In Bangkok ist die Frage nach der richtigen oder falschen Seite des Flusses zentraler als man denken könnte. Ich gestehe, sie wird auch mich noch beschäftigen während meines Aufenthalts. Als Kölner muss ich natürlich sofort an die „Schäl Sick“ denken, die falsche Seite des Rheins. Je nach Betrachtungsart.
Über 151 Meter ragt das The Peninsula Bangkok am Ufer des Chao Phraya in die Höhe, die vielen Fenster schimmern smaragdgrün. Auf seinen 37 Etagen verteilen sich insgesamt 367 Zimmer, und es darf als architektonische Meisterleistung angesehen werden, dass man den „Fluss der Könige“ von jedem einzelnen aus sehen kann. Auch der Check-in wird im Zimmer durchgeführt, beachtlich bei der Größe des Hauses. Gleich fällt mir ein schönes Detail beim Service auf: Eine der Tüten, die ich dabei habe, ist gerissen. Sofort wird sie ersetzt durch ein Exemplar mit Peninsula-Logo. Es fängt gut an.
Neben dem phänomenalen Ausblick dank der bodentiefen Glasfront haben auch die nicht mehr ganz „frischen“ Zimmer ihre Vorzüge. Vom Flur aus betrete ich einen kleinen Raum mit Sitzgelegenheit und Garderobe, in dem sich Gepäck und Reisekleidung verstauen lassen. Gegenüber befindet sich das eindrucksvolle Marmorbad mit reichlich Ablageflächen und einem Fernseher an der Wand für ausgedehnte Wannenbäder – oder für die Dusche mit Morgennachrichten.
Der Bildschirm erinnert mich an das Geburtsjahrzehnt des Peninsula, die Neunziger, als es in Hotels üblich war, in verschiedenen Räumen kleine TV-Geräte und Radios aufzustellen. Ein Fernseher im Bad war allerdings damals unüblich und galt als besonders luxuriös. Auch die Zimmer sind großzügig bemessen, keines ist kleiner als 46 Quadratmeter. Die „The Peninsula Suite“ erstreckt sich über 364 Quadratmeter und verfügt außerdem über einen privaten Hubschrauber-Landeplatz.
Sämtliche Zimmer haben Täfelungen und Möbel aus landestypischem Teak- und Makhaholz. Helle beigefarbene Sessel- und Sofakombinationen mit seidenen Bezügen und flauschige Teppiche sorgen für eine behagliche Salon-Atmosphäre. Die genieße ich vor allem abends bei einem Wein oder Buch auf der Couch.
Der sehnsüchtige Blick auf diese Kulisse bleibt auch im „Thiptara“ unvermeidlich, einem der insgesamt sechs Restaurants und Lounges. Vor uns brennen drei Meter hohe Fackeln, in den Palmen über uns sind Lämpchen versteckt und für die musikalische Untermalung des Essens sorgt ein Zitherspieler, der traditionelle ostasiatische Melodien zupft. Stimmungsvoller geht es kaum.
Mutig finde ich dagegen das Preis-Leistungs-Verhältnis des Dinners: Das recht einfache Thai-Gericht für zwei Personen mit einem Gang und zwei Gläsern Wein beläuft sich auf 150 Euro. Dafür habe ich definitiv mehr erwartet, wenngleich die magische Atmosphäre dennoch die Investition wert war.
Die Gastronomie des „The Peninsula Bangkok“ hat derweil noch einiges mehr zu bieten. Vor allem das „Mei Jian“ mit chinesischer Küche begeistert mich. Das Fine-Dining-Restaurant nimmt nur Reservierungen für je bis zu vier Personen entgegen, die mit einem 9-Gänge-Menü verwöhnt werden. Darunter klassische chinesische Delikatessen wie der „Steamed Tiger Grouper“ oder das als besonders gesund geltende und teure „Birds Nest“ aus dem Speichel der Weißnestsalangane, einer Schwalbenart.
Das Frühstücksbuffet am nächsten Morgen ist sehr attraktiv angerichtet und vielfältig, selbst die Auswahl an glutenfreien Optionen sowie für Vegetarier und Veganer überzeugt.
Mit dem langen Swimmingpool hat sich das Thema Wellness im „Peninsula Bangkok“ natürlich noch nicht erledigt. In einem separaten Haus mit drei Etagen befinden sich Anwendungsräume für traditionell östliche wie westliche Angebote zu Schönheit und Entspannung, die Sauna sowie Aromatherapie-Dampfbäder und Relaxzonen für Frauen und Männer.
Im zum Spa gehörenden Fitnessbereich hatte ich eine weniger erfreuliche Begegnung mit dem Service des „Peninsula Bangkok“. Zwei Mitarbeiter sind im Raum, als ich mich anschicke zu trainieren. Einer von ihnen fragt nach meiner Zimmernummer und reicht mir ein Handtuch. Das war’s. Kein Wort zu den Geräten, kein Vorschlag für weitere Übungen, keine Frage, ob ich eventuell Hilfe oder eine Erfrischung brauche. Das ändert sich auch in den folgenden zwei Stunden nicht. Sicher, ich komme gut allein zurecht, doch perfekter Service in einem Luxushotel fühlt sich anders an.
Alle sonstigen Prozesse laufen wie am Schnürchen: Die Blumen sind frisch und farbenfroh, das Obst perfekt gereift, der Shuttle ist zuverlässig. Was mir fehlt, ist eine gewisse Proaktivität, wie ich sie aus den besten Häusern Asiens kenne. Wünsche ahnen, ehe man sie äußert. Mit einem etwas aufgeweckteren Service und mehr Liebe zum Detail wäre das „Peninsula Bangkok“ zwar weiterhin ein rundes Vierteljahrhundert alt, jedoch noch immer in Topform.
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