Neueröffnung: Rosewood Munich

Unser Kolumnist (Capital Magazin) zählt zu den renommiertesten Hotelexperten Europas. Er stellt die besten Häuser vor. Diesmal: das Rosewood Munich

Als Hotel-Kolumnist besitze ich das Privileg, neue Häuser bereits in ihrer frühen Eröffnungsphase erleben zu können. Das erlaubt mir eine erste Einschätzung, was die Gäste später dort erwartet. Einer der besten Newcomer in Deutschland – wenn nicht in Europa – gehört zur Marke Rosewood, die bereits 33 Hotels in 21 Ländern führt. Qualitativ würde ich die Gruppe in einem Atemzug mit Four Seasons und Mandarin Oriental nennen. Und das Rosewood Munich, dem weitere deutsche Luxusherbergen folgen sollen, ist eine Bereicherung für die hiesige Hotellerie. Rund 500 Meter vom Marienplatz entfernt, mitten in der Stadt, hat es im Oktober seine imposanten Türen geöffnet, im ehemaligen Gebäude der Bayerischen Staatsbank. Und weil anspruchsvolle Touristen mehr Platz benötigen als Bankmitarbeiter, gehört das angrenzende Palais Neuhaus-Preysing mit dazu. Dieser Prunkbau bietet einen Ballsaal für Events – inklusive Stuckdecken, historischem Parkett und Original-Kronleuchter – sowie weitere ansprechende Tagungsräume.

Frauenkirche und Kaufhaus Oberpollinger liegen in Laufweite. © Rosewood Munich

Lokale Posse: Der Komplex gehört der Schörghuber Gruppe, die das neue Rosewood Munich gegen den Widerstand von Innegrit Volkhardt, Eigentümerin des Bayerischen Hofs, durchgesetzt hat. Derlei Animositäten kenne ich gut aus meiner Zeit als Chef einer großen deutschen Hotelgesellschaft, für die ich in der bayerischen Hauptstadt mehrere Häuser verantwortet habe. Im Bankgebäude nebst Palais treffen nun also Barock und Rokoko auf zeitgenössische Kunst und die Eleganz eines Grandhotels auf den typischen Münchner Charme. Und zwar fulminant: Das Rosewood Munich hat das Zeug, zu einer Topadresse in Europa aufzusteigen. Der Start war jedenfalls vielversprechend. Auch bei meinem zweiten Besuch war das Restaurant ausgebucht: morgens, mittags und abends. Das mag der Neugier der Menschen geschuldet sein, aber sicher auch der hohen Qualität. Karl-Heinz Pawlizki, Vertreter der Gesellschafter und selbst erfahrener Hotelier, wird das Haus wachsam begleiten. Schließlich waren die Investitionen enorm, das Rosewood Munich muss nun liefern. Was ich jetzt bereits sagen kann: Das Geld wurde mit Bedacht und sehr geschmackvoll ausgegeben. Dank der sorgsam gewählten Materialien wirkt das Interieur so luxuriös wie gemütlich. Die Möbel wurden extra für das Hotel angefertigt und sehen doch aus, als stünden sie schon immer hier. Da haben die verantwortlichen Architekten Hilmer & Sattler und Albrecht aus München und das Londoner Designbüro Tara Bernerd & Partners wirklich ganze Arbeit geleistet.

© Rosewood Munich

Auch der Service überzeugt mich. Ich bin seit Jahren in der Branche unterwegs, da trifft man zuweilen bekannte Gesichter. Hier ist es Annika, die ich aus dem Grand Hotel Heiligendamm kenne. Jetzt arbeitet sie für das Rosewood Schloss Fuschl in der Nähe von Salzburg, das im April eröffnen soll. Daher hilft Annika zuvor einige Monate in München aus, und man spürt, dass alle im Haus es gemeinsam besonders gut machen wollen. Beeindruckend: General Manager Roland Duerr begrüßt sogar am Sonntagabend um halb zehn noch persönlich seine Gäste in der Lobby. In jeder Ecke lässt sich die Liebe zum Detail entdecken. Kleine Finessen wie die butterweichen Lederhüllen für die Fernbedienungen. Die mit Tapete ausgekleidete Garderobe im Zimmer und die Regale, die als Raumtrenner fungieren und mit Reminiszenzen an Bayern dekoriert sind: Bücher über München, über BMW und sogar Helmut Dietls unvollendete Autobiografie „A bissel was geht immer“ finde ich. Viel besser als wahllose Stapel von Bildbänden. Dazwischen stehen ein Miniaturoldtimer, eine kleine Bergskulptur und ein imposanter Gamsbart unter Glas. Krimskrams, der eine wohlige Atmosphäre schafft. In der Gastronomie nimmt man den Regionalbezug ebenfalls ernst, soweit das in der Grandhotellerie möglich ist. Der Kaffee beispielsweise stammt aus der Rösterei Dinzler aus Irschenberg. Was mich ein wenig irritiert, ist die simple Flasche Sekt zur Begrüßung in der Suite – und das Duschgel, das recht aufdringlich nach Rosmarin duftet. Außerdem hat der Parkservice an meinem Auto Spiegel und Sitze verstellt. Aber das ist fast schon Erbsenzählerei. Positiv überrascht bin ich dagegen von meinen Initialen „CKR“, die auf Kopfkissen und Bademantel gestickt sind. Neben dieser persönlichen Note überzeugen mich die Leidenschaft des Teams und das imposante Gebäude schon jetzt. Das Rosewood Munich dürfte wohl bald als der leuchtende Hotel-Stern über der Stadt strahlen.

© Rosewood Munich
Raths Reise-Rating

1 — Ganz großes Kino
2 — Wenn’s nur immer so wäre
3 — Meckern auf hohem Niveau
4 — So lala, nicht oh, là, là
5 — Besser als im Hostel
6 — Ausdrückliche Reisewarnung

Business-Check

Anreise — per Taxi oder S-Bahn vom Flughafen in circa 45 Minuten, vom Hauptbahnhof in 10 Minuten
Parkmöglichkeiten — öffentliche Parkgarage nebenan
Digitale Ausstattung — sehr gut
Concierge-Service — sehr gut
Nachhaltigkeit — gut
Fitness — gut: Technogym-Geräte, eigenes TRX-Studio
Spa — persönlich, luxuriös, mit Pool
Zimmerpreise — Deluxe ab 700 Euro, Junior Suite ab 1 040 Euro und König Ludwig I. House ab 9 600 Euro

Tipp
Die Ausstellung „Glitch: Die Kunst der Störung“ hinterfragt unser mediales Bild der Wirklichkeit und spürt gesellschaftlichen Normen nach; mit Werken etwa von Sigmar Polke, Pipilotti Rist.
Ort — Pinakothek d. Moderne
Zeitraum — bis 17. März
Tickets — 10 Euro

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