„Das Achental“: Ein bayerisches Hotel-Juwel

Das 5-Sterne-Hotel „Das Achental“ liegt unweit des Chiemsees in Grassau. Es hat 179 großzügige Zimmer und Suiten und einen umfangreichen Tagungsbereich (© Das Achental)

Unser Kolumnist zählt zu den renommiertesten Hotelexperten Europas. Er stellt die besten Häuser vor. Diesmal: „Das Achental“ in Grassau am Chiemsee in Bayern

Carsten K. Rath hat zahlreiche Grandhotels geführt. Er betreibt die Reiseplattform travelgrand.ch und veröffentlicht die Rankings und Bücher der ­Serie „Die 101 besten Hotels“ künftig in Kooperation mit Capital. Hotels, über die er schreibt, bereist er auf eigene Rechnung. (capital.de)

Das Chiemgau ist eine echte Postkartenlandschaft. Grüne Wiesen im Vordergrund, ein paar braun-weiße Kühe darauf verteilt, dahinter schimmernd der blaue Chiemsee und in der Ferne hoch aufragende Alpengipfel. Inmitten dieser Idylle, zehn Minuten vom Chiemsee entfernt, liegt das Hotel „Das Achental“. Für mich gehört es zu den besten Resorts in Deutschland. Es ist der Hidden Champion unter den deutschen 5-Sterne-Häusern und liegt gleichauf mit Häusern wie etwa dem Bachmair Weissach oder dem Sonnenalp Resort im Allgäu. Es ist auf dem besten Weg einmal zum „Hideaway des Jahres“ aufzuschließen.

Vor rund 40 Jahren wurde der ehemalige Reiterhof zu einem großen Sporthotel umgebaut. Und nun schickt es sich an, eines der besten Hotels des Landes zu werden. Die Besitzer Dieter und Ursula Müller, denen auch die Hotelgruppe Motel One gehört, haben sich entschieden, aus dem Achental ein exklusives Hideaway und Tagungshotel zu machen. Ein Spagat, der bisher gelingt.

Großzügigkeit und perfekter Service

Es ist ein typisch-bayerisches Juwel geworden. Die Zimmer und Suiten, die Bibliothek, die Lounges und das Kaminzimmer – alles ist großzügig und hell. Wie in Bayern üblich, wurde viel Holz verbaut, was dem Hotel trotz seiner Größe die Wärme verleiht, die ich in Hotels suche – auch in den 15 Tagungsräumen.

Im gesamten Hotel – auch im Spa-Bereich – wurde viel Holz verarbeitet. Das verleiht dem Haus trotz seiner Größe eine gewisse Gemütlichkeit (© Das Achental)

Apropos Veranstaltungen: Im April 2024 findet die Verleihung des berühmten Gala Spa Awards statt. Die letzten Jahre wurde die Auszeichnung im Hotel Stanglwirt sowie im Brenners Park Hotel übergeben, vielleicht findet diese Veranstaltung im „Das Achental“ nun seine neue Heimat.

Begeistert bin ich von den Mitarbeitern, von ihrer Freundlichkeit und dem herzlichen Service. Einige kenne ich bereits aus anderen guten Häusern, aus Schloss Elmau etwa oder dem Grand Hotel Heiligendamm. Der Managing Direktor Nikolai Bloyd hat ein sehr gutes Händchen, was Personalführung und -bindung angeht. In kurzer Zeit ist es ihm gelungen, Gäste zu Stammgästen zu machen und exzellente Mitarbeiter zu akquirieren. Bloyd war zuvor als Chief Operating Officer der Geisel Privathotels und als General Manager in Schloss Elmau tätig, wo er sich offensichtlich ein gutes Netzwerk aufgebaut hat. Louis Steinle, der Quality and Development Manager im „Das Achental“, scheint ein Drilling zu sein – jedenfalls kommt es mir so vor, denn er ist immer und überall von früh bis spät an der Schaltstelle der Gäste zu finden.

Ein 2-Sterne-Restaurant und eine Küche mit regionalen Zutaten

Ein gutes Abendessen ist für mich immer der krönende Abschluss eines jeden Urlaubs- aber auch jeden Arbeitstages. Im Achental genieße ich die Abende ganz besonders, denn das hauseigene Restaurant „es:senz“ von Küchenchef Edip Sigl ist mit gleich zwei Michelin-Sternen ausgezeichnet. Der Chiemgauer Rehrücken, den ich mir bestelle, ist so zart und die Portweinjus so fein abgeschmeckt, dass ich Sigl gleich noch einen dritten Stern verleihen möchte. Die zahlreichen Gäste, die nur für Sigls Küche bis aus Salzburg oder München anreisen, bestätigen meinen Eindruck.

