Die Taj Hotels kenne ich bereits von einigen Aufenthalten – in London, Südafrika oder auf den Malediven. Ich mag sie. Die indische Hotelgruppe weiß, was exzellentes Gastgebertum ausmacht. Wenn ich ein Taj Hotel betrete, sind meine Erwartungen daher auch recht hoch. Was ich in New York erlebt habe, ist allerdings noch mal eine andere Liga.
Bevor ich Ihnen mehr vom “The Pierre” erzähle, muss ich aber kurz auf die Rolle der amerikanischen Gewerkschaften eingehen. Diese haben nämlich wirklich gar nichts gemein mit dem eher kooperativen Gewerkschaftsgeist in Deutschland – und ja, ich sage das auch trotz der vielen Bahn- und Flugstreiks in den vergangenen Monaten. Die US-Gewerkschaften dominieren den Markt und machen es fast unmöglich, ein Hotel zu führen. Die Bewegungsspielräume der Hoteldirektoren sind hier wirklich extrem gering.
Nichtsdestotrotz schafft das Management es im “The Pierre”, das Beste aus den gewerkschaftlich organisierten Mitarbeitern herauszuholen. Ich habe hier tatsächlich das Gefühl, dass man sich über meinen Besuch freut. In New York ist das selten genug. Ich habe schon viele Hotels im “Big Apple” besucht, doch in keinem habe ich mich so wohl, so willkommen gefühlt wie im “Taj Hotel The Pierre”. Tajness eben!
Das Hotel beeindruckt schon auf den ersten Blick. 160 Meter ragt der 1930 erbaute Turm an der 5th Avenue in die Höhe. Es ist eines der legendären Architekturdenkmäler des alten New York – mit einer großartigen Lage in der Upper East Side. Direkt gegenüber befindet sich der Central Park, um die Ecke das Plaza. Ab 1948 sendeten ABC Television und FM Radio für einige Jahre aus der obersten der 41 Etagen. Bis heute ist das Gebäude immer wieder in Filmen und Fernsehserien zu sehen, zuletzt 2018 in “Ocean’s 8” mit Anne Hathaway.
Im Jahr 1959 wurden aus einigen Hotelzimmern 75 Wohnungen, die an private Investoren verkauft wurden. Die Zeit der Stars im “The Pierre” brach an: Elizabeth Taylor, Aristoteles Onassis, Mohamed al-Fayed oder Yves Saint-Laurent lebten in den Wohnungen. 13 der ehemaligen Apartments sind als “Grand Suites” heute wieder Teil des Hotels.
Bei meinen ersten Begegnungen im Hotel mit Maurice und Khady hatte ich die Gewerkschaften fast vergessen. Doch beim Frühstück am nächsten Morgen wird mir klar, dass man hier leider auch nicht auf der Insel der Glückseligen ist. Ich möchte einen Cappuccino und wende mich an einen der Kellner. Der ist nicht der Getränkekellner und muss erst seinen Kollegen holen. Dieser wiederum erklärt mir, dass die Kaffeemaschine leider kaputt ist, ich aber gern Tee oder Filterkaffee haben könnte.
Ich frage ihn, ob es denn im ganzen Hotel keine andere Kaffeemaschine gibt. Doch, doch, aber in einer anderen Abteilung, sagt er, und ob ich den Manager sprechen möchte. Natürlich möchte ich. Der Manager kommt, entschuldigt sich und holt mir gern meinen Cappuccino aus der anderen Abteilung. Er geht die sogenannte “extra mile” für mich. Als Manager kann und darf er das, was dem Kellner nicht erlaubt ist. Andere Abteilung. So ist das hier eben.
Zwei weitere Dinge gefallen mir im “The Pierre” ausnehmend gut. Zum einen ist da der Shuttle-Service: Zwischen 12 und 22 Uhr können sich die Gäste des Hauses nach dem Prinzip “first come first serve” kostenfrei durch die Stadt fahren lassen – in einer Mercedes S-Klasse. Zum anderen beeindrucken mich der F&B-Manager Brian Panella und der Executive Chef de Cuisine Michael Mignano. Letzterer kocht aus meiner Sicht auf sehr hohem Michelin-Sterne-Niveau. Panella wiederum überrascht mit seinen Wein-Vorschlägen. Bordeaux oder Burgunder kann jeder empfehlen; er kommt mit exotischen Weinen, die man nicht unbedingt kennt, die aber trotzdem hervorragend sind.
Natürlich ist das Haus an der 5th Avenue in die Jahre gekommen. Es ist aber auch hervorragend renoviert worden. Seinen legendären Ruf hat es in den vergangenen Jahren zwar etwas eingebüßt, wird ihn aber mit Sicherheit bald wieder auffrischen. Heute führt TAJ das Haus auf dem Level eines Peninsula-Hotels. Freundlicher und herzlicher bin ich in New York noch in keinem anderen Hotel empfangen worden. Ein echtes Zuhause mitten in dieser sonst doch oft kalten Stadt.
Raths Reise-Rating (aktuelle Wertung gefettet):
1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
TAJ HOTEL THE PIERRE NEW YORK
Resort Name: Taj Hotel The Pierre New York
Land: USA
Region: New York
Beste Reisezeit: ganzjährig
Zielflughafen: New York City (JFK)
Transfermittel vom Flughafen: Taxi/Limousine
Transferzeit: 1,5 Stunden
Zimmerpreis pro Nacht: Ab 1095 Dollar pro Nacht
Besondere Empfehlung: Besuchen Sie eine Aufführung des Broadway-Musicals „The Great Gatsby“. Das entführt Sie direkt in die Zeit, als das Hotel The Pierre erbaut wurde.
Erschienen auf: