu Hause, wer in der Welt zu Hause ist.
Ausstattung
Luxus, der über die Erwartungen hinausgeht, hat in Thurnher’s Alpenhof vom Tag der Gründung an Tradition. Bei seiner Eröffnung war das Haus das erste Luxushotel am Ort und das erste Hotel, das jedem Gast sein eigenes Badezimmer bot – bis dahin waren Etagenbäder für Reisende am Arlberg alternativlos.
Das Haus ist im klassischen Sinne gemütlich und in seiner Ausstattung mit den Jahren gewachsen. Das ist eine erfrischende Abwechslung zu den oft sehr vereinheitlichten Design-Linien neuer, größerer Häuser. Das heißt allerdings keineswegs, dass es an gestalterischer Finesse fehlen würde. Jeder Raum hat seinen eigenen Charme. Von der Leinen-Tischdecke bis zu den kostspieligen Orchideen ist alles vom Feinsten und spielt virtuos zusammen. Dabei überlässt die Hausherrin nichts dem Zufall: Jedes Jahr vor Saison-Eröffnung fliegt sie einen bekannten französischen Innendesigner aus Bali ein. Gemeinsam dekorieren sie jedes Zimmer und jeden öffentlichen Bereich neu, damit selbst Stammgäste von Saison zu Saison keine Chance haben, sich satt zu sehen.
Der relativ frisch renovierte Spa-Bereich ist der Größe des Hauses angemessen. Es gibt drei Saunen, ein Dampfbad und auch ein Hallenschwimmbad, das das reale Bergpanorama auf der Fensterseite durch ein Strandpanorama in Gemälde-Form auf der anderen Seite kontrastiert. Der Fitnessraum ist klein, aber sehr gut ausgestattet, so wie vieles in diesem Haus petit und doch grand ist.
Neben den 14 Zimmern und 24 Suiten verfügt das Hotel in einem separaten Gebäude auch über mehrere „Residences“ – großzügige, luxuriöse „Serviced Apartments“, die man sowohl mieten als auch zum einem Preis von 1,3 bis 3,5 Millionen Euro erwerben kann.
Gastronomie
Gourmets hat die Region Arlberg einige Highlights zu bieten. Doch es verlangt mir regelrecht Überwindung ab, sie überhaupt in Anspruch zu nehmen – so gut ist die hauseigene Küche in Thurnhers Alpenhof. Das abendliche 5-Gänge-Menü ist im Zimmerpreis mit Halbpension nämlich inbegriffen, und es hat auch ohne das offizielle Siegel subjektiv Sterne-Niveau. Kenner werden ihre helle Freude daran haben, mit welcher Finesse die Mitarbeiter die fantastischen Weine aus dem hauseigenen Weinkeller auswählen und kredenzen.
Ein zweites gastronomisches Angebot ist Coco‘s Lounge. Hier wird Surf&Turf serviert – verschiedene Variationen von Klassikern wie Filetsteaks mit Shrimps oder Hummer.
In der Vergangenheit war das vergleichsweise kostengünstige Champagner-Angebot ein Highlight des Aufenthalts im Alpenhof. Diese Idee wurde inzwischen leider aufgegeben.
Service
Der exzellente Service ist das Markenzeichen von Thurnher’s Alpenhof. Ich reise spät an einem Freitagabend an. Doch begrüßt werde ich nicht von einem müden Nachtportier, sondern von der Chefin höchstpersönlich und in höchstem Maße herzlich. Als ich mich bei ihr für den späten Empfang bedanke, schüttelt sie lachend den Kopf: Zu noch späterer Stunde haben sich weitere Gäste angekündigt. Und sie nimmt jeden einzelnen Gast persönlich in Empfang, egal wann er anreist – für sie eine Selbstverständlichkeit.
Zu jedem Zeitpunkt spüre ich, dass dieses Hotel bei aller Professionalität geführt wird wie eine persönliche Leidenschaft: Die Gastgeberin ist ständig präsent und kümmert sich liebevoll um ihre Gäste. Wie in alten Zeiten hat hier jeder Gast seinen festen Platz – und wird von jedem Mitarbeiter selbstverständlich mit Namen angesprochen. Klar, denn ich sitze nicht an Tisch 7, sondern am Tisch von Herrn Rath.
So wie die Gäste keine durchlaufenden Nummern sind, bekommt man es auch bei den Mitarbeitern nicht mit irgendwem zu tun: Der Fitnesstrainer ist kein geringerer als „Mr. Universe Fitness“ Bernd Österle. Der Alpenhof ist außerdem das einzige Hotel am Arlberg, das sich einen eigenen Skilehrer leistet, der jeden Tag geführte Touren für die Gäste anbietet – ohne Zusatzkosten. Ebenso inbegriffen sind die ganztägige Kinderbetreuung und der abendliche Stretching-Kurs nach dem Skifahren. Letzterer wird von Helmut geleitet, dem Bademeister des Hotels – und ganz nebenbei auch noch Schach-Großmeister. Auf Wunsch gibt er den Gästen auch in dieser Disziplin Unterricht; ein besonderes Erlebnis, dem man sich an sonnigen Tagen vorzugsweise auf der Sonnenterrasse mit ihrem grandiosen Ausblick widmet.
Raths Experten-Tipps für die Region Arlberg
- Hütten: „Alter goldener Berg“ in Oberlech und die „Schroefli-Alm“ in Zürs sind die schönsten Adressen am Arlberg für eine authentisch alpine Hüttengaudi mit Stil.
- Wein: Die Hospiz-Alm in St. Anton hat einen der größten Weinkeller der Welt. Alle großen französischen Weine sind hier Magnum vorrätig – luxuriöser kann Après-Ski kaum sein.
- Restaurant: Das vielfach ausgezeichnete „Murmeli“ in Oberlech serviert verfeinerte österreichische und internationale Spezialitäten mit Panorama-Blick.
Fazit: Eingeschneit und Spaß dabei
In der Nacht vor meiner geplanten Abreise gehen Schneemassen über Zürs nieder, und ich komme nicht weg vom Arlberg. Im Normalfall würde ich mich darüber ärgern. Nicht in diesem Hotel. Thurnher’s Alpenhof strahlt die Qualitäten seiner Führung aus: elegant, facettenreich, detailversessen und liebevoll charmant. Die Großzügigkeit im Service wiegt die begrenzte Größe des Hauses und der Facilities mehr als auf. Dass dieses Hotel nicht nur ein liebevoll gehegter Familienschatz ist, sondern auch die praktizierte Leidenschaft der Hausherrin und ihrer Familie, spüre ich als Gast in jedem Detail. Ein „Zuhause in der Ferne“ wollen viele Hotels sein. Eine Gasterfahrung, die auf so hohem Niveau gleichzeitig persönlich und professionell ist, bieten nur wenige. St. Moritz oder Zermatt habe ich keine Sekunde vermisst. Vielmehr ahne ich, dass es beim nächsten Skiausflug in die Schweiz umgekehrt sein könnte. Rath checkt ein, und gern immer wieder.