Küchenchef Edip Sigl hat für das Restaurant es:senz bereist 2 Michelin-Sterne erkocht (© Das Achental)

Die Küche im zweiten Restaurant, dem Weißen Hirsch, überzeugt mich ebenfalls. Das Hotel Management hat das Ziel, so viele lokale Lebensmittel zu verwenden, wie nur möglich. Die Fische, wie etwa der von mir bestellte Zander, sind aus den umliegenden Seen, der Wirsing, der meinen Zander begleitet, ist von Bauern aus der Gegend, das Wild wurde in den Wäldern der Region geschossen und der Honig auf dem Frühstücksbuffet kommt aus der eigenen Imkerei.

Golf, Tennis, Fußball – für sportliche Abwechslung ist gesorgt

An meinem ersten (Arbeits)-Tag im „Das Achental“ besuche ich den neuen 18-Loch-Golfplatz. Was für eine Aussicht! Statt mich schnellen Schrittes über die Greens zu bewegen, bleibe ich immer wieder stehen und genieße diese faszinierende Aussicht in die Berge. Dieser Platz gehört für mich in Deutschland sicher zu den Top 5.

Der 18-Loch-Golfplatz ist neu und zählt zu den besten in Deutschland (© Das Achental)

Neben dem Golfplatz und mehreren Tennisplätzen gibt es übrigens auch gute Fußballplätze. Die sind mit ein Grund, dass regelmäßig internationale Fußballteams ihre Trainingslager im „Das Achental“ abhalten. Während meines Aufenthaltes ist beispielsweise die A-Liga-Mannschaft von Beşiktaş Istanbul vor Ort. Selbst Ex-Fußballer fühlen sich hier wohl, stelle ich fest, als mir die Weltmeister von 1990 über den Weg laufen. Andreas Brehme, Lothar Matthäus, Jürgen Klinsmann und andere feiern alljährlich ein Wiedersehen – bis vor einiger Zeit zusammen mit ihrem damaligen Trainer Franz Beckenbauer.

Nach Golf und Tennis lege ich eine kleine Erholungspause im über 2000 Quadratmeter großen Spa-Bereich ein. Indoorpool, Outdoorpool, mehrere Saunen und Dampfbäder, Massagen, Moor-Anwendungen und Kosmetik-Angebote – es ist alles da, was ich mir von einem Luxus-Spa wünsche. Fragen Sie bitte unbedingt nach „Dimitri“, dem besten Physiotherapeuten, den ich auf meinen langen Reisen je kennenlernte und buchen Sie ihn – nach 50 Minuten fühlen Sie sich besser, ganz gleich welche körperliche Malussen Sie haben.

Im Spa-Bereich gibt es neben Pools und Saunen auch gemütliche Relaxing-Ecken (© Das Achental)

Was mir besonders gut gefällt, ist, dass auch beim Design des Spa viel Holz verwendet wurde: Die Wände im Ruheraum sind aus uralten, verwitterten Holzplanken, vor den Saunen stehen bayerische Vintage-Holzstühle und Schemel und auch die Schaukelliegen sind in Holzoptik gehalten. Hier fühle ich mich auf die beste Art mitten in Oberbayern. Ein schönes, ein gemütliches Gefühl.

Raths Reise-Rating

1 Ganz großes Kino

2 Wenn’s nur immer so wäre

3 Meckern auf hohem Niveau

4 So lala, nicht oh, là, là

5 Besser als im Hostel

6 Ausdrückliche Reisewarnung

Tipps für den Aufenthalt

Joggingtipp: Versuchen Sie doch mal die Laufstrecke der Profifußballer. Sie startet am Sportpark hinter dem Resort und führt durch Grassau und Marquartstein hinauf Richtung Hochplatte bis zum Berggasthof Staffn Alm. Die Strecke ist rund sieben Kilometer lang und hat es wegen der Steigung ganz schön in sich.

Ausflugstipp: Es muss nicht immer der Chiemsee sein. Er ist zwar der größte See der Region und bietet neben den Inseln Herrenchiemsee und Fraueninsel auch zwei schöne Ausflugsziele, aber die zahlreichen kleineren Seen rund um den Chiemsee sind mindestens genau so schön – und weit weniger überlaufen. Am Simsee, Langbürgner See, Hartsee, Tüttensee oder dem Waginger See kann man ebenfalls schön baden und spazieren gehen.

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