Unser Kolumnist (Capital Online) zählt zu den renommiertesten Hotelexperten Europas. Er stellt die besten Häuser vor. Diesmal: eine Tour durch die „Selektion Deutscher Luxushotels“, von Sylt bis München
Vor einiger Zeit war ich auf einer ganz besonderen Reise, die mir bis heute nachdrücklich im Gedächtnis blieb, und die ich Ihnen daher wärmstens empfehlen möchte. Ich gastierte dabei in den Häusern der „Selektion Deutscher Luxushotels“ (kurz: SDL), einem 1987 gegründeten partnerschaftlichen Verbund von sieben deutschen und einer österreichischen Nobelherberge sowie dem Privatjet-Anbieter GlobeAir und Hapag Lloyd Cruises. Begleiten Sie mich doch einfach auf dieser ganz besonderen Test-Tour – von Sylt bis München.
Auf dem Papier zählen alle acht Hotels der SDL zu den Top-Adressen der Spitzenhotellerie. „Exzellenz aus Leidenschaft“ lautet das gemeinsame Motto, doch ich will mir persönlich einen umfassenden Eindruck dieser Elite verschaffen. Der Koffer ist gepackt und das Auto vollgetankt. Los geht’s im hohen Norden der Republik.
Es scheint gefühlt immer die Sonne, wenn ich auf Sylt bin. Gleich bei meiner Ankunft merke ich, dass mir ein Tag im „Severin*s Sylt“ zu wenig ist. Das Hotel, das aktuell Platz 1 in der Kategorie „Spa-Health-Resorts“ im Ranking „Die 101 Besten Hotels Deutschlands“ einnimmt, liegt direkt am Wattenmeer und bietet viele Übernachtungsoptionen, vom Einzelzimmer bis zur Villa. Und in puncto Wellness erfüllt es mir alle Wünsche.
Diesen lässigen Insel-Luxus spüre ich überall, von den Mitarbeitern bis hin zum Morgenkaffee beim Frühstück. Die Omnipräsenz des herzlichen Hoteldirektors Christian Siegling verleiht meinem Aufenthalt zusätzlichen Charme. Ehe ich die Weiterfahrt antreten muss, will ich im Haus rasch noch einen alten Freund begrüßen: Nils Henkel inspiriert das hoteleigene Restaurant „Tipken’s“ und ist ein echtes kulinarisches Ausnahmetalent. Er stellt mich vor die Wahl: Lieber das Flora- oder das Fauna-Menü? Zu beiden Themen hat Henkel übrigens fantastische Kochbücher verfasst. Ich entscheide mich für die Botanik und erlebe einen wahren Hochgenuss. Doch dann heißt es endgültig „Au revoir Sylt“ und „Salut Heiligendamm“.
Die Nummer Zwei meiner Reise, ein elegantes Hideaway, befindet sich an der Ostsee, und zwar jenem Teil, den man als die deutschen Hamptons bezeichnen könnte. Hier steht das „Grand Hotel Heiligendamm“, ein architektonisches Meisterwerk im klassizistischen Stil, das auf die Vision des Immobilienunternehmers Anno August Jagdfeld und seiner Familie zurückgeht. Jagdfeld erhielt als Investor in den 1990er Jahren bei seinen Plänen, Deutschlands schönstes Seebad aus seinem Dämmerschlaf zu wecken, große Unterstützung des damaligen Kanzlers Helmut Kohl.
Vom Steg aus betrachte ich das gesamte Areal und bin fasziniert, wie hier Natur und Hotel friedlich koexistieren. Auf den bisherigen, herausragenden Hoteldirektor Thies C. Bruhn folgte kürzlich der gebürtige Rostocker Mathias Gerds, und ich bin gespannt, wie er „die weiße Stadt am Meer“ weiterführt. Neben den bald nach meinem Besuch einer Renovierung unterzogenen, lichtdurchfluteten Zimmern (bis Anfang April wird das Resort aufwändig modernisiert) hat mir eine raffinierte Eigenkreation an der Hotelbar „Nelson“ den Tag versüßt. Der Barkeeper verrät nur so viel: „Dieser Drink besticht durch eine unaufdringliche Harmonie.“ Das deckt sich mit meinem Gesamteindruck dieses Grandhotels. Mit ein wenig Sand vom Ostseestrand in den Schuhen, setze ich meine Reise in Richtung Hamburg fort.
Dort kann ich meinen ersten Eindruck kaum in Worte fassen: Dieses Hotel ist und bleibt eine Institution voller zeitloser Eleganz. Schon beim Duft der frischen Blumen auf dem Zimmer schlägt mein Herz höher. Und egal, ob es um die dekorative Detailverliebtheit in der Lobby oder das köstliche Frühstücksbuffet geht – alles, wirklich alles, ist hier Weltklasse. Mir fällt ein, was Eigentümer Kurt Dohle, der das „Hotel Vier Jahreszeiten“ 2013 erwarb, in einem unserer Gespräche sagte: Er habe das Haus nicht aufgrund des kostbaren Gebäudes, seiner Lage an der Binnenalster oder der glorreichen Historie gekauft, sondern einzig wegen seines fantastischen Direktors Ingo Peters. Ein größeres Kompliment kann ein Besitzer einem angestellten Manager wohl kaum machen, denke ich.
Kein Wunder, dass andere etablierte Häuser ihre Topkräfte zu Peters (übrigens aktuell Vorsitzender der „Selektion Deutscher Luxushotels“) schicken, um vom Besten zu lernen und vielleicht irgendwann die Benchmarks des „Hotel Vier Jahreszeiten“ zu erreichen, die es seit vielen Generationen setzt. Wer einen vollendeten Luxusaufenthalt plant, sollte hier reservieren, im Hotel des Jahres 2023/24 der „101 Besten Hotels Deutschlands“. Für mich heißt es jedoch vorerst: Weiter geht’s!
Nach knapp viereinhalb Stunden komme ich in Düsseldorf an, auf der Königsallee, und checke im „Breidenbacher Hof“ ein, der auf eine über 200-jährige Geschichte zurückblickt. Mit der großen Wiedereröffnung 2008, läutete das renommierte Grandhotel eine neue Ära der Gastlichkeit ein, bei der ich damals selbst als „Baustellen-Hotel-Direktor“ das Gebäude ein wenig vorbereiten durfte.
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