Luxus mit Seegang: Mit der Silver Wind von Porto nach London

Copyright: Silversea Cruises

Die Silver Wind definiert “all-inclusive” Luxus auf den sieben Weltmeeren neu. Schaukelpartie und grandiose Landgänge verleihen der Fahrt Expeditions-Charakter. Diese wird durch eine aktuelle Warnung für Eurowings allerding getrübt…

Eine Seefahrt, die ist…zuweilen doch sehr stürmisch. Haben Sie schon einmal Seestärke 8 von 10 erlebt? Ein wirklich eindrückliches Naturschauspiel und Reiseerlebnis. Zumindest, wenn Sie auf dem richtigen Schiff unterwegs sind. In meinem Fall ist es das Expeditionsschiff Silver Wind der Silversea Cruises. Silversea Cruises ist eine im Jahr 1994 gegründete, europäische Luxusreederei mit Hauptsitz in Monaco, die sowohl exklusive Kreuzfahrten als auch abenteuerliche Expeditionsreisen anbieten.

Der Kapitän erklärt mir direkt auf der Brücke der Silver Wind, dass Atlantikstürme keine Seltenheit sind. Auf unserem Weg rund um Portugal navigieren wir auf dem offenen Meer, das ist eben nicht der Müggelsee. Wer wie ich seekrank wird, sollte daher im Vorfeld sehr genau auf die Route achten, die er auswählt. Doch ich bereue nichts, das ist mir das Abenteuer wert. Ich steige in Porto / Portugal ein und in London wieder aus. Jeder kann ein- und aussteigen, wie es ihm beliebt, denn das Schiff fährt einmal um die Welt und macht keine Rundtour wie man es von Kreuzfahrtschiffen gewohnt ist.

Copyright: Silversea Cruises

Ein erfahrener Schifffahrtsgast bin ich bislang nicht. Vier Mal stach ich mit Tui Cruises, Mein Schiff in See. Einmal litt ich auf der AIDA, entdeckte mit einem amerikanischen Schiff Alaska und testete auch die MS Europa. Doch die Reise mit der Silver Wind setzt sich deutlich von meinen vorherigen Seefahrten ab. Da sind zum einen die Gäste. 90 Prozent auf der Silver Wind sprechen fantastisch amerikanisch, da sie aus den USA angereist sind.  Das liegt wohl auch daran, dass Silversea Cruises ein amerikanischer Anbieter ist. Zum anderen ist die Silver Wind ein richtiges Expeditionsschiff und steuert entsprechende Ziele an. Die Gäste sind wissbegierig und wollen wie ich neue Orte entdecken. Das klassische “all-inklusive”-Paket, dass ich gebucht habe, wird zum Glück ganz anders interpretiert als ich es aus Deutschland kenne. Anstelle von Spielcasinos und permanenten Cocktailempfängen kümmern sich sehr professionelle Butler um alle Wünsche, die ich während meiner Reise habe. Zudem sind auch alle Landgänge samt Verpflegung und Transfer inklusive. Das nenne ich echtes all-inclusive. Keine versteckten Kosten oder Limitierungen – einfach nur reisen, erleben und genießen.

Service der alten Schule

Copyright: Carsten K. Rath

Der Service ist sehr amerikanisch geprägt, im positiven Sinne. Alles funktioniert wahnsinnig schnell. Ich bestelle einen Cappuccino. 3 Minuten später wird mir dieser heiß serviert. Als ich abends meine Brille im Zimmer habe liegen lassen, fand ich sie mit einem Brillenputztuch geputzt wieder vor.

Wenn eine ältere Dame im Restaurant aufsteht und in ihre Kabine möchte, dann hat stets ein Kellner ein Auge auf die Dame. Ganz alte Schule eben. Er offeriert seinen Arm und begleitet sie unterstützend. Proaktiv führt er sie den zuweilen schwankenden Gang entlang.

Die Menüs sind absolute Klassiker. Ich genieße große französische Weine.  Die Restaurants sind alle klassisch und auf Sterneniveau ausgerichtet. Der Cesar Salad ist ein echter Cesar Salad. Er kommt mit dem richtigen Dressing und ist liebevoll garniert. Es passt einfach alles zusammen. Nur beim Frühstück stelle ich ein bisschen Luft nach oben fest.

Die Kabinen sind sehr ordentlich. Alles ist im 90er Jahre Stil gehalten, in toller Qualität. Der Butler-Service “awesome”, wie die Gäste stets sagen. Das kann man nicht oft genug erwähnen. Ich habe die getrüffelten Nüsse bei meiner Ankunft gegessen. Seitdem wurden diese wie von Zauberhand immer wieder aufgefüllt, ebenso der Champagner. Das Housekeeping ist einfach grandios. Zweimal täglich bekomme ich den vollen Service. Die Mitarbeiter sind super aufmerksam. Am ersten Tag wurde ich vereinzelt noch nach der Kabinennummer gefragt. Ab Tag zwei dann nur noch mit dem Namen angesprochen. Das bei über 250 Passagieren, eine großartige ServiceLeistung! Darüber hinaus werden sich auch die Präferenzen gemerkt – wie ich meinen Tee trinke muss ich nicht mehr lange erklären.

