Urlaub in St. Moritz zu verbringen, das bedeutet einzutauchen in eine wahre Luxuswelt. Die bekanntesten und exklusivsten Marken für Mode, Schmuck, Uhren und Champagner sind vor Ort präsent. Die vermögendsten und (vermeintlich) attraktivsten Menschen logieren hier, fahren in den kostspieligsten Autos umher und feuern vom VIP-Bereich aus die schnellsten Pferde an. Und das ist bloß eine kleine Auswahl.
Bei meinem Aufenthalt im Februar während des Gourmetfestivals ergänzte sich diese Liste der Highlights zudem um gleich zehn Drei-Sterne-Köche. Und es gibt noch zwei andere Events der Extraklasse, für die St. Moritz berühmt ist: das „Polo World Cup on Snow“-Turnier und das „White Turf“, ein Pferderennen auf dem zugefrorenen St. Moritzersee. Wer in der High Society etwas auf sich hält, ist bei diesen Veranstaltungen im Schweizer Engadin dabei.
Natürlich liest eine exzellente Hotellerieszene dem illustren und wählerischen Publikum jeden Wunsch von den Augen ab. Als Flagschiffe gelten das „Badrutt’s Palace“ und das „Suvretta“, beides traditionsreiche Grandhotels, welche die Schweizer und vermutlich auch weltweite Grandhotellerie geprägt haben. Zu den großen Häusern in St. Moritz gehört auch das „Grand Hotel des Bains Kempinski“ mit seiner ungewöhnlichen Lage, bestem Service nahe dem See, dafür aber leider ohne Blick auf die Berge. Ebenso das „Hotel Giardino Mountain“, das zwar etwas außerhalb liegt, dafür aber mit seinem lässigen Charme besticht.
Der sehnsüchtige Blick auf diese Kulisse bleibt auch im „Thiptara“ unvermeidlich, einem der insgesamt sechs Restaurants und Lounges. Vor uns brennen drei Meter hohe Fackeln, in den Palmen über uns sind Lämpchen versteckt und für die musikalische Untermalung des Essens sorgt ein Zitherspieler, der traditionelle ostasiatische Melodien zupft. Stimmungsvoller geht es kaum.
Mutig finde ich dagegen das Preis-Leistungs-Verhältnis des Dinners: Das recht einfache Thai-Gericht für zwei Personen mit einem Gang und zwei Gläsern Wein beläuft sich auf 150 Euro. Dafür habe ich definitiv mehr erwartet, wenngleich die magische Atmosphäre dennoch die Investition wert war.
Das 1923 erbaute „Carlton Hotel St. Moritz“ strahlt einen historischen Charakter aus, auch nach der Komplettsanierung im Jahr 2007. Erhalten blieb damals im Grunde nur die Fassade. Heute hat das Haus statt wie früher rund 120 nur noch 60 Zimmer und Suiten, alle mit Süd-Balkonen und Blick über den See und in die Berge. Diesen Platzgewinn merkt man in vielen Bereichen. So hat selbst das kleinste Zimmer im Carlton noch eine stolze Größe von 45 Quadratmetern. Im großzügigen Lobbybereich mit seinen hohen Decken stehen gleich zwei gigantische, historische Kamine und über dem Eingang lockt eine große Sonnenterrasse die Gäste zum Verweilen bei Tee oder Champagner.
Apropos Champagner. Den gibt es natürlich im Überfluss, schließlich befinden wir uns in St. Moritz. Im „Carlton“ wird schon zum Frühstück ein Glas Rosé oder Brut von Roederer eingeschenkt, einem der feinsten Tropfen, die man sich wünschen kann. Überzeugend finde ich auch die Extra-Serviceangebote. Es gibt beispielsweise einen kostenlosen 24-Stunden-Shuttle innerhalb von St. Moritz. Egal, wo ich gerade bin oder als nächstes Station machen möchte: Ein Anruf und wenige Momente später ist der Wagen da, holt mich vom Lift ab, fährt mich zum Shoppen oder bringt mich spät nachts zurück ins Hotel.
Acht Grandhotels hat St. Moritz, mit durchschnittlichen Zimmerpreisen im vierstelligen Bereich, vielleicht die teuersten Raten der Welt! Trotzdem, und das finde ich wirklich beeindruckend, haben alle Hotels ihre Luxusnische und funktionieren gut. Allerdings: An meinem skifreien Tag fahre ich zum Mittagessen auf den Berg und allein diese Hin- und Rückfahrt kosten mich 54 Franken. Da ist für mich die Schmerzgrenze überschritten.
Fazit: Das „Carlton Hotel“ ist für mich das beste und schönste Grandhotel in St. Moritz, weil man die Liebe der Mitarbeiter und der Direktoren zum Haus und seinen Gästen spürt. Versnobbtes Naserümpfen kommt hier glücklicherweise nicht vor, stattdessen wird offene Herzlichkeit geschenkt. Und das ist gut so.
Erschienen auf: