Tun und lassen können, was und wann immer man möchte: Diesen Luxus hat unser Autor selten. Selbst im Urlaub muss er sich an Uhrzeiten und Angebote halten. Außer er ist auf den Malediven. Denn im “The Nautilus” oder im “Four Seasons Landaa Giraavaru” findet er den Luxus der absoluten Freiheit.
Runterkommen, abschalten – auf den Malediven kann ich das immer besonders gut. Hier gibt es nur entspannende Ablenkungen, einfach nur aufs Wasser blicken, ein wenig schwimmen und am Strand spazieren zum Beispiel. Dass man das noch toppen kann, hätte ich mir nicht vorstellen können.
Doch dieses Mal ist schon meine Anreise ins Hotel eine Art Wellness-Behandlung. Vom Flughafen vor der Hauptstadt Malé geht es mit einer Jacht zu meinem ersten Ziel.
“The Nautilus”
Ja, es dauert rund zwei Stunden, aber die Fahrt ist viel sanfter als in einem der sonst üblichen Speedboote, die hart auf den Wellen aufschlagen. Ich hätte auch mit dem Wasserflugzeug anreisen können (Flugzeit circa 20 Minuten), habe mich jedoch bewusst für das Boot entschieden. An Bord schenkt der herzliche Steward mir das erste Glas Champagner ein.
Dann bietet er mir eine maledivische Massage an – nicht Schultern und Nacken, nein, eine “feel good body massage” im Spa der Jacht. Dazu die Aussicht über das türkisfarbene Wasser des Indischen Ozeans und die Vorfreude auf eine paar Tage am Strand. So schnell war ich noch nie so tiefenentspannt. Als hätte man mir den Stress-Stecker gezogen. Und genau so gehen die nächsten Tage weiter.
Das “Nautilus” ist benannt nach dem Kopffüßler Nautilus, dem einzigen Tintenfisch, der eine feste, eingerollte äußere Schale besitzt. Daran orientiert sich das Resort. Es gibt keine harten Linien, alles ist rund oder oval, egal ob die Villen, die Restaurants oder der Pool. Das soll den Energiefluss positiv beeinflussen, sagt man mir. Scheint zu funktionieren, denn ich fühle mich hier sofort wohl. Genau das streben die Mitarbeiter im “Nautilus” an, dass ich mich wie zu Hause fühle. “Comfort of home” nennen sie es. Ich frage mich: Wer wohnt denn so luxuriös? Und es gibt noch vier weitere Säulen, auf denen die Philosophie des Resorts ruht: “time stands still”, “art of bohemia”, “free spirit of experience” und “unscripted dining”. Klingt schon mal vielversprechend und wird auch gleich noch ausführlicher erklärt.
Sehr zu meiner Freude treffe ich auf einen alten Bekannten: Nitin Abbi aus Hamburg war vor vielen Jahren bei mir Trainee. Mittlerweile ist er seit sechs Jahren der Hotelmanager des “Four Seasons Landaa Giraavaru”. Er versteht sich als Gastgeber und ist ständig präsent, was das Konzept des Hotels noch einmal unterstreicht. Doch dazu später mehr.
Tatsächlich erlebe ich während meines Aufenthalts alle fünf Punkte. “Time stands still” – im “Nautilus” bedeutet, es gibt nirgendwo Uhren – also auch keine Regeln, denen sich der Gast unterordnen muss. Sie wissen schon, was ich meine – “Frühstück gibt es nur bis 10 Uhr” – nein, hier ist alles anders. Es gibt keine fixen Uhrzeiten für irgendetwas. Die Zeit ist ausgehebelt. Ich kann zu jeder Tages- und Nachtzeit machen, was ich möchte. Um 3 Uhr nachts steht mir der Sinn nach einer Massage? Kein Thema, bekomme ich. Ich möchte mein Frühstück erst um 4 Uhr am Nachmittag? Klar, kommt sofort. Das ist aus Hotelier-Sicht faszinierend und operativ schwierig. Solch eine Freiheit habe ich noch in keinem anderen Hotel erlebt. Wenn etwas Ultra-Luxus ist, dann genau das.
Doch es geht noch weiter: “Art of bohemia” – damit ist die Förderung der lokalen Kultur und des Kunsthandwerks gemeint. “Free spirit of experience” steht für all die unkonventionellen Erlebnisse: Frühstück auf einer Jacht, privater Filmabend auf einer Sandbank, spezielle Tauchgänge, eine Party mit Live-Musik im eigenen Strandhaus, Nachtschnorcheln, ein Barbecue am Strand – es gibt nichts, was es nicht gibt. Und das alles, wann immer ich will. Was das Hotel am Tag anbietet, kann ich auch nachts erleben und umgekehrt. Besonders beeindruckt mich das Gastronomie-Konzept.