Hidden Secrets an Land – grandiose Seepausen mit festen Boden unter den Füßen

Copyright: Carsten K. Rath

Der erste, zweite und dritte sehr positive Eindruck vom Schiff setzt sich an Land fort. Wir legen in diversen Häfen an. Honfleur in der Normandie ist einer von ihnen. Dieser malerische Ort ist kein touristisch überlaufenes Gebiet, eine AIDA oder ein anderes Kreuzfahrtschiff wird hier sicher nicht anlegen. Honfleur entpuppt sich als einer der schönsten Orte, die ich je besichtigt habe. Monet ließ sich in dieser zauberhaften Umgebung inspirieren und auch ich möchte eigentlich gar nicht mehr weg.

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Le Mont St. Michel ist ein weiteres, absolutes Highlight unserer Fahrt. Diese felsige Insel liegt in der Bucht des Mont-Saint-Michel, ebenfalls in der Normandie. Das Kloster beherbergte einst Benediktiner und wurde später als Gefängnis genutzt. Heute ist es eine absolute Pilgerstätte und kulturelles Aushängeschild der Franzosen.

Ich weiß, ich wiederhole mich. Aber ein Highlight reiht sich an das nächste. Gibt es eine Steigerung von Highlight? Dann erlebe ich dieses an meinem letzten Tag an Bord. Wir fahren auf der Themse nach London ein und passieren die Tower Bridge. Übrigens ein absolutes Novum, dass ein Schiff der Expeditionsklasse nach London einfährt. Das ist nur aufgrund der kompakten Bauweise der Silver Wind möglich. Ein once-in-a-lifetime -Erlebnis. Wer dieses Spektakel erleben möchte kann sich morgens um 5 bereits mit heißem Kaffee und Bagels stärken.

Reisewarnung Rückflug

Copyright: Carsten K. Rath
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Mein Reiseerlebnis wird je durch ein sehr negatives Erlebnis beendet, der Rückweg gehört nunmal dazu. Wenngleich wir alle unter dem Fach- und Führungskräftemangel leiden, kann ich es nicht verstehen, warum ich zwei Stunden auf mein Gepäck am Düsseldorfer Flughafen warten muss. Ich bin mir der Fluggesellschaft Eurowings von London nach Düsseldorf geflogen. Die einstündige Verspätung kommentiere ich nicht weiter, denn die Abfertigung in Düsseldorf ist leider der Tiefpunkt in Sachen Servicequalität. Nachdem nun etliche Passagiere besagte 2 Stunden auf ihr Gepäck gewartet haben, verschwindet London von der Anzeigentafel. Vom Gepäck weiterhin  keine Spur. Von Eurowings Servicekräften übrigens auch nicht. Nach 11 Tagen, mehreren unbeantworteten Mails, auch an den Vorstandsvorsitzenden, bin ich zu dem Schluss gekommen, dass Eurowings unter Service offensichtlich Self-Service versteht. Wie war das mit dem Fisch und dem Kopf…? Über 2 Stunden habe ich im Lost & Found am Düsseldorfer Flughafen wohl über tausende Gepäckstücke gefunden. Meines war letzten Endes auch dabei. Unter dem falschen Datum, im falschen Raum. Danke an Irena, der sehr bemühten Mitarbeitern, die sicher bis heute noch etliche Überstunden leisten muss.

Rath`s Reise-Rating:

  1. AUSDRÜCKLICHE REISEWARNUNG
  2. Besser als unter der Brücke
  3. So la-la, nicht O-la-la
  4. Meckern auf hohem Niveau
  5. Wenn`s nur immer so wäre
  6. Ganz großes Kino

Fazit: Luxus auf hoher See

Mein Erlebnis auf der Silver Wind wird mir noch lange in Erinnerung bleiben. Mittlerweile habe ich wieder festen Boden unter den Füßen, worüber ich sehr froh bin. Doch die zuweilen holprige Fahrt war jede Seemeile wert. Der Service und das Konzept sind außergewöhnlich. Jeder Handgriff sitzt, alles passt ineinander, nichts ist gewollt, schon gar nicht bemüht. Qualität durch und durch. Jetzt verstehe ich auch die hohe Anzahl an Stammgästen. Direkt neben mir wohnt ein Ehepaar, dass seit einem Jahr auf hoher See wohnt und ihre Kabine entsprechend mit Andenken aus aller Welt dekoriert. Und wer weiß, vielleicht treffen wir uns wieder.

Copyright: Carsten K. Rath

Rath`s Reise-Rating:

  1. Ausdrückliche Reisewarnung
  2. Besser als unter der Brücke
  3. So la-la, nicht O-la-la
  4. Meckern auf hohem Niveau
  5. Wenn`s nur immer so wäre
  6. GANZ GROSSES (WELTMEER-)KINO

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