Es ist ein kalter, aber strahlend sonniger Morgen, als mein Team und ich in Keitum ankommen, dem grünen Herzen von Sylt. Ein idyllisches Bild bietet sich uns: prächtige Alleen mit historischem Baumbestand und alte Friesenhäuser, meist umgeben von den typischen Steinmauern. Mit seinem imposanten, 5 000 Quadratmeter umfassenden Reetdach in S-Form, eines der größten in Europa, passt das Severin’s Resort und Spa perfekt in die einzigartige Kulisse des früheren Kapitänsdorfes. Auf dem Weg zum Haupthaus fällt mir der gerade für Wintermonate liebevoll gepflegte Garten auf, voller akkurat gestutzter Buchsbäume. Hier werden wir eine Zeit lang tagen und arbeiten – ein „Offsite“ auf Business-Neudeutsch – und nebenbei das Hotel der Kategorie „Fünf Sterne Superior“ für Sie testen.
Das Haus ist Teil der ZechGruppe, eines innovativen Immobilienentwicklers, dem unter anderem auch die im Vier-Sterne-Bereich aktiven Atlantik-Hotels gehören. Seit neun Jahren führt Christian Siegling das Sylter Resort, der in meiner Wahrnehmung sowohl die Mitarbeiter motiviert, den Gästen auf Augenhöhe begegnet als auch noch erfolgreich wirtschaftet. Wir kennen uns, deshalb folgt statt des formellen Check-ins ein offener Plausch über die Insel, „sein“ Haus und andere Branchen- achsimpeleien. Anschließend bezieht unsere kleine Gruppe eine der privaten Villen auf dem Gelände. Diese sind wie die übrigen Gebäude weitgehend im Einklang mit der historischen Umgebung, dem Weltnaturerbe Wattenmeer und nachhaltigen Standards errichtet worden. Die Schonung von Ressourcen und der Einsatz natürlicher Materialien – ohne Kompromisse beim Komfort – sind mir bereits aus anderen Häusern der ZechGruppe vertraut, wie etwa dem Severin’s am Arlberg. Ein moderner, lässiger Luxus, der auch das zukünftige Severin’s am Tegernsee prägen soll. Auf Sylt stehen den Gästen exakt 62 Zimmer und Suiten, 23 Studios und Apartments sowie fünf Villen zur Verfügung. In einem dieser Privatrefugien dürfen wir uns auf 400 in warme Töne getauchten Quadratmetern ausbreiten, nebst eigener Sauna und direktem Spa-Zugang. Wie so oft sind es die vermeintlichen Kleinigkeiten, die Häuser wie das Severin’s von anderen Hotels abheben: die sorgfältig arrangierten Blumen, die persönliche Betreuung durch Concierge Heidi Velz oder die weiche Kaschmirdecke auf dem Sofa, in die ich mich abends einkuschele. Und die man, stelle ich später fest, für daheim hier kaufen kann.
Der exklusive Spa-Bereich des Hotels erstreckt sich auf 2 000 Quadratmetern und bietet eigentlich alles, was Wellness-Willige wollen könnten. Es gibt drei Themensaunen, ein Dampfbad, ein orientalisches Hamam und ein Schwimmbad, in dem man, aus der Rückenlage, durchs Glasdach in den Himmel schaut. Nach ein paar morgendlichen Bahnen vereinbare ich auf dem Weg zum Frühstück bei Spa-Manager Henrik Schuster gleich eine hawaiianische „Lomi Lomi Nui“-Massage für den nächsten Tag. Die Behandlungen sind so individuell und exklusiv wie das Resort selbst und werden nach dem „Sylter Kräftekompass“ untergliedert. Dieser nimmt sich die vier Landschaften der beliebten Insel zum Vorbild – Dünen, Heide, Strand und Wasser – und widmet ihrer Symbolik entsprechende Anwendungen. Das Frühstück selbst gehört für mich zu den besten, die in deutschen Hotels offeriert werden. Und das bis 13 Uhr! Die Auswahl ist groß und im Wortsinn geschmackvoll, angefangen vom regionalen Roggenbrot über bayerisches Laugengebäck bis zum Croissant. Fisch darf frisch, geräuchert oder eingelegt verkostet werden, wir sind schließlich auf Sylt. Ich wähle das „Severin’s Vital“, ein dunkles Vollkornbrot mit pochiertem Ei und Avocado. Köstlich. Am Abend hat der hungrige Gast die Wahl zwischen den Restaurants Hoog, mit zeitgemäß interpretierter Sylter Küche, und dem Tipken’s von Nils Henkel, das gerade mit seinem ersten Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Auf Basis saisonaler Zutaten, wiederentdeckter Gemüsearten und Wildkräutern zaubert Henkel mit Küchenchef René Verse innovative Gerichte. Bestellen Sie unbedingt das vegetarische Flora- oder das Fauna-Menü mit Fleisch und Fisch, die echte Höhepunkte unseres Aufenthaltes waren. Die jeweils vier bis sechs Gänge bewegen sich in einem Preisrahmen von 145 bis 210 Euro und sind es definitiv wert. Leider vergehen die drei Tage der „Workation“ wie im Möwenflug, was besonders schmerzt, wenn man sich dank aufmerksamem Service, gehobenem Ambiente und zahlreicher Annehmlichkeiten sehr wohl gefühlt hat. Selbst wer Entspannung und Genuss mit Arbeit verbinden muss oder möchte, wird dafür kaum einen schöneren Platz finden.
Business-Check
Anreise — mit dem Auto; Shuttle vom Bahnhof Keitum oder Westerland bzw. Flughafen Westerland
Parkmöglichkeiten — 70 Plätze, acht Ladestationen
Concierge-Service — umfangreich
Nachhaltigkeit — GreenSign Hotel Level 4
Fitness — Techno-Gym-Geräte und Kursprogramm
Spa — auf 2 000 Quadratmetern, mit Hamam, Themensaunen, Pool und Behandlungsräumen
Zimmerpreise — Superior Doppelzimmer ab 390 Euro pro Zimmer/Nacht, Suiten ab 520 Euro inkl. Frühstück
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