“Unscripted dining” steht für die Wahlmöglichkeit, die Speisen auf den Menüs nur als “Inspiration” aufzufassen. Ich kann mich also in das japanische oder das italienische Restaurant setzen und bestellen, was die Küche vorschlägt. Aber ich kann es eben auch anders haben. Mir steht am Abend der Sinn nach frischem Fisch und ich möchte den Sonnenuntergang am Strand genießen. Die freundlichen Mitarbeiter bauen mir also einen Tisch auf der Sandbank auf und der Fisch wird mir direkt am Strand serviert.
Gründer des “Nautilus” ist der Malediver Ibrahim Umar Maniku. Auf seinen vielen Reisen hatte Maniku immer das Gefühl, er müsse sich nach den Gepflogenheiten der Hotels richten statt umgekehrt. Der Gast muss sich oft den Prozessen des Hotels anpassen – das wollte er hier anders machen. Und es ist ihm vollkommen gelungen. Ich muss mir keine Privatinsel mieten, um alles so zu erleben, wie ich es gerne möchte. Im “The Nautilus” habe ich das Gefühl, auf einer Privatinsel zu sein.
Raths Reise-Rating:
1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
“Four Seasons Landaa Giraavaru”
Trotz aller Annehmlichkeiten habe ich das Bedürfnis, doch noch einmal ein paar Tage auf einer ganz eigenen Insel zu verbringen. Dafür fahre ich weiter ins “Four Seasons Landaa Giraavaru” im UNESCO-Biosphärenreservat Baa-Atoll im Norden der Inselgruppe – gerade einmal 10 Minuten entfernt. Dieses Ultra-Luxus-Resort ist großzügig, genau wie die Insel.
Die Suiten sind großzügige Wohnhäuser mit direktem Zugang zum Meer. Das Angebot an Wassersport ist vielfältig, ich kann schnorcheln, tauchen, surfen, mit dem Kajak oder dem Katamaran fahren. Der Service ist zuvorkommend: Am Morgen steht im Bad eine Sonnencreme und am Abend, wenn ich vom Strand zurückkomme, hat man mir ein After-Sun-Gel hingestellt. Um mich freier auf der Insel bewegen zu können, stellt mir das Hotel-Management ein eigenes, mit meinen Initialen versehenes Fahrrad vor meine Villa.
Für die Küche im “Landaa Giraavaru” ist Gaetano Trovato verantwortlich, ein 2-Sterne-Koch aus der Toskana. Er kommt zweimal im Jahr auf die Insel, um mit den örtlichen Köchen die neuen Gerichte einzuüben. Besonders gut gefällt mir dabei, dass das keine Einbahnstraße ist und die Köche des “Landaa Giraavaru” ebenfalls regelmäßig in die Toskana reisen.
Nachhaltigkeit spielt im “Four Seasons” eine wichtige Rolle: Es gibt eigene Kräuter-, Obst- und Gemüsegärten, Hühner und Enten laufen umher und in der Auffangstation für Schildkröten werden verletzte Tiere gesund gepflegt. Die zufällige Begegnung mit einem mir bekannten österreichischen Hotelier bestätigt mich in meiner Meinung über die Qualität des Resorts. Wenn sich ein Mann, der selbst mehrere Luxushotels besitzt, das “Four Seasons Landaa Giraavaruu” für seinen privaten Urlaub regelmäßig aussucht, weiß man Bescheid.
Ich suche noch mehr Einsamkeit und lasse mich auf die Privatinsel Voavah bringen. Der Name bedeutet so viel wie Lebensart, aber auch rund, endlos, schön. Und tatsächlich, die kleine Insel ist rund, was für eine maledivische Insel eher selten ist. Mit der hoteleigenen Jacht bin ich in rund 6 Minuten vom “Four Seasons Resort” auf meiner runden Privatinsel.
Es ist eine der luxuriösesten Inseln der Welt. Fünf Hektar misst sie, darauf eine Wasservilla mit zwei Suiten, eine Beach-Villa mit drei Suiten und ein Haus, in dem sich im Obergeschoss zwei Mezzanine-Suiten befinden. 14 Erwachsene und sechs Kinder können hier ihren ganz privaten Urlaub verbringen. Ich könnte am Abend selbst kochen, bestelle aber lieber bei einem Koch des Hotels. Jeglichen Luxus, den ich auf der Hauptinsel genieße, erlebe ich natürlich auch hier, nur eben privater. Der Spa “Ocean of Consciousness Spa” ist eine ganz eigene Geschichte wert: Spezielle Ayurveda-Ärzte betreuen mich auf Voavah, leiten mich beim Meditieren an und bieten Yoga-Einheiten am Strand und im Pavillon auf dem Wasser an. Ruhiger, entspannter, privater habe ich die Malediven bisher noch nie erlebt
Raths Reise-Rating:
1. Ganz großes Kino
2. Wenn’s nur immer so wäre
3. Hohes Niveau, mit ein paar wenigen Schwächen
4. So lala, nicht oh, là, là
5. Besser als im Hostel
6. Ausdrückliche Reisewarnung
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